Zeitschrift-Artikel: Zum plötzlichen Heimgang von Andreas Bühne am 27. August 2016

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Titel: Zum plötzlichen Heimgang von Andreas Bühne am 27. August 2016
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang/Andreas Bühne/Fett
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Titel

Zum plötzlichen Heimgang von Andreas Bühne am 27. August 2016

Vortext

Text

Selten wurde es uns so schwer, jemanden gehen zu lassen. Dafür durfte Andreas leicht sterben: Sonn- tagmorgens im Schlaf. Er starb nur zwei Monate nach Bud Spencer – aber Andi wurde nur halb so alt. Er war vom gleichen Schlag. Ein gemütlicher Brummbär, der mit sich im Reinen war. Auch er war einmal ein Draufgänger und Querschläger. Man nannte ihn „Bomber“. In dieser Zeit ging er gerne mit dem Kopf durch die Wand und war ein unangepasster Dickschädel. Früher hatte er ein Problem mit Autoritäten. Er konnte seine Missachtung deutlich verspüren lassen. Andi war unverblümt ehrlich. Er mochte keine Spießer und liebte es, Konventionen zu brechen. Später wurde er selbst zu einer Autorität und zu einem geliebten Original. Überdies ein Organisations-Talent – bis zu seinem überraschenden Tod. 22 Jahre lang versuchte er, ohne Gott durchs Leben zu kommen. Dann kam seine Umkehr – und Gott hat ihm weitere 23 Jahre geschenkt, die er rastlos eingesetzt hat, um mit Wort und Tat Jesus Christus zu ehren und vielen Menschen ein Freund und ein Wegweiser zu Jesus Christus zu sein. In Gottes Schule wurde aus dem Schwelmer Schlitzohr einer, der sich der Schwachen annahm, der die Brüder liebte und dem Einzelne am Herzen lagen. › Er hatte längst sein testament gemacht „Da schickte der König nach ihm und schenkte ihm die Freiheit“ (Ps 105,20). Dieser ungewöhnliche Satz auf seiner Todesanzeige klingt eher nach den Gebrüdern Grimm, als nach einem Vers aus der Bibel. Es geht um den Gefangenen Josef, der freigelassen wurde und in einen völlig neuen, traumhaft schönen Lebensabschnitt überwech- seln durfte. Eine ungewöhnliche Traueranzeige für einen außergewöhnlichen Papa, Ehemann, Sohn, Bruder, Onkel und Freund. Andreas schrieb bereits im Alter von 41 Jahren (!) sein Testament – 5 Jahre vor seinem Tod. Mit der Erlaubnis seiner Frau zitieren wir einige Sätze aus seinem „letzten Willen“. Er beginnt mit dem ergreifenden Satz: „Liebe Lena, wenn Du diesen Brief öffnest, bin ich vor Dir zu unserem Herrn gegangen. Das ist ein komischer Gedanke, nachzudenken, wie es Dir und unseren zwei lieben Kindern geht, wenn ich gestorben bin, aber dieser Brief soll Dir eine Hilfe sein.“ Und dann wünscht er sich zum Thema Beerdigung: „Ich wünsche mir, dass es keine normale Trauerfeier wird. Es soll ein Tag sein, an dem Gott gedankt wird, dass er einem miesen Sünder vergeben hat und ihm neues Leben geschenkt hat.“ Weiter schreibt Andi, dass er es schön fände, wenn über „Freiheit“ gesprochen werden könnte „Danach habe ich mich immer gesehnt und durch Jesus habe ich es er- leben dürfen ... Bitte zieht keine schwarzen Kleider an, das hat mich immer an Beerdigungen gestört. Lass unsere Mädels ihre Lieblingskleider tragen ... Freut euch, ich bin an einem besseren Ort und warte auf euch!“ Dann erinnert er an seine früheren Freunde: „Bitte ladet * * * ein, der soll meinen alten Kollegen mitteilen, dass ich gestorben bin. Es wäre toll, wenn sie kommen würden und ihnen das Evangelium gesagt wird. Leider fehlte mir bei ihnen oft der Mut, da ich mich für mein altes Leben schämte.“ Das ist typisch für Andi: Angesichts des Todes denkt er an seine alten Freunde und wünscht, dass sie seine gefundene Freiheit auch erfahren. Andi beendet sein Tes- tament mit den bewegenden Worten an Lena: „Sage unseren Kindern immer wieder, dass sie das Beste sind, was ich habe. Mach ihnen Jesus lieb. Lass sie spüren, dass sie etwas ganz Besonderes sind. Gott mit Dir, meine liebe Frau, wir sehen uns.