Zeitschrift-Artikel: Der Alpha-Kurs - EINE KRITISCHE AUSEINANDERSETZUNG

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Titel: Der Alpha-Kurs - EINE KRITISCHE AUSEINANDERSETZUNG
Typ: Artikel
Autor: Andreas Kräuter
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Titel

Der Alpha-Kurs - EINE KRITISCHE AUSEINANDERSETZUNG

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Text

In einer Zeit, in der es scheinbar zunehmend schwieriger wird, das Evangelium zu verkündigen, gewinnt eine neue evangelistische Methode mit dem Namen Alpha-Kurs immer mehr Anhänger. Gemäß den offiziellen Angaben wurden alleine 1999 weltweit über 14.000 Kurse mit über 570.000 Teilnehmern durchgeführt(1). Angeblich kamen bis zu 80% der Kursteilnehmer zum persönlichen Glauben(2). Darf man sich angesichts solcher Erfolgszahlen überhaupt kritisch mit diesem Kurs auseinan- dersetzen? Sind die Zahlen nicht Beweis genug, dass hier Gott am Wirken ist? Gerade weil so viele Menschen durch diesen Kurs beeinflusst werden, ist es wichtig, dessen Inhalt einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Dabei kann allein das Wort Gottes, die Bibel, der Maßstab für solch eine Prüfung sein. 1. Was ist der Alpha-Kurs? In den letzten Jahren ist der Alpha-Kurs als erfolgreiche Evangelisationsmethode bekannt geworden. Er wird bereits in über 100 Ländern in den verschiedensten Gemeinden und Kirchen, aber auch in Gefängnissen und an Universitäten durchgeführt. Entstanden ist der Alpha-Kurs vor etwa 20 Jahren in der anglikanischen Londoner Holy Trinity Brompton Church. Nicky Gumbel, heute Pastor an jener Kirche, entwickelte die ursprünglichen Unterlagen der Einführungkurse in den christlichen Glauben weiter bis zur heutigen Form. Der „Alpha-Kurs“ besteht aus 15 Lektionen, die in einem Zeitraum von etwa 10 Wochen behandelt werden. Ein Kursabend beginnt normalerweise mit einem gemeinsamen Abendessen. Darauf folgt ein Vortrag, der ins Thema einführt. Danach tauscht man sich in Kleingruppen über das Gehörte aus. Ein wichtiger Bestandteil des Kurses ist ein Wochenende zum Thema „Der Heilige Geist“. Manchmal wird zudem ein Heilungs- bzw. Segnungsabend durchgeführt(3). Den Abschluss des Kurses bildet ein Fest mit Freunden der Teilnehmer, an welchem diese für den nächsten Alpha-Kurs eingeladen werden sollen. Der „Alpha-Kurs“ und seine Begleitschriften wurden inzwischen in mindestens 27 andere Sprachen übersetzt. In deutscher Sprache werden sie vom Verlag „Projektion J“ herausgegeben. Am bekanntesten dürfte das „Textbuch“ zum Alpha-Kurs mit dem Titel „Fragen an das Leben“ von Nicky Gumbel sein. Vom gleichen Autor stammt der „Alpha-Leitfaden“ (Abk.: L.F.) als Starthilfe für Alpha-Kurse, mit Erfahrungsberichten und Tipps. Für Jugendliche existiert ein eigener „Alpha-Kurs Jugend“. In Englisch gibt es sogar ein „Alpha-Kurs Koch- buch“ sowie Poster, Aufkleber und T-Shirts. Den Gemeinden, die einen Alpha-Kurs durchführen wollen, steht also ein durchgeplantes Konzept mit allem notwendigen Material zur Verfügung. Beratung und Schulung bieten die nationalen Alpha-Büros sowie für bestimmte