Zeitschrift: 77 (zur Zeitschrift) Titel: Mein Weg aus der Neuapostolischen Kirche Typ: Artikel Autor: Wolfgang Wessolowski Autor (Anmerkung): online gelesen: 3634 |
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Mein Weg aus der Neuapostolischen Kirche |
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Es sind inzwischen einige Jahre vergangen, seit meine Frau und ich nach über zwanzigjähriger Zugehörigkeit die Neuapostolische Kirche verließen, um unserem Herrn Jesus Christus nachzufolgen. Das bedeutet für uns auch grundsätzlich: Nicht zurück, sondern nach vorne zu blicken. Da die Neuapostolische Kirche, ihre Lehre und Organisation, vielen Christen wenig bekannt ist und sie in jüngster Zeit verstärkt bemüht ist, in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam zu machen, möchte ich zur Aufklärung über diese Sondergemeinschaft beitragen. Mit 430.000 Mitgliedern ist die Neuapostolische Kirche (künftig: NAK) die drittgrößte Kirche Deutschlands und hat den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Aussteiger In den Medien findet seit einiger Zeit eine Auseinandersetzung von Aussteigern der NAK mit dieser Organisation statt. Ehemalige Mitglieder haben sich in Selbsthilfegruppen zusammengetan, um ihre kirchliche, von dogmatischen Zwängen beeinträchtigte Vergangenheit zu bewältigen. Dazu gehört auch, die Lehre der NAK anzugreifen und die Organisation und ihre maßgeblichen Leiter für erlittene seelische Schäden verantwortlich zu machen. Ich kann mich dieser Vorgehensweise nicht anschließen und bedaure sehr, daß diese Aussteiger nicht auf der Grundlage neutestamentlicher Aussagen argumentieren. Sie haben kein Zeugnis für den Herrn Jesus und die biblische Wahrheit. In Bitterkeit schauen sie zurück - und offensichtlich ohne Zukunftserwartung. Das scheint mir überhaupt ein Bild für den geistlichen Zustand vieler Mitglieder der NAK zu sein. Zunehmend erkannten meine Frau und ich, daß nicht Jesus Christus Herr und Mittelpunkt dieser Kirche ist, sondern daß die neuapostolischen Apostel und ihr Oberhaupt diesen Platz einnehmen und das Interesse der Mitglieder auf sich lenken. Langsam schwand auch bei uns die Überzeugung, einer allein seligmachenden Kirche anzugehören. Waren wir viele Jahre in unserem Glauben sehr selbstsicher gewesen, hatten wir nun viele Fragen und sehnten uns nach Licht und Wahrheit. In dieser Situation griff Gott eindrucksvoll in unser Leben ein. Verführung Mit achtzehn Jahren trat ich zu einer Zeit der NAK bei, in der ihre Mitglieder durch die "prophetischen" Aussagen ihres Oberhaupts, des sogenannten "Stammapostels", von lebhafter Endzeit-Erwartung erfüllt waren. Das war Ende der fünfziger Jahre. Der Grund für meinen Beitritt zu dieser Organisation lag wohl in dem Wunsch nach einem christlichen Lebenswandel und dem, das unmittelbar bevorstehende Ereignis der Wiederkunft des Herrn miterleben zu wollen. Ohne Kenntnis des biblischen Heilsweges und ohne Lebensübergabe an den Herrn Jesus Christus betrat ich einen religiösen Weg, der wesentlich von den Irrlehren der neuapostolischen Apostel bestimmt war. Es bewahrheitete sich zunächst bei mir, daß der Mensch in seiner religiösen Veranlagung leicht verführbar ist, besonders dann, wenn die Voraussetzung fehlt, falsche Lehre an der Schrift prüfen zu können. Im Bemühen um ein Gott wohlgefälliges Leben entwickelten meine Frau und ich uns zu strenggläubigen Mitgliedern dieser Organisation und vertraten den Absolutheitsanspruch der NAK. In dieser Haltung predigte ich über zehn Jahre als ordinierter Priester in vielen Gemeinden ein falsches Evangelium. Suche nach Wahrheit Wenn in einer Kirchenorganisation die Bibel als allein gültiges Wort Gottes abgelehnt wird und Jesus Christus als Herr und absolut einziger Weg zur Errettung des Menschen nicht zentrales Verkündigungsthema ist, wird ein falsches Evangelium gepredigt. Dies geschieht in der NAK, indem ihre Apostel als Mittler zwischen Gott und den Menschen auftreten. Durch sie werden biblische Aussagen über das Evangelium der Gnade Gottes willkürlich interpretiert oder einfach verschwiegen. Befreiung "Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann." (Offb 3,W Diese Verheißung erfüllte sich nach vielen Jahren geistiger Unfreiheit in unserem Leben. Durch diese geöffnete Tür traten wir aus der geistlichen Isolation hinaus und folgten der Einladung einer missionarischen Bewegung für Geschäftsleute und Führungskräfte zu einem Bibelseminar. Dort erlebten wir zum ersten Mal Gemeinschaft mit entschiedenen Christen. Ihre Zeugnisse und Gebete, die Anbetung unseres Herrn Jesus Christus sowie geisterfüllte Predigten ließen uns erkennen, daß wir uns auf einem Irrweg befanden. Nach wenigen Tagen fand auf meinen Wunsch ein Gespräch zwischen dem Bezirksapostel, dessen Mitarbeiter ich war, und mir statt. Ich legte ihm meine Überzeugung dar, daß nicht-neuapostolische Christen vom Heiligen Geist erfüllt seien. Genau diese Aussage widerspricht der wichtigsten neuapostolischen Lehrthese, nach welcher der Heilige Geist nur von den NAK-Aposteln verwaltet wird. Es genügte darum diese Äußerung, die ich nicht zu widerrufen bereit war, daß der Apostel mich meines Amtes enthob. Der Blick zurück läßt keinen Groll aufkommen. Den zurückgebliebenen Freunden, Amtsträgern und allen Mitgliedern gilt heute unsere Fürbitte, daß sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen - auch die Aussteiger! -; denn nur der Herr Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben! Ausführungen über Organisation und Lehre der Neuapostolischen Kirche sind meiner Broschüre "Die Neuapostolische Kirche - ein Weg für Christen?" zu entnehmen. Diese kann unter der Anschrift Mithoffstraße 3, 30159 Hannover, kostenlos bezogen werden. |
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Quellenangaben |
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