Zeitschrift-Artikel: Die Heiligkeit Gottes

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Titel: Die Heiligkeit Gottes
Typ: Artikel
Autor: William MacDonald
Autor (Anmerkung): übersetzt von Marita Lindner

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Titel

Die Heiligkeit Gottes

Vortext

Text

Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen! Die ganze Erde ist erfüllt mit seiner Herrlichkeit!    
Jesaja 6,3

Er kann nicht heiliger sein, 
als Er schon ist.
Er ist absolut rein,
ohne Fehler und makellos.
Vor dem ewigen Feuer
von Gottes Heiligkeit
verhüllen die
Engel ihr Antlitz.
Ja, die Himmel sind nicht rein,
und die Sterne sind nicht rein
in Seinen Augen.

Gott ist heilig. Sein Name ist heilig (Jes 57,15), und wie Sein Name, so ist auch sein Charakter. Das bedeutet, daß Er in Seinen Gedanken, Taten und Motiven wie in jeder weiteren Hinsicht moralisch vollkommen ist. Er ist frei von aller Sünde und Verfehlung. Johannes drückt es so aus: "Gott ist Licht und gar keine Finsternis ist in ihm" Wo 1,5). Er kann nicht heiliger sein, als Er schon ist Er ist absolut rein, ohne Fehler und makellos. A. W. Tozer schreibt: "Vor dem ewigen Feuer von Gottes Heiligkeit verhüllen die Engel ihr Antlitz. Ja, die Himmel sind nicht rein, und die Sterne sind nicht rein in Seinen Augen." Gott haßt Sünde und ist zornig, wenn sie sich auch nur im Geringsten zeigt. Er ließ Mose nicht ins gelobte Land, weil er Ihn, den Heiligen, nicht gebührend behandelt hatte (4Mo 20,12). Seine Heiligkeit ist eine Eigenschaft, die Gott von allen Seinen Geschöpfen unterscheidet (2Mo 15,11).

Stephen Charnock, ein englischer Prediger des 17. Jahrhunderts, wies darauf hin, daß das Wort 'heilig' öfter als jede andere Eigenschaft zusammen mit dem Namen Gottes benutzt wird. Zwei Beispiele davon sind "der Heilige" und "der Heilige Israels".

Die Bibel enthält viele Abschnitte, welche die Heiligkeit Gottes lehren, aber wir werden uns auf drei beschränken.

Zunächst 3Mo 19,2: "Ihr sollt heilig sein; denn ich, der HERR, euer Gott, bin heilig". Tatsächlich ist 3Mo 19 eines der wichtigsten Kapitel zu diesem Thema. Immer wieder hören wir Jahwe sagen "Ich bin der HERR, euer Gott... Ich bin heilig... ihr sollt heilig sein". Das Echo davon ertönt in 1Pe 1,15-16.

Dann sagt der Prophet Habakuk in Kap. 1,12-13:

"0 HERR, mein Gott, mein Heiliger...

Du hast zu reine Augen, um Böses mit ansehen zu können, und Verderben vermagst du nicht anzuschauen.

Das bedeutet nicht, daß Gott nicht sieht, was vor sich geht. Er sieht jede Sünde, die begangen wird. Es bedeutet, daß Er Sünde nicht mit der geringsten Zustimmung an-schauen kann. Er kann Unrecht nicht gut heißen. Er kann nichts Falsches billigen.

Der dritte Vers ist Ofb 4,8: "Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott, Allmächtiger, der war und der ist und der kommt!" Der dreimalige Gebrauch des Wortes 'heilig' ist nicht nur eine Wiederholung zur Betonung; es bedeutet auch, daß der Herr im höchsten Maß heilig ist.'

