Zeitschrift-Artikel: Kleinode im Alten Testament 2. Folge - Die neun Quellen im Buch Josua

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Titel: Kleinode im Alten Testament 2. Folge - Die neun Quellen im Buch Josua
Typ: Artikel
Autor: Benedikt Peters
Autor (Anmerkung):

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Titel

Kleinode im Alten Testament 2. Folge - Die neun Quellen im Buch Josua

Vortext

Text

Bevor die Israeliten in das Land der Verheißung einzogen, gab Mose ihnen eine Beschreibung dieses Landes, und zwar in 5. Mo. 8, 7-9 und 10, 10-12.

Demnach würde das Land reich sein an "Wasserbächen, Quellen und Gewässern, die in der Niederung und im Gebirge entspringen." Daß es so war, zeigte sich bei der Landeinnahme durch Josua. Das Land, das Gott Seinem Volk gab, war ein reiches, fruchtbares, gesegnetes Land. Auch uns Christen hat Gott reich gemacht und gesegnet, allerdings nicht mit irdischen, d.h. materiellen Reichtümern, sondern unserer besonderen Berufung gemäß (vgl. Hebr. 3,1) "mit allen geistlichen Segnungen in Christo" (Eph. 1,3), und das nicht in einem geographisch abgesteckten Raum, sondern "in den himmlischen Örtern" (Eph. 1,3). Für uns Christen sind also die himrr lischen Örter das, was für die Israeliten das Land Kanaan war. Dieses ist ein Schattenbild von jenem. So wie es im Lande Kanaan allerlei Quellen gab, die ein fruchtbares Pflügen, Säen und Ernten ermöglichten, hat uns Gott in unserem Lebensraum (d.h. in den himmlischen Örtern) Quellen der Stärkung und Erquickung bereitet, die zu einem fruchtbaren Arbeiten und Dienen befähigen.

Wir wollen im Folgenden versuchen, die neun (1.) im Buche Josua in den Kapiteln 15-19 genannten Ortschaften, die nach einer Quelle benannt sind, zu deuten. Diese Orte haben alle zusammengesetzte Namen, wobei das Vorderglied stets (En Quelle lautet.

1. En-Semes (Josua 15,7)

En-Semes bedeutet Sonnenquelle. Die Sonne ist ein Hinweis auf Jesus Christus. Er ist "die Sonne der Gerechtigkeit" (Mal. 4,2). Daß gerade diese Quelle zuerst genannt wird, ist bezeichnend. Die Begegnung mit dem Herrn ist der Anfang allen Christseins; und so, wie wir den Herrn empfangen haben, so sollen wir in Ihm auch weiterhin wandeln (Kol. 2,6).

1. In Jos. 15,9 wird die "Quelle des Wassers Nephtoach" erwähnt, die in dieser Arbeit nicht berücksichtigt wird, da die Bedeutung des Namens nicht eindeutig ist und zudem ein anderes Wort für Quelle gebraucht wird als in den neun behandelten Stellen.

Die einzige Quelle der Errettung für den Menschen ist das Erkennen und Anerkennen der Herrschaft Christi; so ist auch die grundlegende Quelle der Stärkung und Erquickung für den Christen das Aufschauen und Erkennen Jesu Christi. Nichts macht uns so froh, wie den Herrn Selbst zu schauen. Völlig eingeschüchterte und niedergeschlagene Jünger wurden froh und zuversichtlich, als sie den Herrn sahen (Joh. 20,20).

Darum sollen wir nach nichts so sehr trachten, wie den Herrn Selbst zu sehen. Wir sollen, ja wir dürfen Sein Angesicht suchen, Sein Angesicht, das leuchtet wie die Sonne in ihrer Kraft (Matth. 17,2; Off b. 1,16). Darum sagt der Psalmist:

"Von dir hat mein Herz gesagt: Du sprichst: Suchet mein Angesicht! Dein Angesicht, Herr, suche ich" (27,8).

Und weil er das begriffen hat, sagt er aus tiefster Überzeugung:

"Gott, du bist mein Gott, frühe suche ich dich" (Ps. 63,1),

d.h. am frühen Morgen, was das hebräische Wort (S'atar) eigentlich bedeutet.

