Zeitschrift-Artikel: Elisa – einer von Gottes Segensträgern Teil 14

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Titel: Elisa – einer von Gottes Segensträgern Teil 14
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

Elisa – einer von Gottes Segensträgern Teil 14

Vortext

Und er kehrte zu dem Mann Gottes zurück, er und sein ganzes Gefolge, und er kam und trat vor ihn und sprach: Sieh doch, ich erkenne, dass es auf der ganzen Erde keinen Gott gibt als nur in Israel! Und nun nimm doch ein Geschenk von deinem Knecht. Aber er sprach: So wahr der HERR lebt, vor dessen Angesicht ich stehe, wenn ich es nehmen werde! Und er drang in ihn, es zu nehmen; aber er weigerte sich. Da sprach Naaman: Wenn nicht, so werde doch deinem Knecht die Last eines Maultiergespanns Erde gegeben; denn dein Knecht wird nicht mehr anderen Göttern Brandopfer und Schlachtopfer opfern, sondern nur dem HERRN. In dieser Sache wolle der HERR deinem Knecht vergeben: Wenn mein Herr in das Haus Rimmons geht, um sich dort niederzubeugen – denn er stützt sich auf meine Hand, und ich beuge mich nieder im Haus Rimmons –, ja, wenn ich mich niederbeuge im Haus Rimmons, so möge doch der HERR deinem Knecht in dieser Sache vergeben! Und er sprach zu ihm: Geh hin in Frieden. Und er zog von ihm weg eine Strecke Weges. (2Kö 5,15 – 19)