In der Zeit des Alten Testaments lehrte Gott in vielen anschaulichen Lektionen, was Heiligkeit bedeutet. Zum Beispiel wurde durch die Priesterschaft gezeigt, daß sündige Menschen nur durch einen Mittler zum heiligen Gott nahen konnten. Das Opfersystem sagte eigentlich, daß gefallene Menschen nur durch das Blut eines stellvertretenden Opfers zu dem dreifach heiligen Gott kommen konnten. Das Tempelritual erlaubte nur einem Mann aus einem bestimmten Volk, einem Stamm und einer Familie an nur einem festgelegten Tag im ganzen Jahr in die Gegenwart Gottes hineinzugehen. Die Gesetze über Ehe, Kleidung, reine und unreine Nahrung und zeremonielle Waschungen verdeutlichen, daß der heilige Gott möchte, daß auch sein Volk heilig ist.

Im Neuen Testament sehen wir wirklich die Heiligkeit verkörpert in der Person Christus Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch. Er lebte das einzige vollkommene Leben, das jemals auf dieser Erde gelebt wurde. Er kannte keine Sünde (2Ko 5,21), Er sündigte nicht (1Pe 2,22) und es war keine Sünde in Ihm (1Jo 3,5). Er konnte von sich sagen: "Der Fürst der Welt kommt; und in mir hat er gar nichts" (Jo 14,30). In dem sündlosen Erlöser war nichts, das auf die bösen Anregungen Satans ansprechen konnte. Sogar Pilatus mußte dreimal zugeben, daß er keinerlei Schuld an Jesus fand Go 18,38; 19,4.6).

Wir bekommen einen gewaltigen Eindruck Seiner Heiligkeit, wenn wir Ihn im Garten Gethsemane sehen. Golgatha stand kurz bevor. Der Heiland wußte, daß Er bald für die Sünde der ganzen Welt Sühnung tun würde. Er wußte, daß unsere Sünden auf Ihn geladen und daß Er das Sündopfer werden würde. Der bloße Gedanke daran, daß Er so eng mit Sünde in Berührung kommen würde, verursachte Ihm die äußerste Pein. Wir lesen, daß "sein Schweiß wie große Blutstropfen wurde, die auf die Erde herabfielen" (Lk 22,44).

Hier sehen wir den Unterschied zwischen unserem sündigen Leben und dem heiligen Leben Jesu. Es verursacht uns Schmerz, der Versuchung zu widerstehen; es verursachte Ihm Qualen, sie zu erfahren. Wir leiden darunter, wenn wir versuchen, nicht zu sündigen; Er litt bei dem Gedanken, unsere Sünden berühren zu müssen.

Aber laßt uns weitergehen nach Golgatha, um Zeugen der größten Entfaltung der Heiligkeit Gottes zu werden. Das gewaltige Drarria unserer Erlösung beginnt. Von Anfang an wissen wir, daß Gott Sünde bestrafen muß. Seine Heiligkeit verbietet es Ihm, sie zu verzeihen, zu entschuldigen oder darüber hinwegzusehen. Aber halt! Das Opfer ist Gottes eigener, geliebter Sohn, der dort nicht wegen Sünden hängt, die Er selbst begangen hat, sondern wegen deiner und meiner Sünden. Was wird Gott jetzt tun? Wird Er Seinen Sohn verschonen? Wird Er in diesem Fall eine Ausnahme machen? Oder wird Er Seinen unverminderten Zorn auf Seinen sündlosen Sohn ergießen, wenn Er den Herrn Jesus mit unseren Sünden an Seinem Leib auf dem Kreuz sieht? Wir kennen die Antwort. Die Heiligkeit Gottes kennt keine Kompromisse. Er zieht Sein Schwert und es trifft Christus. Anne Johann Heermann verfaßte das Gedicht:

Was ist doch wohl die Ursache solcher Plagen?

Für meine Sünden hat dich Gott geschlagen; ach mein Herr Jesu, ich hab dies verschuldet, was du erduldet.
Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe! der gute Hirte leidet für die Schafe,
die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte, für seine Knechte.

