Zeitschrift-Artikel: "Philister über Dir!" - Programmierte Schäden einer jungen Generation 2. Teil

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Titel: "Philister über Dir!" - Programmierte Schäden einer jungen Generation 2. Teil
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

"Philister über Dir!" - Programmierte Schäden einer jungen Generation 2. Teil

Vortext

Text

In der letzten Ausgabe „FuT" haben wir über das Lustprinzip nachgedacht, welches vielen jungen Menschen das Überwinden schwer macht.

Man läßt sich von Impulsen, Lustgefühlen und nicht mehr von biblischen Grundsät­zen und geistlichen Argumenten leiten. Die Seele mit der Gefühlswelt beherrscht dann unser Leben und unser geistlicher Zustand gleicht einer Fieberkurve, weil er von Äußer­lichkeiten wie Stimmung, Gesellschaft, Mu­sik usw. beeinflußt wird.

Aus dieser Abhängigkeit von Lust und Laune entsteht Schaden Nr. 2:

Disziplinlosigkeit
Dieses lat. Wort „Disziplin" ist uns aus der Sportwelt bekannt und bedeutet soviel wie „Zucht" und „Ordnung".

Ein disziplinierter Sportler unterwirft sich freiwillig Regeln und Ordnungen, die ihn zwar einschränken, aber letzten Endes kräf­tigen, schützen und bewahren.

Nun ist es nicht schwer festzustellen, daß die „antiautoritäre" Erziehung der letzten Jahre es dem jungen Menschen fast unmöglich macht, diszipliniert zu leben.

Wenn man nicht von klein auf lernt, sich zu beherrschen und einer Autorität unterzuord­nen, wird es als junger Mensch schwer sein, sich selbst unter eine Zucht und Ordnung zu stellen. Die Folge davon ist Maßlosigkeit und Konzentrationsunfähigkeit im Denken, Re­den und Handeln. Man ißt und trinkt maß­los, man denkt und redet unbeherrscht, Pflichten werden auf die lange Bank gescho­ben, egoistische Bedürfnisse dagegen müssen sofort gestillt werden.
Da ich davon überzeugt bin, daß diese Zucht­losigkeit eine Hauptursache allen geistlichen Verfalls ist, möchte ich jeden Leser herzlich bitten, über dieses Thema ernsthaft nachzu­denken.
Mancher wird jetzt innerlich stöhnen und sa­gen: „Was hat geistliches Leben mit Erzie­hungsmethoden zu tun?"

Nun, es gibt auch geistliche Gesetzmäßigkei­ten. Jeder Christ weiß, daß sein geistliches Leben eingeht, wenn er nicht regelmäßig die Bibel liest. Um aber die Bibel fruchtbringend lesen zu können, muß ich vorher gelernt ha­ben, mich konzentrieren zu können, denn sonst werde ich wenig Freude am Bibellesen bekommen und das Wort Gottes bald wieder müde in die Ecke legen.

Wenn ich nicht gelernt habe, meine Gedan­ken beim Gebet zu konzentrieren, dann wird meine Phantasie auf die Reise gehen, wäh­rend ich auf den Knien liege und ich werde keine Gemeinschaft mit dem Herrn haben und auch keine Gebetserhörungen erleben. Unser geistliches Wachstum ist also von einer Disziplin, von einer Ordnung abhängig. Jun­ge Christen, die das nicht wahrhaben wollen, werden mit Sicherheit unbrauchbar für das Werk des Herrn.

Von den vielen Bereichen, in denen wir ler­nen müssen, diszipliniert zu leben, möchte ich den wichtigsten Bereich herausnehmen und etwas näher beleuchten.

Geregelte Stille Zeit

In fast allen Gesprächen mit jungen Christen, die sich über ihr kraftloses Christsein bekla­gen oder mit der Sünde nicht fertig werden, habe ich festgestellt, daß die betreffende Per­son kein geordnetes Gebetsleben und Bibel­lesen kennt.

Der Teufel hat längst den unschätzbaren Wert der Stillen Zeit erkannt und weiß, daß er von einem Christen, den er zur Nachläs­sigkeit und Unordnung in diesen Bereichen verführen kann, nichts zu befürchten hat.

Einen Menschen, der morgens schlaftrunken aus dem Bett steigt und sich ungewaschen und ohne Frühstück an seinen Arbeitsplatz schleppt, wird man als unnormal und unver­nünftig bezeichnen.

