Zeitschrift-Artikel: Papua Neuguinea - "Das Land des Unerwarteten"

Zeitschrift: 77 (zur Zeitschrift)
Titel: Papua Neuguinea - "Das Land des Unerwarteten"
Typ: Artikel
Autor: Helmut Mehringer
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1827

Titel

Papua Neuguinea - "Das Land des Unerwarteten"

Vortext

Text

Feuchtheißes Klima, fremde Geräusche und Gerüche, dschungelbedeckte Gebirgshänge, ein tosender Sturzbach am Grunde einer Schlucht, ein glitschiger Baumstamm einige Meter darüber als Brücke - und auf dem Baumstamm stehe ich mit Schweiß  auf der Stirn und versuche, das Gleichgewicht zu halten. So stellt man sich eine "Wanderung" durch den Dschungel immer vor - ein Alptraum! Ein Alptraum? Aber nein, ich bin wach!

Papua Neuguinea - ein Land der Besonderheiten

Papua-Neuguinea - "das Land des Unerwarteten", wie es sich selbst nennt. Papua Neuguinea - ein Land, das etwa um ein Drittel größer ist als Deutschland, in dem aber nur 4,5 Mio. Menschen leben. Ein Land mit 862 (!) bisher bekannten, eigenständigen, ganz unterschiedlichen Sprachen - überwiegend ohne Schrift - und jeweils etlichen verschiedenen Dialekten. Nur drei dieser Volksgruppen haben mehr als 100.000 Angehörige, über die Hälfte von ihnen zählt weniger als 1.000 Menschen.

"Ein moderner Staat, der sich dem Christentum verpflichtet fühlt" - so bezeichnet die Regierung dieses seit 1975 selbständigen Staats ihr Land, in dem sich bereits viele Kirchen und Missionsgesellschaften etablierten, ohne daß die meisten der Menschen das Evangelium wirklich gehört haben. Ein "missioniertes" Land, in dem die Bibel aber nur in 8 (acht!) der 862 Stammessprachen übersetzt ist und selbst das Neue Testament in ca. 760 Sprachen nicht vorliegt!

Tok Pisin heißt das "Wundermittel" fast aller christlichen "Missionare" hier. Tok Pisin ist die gebräuchliche Verkehrssprache zumindest der Menschen unter 50 Jahren. Und da sie mit einem Wortschatz von nur etwa 2.000 Wörtern innerhalb weniger Wochen zu erlernen ist, "evangelisieren", "lehren" und predigen nahezu alle in dieser Sprache.

So kann dann das "Lieben" Gottes in Joh 3,16 nur mit demselben Wort ausgedrückt werden, wie mein Wunsch, eine Tasse Kaffee zu trinken. "Die Australier lebten einst im Sepik-Gebiet auf Papua-Neuguinea; nachdem sie die Stammesleute ausgeraubt hatten, zogen sie durchs Meer nach Australien und leben dort seither in Reichtum und Wohlstand..." Dies ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie "gut" geistliche Wahrheiten in Tok Pisin vermittelt werden können - so erzählte übrigens tatsächlich ein angeblich vollständig missionierter Stamm den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten!

Der Chimbari-Stamm

Inmitten dieses Landes befand ich mich mit meiner Frau Angelika, unterwegs auf einer Wanderung in dem mit tropischem Regenwald bedeckten Gebirge des Chimbari-Stammes. Die wohl etwa 4.000 Menschen des Chimbari-Stammes leben - verteilt auf viele kleine und kleinste Dörfer ohne irgendeine Straßenanbindung - von dem, was ihre an den steilen Berghängen angelegten Gärten hergeben.

1967 kam Dennis Best als einer der ersten Missionare nach zweitägigem Fußmarsch hier an und lebte seither zusammen mit seiner Frau Jeanne und den Kindern unter den Chimbari. Sieben Jahre verbrachte er zunächst damit, die Kultur und die fürchterliche Sprache dieses Volkes zu studieren, bevor er es wagte, erstmals das Wort Gottes zu predigen. Sieben Jahre Sprachstudium, alleine in der Wildnis mit seiner Frau und zeitweise mit einem weiteren Missionsehepaar, ohne "Erfolge" zu sehen. Hätte ich, hättest du solange ausgehalten? Und was, wenn gar nach 20 Jahren immer noch kein Gläubiger als Frucht meiner Arbeit zu sehen gewesen wäre - wie es hier bei den Chimbari der Fall war? Sind allein sichtbare "Erfolge" das, was mein Leben für den Herrn sinnvoll macht und bestätigt? Ist mein Leben von Pragmatismus bestimmt oder genügt es mir, Seinem Auftrag und Seinem Wort treu und gehorsam zu sein und die Folgen Ihm zu überlassen?

