Zeitschrift-Artikel: Die Bedeutung der Zeichen und Wunder in der Bibel (Schluß)

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Titel: Die Bedeutung der Zeichen und Wunder in der Bibel (Schluß)
Typ: Artikel
Autor: Benedikt Peters
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1985

Titel

Die Bedeutung der Zeichen und Wunder in der Bibel (Schluß)

Vortext

Text

VI. Das endzeitliche Gesamtbild

Die selbsternannten Propheten und Wundertäter und deren Anhänger erklären immer wieder, Gott rüste Seine Gemeinde noch einmal vor der Ent­rückung mit besonderen Gaben für den endzeit­lichen Kampf aus. Wodurch aber wird der Gläubige völlig ausgerüstet? Wir haben gesehen durch das Wort Gottes (2.Tim. 3,16.17). Außerdem wird ge­sagt, wir stünden vor einer großen Erweckung. Die Bibel aber lehrt für die Zeit vor dem Kommen Jesu das Gegenteil. (1) Sie spricht da von Abfall (1.Tim. 4,1), greulichen Zeiten (2.Tim. 3,1), Er­kalten der Liebe unter Überhandnehmen der Gesetz­losigkeit (Matth. 2,3). Der Herr wird auch nicht eine erweckte und gereinigte Gemeinde zu sich holen, wie die Enthusiasten behaupten, sondern vielmehr die Seinigen aus der Welt nehmen, bevor der Feind alles verderbt hat, bevor die Pforten des Totenreiches sie überwunden haben (Matth. 16.18). Aber es geht bis an die Pforten, und die Mächte des Totenreiches dringen tief in die Ge­meinde ein. Das geschieht in unseren Tagen durch christliche Popmusik, (2) Bildmeditationen, Grup­pendynamik, (3) autogenes Training, Zungenreden und Achten auf satanisch gewirkte Zeichen und Offenbarungen.

1.  Literaturempfehlung: "Das Gesicht der heutigen Christenheit" von P.A. Dubois; Verlag Haus der Bi-bel / Genf, Zürich, Basel

2.  Literaturempfehlung: "Rockmusik und christ­liche Lebenshaltung" von W. Kohli; Verlag Haus der Bibel / Genf, Zürich, Basel

3.  Literaturempfehlung: "Was ist Gruppendynamik" und "Was ist autogenes Training" von Dr. med. U. Senn, Mitternachtsruf, Verlag Große Freude

Zu den "greulichen Zeiten" von 2.Tim. 3,1 noch eine interessante Bemerkung: Das Wort, das Luther mit "greulich" übersetzte, heißt auf grie­chisch "chalepos", was auch wild, gefährlich be­deuten kann. Es kommt im ganzen N.T. nur zweimal vor. Das erste Vorkommen ist in Matth. 8,28, wo es von den zwei Besessenen, die aus den Grüften hervorkamen, heißt, sie seien sehr "wütend". Was also die Besessenen charakterisierte, wird die letzten Tage charakterisieren! Und tatsächlich er­leben wir in unseren Tagen kurz vor dem Gericht ein Aufbrechen der Mächte der Finsternis, das Jesus in Matth. 24,37 mit dem ebenfalls gerichts­reifen Geschlecht in den Tagen Noahs vergleicht. Was dieses Geschlecht besonders auszeichnete, war die widergöttliche Vermischung mit den B'ne Elohim, den Söhnen Gottes, d.h. mit gefallenen Engeln (vgl. Hiob 1,6). Die Folge war, daß die Welt mit Verderbtheit und Gewalttat erfüllt wurde (1. Mose 6,11). Erleben wir heute nicht haargenau dasselbe? Wir haben die Pornowelle, die Drogen­welle, die okkulte Welle. Das ist Verderbtheit. Und wir haben die Terrorwelle. Unser Jahrhundert hat allein soviel Blutvergießen gesehen, wie alle übrigen Jahrhunderte in der Menschheitsgeschichte zusammen. Das ist Gewalttat. In das endzeitliche Bild unserer Tage paßt die weltweit um sich grei­fende Bewegung, die von den Zeichen und Wunder­gaben ihren Namen hat: die charismatische Bewe­gung, nahtlos hinein. Ich zitiere hierzu einige Sätze aus dem Büchlein von P.A. Dubois "Das Ge­sicht der heutigen Christenheit; Marxismus, Re­lativismus, Mystizismus" : "Daß die Christenheit in den letzten fünfzehn Jahren von der gewaltigen charismatischen oder neopfingstlichen Flutwelle mit ihrem Gefolge von 'Erfahrungen' erfaßt wurde, scheint mir zu demselben Geschehen der Verwelt­lichung zu gehören, das auf anderen Gebieten so offensichtlich ist …
Wir beobachten in unserer von Wissenschaft und Technologie übersättigten Gesellschaft, wie sich die Anziehungskraft des geheimnisvollen, der Geheimlehrer, des Okkultismus geltend macht... Besteht nicht eine Verbindung zwischen dem uns um­gebenden Mystizismus und der ausgesprochen my­stischen Ausrichtung (Inbrunst, Freude, Lob, Anbe­tung, Gebet) der charismatischen Bewegung? Müssen wir uns da wundern, daß diese sich ... zuerst in den liberalen Kirchen entwickelte? ... Bedeutsam ist die Tatsache, daß die bibeltreuen Kreise, die der Lehre großes Gewicht beimessen, der Bewegung widerstrebten ...
Zusammenfassend möchte ich sagen: die charis­matische Bewegung erscheint im großen und ganzen als eine Ausstrahlung der weltweiten Welle des Irrationalen, des Okkultismus und des Mystizismus auf das Leben der Kirchen. Alle, die diese Bewe­gung als 'Erweckung' betrachten, würden sie wohl nüchterner beurteilen, wenn sie die biblische Linie der Prophetie wiederfänden. Paßt die welt­weite Welle des Mystizismus und des Okkultismus, zu der auch die charismatische Bewegung gehört, nicht in die Beschreibung der Endzeit? Kündigt diese Welle nicht das Erscheinen des Menschen der Sünde an? Bereitet sie nicht das Kommen des Anti­christen vor, dessen Auftreten nach der Wirkung Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrüge­rischen Kräfte, Zeichen und Wunder und aller Ver­führung zur Ungerechtigkeit unter denen, die ver­lorengehen? (2.Thess. 2,9.10) ... Sind wir schließlich, in Übereinstimmung mit der prophe­tischen Linie, nicht gezwungen, sie für eine Waffe aus dem Verführungsarsenal des Feindes zu halten?" (P. 12,19,20,21,22)