Die Heiligkeit Gottes hat Ihn nie so viel gekostet, wie auf Golgatha deutlich wird, aber wir können in Ewigkeit dankbar sein, daß Er bereit war, den Preis zu bezahlen. Wolfgang Weßnitzer schrieb dankbar:

Jesu, meines Lebens Leben,

Jesu, meines Todes Tod,

der du dich für mich gegeben in die tiefste Seelennot,

in das äußerste Verderben,

nur daß ich nicht möchte sterben: tausend-, tausendmal sei dir, liebster Jesu Dank dafür.

George Cutting erklärt: "Das Evangelium berichtet nicht von einem Gott, dessen Liebe sich darin ausdrückt, daß Er Sünde ignoriert, sondern von einem Gott, dessen Liebe zum Sünder nur dort zum Tragen kommt, wo Seine heiligen Ansprüche gegen die Sünde auf gerechte Weise befriedigt werden und wo die Strafe dafür vollkommen bezahlt wurde"?

Welche Auswirkungen sollte nun die Lehre von Gottes Heiligkeit in unserem Leben haben? Jede Aussage wird Schritt für Schritt zur Anordnung. Mit anderen Wor-ten: Die Lehren sind dazu bestimmt, nicht nur unser Wissen, sondern auch unser gan-zes Leben zu formen. Man könnte sich mit Theologie vollstopfen und trotzdem so kalt wie ein Eisblock sein. Es genügt nicht, die christlichen Wahrheiten zu kennen; sie müs-sen uns in Fleisch und Blut übergehen.

Die Betrachtung von Gottes Heiligkeit sollte in uns eine tiefgehende Ehrfurcht wachrufen. Wir sollten unsere Schuhe aus-ziehen, weil die Stätte, auf der wir stehen, heiliger Boden ist (2Mo 3,5).

Gott ist gefürchtet im Kreis der Heiligen, groß ist er und furchtbar über alle,

die rings um ihn her sind (Ps 89,81.

A. W. Tozer sagte: "Vergiß nie, welch großes Vorrecht es ist, vor dem Höchsten, dem Geheimnisvollen zu stehen, in frohlocken-dem Schweigen zu staunen, und leise zu flüstern: 0 Herr, Gott, Du weißt alles!". Wenn wir das tun, werden wir uns nie in die unpassende Vertrautheit verirren, die Gott wie einen kosmischen Kumpel anredet. Josh McDowell sagte das so: "Er mag dein Vater sein, aber Er ist nicht dein Paps."

Wenn wir die Heiligkeit Gottes anschauen, erkennen wir gleichzeitig unser äußerst sündhaftes Wesen. Als Jesaja den Herrn sah, rief er: "Wehe mir, denn ich bin verloren! Denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich" (Jes 6,5). Als Hiob den Herrn sah, sagte er: "Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche" (Hi 42,6; unrev. Elberfelder). Als Petrus den Herrn erkannte, rief er aus: "Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!" (Lk 5,8). Julian von Norwich, ein englischer Christ im Mittelalter, schrieb folgendes: "Wenn die Seele den Schöpfer anschaut und liebt, achtet sie sich selbst für gering und ist erfüllt mit ehrfurchtsvoller Scheu, wahrer Demut, und viel Liebe zu den Mitchristen."

Je mehr wir über die Heiligkeit Gottes nachdenken, desto größer wird unser Lob-preis sein. In einer von Sünde und Unmoral verschmutzten Welt können wir uns anje-mand wenden, dessen Charakter vollkom-men rein ist. Wenn uns unsere Unvollkom-menheit niederdrückt, können wir uns über jemand freuen, der ohne jeden Fehl und ohne irgendeine Unvollkommenheit ist. Wir können Ihn preisen, da alle Ansprüche Seiner Heiligkeit durch das Werk des Erlösers am Kreuz getilgt worden sind und Gott sich uns jetzt in Liebe, Gnade und Barmherzigkeit zuwenden kann. Seraphim und Cherubim verhüllen ihr Antlitz und werfen sich in dem blendenden Licht Seiner Reinheit nieder. Wieviel mehr sollten wir das tun!

