Zeitschrift-Artikel: Börse und Tasche (Lukas 22,36)

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Titel: Börse und Tasche (Lukas 22,36)
Typ: Artikel
Autor: Hermann Grabe
Autor (Anmerkung):

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Titel

Börse und Tasche (Lukas 22,36)

Vortext

Text


Solange der Herr Jesus bei seinen Jün­gern war, hatte ER direkt für alles gesorgt. Sie waren gewöhnt, daß der Herr sich um die alltäglichsten Dinge kümmerte. So fan­den sie es ganz selbstverständlich, daß ER daran dachte, ob sie für die Feiertage ge­nug Brot im Hause hätten (Joh. 13,29).

Nun, seit ER im Himmel ist, sorgt ER natürlich weiterhin Tag und Nacht für die Seinen, aber doch auf eine andere Weise. ER übergab ihnen dafür eine Börse, ein Portemonnaie. Das muß man zunächst ganz wörtlich nehmen.

Weißt Du, daß Dein Portemonnaie samt Inhalt dem Herrn Jesus gehört? ER hat es Dir zu treuen Händen übergeben, damit Du wie ein guter Haushalter damit umgehst.

Das Beste ist, Du nimmst den Herrn im­mer mit zum Einkaufen. Du wirst erstaunt sein, mit wie wenig Du auskommst und wie­viel Geld Du sparen kannst, um es dann für IHN zur Verfügung zu stellen.

Frag IHN, ob Du etwa neue Schuhe brauchst. ER wird nicht verlangen, daß Du abgerissen herumläufst; aber vielleicht schickt ER Dich doch zum Schuster und nicht ins Schuhgeschäft, und im Supermarkt hilft ER Dir auch beim Aussuchen, damit hinterher die Rechnung nicht zu hoch wird.

Wir lernen in Seiner Schule, das Unnö­tige vom Nötigen zu unterscheiden, und das letztere gibt ER uns stets genug. Die tau­sendfach gemachte Erfahrung der Gläubigen aller Zeiten drückt sich in den Worten des Psalmes 37 aus: "Ich war jung und bin alt  geworden, und nie sah ich den Gerechten  verlassen, noch seinen Samen nach Brot ge­hen" (Vers 25). Versuchen wir es doch dar­aufhin einmal mit IHM!

Die Börse, die der Herr Dir übergeben hat, enthält aber auch alle Reichtümer der göttlichen Verheißungen, und da ist sie uner­schöpflich. Während der irdische Lebensun­terhalt nur ein Zehrgeld auf der Reise zur Ewigkeit ist, machen die geistlichen Schät­ze unseren wirklichen Reichtum aus.
Du suchst Wegweisung und findest kei­ne. Du brauchst nötig Trost und bekommst keinen.
Du wünschst Dir die Kraft zum Zeugnis und zum Überwinden und bist zu schwach dazu.
Du möchtest mehr Liebe haben und ent­deckst immer noch den elenden, alten Egois­mus und das Selbstmitleid.


Nicht einmal Interesse, geschweige denn ein brennendes Herz kannst Du für den Herrn Jesus aufbringen, von dem Du doch weißt, daß ER für Dich gestorben ist.

Nun machst Du vielleicht die traurige Erfahrung, daß Deine Börse immer leer ist, wenn Du etwas brauchst.
Kann ein Grund dafür sein, daß Du Lu­kas 16, 11-12 nicht gründlich gelesen hast? Da sagt der Herr ganz deutlich, daß Deine Börse mit dem Wahrhaftigen, dem Himmli­schen nur gefüllt wird, wenn Du mit dem Fremden, dem Irdischen treu umgegangen bist. Dabei glaube ich, daß mit der uns an­vertrauten Zeit noch viel gleichgültiger und treuloser verfahren wird als mit dem Geld.

Überlege einmal, wieviel Zeit Du allein am heutigen Tag schon ungenutzt hast ver­streichen lassen. Wie soll der Herr segnen, wenn wir IHN tagaus tagein bestehlen?

Gesegnete Leute waren stets auch diszi­plinierte Leute, sowohl in bezug auf ihre Zeit wie auf ihr Geld. Sie verschwendeten nicht die Habe ihres Herrn (Lukas 16,1). Und deshalb war auch ihre Börse voll Weis­heit und Kraft und für alle "Ausgaben" reichte es im Überfluß. Solche Leute sind selbst glücklich und werden für viele zum großen Segen. Gerade das wünschen wir uns doch auch.

Der Herr gab Seinen Jüngern aber auch eine Tasche. Wer zu damaliger Zeit eine Tasche trug, gab sich als Pilger zu erkennen, der an einen heiligen Ort zog.

Der Herr will, daß man Seinen Jüngern zu aller Zeit ansieht, daß sie Wanderer zur ewi­gen Heimat sind. In Hebr. 11 lesen wir, wel­che Freude Gott an Leuten wie Abraham, Isaak und Jakob hat, die durch ihr Verhalten zeigen, daß sie Fremdlinge sind und ein himmlisches Vaterland suchen.

"Oh", sagst Du jetzt, "das ist bei mir al­les o.k. Ich gehe nie in Diskotheken, nicht einmal Fernsehen gibt es für mich, weltli­che Freunde habe ich keine, ja ich meide so­gar den Kontakt zu Gläubigen, die nicht in allem meiner Meinung sind."

Die Frage ist aber, was stattdessen Dein Herz erfüllt? Kann man es mit den Worten des alten Liedes ausdrücken: "In meines Herzens Grunde, Dein Nam' und Kreuz allein, funkelt all' Zeit und Stunde, drauf kann ich fröhlich sein . . . ", oder hält Dich mehr das Elitebewußtsein auf­recht, vieles genauer zu nehmen als andere, wie man es in Lukas 18,11-12 lesen kann?

Wenn wir dann genau hinsehen, ent­decken wir in unserem Herzen, daß wir ei­gentlich immer nur auf der Suche nach An­erkennung sind und unsere Tasche längst verloren haben. Der Herr ermahnt uns aber ganz eindringlich, daß wir sie unbedingt wie­derhaben müssen. Wir sollen dafür unser Kleid - all das, was wir bisher zur Schau ge­tragen haben - verkaufen. Das heißt, wir sollen es unwiderruflich wegtun und ein Schwert dafür kaufen. Gottes Wort ver­gleicht sich selbst mit einem Schwert (Eph. 6,17; Hebr. 4,12), das auch ein so kompli­ziertes Gefüge wie die Gedanken und Gesin­nungen des Herzens ganz exakt von einan­der zu scheiden vermag.

Wenn wir dann Buße tun für unseren Hochmut und zu dem Herrn Jesus umkeh­ren, wird ER uns in Gnaden die Tasche wie­der umhängen.

 

Ablegen dürfen wir sie erst an heiliger Stätte, zu den Füßen des Herrn Jesus, im Himmel, wo wir Bürgerrecht haben und zu Hause sind.

Nachtext

Quellenangaben