“ Marienheide, den 14.9.2011 Was für ein scharfsichtiges und vorausschauendes Testament. Wie tröstlich, dass Andi so klare Anweisungen hinterlassen hat. Gerne möchten wir jedem Leser dringend ans Herz legen, ein Testament zu machen und die eigene Beerdigung frühzeitig vorzubereiten. Das wird uns vor jeder geistlosen Trödelei und Vergeudung unseres einmaligen Lebens bewahren, wenn wir in unseren Lebens- Navi als Zielort „Ewigkeit“ eintippen. Andi ist uns darin ein Vorbild! › Eine gewaltige lücke Vielen wurde Andreas Bühne ein Freund, dem man das Herz ausschütten und vor dem man ehrlich sein konnte. Einer, den man schmerzlich vermisst. Dies zeigt ein Brief, der von Andis Freund Marc, einem ehemaligen Drogenabhängigen und fanatischen Antifa-Kämpfer, geschrieben wurde. Er drückt deutlich aus, welcher Ein uss von Andi ausging: „Wie schön war es mit Andi geredet zu haben. Selbst wenn er unter starken Schmerzen litt, hatte er immer ein freundliches Wort. Stets hatte er ein Zeugnis zur Ehre Gottes auf den Lippen. Er hat den Herrn gerühmt für all die Wohltaten, die ER ihm getan hat! Wie schön war es, mit ihm den Heilsbecher zu erheben und Jesus zu loben! Selbst am Telefon war das eine echte Freude. Ich vermisse Andi. Mir war es besonders warm ums Herz, seinen Eifer für evangelistische Schriften u. ä. zu sehen. Was für einen Segen hat unser Dienst durch seine Hand erfahren!!! Er wollte seine Gelübde erfüllen ...“ Oft kamen Bekannte oder Ratsuchende zu Andi ins Büro und er nahm sich Zeit für sie. Und er, der bis zu seiner Bekehrung nicht ein einziges Buch gelesen hatte, hat in den folgenden Jahren Unmengen von Büchern gelesen, die er dann auch glaubwürdig als seelsorgerliche Hilfe vorstellen und empfehlen konnte. Ein Freund, Gorden Winter, schildert seinen Verlust so: „Einer der wenigen Ermutiger ist aus meinem Leben verschwunden. Mit Andi zu telefonieren war oft ein Licht- blick in meinem umkämpften Alltag. Regelmäßig habe ich ihn angerufen. Seine ehrliche Art und Liebe zu den Geschwistern war mir oft eine willkommene Segnung. Andi war eine zuverlässige Quelle der Ermutigung. Er wird mir fehlen.“ Ein sehr nahestehender Freund schreibt erschüttert: „Auch David weinte in Sacktüchern am Grab Abners. Und wir weinen jetzt um einen Helden Davids. Er ist nun vereint mit seinem Jonathan. Wir, seine Waffenträger, müssen nun seinen Kampf ohne ihn weiterführen. Und es stimmt – der Blick auf Jonathan ist der Blick nach vorne.“ › Viele tränen – und dennoch ein triumph Zu seiner Beerdigung kamen etwa 700–750 Trauergäste. Wir sahen viele, viele weinen. Wie ungewöhnlich die Mischung der Anwesenden war: Jung und alt, arm und reich. Chaoten und Erfolgsmen- schen. „Asis und Promis“ würde Andi sagen. So hat er es geliebt. Und so bunt sieht die Menge derer aus, die Jesus lieben und nachfolgen! Am Schluss dieser traurig-trostreichen Feier wurde „Oh happy Day“ gesungen. Zunächst befremdlich und doch so passend: „Oh happy Day“ – was für ein Triumph! „Oh glücklicher Tag, als Jesus mir meine Sünden abgewa- schen hat. Oh Happy Day! Er lehrte mich wie man auf- passt, kämpft und betet und jeden Tag mit großer Freude lebt. Oh happy Day!“ Alle Besucher durften kostenlos eine DVD mit dem Titel „Tod – Was kommt wenn wir gehen?“ mit- nehmen. Diesen Vortrag hatte Ulrich Parzany im Frühjahr diesen Jahres im gleichen Saal, in welchem auch die Beerdigung stattfand, gehalten. Unter der Regie von Andreas war der Vortrag gefilmt worden. Es konnten 330 DVDs weitergegeben werden. Auf der Nachfeier der Beerdigung reihte sich Zeugnis an Zeugnis. Die Dankbarkeit für viele ungesehene Dienste beschämt und fordert uns heraus. › Was lehrt uns dieser plötzliche tod? Der Tod von Andi hat viele erschüttert und tief berührt. Und viele Fragen drängen sich auf: Wie konnte Gott sich das leisten? Wie konnte er ihn seiner Lena und den zwei Töchtern entreißen? Wie konnte Gott diesem Energiebündel in Sachen Evangelisation einfach den Stecker ziehen? Wie soll es mit Leseplatz weitergehen? Aber auch die Frage: Wenn so ein „Baum von Mann“ so unvermittelt sterben kann, wie verletzlich ist man dann erst selbst? Viele von uns sind älter ... Der Tod macht alles obsolet, was gestern noch so superrelevant und irre wichtig war. Andi hatte den Blick schon eine Etage höher. Für sich persönlich hatte er als gewiefter Händler den Tod einkalkuliert. Andi war startklar. Er hatte längst sein Testament, seinen Frieden gemacht. Andis Lebenszeugnis endet mit folgenden Sätzen: „Heute bin ich 23 Jahre frei von Drogen und muss mich nicht mehr um Anerkennung bemühen, weil ich von Jesus geliebt bin. Das war die beste Entscheidung meines Lebens. Gott hat mir eine Frau und zwei Kinder anvertraut. Danke, Jesus!“ Andis kurzes, aber intensives Leben ist aber auch für manche unter uns ein Mut machendes Beispiel dafür, dass es – egal ob Christ oder Nichtchrist – keine hoffnungslosen Fälle für Gott und keinen Grund zur Resignation gibt.

Nachtext

Wer gerne mehr von Andreas Bühne erfahren möchte, ndet über folgendem Link ein ausführliches Lebenszeugnis von ihm selbst: www.clv.de/clv-server.de/wwwroot/pdf/abuehne.pdf

Quellenangaben