Dann sollte diese herrliche Eigenschaft Gottes auch unser tägliches Verhalten beeinflussen. Wir sollten der Sünde mehr und mehr widerstehen und uns immer stärker nach Heiligung sehnen. Wenn wir in Gemeinschaft mit Gott leben wollen, müssen wir die Sünde wegtun und im Licht wandeln. Nichts darf versteckt werden. Wir müssen der Heiligung nachjagen, "ohne die niemand den Herrn schauen wird" (Heb 12,14). Erzbischof Temple sagte es so: "Nie-mand ist gläubig, der nicht heilig ist, und niemand ist heilig, wenn er nicht gläubig ist."

Und schließlich, wenn wir die Heiligkeit Gottes gebührend wertschätzen, wird uns das vor oberflächlichen Ansichten über die Sündlosigkeit Christi bewahren. Zum Beispiel hören wir oft die verkehrte Bemerkung, daß Jesus als Mensch sündigen konnte, obwohl Er es dann nie getan hat. Man argumentiert, daß sonst Seine Versuchung in der Wüste nicht echt gewesen wäre. Solch eine Lehre hat einige beunruhigende Fragen im Gefolge. Wie konnte Jesus Gott sein, wenn Er nicht alle Eigenschaften Gottes in sich trug? Wenn Er hier auf der Erde als Mensch hätte sündigen können, was würde Ihn dann daran hindern, jetzt als Mensch im Himmel zu sündigen? Wenn Er hätte sündigen können, bedeutet das, daß Er dazu fähig war, Mord, Vergewaltigung, Hurerei und Unzucht zu begehen? Die Tatsache ist, daß der Herr Jesus nicht nur nicht sündigte, sondern daß Er nicht sündigen konnte.'

Er ist ein vollkommener Mensch, wir sind gefallen. Wie wir konnte Er von außen, aber im Gegensatz zu uns nicht von innen versucht werden. Unser Heiland ist heilig, sündlos, unbefleckt und abgesondert von den Sündern (Heb 7,26). Seine Heiligkeit darf nicht verletzt oder preisgegeben werden. Im Hebräerbrief lesen wir zweimal, daß der Herr Jesus vollkommen gemacht wurde: "Denn es geziemte ihm, um dessentwillen alle Dinge und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit führte, den Urheber ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen" (Heb 2,10); "Und vollendet, ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden" (Heb 5,9). Jedoch meinen diese Verse nicht, daß Jesus in Bezug auf Seinen Charakter vollkommen gemacht wurde. Das ist unmöglich, weil Er in Seinem Charakter, in Worten und Werken immer vollkommen war. Aber Er wurde als unser Erlöser vollkommen gemacht. Um uns zu retten, mußte Er den Himmel verlassen, Mensch werden, leiden, bluten und sterben. Wenn Er im Himmel geblieben wäre, hätte Er niemals unser vollkommener Erlöser werden können. Um der vollkommene Anführer unserer Errettung zu werden, mußte Er die ganze Strafe, die wir für unsere Sünden verdient hatten, auf sich nehmen.

Niemand ist wie Er: "Wer ist Dir gleich... o Herr! ...so herrlich in Heiligkeit, furchtbar an Ruhmestaten, Wunder tuend!" (2Mo 15,11). Reginald Heber hat verstanden, daß unser Gott heilig ist:

Heilig, heilig, heilig! Sie legen, Dir zur Ehre zu Füßen ihre Kronen, am Thron, am gläser'n Meere,

Cherubim und Seraphim fallen vor Dir nieder

singen dort dem Ewigen ihre Lobeslieder.

Heilig, heilig, heilig! Obwohl in Finsternis wir stehen,

obwohl die sünd'gen Augen Deine Herrlich. keit nicht sehen,

so bist Du heilig; niemand ist außer Dir, rein, mächtig, voller Liebe, Dir sei Anbetung hier.

