Zeitschrift-Artikel: Ronald J. Sider: "Der Weg durchs Nadelöhr" Reiche Christen und Welthunger

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Titel: Ronald J. Sider: "Der Weg durchs Nadelöhr" Reiche Christen und Welthunger
Typ: Buchbesprechung
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

Ronald J. Sider: "Der Weg durchs Nadelöhr" Reiche Christen und Welthunger

Vortext

Text

Zunächst kann man nur für jedes Buch dankbar sein, das den Mut hat, unser Wohlstands-Christen­tum anhand der Bibel und angesichts Millionen hun­gernder Menschen in aller Deutlichkeit zu brand­marken.
Der Verfasser zieht in dem ersten Teil des Buches eine erschreckende Bilanz: Etwa eine Milli­arde Menschen in der Dritten und Vierten Welt vor dem Hungertod!
Im zweiten Teil des Buches versucht Sider,
Armut und Wohlstand aus der Sicht der Bibel zu be­urteilen. In vielen Punkten ist diese Beurteilung ausgewogen und biblisch. Allerdings in der grund­sätzlichen Beurteilung des Wohlstandes geht m.E. der Verfasser zu sehr vom AT aus und übersieht et­was die neutestamentliche Stellung des Christen zum Besitz und zur Welt. Von dieser etwas calvini­stisch geprägten Vorstellung her, bleibt seine Be­urteilung des Wohlstandes zu milde.
Wenn es aber im letzten Teil um die "Anlei­tung zu einer neuen Praxis geht", erschrickt man.

Neben manchem, was man nur unterstreichen kann, kommen dann Vorschläge wie: "Haben Sie ein oder zwei Kinder 'aus eigener Produktion'. Aber dann adoptieren Sie! (S. 169)". Hier wird die Bibel of­fensichtlich nicht mehr befragt.
Ausdrücklich warnen muß man vor seinen Vor­schlägen auf den letzten Seiten, die Gesellschaft politisch zu verändern! Hier verläßt der Verfas­ser ganz offensichtlich neutestamentliche Grund­sätze und kann seine Vorschläge - wenn überhaupt - nur noch mit Zitaten aus dem AT stützen. Es wird für die Evangelikalen verhängnisvoll sein, wenn sie die Folgenschwere dieser Aufforderung nach Strukturveränderung nicht durchschauen. 

Nachtext

Quellenangaben

 Aussaat-Tabu, 208 S., DM 8.95