Zeitschrift-Artikel: Kämpfer des Himmels Mein gefährliches Doppelleben (Bob Fu/Nancy French)

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Titel: Kämpfer des Himmels Mein gefährliches Doppelleben (Bob Fu/Nancy French)
Typ: Buchbesprechung
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

Kämpfer des Himmels Mein gefährliches Doppelleben (Bob Fu/Nancy French)

Vortext

Text

Dieses sowohl hochinteressante als auch packend geschriebene Buch schildert glaubwürdig die Lebensgeschichte des chinesischen Autors, der in äußerst ärmlichen Verhältnissen in Nordchina aufwuchs. Getrieben vom Ehrgeiz und dem Wunsch,trotz des Überlebenskampfes seinen armen Eltern und seiner Schwester zu einem besseren Leben zu verhelfen, schaffte er es, nach vielen Jahren zu den Elite-Studenten Chinas zu gehören. Schließlich hatte er eine glänzende Karriere vor sich. Doch die Bekanntschaft mit einem amerikanischen Dozenten, der Christ war und ein offenes Haus hatte, führte dazu, dass Bob in den 80er Jahren das Evangelium begriff und zum Gauben kam. Es folgte eine kleine Erweckung unter den Mitstudenten, die freimütig ihren Glauben bezeugten, aber dadurch auch in das Visier der Kommunisten gerieten. Die Aufbruchsstimmung dieser Studenten, die mit Tausenden nichtchristlichen Studenten und Intellektuellen friedlich für Meinungsfreiheit auf dem berüchtigten „Platz des himmlischen Friedens“ in Peking demonstrierten, wurde jäh zerstört, als im Jahr 1989 das Militär die Demonstrationen brutal mit Panzern auflöste und viele Demonstranten niedergeschossen oder niedergewalzt wurden. Mit diesem brutalen Eingreifen verschwand der geistige Frühling in China und die alte Angst vor der Partei und ihren Funktionären leitete eine neue „Eiszeit“ ein. In dieser Zeit heiratete Bob die zum Glauben gekommene Studentin „Heidi“. Die folgenden Jahre waren geprägt von Beschattung, Verhaftung und Folterung durch die chinesischen Behörden, bis sie auf abenteuerliche Weise in die USA fliehen konnten, wo sie heute das Missionswerk „ChinaAid“ leiten und sich für verfolgte Christen in China einsetzen. Das Buch ist in vielerlei Hinsicht sehr interessant: • Der Leser bekommt einen guten Einblick von dem Alltagsleben und der Kultur der Chinesen, sowohl in ländlichen Gebieten, wie auch auf Universitäten wie z.B. in Peking. • Ebenso erfährt man viel über die Situation in der staatlich kontrollierten „Drei-Selbst-Kirche“, wie auch über das Gemeindeleben im Untergrund. • Schließlich wird der Leser mit der Korruption und Brutalität mancher chinesischer Behörden zumindest in den vergangenen Jahrzehnten bekannt gemacht, die für uns schwer nachvollziehbar sind. • Wohltuend nüchtern wirken seine hilfreichen Ratschläge an den Leser im „Epilog“, wie man Chinesen mit Glaubwürdigkeit, Echtheit und nicht mit ungestümen Bekehrungsversuchen „in vier Schritten“ für den Glauben gewinnen kann. Einige Fragen und Verwirrungen bleiben aber offen: 1. Das kurz geschilderte Erlebnis, wie nach einer Taufe und der anschließenden Bibelarbeit plötzlich ein starker Luftzug spürbar wird und die Teilnehmer spontan in „Zungenreden“ zu sprechen beginnen (S.177) verwirrt, zumal im Buch sonst keine charismatischen Phänomene geschildert werden. Diese Tatsache ist auch deswegen erstaunlich, weil der Autor sich am Ende des Buches kritisch zu den „konfessionellen Sonderlehren“ wie das „Zungenreden“ äußert (Seite 319). 2. Die Erwähnung von „Bruder Yun“, dem sogenannten „Himmelsbürger“, und die angedeutete Zusammenarbeit mit ihm in den USA wirft einige Fragen auf, weil dessen sensationelle Geschichte von vielen ernsthaften Christen auch in China als völlig unrealistisch, zum Teil sogar als weitgehend erfunden beurteilt wird. So z.B. durch Samuel Lamb, der selbst über 20 Jahre in chinesischer Haft zugebracht hat, wie auch Allen Yuan, der ebenfalls über 20 Jahre Haft hinter sich hat und sogar Bob und Heidi getraut hat! (Siehe S. 154-156!) 3. Nachdem wir seit 2003 jedes Jahr mindestens einmal pro Jahr China besuchen und mit zahlreichen Führern aus den „Hauskirchen“ guten Kontakt haben, die bereits viele Jahrzehnte Erfahrung haben und in verschiedenen Regionen Chinas dem Herrn dienen, haben wir nur selten von Foltermethoden erfahren, wie sie in diesem Buch beschrieben werden. Offensichtlich hat sich in den letzten Jahren in China einiges verbessert und nach unseren Informationen stehen die beschriebenen Verhaftungen, Folterungen usw. oft in Verbindung mit fragwürdigen politischen Aktionen von Christen. Solche werden allerdings vom Staat manchmal hart bestraft, aber auch von vielen ernsthaften Christen im Land abgelehnt. Auch wenn wir das Buch nur eingeschränkt empfehlen können – wegen der Verbindung mit „Bruder Yun“ und der Empfehlung dessen zweifelhafter Lebensgeschichte „Heaven- ly Man“ auf den letzten Seiten – ist es doch lesenswert für solche, die sich für China interessieren und die Chinesen lieben.

Nachtext

Quellenangaben

Brunnen, Pb., 326 S., € 16,99