Nachtext

Quellenangaben

 

Gott ist heilig. Sein Name ist heilig (Jes 57,15), und wie Sein Name, so ist auch sein Charakter. Das bedeutet, daß Er in Seinen Gedanken, Taten und Motiven wie in jeder weiteren Hinsicht moralisch vollkommen ist. Er ist frei von aller Sünde und Verfehlung. Johannes drückt es so aus: "Gott ist Licht und gar keine Finsternis ist in ihm" Wo 1,5). Er kann nicht heiliger sein, als Er schon ist Er ist absolut rein, ohne Fehler und makellos. A. W. Tozer schreibt: "Vor dem ewigen Feuer von Gottes Heiligkeit verhüllen die Engel ihr Antlitz. Ja, die Himmel sind nicht rein, und die Sterne sind nicht rein in Seinen Augen." Gott haßt Sünde und ist zornig, wenn sie sich auch nur im Geringsten zeigt. Er ließ Mose nicht ins gelobte Land, weil er Ihn, den Heiligen, nicht gebührend behandelt hatte (4Mo 20,12). Seine Heiligkeit ist eine Eigenschaft, die Gott von allen Seinen Geschöpfen unterscheidet (2Mo 15,11).

Stephen Charnock, ein englischer Prediger des 17. Jahrhunderts, wies darauf hin, daß das Wort 'heilig' öfter als jede andere Eigenschaft zusammen mit dem Namen Gottes benutzt wird. Zwei Beispiele davon sind "der Heilige" und "der Heilige Israels".

Die Bibel enthält viele Abschnitte, welche die Heiligkeit Gottes lehren, aber wir werden uns auf drei beschränken.

Zunächst 3Mo 19,2: "Ihr sollt heilig sein; denn ich, der HERR, euer Gott, bin heilig". Tatsächlich ist 3Mo 19 eines der wichtigsten Kapitel zu diesem Thema. Immer wieder hören wir Jahwe sagen "Ich bin der HERR, euer Gott... Ich bin heilig... ihr sollt heilig sein". Das Echo davon ertönt in 1Pe 1,15-16.

Dann sagt der Prophet Habakuk in Kap. 1,12-13:

"0 HERR, mein Gott, mein Heiliger...

Du hast zu reine Augen, um Böses mit ansehen zu können, und Verderben vermagst du nicht anzuschauen.

Das bedeutet nicht, daß Gott nicht sieht, was vor sich geht. Er sieht jede Sünde, die begangen wird. Es bedeutet, daß Er Sünde nicht mit der geringsten Zustimmung an-schauen kann. Er kann Unrecht nicht gut heißen. Er kann nichts Falsches billigen.

Der dritte Vers ist Ofb 4,8: "Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott, Allmächtiger, der war und der ist und der kommt!" Der dreimalige Gebrauch des Wortes 'heilig' ist nicht nur eine Wiederholung zur Betonung; es bedeutet auch, daß der Herr im höchsten Maß heilig ist.'

In der Zeit des Alten Testaments lehrte Gott in vielen anschaulichen Lektionen, was Heiligkeit bedeutet. Zum Beispiel wurde durch die Priesterschaft gezeigt, daß sündige Menschen nur durch einen Mittler zum heiligen Gott nahen konnten. Das Opfersystem sagte eigentlich, daß gefallene Menschen nur durch das Blut eines stellvertretenden Opfers zu dem dreifach heiligen Gott kommen konnten. Das Tempelritual erlaubte nur einem Mann aus einem bestimmten Volk, einem Stamm und einer Familie an nur einem festgelegten Tag im ganzen Jahr in die Gegenwart Gottes hineinzugehen. Die Gesetze über Ehe, Kleidung, reine und unreine Nahrung und zeremonielle Waschungen verdeutlichen, daß der heilige Gott möchte, daß auch sein Volk heilig ist.