Text

Wie neugeboren stieg Naaman aus dem Jordan, den er bisher so verachtet hatte. Und er hatte nicht nur seine Vorurteile zurückgelassen, sondern auch seinen selbst- herrlichen Stolz! Als ein gedemütigter, reich beschenkter und glücklicher Mann betrat er mit einer völlig veränderten Gesinnung und neuen Lebenszielen das Ufer des Jordan, um mit seinem Tross ein zweites Mal umzukehren. Es zog ihn mit der neu gewonnenen Gesundheit nicht zuerst mit Macht in seine alte Heimat Syrien, sondern zu dem Mann Gottes, der ihm den Weg zu seiner Rettung gezeigt hatte. › Dankbarkeit – eine Frucht des neuen Lebens Beim Nachdenken über diese bewegende Szene werden unsere Gedanken zu einer Begebenheit im NT gelenkt, wo zehn Aussätzige durch unseren Herrn Jesus von ihrem Aussatz geheilt wurden, nachdem sie seinem Befehl gefolgt waren (Lk 17,11–19). Doch nur einer von den Zehn kehrte zurück, um seinem Retter zu danken und „Gott mit lauter Stimme zu verherrlichen“. Noch erstaunlicher aber scheint die Tatsache, dass der geheilte Naaman, der als Syrer nicht zum Volk Gottes gehörte, mit einem dankbaren Herzen den direkten Weg zu seinem Retter suchte, um den Gott Israels zu verherrlichen. Sein neuer Glaube war für ihn keine Privatsache, son- dern trieb ihn mit einem freimütigen, offenen Bekenntnis vor seinem Gefolge zu Elisa: „Sieh doch, ich erkenne, dass es auf der ganzen Erde keinen Gott gibt als nur in Israel!“ Ihn interessierten nicht die erstaunten Gesichter und möglichen Reaktionen seiner heidnischen Soldaten und Diener – sein Herz drängte ihn zur Dankbarkeit in aller Öffentlichkeit. Er praktizierte ganz selbstverständlich das, was Jahrhunderte später Paulus in Römer 10,10 schrieb: „Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, mit dem Mund aber wird bekannt zum Heil.“ Sein deutliches Bekenntnis war verbunden mit geistlicher Einsicht – also nicht nur Ergebnis einer gewaltigen Erfahrung oder eines überwältigenden Gefühls. Er konnte mit Hiob bekennen: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ (Hi 19,25) › „Sola Gracia!“ – Allein die Gnade! Vor seiner Heilung wollte Naaman „hoch zu Ross“ Elisa begegnen. Er hielt es nicht für nötig, persönlich an seine Türe zu klopfen und um Heilung zu bitten. Doch dann erhielt er durch einen Boten Elisas einen konkreten und demütigenden Befehl, der ihn zum Zorn reizte. Jetzt stand ein völlig veränderter Naaman persönlich vor Elisa. Obwohl syrischer „General“, bezeichnete er sich Elisa gegenüber als „dein Knecht“. Im Beisein seiner Gefolgschaft hatte er seinen Glauben an den Gott Israels bekannt und nun war es ihm ein Anliegen, dem Mann Gottes auch ein Zeichen seiner Dankbarkeit, ein „Geschenk“ (wörtlich: „einen Segen“) zu überreichen. Hatten sich die Diener Naamans soeben noch über dessen totale Veränderung gewundert, so müssen sie nun völlig verwirrt Elisas Reaktion vernommen haben: „So wahr der HERR lebt, vor dessen Angesicht ich stehe, wenn ich es nehmen werde!“ Auch auf das anschließende Bitten und Drängen Naamans weigerte sich der Prophet äußerst entschieden, auch nur ein Wechselkleid oder ein paar Silberstücke anzunehmen. Es war nicht eine Art Stolz, die es Elisa unmöglich machte, ein Geschenk anzunehmen. Aus der Geschichte mit der reichen Sunamitin haben wir gelernt, dass Elisa sehr dankbar das Geschenk eines kostenlosen Gastzimmers annehmen konnte, ebenso während der Hungersnot die Brote des Mannes aus Baal-Schalischa. Auch scheint es nicht so gewesen zu sein, dass Elisa im materiellen Über uss geschwelgt und daher keine Unterstützung nötig hatte. Unsere Geschichte ist eingerahmt von Hungersnöten in Kapitel 4 und 6 und der Mann Gottes war davon nicht ausgenommen. Wilhelm Busch zeigt in seiner Auslegung an dieser Stelle, dass er ein guter Menschenkenner war: „Es gibt ein so laues Abwehren von Gaben, dass man sofort merkt: Das ist nicht ernst gemeint. Da wehrt die linke Hand ab, aber die rechte tut sich schon auf.“1 Ein solches Verhalten kennen wir sicher aus eigener Erfahrung. Wie oft haben wir scheinheilig, aber halbherzig Gaben oder Hilfe abgelehnt, obwohl wir sehr danach geschielt haben. Elisa war frei von solcher Heuchelei. Er leitete seine entschiedene Ablehnung mit einem Bekenntnis ein, dass uns in 2.Könige 3,14 schon einmal begegnet ist und das Geheimnis seiner geistliche Autorität deutlich macht: › Frei von Geld- und Habsucht! „So wahr der HERR lebt, vor dessen Angesicht ich stehe, wenn ich es nehmen werde!“ Der Mann Gottes stand vor seinem Herrn und war deshalb kein Schleimer oder Kriecher. Wie wohltuend ist es, Christen kennenzulernen, deren Leben frei von Geld- und Habsucht ist und die in ihrem Dienst für den Herrn und in ihren Überzeugungen weder käu ich noch bestechlich sind. Randy Alcorn hat recht, dass „der Umgang mit Geld sozusagen der Lackmustest für den christlichen Charakter, ein Maßstab für den Stand des Glaubenslebens ist.“2 Und Paulus konnte unmissverständlich bezeugen: „Ich habe niemandes Silber oder Gold oder Kleidung begehrt.“ (Apg 20,33) „Es ist nicht schwer, ein Opfer aus Gottes Hand anzunehmen, aber es kann ungemein drückend werden, ein Opfer aus der Hand von Menschen zu nehmen. Denn sobald Opfer mit selbstsüchtiger Berechnung und aus eischlichen Motiven gegeben werden, erquicken sie nicht, sondern drücken.