Allmorgendlich - das wollen wir ganz wörtlich nehmen - sollten wir diese unsagbar köstliche Quelle der Erquickung aufsuchen. Die Frage ist, ob wir danach verlangen. Tun wir es, werden wir den Herrn frühe, nicht irgendwann, suchen, weil wir uns so nach Ihm sehnen:

"Es dürstet nach dir meine Seele . . . um deine Macht und deine Herrlichkeit zu schauen" (Ps. 63,1 u. 2).

An anderer Stelle sagt David, daß er am Morgen, wenn er aufgestanden ist, sich als erstes am Herrn sättigen will:

"Ich, ich werde dein Angesicht schauen in Gerechtigkeit, werde gesättigt werden, wenn ich erwache, mit deinem Bilde" (17,15).

Die Sonnen-Quelle wird zuerst genannt; sie muß auch bei uns an erster Stelle stehen. Fragen wir nach dem Weg des Lebens? Ps. 16,11 antwortet uns wie folgt:

"Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens: Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar."

Darum trachtet auch Paulus nach nichts so sehr, als nach der alles an Kostbarkeit übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, seines Herrn (Phil. 3,7 u. 8). Darum rät der an Alter und Weisheit gereifte Apostel Petrus:

"Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi" (2. Petr. 3,18).

David sagt:

"Sie blickten auf Ihn und wurden erheitert" (Ps.34,5).

Wo sagte er das? Als er in der Höhle Adullam saß,in einem finsteren Loch, von Feinden gejagt und gehetzt. Aber wie wurde er erquickt, als er das Angesicht seines Gottes suchte. Er nutzte den freien Zugang zur Sonnen-Quelle.

Uns sagt der Verfasser des Hebräerbriefes, daß wir aufschauen sollen zu Jesu, daß wir Ihn betrachten sollen, damit wir nicht ermüden und in unseren Seelen ermatten (Hebr. 12,2 u. 3).

Und wir dürfen aufschauen, voller Freimütigkeit, ohne schlechtes Gewissen:

"Mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend werden wir verwandelt .' . (2. Kor. 3,18).

Und wo schauen wir die Herrlichkeit des Herrn? In Seinem Wort! Da haben wir Umgang mit Ihm von Angesicht zu Angesicht. Wenn wir also echte Sehnsucht nach der herrlichen Person Jesu haben, werden wir viel in Seinem Wort lesen, langsam, sorgfältig, immer wieder, systematisch. Und wir werden das, was uns der Herr in Seinem Wort sagt, wieder und wieder zu einem Gebet machen, ant-worten auf Seine lebendigen Aussprüche und so Umgang mit Ihm pflegen, die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi immer tiefer erkennen und dadurch verwandelt werden, verwandelt nach Seinem Bilde (2. Kor. 4,6; 3,18).

2. En-Rogel (rgn-rögel) Josua 15,7

En-Rogel bedeutet Walker- (=Wäscher-) Quelle. Dort wuschen sicherlich die Frauen des Ortes Kleider. Uns ist hier eine Quelle der Reinigung bereitet.

Bezeichnend ist, daß die Walker-Quelle erst an zweiter Stelle genannt wird. Das entspricht ganz der göttlichen Reihenfolge. Unser tiefstes Trachten gilt der Erkenntnis des Herrn. Wir dürfen Ihn in Seiner unendlichen Heiligkeit und Liebe mehr und mehr erkennen. Dann werden wir dankbar für die Walker-Quelle; denn die Heiligkeit des Herrn läßt uns unsere Missetaten erkennen.

"In deinem Lichte sehen wir das Licht." Und: "Du hast unser verborgenes Tun vor das Licht deines Angesichts gestellt" (Ps. 36,9; 90,8).

Wir haben den Herrn nötig, um uns richtig zu sehen. Erst, wenn wir uns mit Ihm, dem Vollkommenen vergleichen, sehen wir, wie sehr wir versagen (vgl. 2. Kor. 10,12b). Aber wir wissen auch um die Liebe des Herrn; wir verstehen darum, daß der Herr mein Licht ist und mein Heil. Er, Der mich ins Licht stellt, Der mich durchforscht, ist es, Der mir auch alles vergibt, Der all meine Schuld, mein Zukurzkommen getragen hat. Darum wollen wir uns gerne vom Herrn überführen lassen. Darum wollen wir gerne Sein Wort zu uns reden und Schuld aufdecken lassen (2. Tim. 3,16). Wir dürfen ja alles, was uns dabei bewußt wird, bekennen, und Er ist treu und gerecht, daß Er uns die Sünden ver-gibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Das ist die Walker-Quelle, die Reinigung mit Wasser durch das Wort (Eph. 5,26). Wir wollen darum die Bibel eifrig lesen, um unser Gewissen vor Gott rein zu erhalten (vgl. 1. Tim. 1,19).