Sicherlich gab es 1987, nach 20 Jahren des Studierens und Predigens unter den Chimbari, genügend gute und geistliche Gründe für Dennis und Jeanne, den Stamm zu verlassen und anderswo neu anzufangen. Aber sie blieben - und sahen im 21. Jahr den ersten Anbeter des Lammes unter den Chimbari.

Sind mir 21 Jahre meines Lebens zu viel für einen Menschen, der sein Vertrauen auf Jesus Christus setzt und in alle Ewigkeit mit mir vor Seinem Thron sein wird? Bin ich mir bewußt, welchen Wert ein einziger Mensch in den Augen Gottes hat? Guandambial, der erste gläubige Chimbari, hätte jedenfalls eine eindeutige Antwort. Wären Dennis und Jeanne nach 20 Jahren gegangen, so wären er und 34 weitere seither gläubig gewordene Chimbari weiterhin in den Fesseln der Geister und Schamanen, der Angst und Hoffnungslosigkeit.

Aber so können wir am Sonntag mitten im Gebirgsdschungel Papuas, zusammen mit 35 Eingeborenen - viele in Grasrock und einem aus Baumrinde gefertigten Umhang, der vom Kopf bis an die Oberschenkel reicht - den gemeinsamen Herrn und Erlöser anbeten! Offenbarung 5,9 wird dabei schon hier auf der Erde irgendwie ganz lebendig! Danken wir unserem Herrn dafür, daß er Dennis & Jeanne Best und - seit 4 Jahren - David & Shari Ogg mit ihren drei kleinen Kindern die Kraft gegeben hat, den Chimbari in Nolambiye und Umgebung in einer menschlich aussichtslosen Situation das Evangelium zu predigen. Und beten wir für weitere Kraft, eine komplizierte Sprache besser zu lernen (das längste bekannte Wort hat 26 Silben!), um so nach und nach auch die Bibel übersetzen zu können.

Der Yagaria-Stamm

Was das Predigen des Wortes Gottes in der stammeseigenen Sprache alles bewirken kann, zeigt das Beispiel des mit 20.000 Menschen recht großen Yagaria-Stammes. Nachdem die ersten Missionare 1953 in den damaligen Kannibalenstamm zogen, gibt es heute in 50 Dörfern eigenständige Gemeinden mit insgesamt etwa 4.250 Gläubigen - die meisten entstanden durch die missionarische Arbeit von Yagaria-Leuten! Am Sonntag sitzen wir hier zusammen mit Menschen, die noch aus eigener Erfahrung und Praxis erzählen können, wie Menschenfleisch schmeckt - und beten zusammen das Opferlamm an, das für uns alle gestorben ist.

Anstatt Menschen zu verspeisen bilden die Yagaria-Gläubigen heute Männer aus ihrer Mitte aus, als Missionare in andere Dörfer des Stammes und darüber hinaus zu gehen und die Botschaft unseres Erlösers Jesus Christus zu verkündigen. Die einstmals gesäten Weizenkörner - die investierten Lebensjahre der weißen Missionare - sind hier schon aufgegangen und haben Frucht gebracht, die ihrerseits wieder Frucht bringt - Multiplikation unseres geistlichen Lebens, wie es sein soll (2Tim 2,1-2).

Beispiele aus anderen Stämmen

Im sumpfigen, schwülheißen SepikFlachland gelegen umfaßt der BisorioStamm nur etwa 360 Menschen, von denen heute etwa 150 errettet sind. Bob Kennel und George Walker siedelten sich 1978 mit ihren Familien - darunter eine 4-monatige Tochter - in Basababi, einem der BisorioDörfer an - 6 Stunden Bootsfahrt entfernt von der nächsten Landebahn. Drei Gemeinden bestehen heute unter den Bisorio, wobei alleine diejenige in Mofogiye auf das missionarische Wirken der ersten BisorioGläubigen zurückgeht!

Etwa 400 des 4.000 Menschen umfassenden Pawaia-Stammes im Hochland Papuas sind heute gläubige Christen. Auch aus den Pawaia-Gemeinden wurden schon viele Stammesleute als Missionare in andere Stämme ausgesandt - darunter auch einer mit Holzkrücke! Wie in den meisten Stämmen werden auch bei den Pawaia die Kinder außerhalb des Dorfes im Dschungel ohne weitere Hilfe allein von der Mutter zur Welt gebracht. Unerwünschte Kinder werden dabei gleich in der Erde verscharrt. So geschah es hier auch vor etwa 35 Jahren mit einem kleinen Jungen. Nachdem am nächsten Tag der Onkel des Jungen forderte, den Neugeborenen selbst auzufziehen, wurde Yenimai wieder ausgegraben - er lebte, allerdings hatten Würmer schon seine Augen zerstört. Irgendwann als junger Erwachsener hörte der Blinde in einem benachbarten Dorf das Evangelium und glaubte - und war schon bald selbständig als Missionar unterwegs!