Nun wird die Bibel verglichen mit dem Was­ser zur Reinigung und dem Brot zur Stär­kung unseres geistlichen Lebens und so muß man auch jeden Christen für unnormal erklä­ren, der seinen Tag ohne diese Reinigung und Stärkung durch das Wort Gottes be­ginnt. Wodurch soll er Kraft bekommen, den Versuchungen zu widerstehen und ein leben­diges Zeugnis zu sein? Oder bilden wir uns etwa ein, daß wir mit unserem geistlichen Leben ungestraft nachlässiger umgehen kön­nen, als mit unserem Körper?
„Keine Bibel — kein Frühstück!”

Das war die Parole von W. Nee und seinen Freunden, nachdem sie zum Glauben gekom­men waren. Möge der Herr bewirken, daß wir es uns zu einer heiligen Gewohnheit machen, den Ar­beitstag nicht zu beginnen, ohne vorher Stille Zeit mit dem Herrn gehalten zu haben. Viele Probleme werden sich dann von selbst lösen.

Frühaufstehen
Um die Stille Zeit nicht einem Zufall oder Einfall zu überlassen, muß jetzt vom Früh­aufstehen gesprochen werden, ohne das kei­ne disziplinierte Nachfolge Jesu möglich ist. Ich weiß, daß viele junge Christen durch die lasche Erziehung große Mühe damit haben, aber wir sollten uns gegenseitig helfen und ermuntern. Es wird ein großer Segen damit verbunden sein.

W. Nee hat in seinem sehr empfehlenswerten Buch „In Hingabe leben" ein Kapitel dem Frühaufstehen gewidmet. Darin schreibt er einige herausfordernde Sätze, die mich sehr nachdenklich gemacht haben.

„Das kränkliche Christenleben, welches heu­te unter Gotteskindern vorherrscht, ist weni­ger auf schwerwiegenden geistliche Probleme zurückzuführen, als auf die Tatsache, daß morgens zu spät aufgestanden wird."

„Ich kenne niemand, der dem Herrn nahe ist, der spät aufsteht." (1)

Da diese Behauptungen mich selbst em­pfindlich getroffen haben, habe ich die Bibel und die Kirchengeschichte ein wenig auf die­se Punkte hin untersucht.

Vorbilder in der Bibel

Von Abraham, Mose und Josua wird wieder­holt berichtet, daß sie sich früh am Morgen aufmachten, um Gottes Befehle zu empfan­gen bzw. auszuführen.

David sagt in Ps. 119,147-148: „Der Morgen­dämmerung bin ich zuvorgekommen und ha­be geschrieen; auf dein Wort habe ich ge­harrt. Meine Augen sind den Nachtwachen zuvorgekommen, um zu sinnen über dein Wort."

Am meisten sollte uns zu denken geben, daß unser Herr Jesus, der uns im Markus-Evan­gelium als der treue, vorbildliche Knecht und Diener Gottes vorgestellt wird, früh auf­stand: „Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging an einen öden Ort und betete" (Mark. 1,35).

Wenn Er, als der Sohn Gottes, für sich diese Gebetszeit vor Anbruch des Tages festlegte, sollten

wir es dann nicht viel nötiger haben, in der Frühe des Tages Stille Zeit zu halten? Der Herr wußte um alle Aufgaben des Tages, daß manchmal nicht einmal Zeit zum Essen bleiben würde. Deshalb suchte Er am frühen Morgen, wenn andere noch schliefen, das Ge­bet mit Seinem Vater.

Aus Erfahrung wissen wir doch alle, daß wir nach einer versäumten Stillen Zeit am Mor­gen, trotz aller guten Vorsätze, im Laufe des Tages keine Zeit mehr zum Gebet und Bibel­lesen bekommen. Sollten wir daraus keine Konsequenzen ziehen?

Ich bin überzeugt: wenn jeder von uns für eine Stunde Stille Zeit am frühen Morgen DM 100.— erhalten würde, daß wir in kur­zer Zeit alle zu disziplinierten Frühaufste­hern würden. Aber der geistliche Segen scheint uns nicht so bedeutungsvoll zu sein, so daß wir den Schlaf mehr lieben und schätzen als die Gemeinschaft mit dem Herrn.

Vorbilder aus der Erweckungsbewegung

Nun noch einige Beispiele aus der Erweckungsbewegung, die beweisen, daß brauchba­re Knechte Gottes keine Spätaufsteher sind, sondern diszipliniert leben. 