“3 (Jakob Kroeker) Naaman samt seinem Gefolge konnte etwas lernen, was zu allen Zeiten absolut gültig und wichtig war und ist: Die Gnade Gottes kann man sich nicht mit Leistungen verdienen oder erwerben, sondern sie ist ein unverdientes, freies Geschenk: „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“ (Eph 2,8–10) › Wachstum in der Gnade Es ist erstaunlich, wie schnell Naaman geistliche Prinzipien begriff und verwirklichte. Er fühlte sich in keiner Weise irgendwie durch die Ablehnung des Geschenkes beleidigt oder in seinem Stolz verletzt, sondern hatte das Wesen der Gnade erfasst: Er bittet nun demütig und ohne weitere Diskussion um ein Geschenk: „Wenn nicht, so werde doch deinem Knecht die Last eines Maultierge- spanns Erde gegeben ...“ Wahrscheinlich kamen die Knechte Naamans an diesem Tag aus dem Staunen nicht mehr heraus, als sie diesen ungewohnten und für sie absolut unverständlichen Wunsch ihres Herrn hörten. Warum sollen sie nun ausge- rechnet ein Maultiergespann mit in ihren Augen wertloser israelitischen Erde beladen und damit in Syrien einmarschieren? Hatte der General nun auch noch den Verstand verloren, nachdem er sein Geld nicht los wurde? Wollte er sich und sie zum Narren halten? Sie konnten wahrscheinlich nicht verstehen, warum Naaman ausgerechnet dieses „Souvenir“ aus Israel mitnehmen wollte, doch er hatte nach seiner Heilung etwas Wichtiges verstanden: „... denn dein Knecht wird nicht mehr anderen Göttern Brandopfer und Schlachtopfer opfern, sondern nur dem HERRN.“ Naaman musste wieder in seine alte, gottlose Umgebung zurück. Aber er wollte dort ein Anbeter des Gottes sein, der ihn gerettet hatte. Und diesem Gott wollte er einen Altar bauen und zwar auf israelischem Boden. Er hatte bereits damals sehr schnell erkannt, was später der Herr Jesus den Jüngern und auch uns immer wieder bewusst machen muss: Wir sind wohl in der Welt, aber nicht von der Welt (siehe Joh 17). Er wollte – bildlich gesprochen – ein Stückchen „Himmel auf Erden“ haben und damit öffentlich dokumentieren, was nun sein neuer Standpunkt in heidnischer Umgebung war: „Ich beuge mich vor dem Gott Israels – und ihm soll mein Herz und mein Leben gehören!“ Diese konsequente Haltung aus einem dankbaren Herzen war das Ergebnis erfahrener Gnade Gottes! › Ein neu justiertes Gewissen! – „Sola Scriptura“! Bei aller Freude und Dankbarkeit über die erfahrene Heilung und über die neue Beziehung zu dem Gott Israels, schien sich nun ein Schatten auf sein Gesicht zu legen: Ihm wurde bewusst, dass er zurück in Syrien seinen König begleiten und ihn stützen musste, wenn dieser in den Tempel seines Gottes Rimmon ging um vor diesem Götzen seine Knie zu beugen. Wenn das Sünde sei, dann möge Gott ihm vergeben! Dreimal erwähnte Naaman in Vers 18 die Worte „beugen“ oder „niederbeugen“. Offensichtlich wurde ihm plötzlich klar, dass er als frischer und dankbarer Anbeter Gottes unmöglich seine Knie vor Rimmon beugen konnte. Man könnte beinahe glauben, er hätte bereits die War- nung des Apostel Paulus in 2.Korinther 6,14–16 gehört und verstanden, die in unserer Zeit viele „bibeltreue“ Evangelikale zu relativieren oder umzudeuten versuchen: „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des leben- digen Gottes, wie Gott gesagt hat: Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.“ › „Sola Fide“ – Frei von Gesetzlichkeit! Elisas erstaunliche Reaktion ist der Ausdruck seelsorgerlicher Weisheit und tiefen Gottvertrauens: „Gehe hin in Frieden!“ Elisa hielt ihm keine Vorlesung über die Vorschriften, Reinheitsgebote und Verbote des dritten Buches Mose. Er legte ihm auch keine Lasten auf mit Kleidungsvorschriften oder Hinweisen, wie lang oder kurz man Bart oder Haare zu tragen hatte. Wir versuchen oft frisch Bekehrten eine selbstgestrickte Frömmigkeit überzustülpen oder wie Saul den jungen David in eine Rüstung zu stecken, die ihm nicht passt und in der er nur stolpern kann. Wieviele Fehler haben wir diesbezüglich in der Vergangenheit gemacht in der aufrichtigen Annahme, wir könnten junge Christen mit solchen Vorschriften vor Sünden und Abwegen bewahren. Wie recht hat Hans Dannenbaum, wenn er schreibt: „Liebe Freunde, es gibt nur eine einzige Garantie, dass ein Mensch bewahrt bleibt, und das ist der persönliche Umgang mit Gott!“4 Und so entließ Elisa den verunsicherten Naaman mit einem Segensgruß in seine alte Heimat. Er befahl ihn der bewahrenden Gnade Gottes an, ähnlich wie Paulus die Christen in Philippi: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus.“ (Eph 4,6–7) Welch seelsorgerliche Weisheit und welch eine starke Ermutigung beinhaltet dieser schlichte Rat des Propheten: „Gehe hin in Frieden!“ Es ist gut möglich, dass sich die politischen Umstände in Syrien nach der Rückkehr Naamans durch die Krankheit und Ermordung seines syrischen Königs Ben-Hadad (2Kö 8,7–15) verändert haben. Vielleicht hat Gott die Umstände so gelenkt, dass Naaman nie wieder mit seinem König die Knie vor Rimmon beugen musste. „Das Wichtigste für heute ist, hinzugehen in Frieden ohne eine Frage zwischen dir und dem Gott, der dich errettet hat. Überlass dem morgigen Tag das Seine. Welch göttliche Weisheit, welche Stärkung für die Seele liegt in dieser einfachen Antwort: ‚Gehe hin in Frieden!‘“5 (Henri Rossier)

Nachtext

Quellenangaben

Quellenangaben 1 Wilhelm Busch, Elisa, Gladbeck: Schriftenmissions-Verlag, 1961, S. 94 2 Randy Alcorn, Wer gibt, gewinnt, Holzgerlingen: Hänssler, 2004, S. 21 3 Jakob Kroeker, Gottes Segensträger, Bielefeld: CLV 1999, S. 146 4 HansDannenbaum,AlteBrunnen,Gladbeck:SchriftenmissionsVerlag, 1956, S. 83 5 Henri Rossier, Betrachtungen über das 1. und 2. Buch der Könige, Neustadt: E. Paulus Verlag, 1961, S. 75