Im Neuen Testament sehen wir wirklich die Heiligkeit verkörpert in der Person Christus Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch. Er lebte das einzige vollkommene Leben, das jemals auf dieser Erde gelebt wurde. Er kannte keine Sünde (2Ko 5,21), Er sündigte nicht (1Pe 2,22) und es war keine Sünde in Ihm (1Jo 3,5). Er konnte von sich sagen: "Der Fürst der Welt kommt; und in mir hat er gar nichts" (Jo 14,30). In dem sündlosen Erlöser war nichts, das auf die bösen Anregungen Satans ansprechen konnte. Sogar Pilatus mußte dreimal zugeben, daß er keinerlei Schuld an Jesus fand Go 18,38; 19,4.6).

Wir bekommen einen gewaltigen Eindruck Seiner Heiligkeit, wenn wir Ihn im Garten Gethsemane sehen. Golgatha stand kurz bevor. Der Heiland wußte, daß Er bald für die Sünde der ganzen Welt Sühnung tun würde. Er wußte, daß unsere Sünden auf Ihn geladen und daß Er das Sündopfer werden würde. Der bloße Gedanke daran, daß Er so eng mit Sünde in Berührung kommen

würde, verursachte Ihm die äußerste Pein. Wir lesen, daß "sein Schweiß wie große Blutstropfen wurde, die auf die Erde herabfielen" (Lk 22,44).

Hier sehen wir den Unterschied zwi-schen unserem sündigen Leben und dem heiligen Leben Jesu. Es verursacht uns Schmerz, der Versuchung zu widerstehen; es verursachte Ihm Qualen, sie zu erfahren. Wir leiden darunter, wenn wir versuchen, nicht zu sündigen; Er litt bei dem Gedanken, unsere Sünden berühren zu müssen.

Aber laßt uns weitergehen nach Gol-gatha, um Zeugen der größten Entfaltung der Heiligkeit Gottes zu werden. Das gewaltige Drarria unserer Erlösung beginnt. Von Anfang an wissen wir, daß Gott Sünde bestrafen muß. Seine Heiligkeit verbietet es Ihm, sie zu verzeihen, zu entschuldigen oder darüber hinwegzusehen. Aber halt! Das Opfer ist Gottes eigener, geliebter Sohn, der dort nicht wegen Sünden hängt, die Er selbst begangen hat, sondern wegen deiner und meiner Sünden. Was wird Gott jetzt tun? Wird Er Seinen Sohn verschonen? Wird Er in diesem Fall eine Ausnahme machen? Oder wird Er Seinen unverminderten Zorn auf Seinen sündlosen Sohn ergießen, wenn Er den Herrn Jesus mit unseren Sünden an Seinem Leib auf dem Kreuz sieht? Wir kennen die Antwort. Die Heiligkeit Gottes kennt keine Kompromisse. Er zieht Sein Schwert und es trifft Christus. Anne Johann Heermann verfaßte das Gedicht:

Was ist doch wohl die Ursach' solcher Plagen?

Für meine Sünden hat dich Gott geschlagen; ach mein Herr Jesu, ich hab dies verschuldet,

was du erduldet.

Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe! der gute Hirte leidet für die Schafe,

die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte, für seine Knechte.

Die Heiligkeit Gottes hat Ihn nie so viel gekostet, wie auf Golgatha deutlich wird, aber wir können in Ewigkeit dankbar sein, daß Er bereit war, den Preis zu bezahlen. Wolfgang Weßnitzer schrieb dankbar:

Jesu, meines Lebens Leben,

Jesu, meines Todes Tod,

der du dich für mich gegeben in die tiefste Seelennot,

in das äußerste Verderben,

nur daß ich nicht möchte sterben: tausend-, tausendmal sei dir, liebster Jesu Dank dafür.

George Cutting erklärt: "Das Evangelium berichtet nicht von einem Gott, dessen Liebe sich darin ausdrückt, daß Er Sünde ignoriert, sondern von einem Gott, dessen Liebe zum        Sünder nur dort zum Tragen kommt, wo Seine heiligen Ansprüche gegen die Sünde auf gerechte Weise befriedigt werden und wo die Strafe dafür vollkommen bezahlt wurde"?

