Zeitschrift-Artikel: BRIEFFREUNDSCHAFTEN

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Titel: BRIEFFREUNDSCHAFTEN
Typ: Artikel
Autor: Anonym
Autor (Anmerkung):

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Titel

BRIEFFREUNDSCHAFTEN

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Text

Wer sich an ältere „Fest und Treu"-Hefte erinnert, weiß, daß dort einige Male das aktuelle The­ma „Freund" und „Freundin" angesprochen wurde. Auch in Freizeiten wurde oft über die Fra­ge der Freundschaft zwischen Partnern verschiedenen Geschlechts gesprochen. Ich konnte dieses Thema schon nicht mehr hören. Trotzdem möchte ich über eine Form dieser Freundschaft, und zwar über die Brieffreundschaft schreiben, weil ich glaube, daß sie ziemlich verbreitet ist. Ich selbst mußte Erfahrungen darin machen.

Jeder Christ wird wissen, daß eine Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen Gefahren mit sich bringt. Bei der Brieffreundschaft ist es genauso.

Am Anfang will man es nicht wahrhaben. Man schreibt einem Mädchen (oder Jungen) und ver­harmlost die Probleme. Es fängt ganz alltäglich an: Man tauscht Erfahrungen aus und lernt die Gedanken des anderen kennen. Jedoch die Beziehung kann schnell einen anderen Akzent bekommen, z.B. wenn der Brief endet mit Redewendungen wie: „Dein Karl" oder ähnliches. Schon solch ein Gruß kann als Ausdruck der Zuneigung gedeutet werden. Oft ist es so, daß dieser Gruß sich steigert in „Dein an Dich denkender..." oder „Dein oft an Dich denkender..." usw. So kann sich aus einem unscheinbaren Anfang schnell eine Zuneigung entwickeln. Keiner kennt genau die Phantasie des anderen aber jeder macht sich seine Gedanken. Jenachdem wie man veranlagt ist, geht es schneller oder langsamer.

Eine Brieffreundschaft, die über Jahre hinausgeht, wird immer intensiver. Man schreibt Dinge, die man nicht jedem schreibt oder sagt. Hauptsächlich schreibt man nur Positives von sich und lobt den anderen mehr, als man kritisch ist. Man will seinen Briefpartner ja nicht verletzen oder ärgern. Die Wahrscheinlichkeit wird im Laufe der Zeit immer größer, daß man sich in den anderen verliebt. Damit kann die Beziehung sehr gefährlich werden. Es ist unbedingt wichtig, Gott zu fragen, ob der Briefpartner der geeignete Lebensgefährte ist. Wenn ein Christ den Kon­takt fortsetzt, ohne Gewißheit in dieser Frage zu haben, werden sich schwerwiegende Probleme ergeben. Wenn man sich dann von den Gefühlen leiten läßt, anstatt von Gott, wird das geistliche Leben darunter leiden. Sehr oft enden solche Verhältnisse mit Enttäuschungen.

Wir können uns einreden, was wir wollen, gerade Brieffreundschaften, die ernst gemeint sind, sind oft gefährlich.

Bevor man eine Brieffreundschaft anfängt, sollte man sich über diese Gefahren klar sein und auf alle Fälle den Herrn fragen, ob Er diesen Briefkontakt überhaupt möchte. Wichtig ist auch, daß man ehrlich dem anderen gegenüber ist. Haben wir eine Brieffreundschaft angefangen und in uns werden Gefühle wach, die wir vielleicht vorher nicht hatten, ist es besser, dieses dem Briefpart­ner zu schreiben. Ein sofortiges Aufhören der Brieffreundschaft wird besser zu verkraften sein, als wenn man zu lange wartet.

Bei mir war es so, daß ich fast alles falsch gemacht habe. Ich habe nie über meine wahren Gefüh­le geschrieben. Als dann schließlich alles langsam zum Schluß kam, habe ich Gott um Hilfe und Klarheit gebeten. Er hat auch geantwortet. Ich wollte es jedoch nicht wahrhaben, daß Gott wünschte, daß ich diese Brieffreundschaft aufgebe. Mit der Zeit aber wurde es unerträglich. Die Verbindung zog sich lange hin, weil ich nie eine klare Antwort von der Partnerin bekam. Mein geistliches Leben litt auch sehr darunter.
Nach langer Zeit des Wartens und der Hoffnung mußte ich einsehen, daß sich Lauheit in mir breitmachte und mein geistliches Leben zugrunde ging. Ein älterer Bruder, dem ich alles an­vertraute, sagte mir dann, daß es nicht so weitergehen könnte. Er empfahl mir, das Mädchen um eine klare Entscheidung zu bitten. Diesen Rat habe ich dann auch befolgt, und da ich bis heute keine Antwort bekam, weiß ich, daß es nie Gottes Wille war und ich aus mir selbst gehandelt habe.

Viele werden jetzt sagen, daß dies nicht immer zutreffen muß. Das stimmt.

 

Aber kann man dies vorher wissen? Ich habe alle Warnungen in den Wind geschlagen und mußte bittere Erfahrungen machen.

Nachtext

Quellenangaben