Und einige ganz andere Beispiele

Amto, Anu, Emblum, Gabalame, Inaru, Latoma, Malaumada, Nalumada, Nikiyuma, Senou, Unggai - einige wenige Beispiele aus einer langen Liste von Stämmen, die um Missionare gebeten haben - mancher Stamm wie die Anu schon über 100 mal - und bisher noch ohne einen einzigen Botschafter Jesu geblieben sind. Stämme mit insgesamt Tausenden von Menschen, die weiter im Bewußtsein leben, nach dem Tod in der Verdammnis der Geisterwelt zubringen zu müssen. Stämme, von denen täglich Menschen sterben, um tatsächlich die Ewigkeit in der Verdammnis zu verbringen. Menschen, die nachts nicht aus dem Dorf gehen, viele Früchte und Tiere nicht essen, Zwillinge bei der Geburt regelmäßig umbringen und vieles andere mehr tun aus Angst vor den Geistern. Menschen, für die es keine "natürliche" Todesursache gibt und daher bei jedem Todesfall durch den Zauberer oder Schamanen den Schuldigen finden lassen - um diesen zu töten oder zu bestrafen. Menschen in den Ketten Satans, die nach Erlösung schreien - aber bisher bringt ihnen niemand die befreiende Botschaft.

New Tribes Mission

Im Jahr 1995 brachte die Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg die Autobiographie von Bruce Porterfield, dem einstigen Bolivienmissionar und heutigen USA-Repräsentanten von Nev Tribes Missiaz ("Mission für unerreichte Stämme" -NTM), für deutsche Leser heraus. NTM ist keine Missionsgesellschaft im gewohnten Sinn - Missionare, die von ihren Gemeinden aus den verschiedensten Ländern ausgesandt wurden, arbeiten hier - materiell allein auf den Herrn angewiesen - zusammen. Gemeinsames Anliegen ist es, dem Missionsauftrag unseres Herrn und Erlösers gerade gegenüber denjenigen Völkern und Stämmen gehorsam zu sein, die noch nie die Möglichkeit hatten, die Botschaft Gottes in ihrer Sprache zu hören.

Die mit NTM zusammenarbeitenden Missionare bilden eine der ganz wenigen Gruppen in Papua, welche die einzige Chance, den Stammesleuten das Evangelium verständlich zu machen darin sieht, das Wort Gottes in deren eigener Muttersprache zu predigen. Gleichzeitig ist es ihr Ziel, selbständige, in der gesunden Lehre gegründete Gemeinden zu hinterlassen, die ihrerseits das Anliegen haben, durch Aussenden von Missionaren aus ihren eigenen Reihen das Licht des Evangeliums in die Finsternis umliegender Dörfer und Stämme zu tragen.

Im Dezember 1996 und Januar 1997 nahm ich mit meiner Frau Angelika die Möglichkeit wahr, 5 Wochen im Rahmen eines kleinen Programmes zusammen mit einigen Geschwistern aus USA, Kanada und Australien bei Missionaren in Papua Neuguinea zu leben, um dort alle Bereiche ihrer Arbeit in der Theorie kennenzulernen und "hautnah" mitzuerleben. Zurückblickend müssen wir sagen: Es waren 5 Wochen, in denen unser Herr vieles verdeutlichte und die nicht ohne Auswirkung auf unser weiters Leben sein werden.

Jeder Bruder und jede Schwester, der/ die irgendwie interessiert ist an dem Werk, das unser wunderbarer Herr in anderen Ländern tut, sollte dieses Angebot von NTM selbst wahrnehmen - das ist mein ganz persönlicher Wunsch! Ob jung oder alt, ob du Wegweisung und Klarheit für deine Zukunft haben willst oder nur mehr über Mission zu erfahren wünschst - das in Papua von NTM angebotene "Schnupper"- Programm ist mehr, viel mehr als Abenteuerurlaub! Es ist eine Herausforderung, die Welt und die Menschen noch mehr als bisher aus Gottes Augen und im Blick auf die Ewigkeit zu sehen! Und das hat immer Folgen (Phil 4,8-9).

Weitere Informationen darüber sind erhältlich bei:

- Helmut Mehringer
Hirtenstrasse 5
D-96050 Bamberg

Fon & Fax (09 51) 2 71 22

E-mail: helmutmehringer@t-online.de Heiko Hagemann, NTM Deutschland, Hannoversche Straße 5a, 32760 Detmold

- New Tribes Mission via E-Mail: ntm@nim.org

- ständig aktuelle Gebetsinformationen über die Missionsarbeit in den einzelnen Stämmen in der Internet-Homepage: http://www.ntm.org

Nachtext

Quellenangaben