Welche Auswirkungen sollte nun die Lehre von Gottes Heiligkeit in unserem Leben haben? Jede Aussage wird Schritt für Schritt zur Anordnung. Mit anderen Wor-ten: Die Lehren sind dazu bestimmt, nicht nur unser Wissen, sondern auch unser gan-zes Leben zu formen. Man könnte sich mit Theologie vollstopfen und trotzdem so kalt wie ein Eisblock sein. Es genügt nicht, die christlichen Wahrheiten zu kennen; sie müs-sen uns in Fleisch und Blut übergehen.

Die Betrachtung von Gottes Heiligkeit sollte in uns eine tiefgehende Ehrfurcht wachrufen. Wir sollten unsere Schuhe aus-ziehen, weil die Stätte, auf der wir stehen, heiliger Boden ist (2Mo 3,5).

Gott ist gefürchtet im Kreis der Heiligen, groß ist er und furchtbar über alle,

die rings um ihn her sind (Ps 89,81.

A. W. Tozer sagte: "Vergiß nie, welch großes Vorrecht es ist, vor dem Höchsten, dem Geheimnisvollen zu stehen, in frohlocken-dem Schweigen zu staunen, und leise zu flüstern: 0 Herr, Gott, Du weißt alles!". Wenn wir das tun, werden wir uns nie in die unpassende Vertrautheit verirren, die Gott wie einen kosmischen Kumpel anredet. Josh McDowell sagte das so: "Er mag dein Vater sein, aber Er ist nicht dein Paps."

Wenn wir die Heiligkeit Gottes anschauen, erkennen wir gleichzeitig unser äußerst sündhaftes Wesen. Als Jesaja den Herrn sah, rief er: "Wehe mir, denn ich bin verloren! Denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich" (Jes 6,5). Als Hiob den Herrn sah, sagte er: "Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche" (Hi 42,6; unrev. Elberfelder). Als Petrus den Herrn erkannte, rief er aus: "Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!" (Lk 5,8). Julian von Norwich, ein englischer Christ im Mittelalter, schrieb folgendes: "Wenn die Seele den Schöpfer anschaut und liebt, achtet sie sich selbst für gering und ist erfüllt mit ehrfurchtsvoller Scheu, wahrer Demut, und viel Liebe zu den Mitchristen."

Je mehr wir über die Heiligkeit Gottes nachdenken, desto größer wird unser Lob-preis sein. In einer von Sünde und Unmoral verschmutzten Welt können wir uns anje-mand wenden, dessen Charakter vollkom-men rein ist. Wenn uns unsere Unvollkom-menheit niederdrückt, können wir uns über jemand freuen, der ohne jeden Fehl und ohne irgendeine Unvollkommenheit ist. Wir können Ihn preisen, da alle Ansprüche Sei

 

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ner Heiligkeit durch das Werk des Erlösers am Kreuz getilgt worden sind und Gott sich uns jetzt in Liebe, Gnade und Barmherzigkeit zuwenden kann. Seraphim und Cherubim verhüllen ihr Antlitz und werfen sich in dem blendenden Licht Seiner Reinheit nieder. Wieviel mehr sollten wir das tun!

Dann sollte diese herrliche Eigenschaft Gottes auch unser tägliches Verhalten beeinflussen. Wir sollten der Sünde mehr und mehr widerstehen und uns immer stärker nach Heiligung sehnen. Wenn wir in Gemeinschaft mit Gott leben wollen, müssen wir die Sünde wegtun und im Licht wandeln. Nichts darf versteckt werden. Wir müssen der Heiligung nachjagen, "ohne die niemand den Herrn schauen wird" (Heb 12,14). Erzbischof Temple sagte es so: "Nie-mand ist gläubig, der nicht heilig ist, und niemand ist heilig, wenn er nicht gläubig ist."