Kirchen oder Regionen zuständige Alpha-Berater. Inhaltlich beschränkt sich der „Alpha-Kurs“ gemäß Gumbel auf das, „worin alle größeren Denominationen und Traditionen übereinstimmen“ (L.F., S. 219). „Zusätzlich trägt Alpha in seiner universalen Weite noch dazu bei, die Barrieren zwischen Gemeinden und Konfessionen abzubauen. Plötzlich ziehen Christen verschiedener Bekenntnisse an einem Strang. Alpha bleibt Alpha, ob es nun von Katholiken, Baptisten oder dem CVJM angeboten wird. Da mit entsteht eine missionarische Koalition“ . (4) Den Kurs-Organisatoren wird zwar eine gewisse Flexibilität zugestanden, um Anpassungen vorzunehmen, dies „jedoch nur unter der Voraussetzung, dass die wesentlichen Elemente, das Wesen und die Identität des Kurses erhalten bleiben“ (L.F., S. 221). Dabei wird klar betont, dass die Lehrinhalte auf dem ganzen Material des Buches „Fragen an das Leben“ basieren sollen(5). 2. Was macht den Alpha-Kurs so attraktiv? Wieso wird dieser Kurs in immer mehr Gemeinden durchgeführt? Es dürfte vor allem folgende Gründe haben: a) Er funktioniert und ist zeitgemäß Dies scheint das Hauptargument derer zu sein, die ihn benützen: „Als ich zum erstenmal an einer Alpha-Konferenz war, dachte ich: Entweder bindet Nicky Gumbel uns allen einen Bären auf, oder es ist wirklich so, dass sich Menschen auf wunderbare Weise verändern. Nach dem achten Kurs kann ich sagen: Es funktioniert wirklich.“(6) Dies ist das Denken unserer Zeit. Was Erfolg bringt, muss gut sein. Wenn jemand zur Gemeinde findet, muss doch Gott dahinter stehen. Wer fragt noch, was das Wort Gottes dazu sagt. „lm Alpha-Kurs sind für mich in einer geradezu idealen Weise die wichtigsten Prinzipien der postmodernen Evangelisation vereint.“ (7) b) Der Alpha-Kurs ist nicht-konfrontativ „Durch das einfache, unverkrampfte Ausleben des Glaubens, wie es Jesus tat, entstehen natürliche, unkomplizierte Beziehungen zu Freunden und Nachbarn. In einer solchen Atmosphäre ist es leicht, eine Be- ziehung zu Gott zu suchen. Alpha scheint mir die Idealhilfe dazu zu sein.“(8) Es wird hervorgehoben, dass Menschen das Evangelium auf eine ansprechende, nicht-konfrontative Art und Weise kennenlernen können. Durch das gemeinsame Abendessen, Offenheit für Fragen und eingebaute Anekdoten wird eine entspannte Atmosphäre gefördert (entsprechende „Alpha-Witze“ stehen den Kursleitern zur Verfügung). Die Teilnehmer sollen sich wohlfühlen. Im Buch „Leitfaden“ (L.F., S. 189+194) wird sogar empfohlen, die Bibeln etwas versteckt parat zu legen, damit die Gäste nicht abgeschreckt werden! Beim Abschlussfest wird empfohlen, auf das Tischgebet zu verzichten, „um die Gäste nicht in Verlegenheit zu bringen“ (S. 70). Gerald Coates sagt sogar: „Der Kurs macht Spass und bedroht niemanden – genau wie unser Herr selber!“(9) . 