 

Schlußfolgerung
Wenn diese ganze Strömung, die durch auf­sehenerregende Wunder und Zeichen charakterisiert ist, nicht von Gott, sondern vom Teufel stammt, dann geht es nicht an, daß wir neutral bleiben. Mancher hält das für Weisheit und Ausdruck der Bruderliebe, auch Andersdenkende zu dulden. Es geht hier aber nicht um die Andersdenkenden, sondern es geht um die entsprechenden Werke und um die Lehre.
Was ist Weisheit? Die Schrift definiert Weis­heit ganz schlicht und einfach als Gehorsam dem göttlichen Wort gegenüber (5. Mose 4,5.6; Matth. 7,24). Und was gebietet uns das Wort? "Habet nicht Gemeinschaft mit den unfrucht­ baren Werken der Finsternis, vielmehr strafet sie aber auch!" (Eph. 5,11) Das heißt, stellet sie bloß und bezieht dagegen Stel­lung. Der Herr Jesus rühmt die Gemeinde zu Ephe­sus im Sendschreiben darin, daß sie die "Werke der Nikolaiten" hassen, "Die auch ich hasse" (Off. 2,6). Und der Psalmist fordert: "Die ihr den Herrn liebet, hasset das Böse!" Es ist nicht ein Ausdruck der Liebe, Irrlehren gegen­über neutral und passiv zu bleiben und es nur ja nicht riskieren, sich unangenehm zu exponieren. Interessanterweise verbindet der Apostel unge­heuchelte Liebe direkt mit Verabscheuen des Bösen (Röm. 12,9). Wenn wir den Herrn und Sein Wort lie­ben, dann eifern wir um die Reinerhaltung der Lehre in der Gemeinde des Herrn, und wenn wir die Geschwister lieben, dann weisen wir zurecht und warnen. Wenn wir nicht Stellung beziehen, wem kön­nen wir dann noch Wegweisung geben? "Wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Kampf rüsten?" (1. Kor. 14,8)
Leider ist es auch unter Christen heute mo­dern "tolerant" zu sein, wie es der Zeitgeist for­dert. Nur nicht stur sein, jedem das Seine, heißt die Devise. Das stimmt auch, wenn es um persön­lichen Geschmack und Urteile über Essen und Trin­ken und dergleichen geht, wovon Römer 14 deutlich spricht. Aber wenn das Wort des Herrn angetastet wird, handelt es sich nicht mehr um persönliche Dinge. Nein, das geht einen jeden von uns sehr viel an. Da dürfen wir nicht mit Kain antworten: "Bin ich meines Bruders Hüter?" sondern müssen daran denken, daß wir "einzeln Glieder voneinan­der sind", und "wenn ein Glied leidet, dann lei­den alle Glieder mit." Wie wohltuend deutlich äußerten sich noch die leitenden Brüder aus den Gemeinschaften und Freikirchen Deutschlands in der sogenannten "Berliner Erklärung" von Sept. 1909, in der sie gegen die aufkommende Pfingstbe­wegung Stellung bezogen: "Die sogenannte Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten . . . Es wirken in ihr Dämonen, welche, vom Satan mit List geleitet, Lüge und Wahrheit vermengen, um die Kinder Gottes zu verführen. In vielen Fällen haben sich die so­genannten "Geistbegabten" nachträglich als beses­sen erwiesen."
Was für ein Segen ist doch die Berliner Er­klärung für die Gläubigen in Deutschland gewesen! Hier gab die Posaune noch einen klaren Ton, man konnte sich zum Kampf rüsten, und Deutschland blieb lange vor weiteren Einflüssen der Zungenbe­wegung bewahrt.
Aber heute? Wer wagt noch so deutlich zu reden? Möchten wir Gnade zum Glaubensmut finden, die "Wahrheit in Liebe" zu bekennen. (Eph. 4,15)


 

Diese Artikelserie ist inzwischen als Taschenbuch erschienen (siehe „Buchbesprechungen")

Nachtext

Quellenangaben