Und schließlich, wenn wir die Heiligkeit Gottes gebührend wertschätzen, wird uns das vor oberflächlichen Ansichten über die Sündlosigkeit Christi bewahren. Zum Beispiel hören wir oft die verkehrte Bemerkung, daß Jesus als Mensch sündigen konnte, obwohl Er es dann nie getan hat. Man argumentiert, daß sonst Seine Versuchung in der Wüste nicht echt gewesen wäre. Solch eine Lehre hat einige beunruhigende Fragen im Gefolge. Wie konnte Jesus Gott sein, wenn Er nicht alle Eigenschaften Gottes in sich trug? Wenn Er hier auf der Erde als Mensch hätte sündigen können, was würde Ihn dann daran hindern, jetzt als Mensch im Himmel zu sündigen? Wenn Er hätte sündigen können, bedeutet das, daß Er dazu fähig war, Mord, Vergewaltigung, Hurerei und Unzucht zu begehen? Die Tatsache ist, daß der Herr Jesus nicht nur nicht sündigte, sondern daß Er nicht sündigen konnte.'

Er ist ein vollkommener Mensch, wir sind gefallen. Wie wir konnte Er von außen, aber im Gegensatz zu uns nicht von innen versucht werden. Unser Heiland ist heilig, sündlos, unbefleckt und abgesondert von den Sündern (Heb 7,26). Seine Heiligkeit darf nicht verletzt oder preisgegeben werden. Im Hebräerbrief lesen wir zweimal, daß der Herr Jesus vollkommen gemacht wurde: "Denn es geziemte ihm, um dessentwillen alle Dinge und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit führte, den Urheber ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen" (Heb 2,10); "Und vollendet, ist er allen, die ihm gehorchen, der

Urheber ewigen Heils geworden" (Heb 5,9). Jedoch meinen diese Verse nicht, daß Jesus in Bezug auf Seinen Charakter vollkommen gemacht wurde. Das ist unmöglich, weil Er in Seinem Charakter, in Worten und Werken immer vollkommen war. Aber Er wurde als unser Erlöser vollkommen gemacht. Um uns zu retten, mußte Er den Himmel verlassen, Mensch werden, leiden, bluten und sterben. Wenn Er im Himmel geblieben wäre, hätte Er niemals unser vollkommener Erlöser werden können. Um der vollkommene Anführer unserer Errettung zu werden, mußte Er die ganze Strafe, die wir für unsere Sünden verdient hatten, auf sich nehmen.

Niemand ist wie Er: "Wer ist Dir gleich... o Herr! ...so herrlich in Heiligkeit, furchtbar an Ruhmestaten, Wunder tuend!" (2Mo 15,11). Reginald Heber hat verstanden, daß unser Gott heilig ist:

Heilig, heilig, heilig! Sie legen, Dir zur Ehre zu Füßen ihre Kronen, am Thron, am gläser'n Meere,

Cherubim und Seraphim fallen vor Dir nieder

singen dort dem Ewigen ihre Lobeslieder.

Heilig, heilig, heilig! Obwohl in Finsternis wir stehen,

obwohl die sünd'gen Augen Deine Herrlich. keit nicht sehen,

so bist Du heilig; niemand ist außer Dir, rein, mächtig, voller Liebe, Dir sei Anbetung hier.

Anmerkungen

In vielen alten Handschriften der Offenbarung steht eine neunfache Wiederholung des Wortes heilig, wobei vielleicht je drei für jede Person der Dreieinigkeit stehen. Vergleiche diesen Vers in "The Greek New Testament According to the Majority Text" (Nashville: Thomas Nelson Publishers, 1982).

George Cutting, Light for Anxious Souls, S.13.

3 Julian of Norwich, Revelation of Divine Love, Seiten 14-15.

4 Theologen haben zwei kleine lateinische Phrasen benutzt, um die Wahrheit von der falschen Ansicht zu unterscheiden. Die korrekte Lehre ist: "non posse peccare" (es ist nicht möglich, zu sündigen); und nicht nur: "posse non peccare" (es ist möglich, nicht zu sündigen).