Das Wort Gottes befähigt den jungen Menschen in dieser immer schmutziger werdenden Welt "seinen Pfad in Reinheit" zu wandeln (Ps. 119,11), d.h. es hat auch reinhaltende Kraft. Darum kann David sagen:

"Was das Tun der Menschen anlangt, so habe ich mich durch das Wort deiner Lippen bewahrt vor den Wegen des Gewalttätigen" (Ps. 17,4).

Wir leben in einer Zeit, in der das Denken, Wünschen und Wollen der Menschen, wie nie zuvor, durch die Umwelt bestimmt wird. Ohne es zu merken und wahrhaben zu wollen, tun die Menschen immer mehr das, was die Medien ihnen befehlen. Dazu ein Beispiel: "Das Bild des Tieres."

"Vor einiger Zeit machten die Techniker der Firma Coca Cola ein haarsträubendes Experiment. Sie blendeten in gewöhnliche Filme, die über den Bildschirm liefen, den Satz "Trink Coca Cola" ein. Dies geschah mit einer so hohen Geschwindigkeit (ca. 1 Bild von 20), daß es die Zuschauer nicht wahrnahmen. Dennoch war es in ihrem Unterbewußtsein gespeichert worden. Das Ergebnis war, daß der Coca Cola-Absatz erheblich zunahm und die Bestände ausverkauft wurden." (Aus: "Kurswechsel, das Leben beginnt!" von Ralph Shallis; S. 138).

Solche Art der Reklame wurde daraufhin verboten. Aber wer will nachprüfen, ob das Verbot überall eingehalten wird? Und was wissen wir von Beein-flussungsmethoden, die geheimgehalten werden? Wir können sicher sein, daß Manipulationen dieser und ähnlicher Art bewußt oder unbewußt von Menschen eingesetzt werden. Einer weiß um diese Möglichkeiten und setzt sie systematisch für seine Ziele ein, Satan, der Fürst dieser Welt. Es gibt für uns Christen nur eine Möglichkeit, uns vor diesen unheimlichen Manipulationen zu schützen: der stete, zuweilen hartnäckige Umgang mit dem Herrn durch das Wort Gottes. Wir müssen Herz und Sinn so anfüllen mit Gottes Gedanken, daß die Gedanken, die uns der Fürst dieser Welt aufdrängen will, keinen Eingang finden. Laut Hebr.10,16 will Gott Seine Gesetze nicht nur in unser Herz, sondern auch in unseren Verstand schreiben. Wir können es uns in unserer Zeit, einer Zeit von Gauklern und Betrügern, Verführern und Idolen nicht leisten, hier nachlässig zu sein. Wir brauchen die Walker - Quelle. Und wir danken Gott, daß sie uns jederzeit offensteht, und daß ihre Wasser reichlich fließen. Wenn aber das Wort Gottes uns in dieser Weise nicht reinigen und reinhalten kann, weil wir uns dagegen sperren, wird die Unreinheit der Welt uns nach und nach so beflecken, daß bald kein Unterschied mehr sein wird zwischen Kindern des Lichts und Kindern der Finsternis. Und ist das nicht unter uns schon viel mehr der Fall, als wir uns eingestehen wollen? Gleichen wir nicht Laodicäa mehr, als uns vielleicht recht ist? Sind wir nicht lau, also vermischt, so, wie lauwarmes Wasser durch Mischen aus kaltem und warmeng entsteht? Ist die Welt nicht vielmehr in die Gemeinde eingedrungen, als uns bewußt ist? Der Herr erbarme Sich unser. Möchten unsere Herzen neu entflammt werden für Ihn und Sein Wort!

Die Worte des Herrn sind reine Worte, Silber, das geläutert in dem Schmelztiegel zur Erde fließt, siebenmal gereinigt.

Du, Herr, wirst sie bewahren, wirst sie behüten vor diesem Geschlecht ewiglich" (Ps. 12,6 u. 7).

(Fortsetzung folgt)

Nachtext

Quellenangaben