George Whitefield (1714 — 1770),

dieser gewaltige Erweckungsprediger in Eng­land und Amerika, der unter freiem Himmel vor bis zu 100.000 Menschen sprach und von dem berichtet wird, daß seine Stimme 1,6 km weit zu hören war, legte großen Wert auf Pünktlichkeit und Ordnung. Abends leg­te er sorgfältig seine Kleider für den nächsten Tag zurecht und sagte einmal, daß er nicht ruhig sterben könnte, wenn er wüßte, daß seine Handschuhe nicht am richtigen Platz liegen würden.
Pünktlich um 4 Uhr stand er auf. Zwei Stun­den später hielt er seine erste Predigt. Punkt 22 Uhr abends machte er Schluß. Es kam vor, daß er dann eine Unterhaltung abbrach, zur Tür ging und sagte: „Wir vergessen uns. Kommen Sie, meine Herren, es ist Zeit für alle guten Leute, nach Hause zu gehen" (2). Gott hat diesen Mann benutzen können, um eine große Erweckung einzuleiten.

John Wesley (1703 – 1791)
neben Whitefield einer der Väter des Metho­dismus, hatte schon in seiner Kindheit von seiner vorbildlichen Mutter Susanna gelernt, methodisch zu leben. Unverändert stand er um 4 Uhr auf, um dann um 5 Uhr den Arbeitern, die vor ihrem Arbeitsbeginn zusammengerufen wurden, die erste Predigt zu halten. Anschließend sattelte er sein Pferd und ritt zum nächsten Ort, um dort auf dem Marktplatz usw. das Evange­lium zu verkündigen. Hoch zu Roß pflegte er Bücher zu lesen. In den 50 Jahren seines Dienstes legte Wesley fast ausschließlich zu Pferd etwa 380.000 km zurück und predigte etwa 50.000 mal. Er verurteilte jeden unkontrollierten Gebrauch der Zeit. Bis eine Woche vor seinem Tod war er rastlos tätig und hielt als 88-jähriger noch zwei Predigten am Tag. (3)
An seinem 80. Geburtstag schrieb er in sein Tagebuch: „Ich hatte nicht mehr Schmerzen oder Altersbeschwerden als zur Zeit meines fünfundzwanzigsten Lebensjahres. Das schreibe ich zuallererst der Kraft Gottes zu, zweitens dem, daß ich jährlich immer noch sieben- oder achttausend km (zu Pferd!) rei­se, drittens dem, daß ich zu jeder Tages- und Nachtzeit, wann immer ich will, schlafen kann, viertens dem, daß ich bei Sonnenauf­gang aufstehe und fünftens dem, daß ich re­gelmäßig predige, insbesondere morgens". (4)

Hudson Taylor (1832 – 1905)
der bekannte China-Missionar, schrieb als 17-jähriger an seine Schwester: „Ich habe an­gefangen, jeden Morgen um 5 Uhr aufzuste­hen… Ich bin fest entschlossen, nach China zu gehen und bereite mich vor, so gut ich kann." (5)

Karl Studd (1861-1931)
der gesegnete Afrika-Missionar, ließ sich morgens um 3 Uhr wecken, um dann einige Stunden mit Gebet und Bibellesen zu ver­bringen. Studd kam mit etwa 4 Stunden Schlaf aus. Jedes Jahr brauchte er eine neue Bibel.
Den einheimischen Evangelisten rief er zu: „Wenn ihr nicht dem Teufel am Tage begeg­nen wollt, so begegnet Jesus vor Beginn des Tages!" (6)

Man könnte noch eine Anzahl anderer Zeu­gen Jesu aufzählen, die alle ein Beweis davon sind, daß sich geistliches Leben nur in einem geordneten, zuchtvollen Leben entfalten kann.
Sicher wird es nicht einfach sein, jahrelange schlechte Gewohnheiten von heute auf mor­gen zu ändern. Aber versuche doch bitte un­ter Gebet und mit Gottes Hilfe den Tag ein­zuteilen und feste Gebets- und Bibellesezei­ten einzuhalten.

 

Diese Selbstzucht wird sich dann auch auf andere Lebensbereiche übertragen und dir helfen, dein Leben und deine Zeit optimal für den Herrn Jesus einzusetzen.

Nachtext

Quellenangaben

1)   W. Nee: In Hingabe leben, S. 88 (Telos)

2)   0. Rieker: Ruf an alle. Georg Whitefield

S. 155 (Brockhaus)

3)   G. Lean: John Wesley, S. 53 (Brunnen)

4)   Das Tagebuch John Wesleys, S. 396 (Herold)

 

5)   G.u.H.Taylor: Hudson Taylor Bd.1, S 68 (Müller) 6. N. Gruhb: Karl T. Studd, S. 130 (Reinhardt)