3. An wen richtet sich der Alpha-Kurs? Der Alpha-Kurs will dem Evangelium Fernstehende erreichen. Eigenartigerweise richten sich aber nur gerade 3 von 15 Lektionen an diese Zielgruppe. Die Themen der restlichen 12 Lektionen betreffen dagegen hauptsächlich bereits Gläubige. Wie sollen aber diejenigen, die nach den drei ersten Lektionen noch nicht von neuem geboren worden sind, diese Themen verstehen (1Kor 2,14)? Werden sie nicht, statt zu einem neuen Leben, nur zu einem christlichen Lebensstil hingeführt? Dieselbe Gefahr besteht auch bei den Helfern der Kleingruppen, die laut Gumbel nicht unbedingt schon Christen sein müssen, sowie dort, wo Ungläubige durch das Nachsprechen von Modellgebeten zu einem christlichen Verhalten angeleitet werden (L.F.,, S. 67+113). Ein „christliches Leben“ und Glaube an Christus sind aber zwei grundlegend verschiedene Dinge. Gumbel scheint davon auszugehen, dass grundsätzlich alle Menschen in den Kirchen (inkl. der röm.-kath.) gläubig sind, denn er schreibt in seinem Buch Fragen an das Leben unter dem Übertitel Das Volk Gottes: „Die universale Kirche ist riesig. Laut ‘Encyclopaedia Britannica’ umfasst sie heute 1,7 Milliarden Menschen“ (S. 227; vgl. „Alpha-Kurs“, S. 68). Es fehlt der Hinweis, dass die meisten Kirchenmitglieder nicht aus Gott geboren sind und darum nicht zum „Volk Gottes'' gehören. 4. Beziehung zur römisch- katholischen Kirche Der Alpha-Kurs wird auch innerhalb der röm.-kath. Kirche gefördert. Speziell für Priester und kirchliche Mitarbeiter, die unsicher sind, ob der Alpha-Kurs für ihre Kirche geeignet sei, hat das katholische Alpha-Büro eine spezielle Broschü- re erarbeitet: „Alpha für Katholiken, Fragen und Antworten“ (dt. Ausgabe 2000 bei Projektion J). Aus dieser Schrift folgen nun einige Zitate: „Obwohl es ein Kurs mit anglikanischem Hintergrund ist, zeigt das Alpha-Material eine Katholiken gegenüber sehr offene Einstellung. Die Lehren von „Alpha“ weisen eher den Weg für eine Kooperation zwischen den Kirchen, als dass sie Rivalität hervorrufen“ (S. 18). „Haben sich Menschen erst einmal zu Christus bekehrt, entsteht der Wunsch nach mehr – die Fülle der göttlichen Offenbarung (wie sie z.B. im Katechismus ausgedrückt ist) gelehrt zu bekommen und in das volle sakramentale Leben der Kirche ein- bezogen zu werden“ (S. 19/20). „Wir hoffen, dass dieser Kurs Menschen, die neu zum Glauben gefunden haben, hilft, zu lebendigen Katholiken zu werden, die selbstbewusst ihre Gaben und ihre Talente einsetzen, um durch die Kirche am Reich Gottes zu bauen“ (S. 24). Der Alpha-Kurs wird auch von röm.-kath. Kardinälen und (Erz-)Bischöfen empfohlen. In der Zeitschrift „Alpha-News International“ (Nr. 1, ’99, S. 6f) lobte Kardinal Keeler (USA) den positiven Einfluss des Alpha-Kurses auf die römkath. Pfarreien. Menschen, die dort einen Alpha-Kurs besuchten, seien anschließend „bereit und begierig, mehr über unsere Kirche und ihre Sakramente zu lernen“. Der röm.-kath Bischof Ambrose Griffiths bekennt: „Der Alpha-Kurs beinhaltet nichts, was den grundlegenden katholischen Glaubensüberzeugungen widerspricht“ („Alpha für Katholiken“, S. 35). Wie ist dies möglich? Doch nur dadurch, dass wichtige Teile der biblischen Botschaft abgeschwächt oder weggelassen werden. Dafür entdeckt man an verschiedenen Stellen Ausdrücke aus dem kath. Kontext. Das Wort „Gottesdienst“ wird mit „Messe“ in einem Atemzug genannt („Alpha-Kurs“, S. 68). In der ersten deutschen Auflage des „Alpha-Kurses“ (1996, S. 64) wurde ein vorgeschlagenes „Übergabegebet“ mit „Tauferneuerung“ gleichgesetzt. In den Schriften von Nicky Gumbel werden viele bekannte Katholiken positiv erwähnt, z.B. der Papst, sein Hofprediger Raniero Cantala- messa oder Mutter Teresa. Gemäss Nicky Gumbel seien die Unterschiede zwischen Protestanten und Katholiken „total unwesentlich verglichen mit den Dingen, die uns verbinden“; „wir müssen den Leuten die Freiheit lassen, über zweitrangige Dinge unterschiedlicher Meinung zu sein.“(10) Die röm.-kath. Kirche lehrt aber nicht nur in „zweitrangigen Dingen“ etwas anderes, sondern auch und gerade in den fundamentalen Wahrheiten der Schrift: der Person des Herrn Jesus Christus, seinem Opfer, dem Evangelium und dem Weg der Errettung. Somit ist der Alpha-Kurs nichts anderes als ein weiterer Schritt auf dem Weg der Konfessionen zueinander (Ökumene). 5. Der Alpha-Kurs ist charismatisch Im Alpha-Kurs werden ausführlich die bekannten (und z.T. falschen) charismatischen Lehren behandelt: die Taufe mit dem Heiligen Geist, die er mit der „Erfüllung des Heiligen Geistes“ gleichsetzt(11), die Gabe des Zungenredens, die häufig der „Geistestaufe“ folge („Fragen“, S. 162) und den charismatischen „Gebetsdienst“(12). Ein Ziel des Alpha-Kurses ist, dass Menschen „mit dem Heiligen Geist erfüllt werden“ (L.F., S. 25). Die 10. Lektion (meist findet sie am gemeinsamen Wochenende statt) ist ganz diesem Thema gewidmet. Der Heilige Geist wird zu diesem Zeitpunkt ausdrücklich gebeten, zu kommen und die Teilnehmer zu erfüllen (13). Warum ist dies falsch? Im Gegensatz zu Gumbel unterscheidet die Bibel zwischen der „Taufe mit dem Heiligen Geist“ und der „Erfüllung mit dem Heiligen Geist“. Wahre Gläubige haben die „Taufe in Heiligem Geist“ (Mt 3,11) schon bei der Wiedergeburt empfangen (1Kor 12,13). Sie müssen den Heiligen Geist nicht bitten zu kommen, da er ja schon in ihnen wohnt (Röm 8,9; Eph 1,13). Eine andere Sache ist die „Fülle des Heiligen Geistes“ (Apg 7,55; 11,24), welche abhängig ist von unserem Gehorsam und unserer Hingabe. Sie ist kein ein für allemal erreichter Zustand (vgl. L.F., S. 42), wie uns die Aufforderung in Eph 5,18 zeigt. Das Neue Testament fordert uns nirgends auf, Gott zu bitten, uns mit dem Heiligen Geist zu füllen. Wie in der charismatischen Bewegung üblich, wird die Gabe des Zungenredens stark überbetont („Alpha-Kurs“, S.48+49). Zwar sei sie „nicht notwendigerweise ein Zeichen dafür, dass jemand mit dem Heiligen Geist erfüllt ist“ („Alpha-Kurs“, S. 48; „Fragen“, S. 162+167), aber: „Es gibt keinen Grund, warum jemand, der diese Gabe haben will, sie nicht bekommen sollte“ („Fragen“, S. 167; L.F., S. 151). Beim Gebet um das Kommen des Heiligen Geistes sollen die Leiter die Teilnehmer dazu ermutigen, „in einer anderen Sprache zu reden“ („Trainingsheft“, S. 24). Im Teilnehmerheft steht, man müsse „mit dem Heiligen Geist zusammenarbeiten“, um diese Gabe zu empfangen („Alpha-Kurs“, S. 49), gemäss „Fragen“ brauche es Zeit, um diese Gabe zu entwickeln, wie man Zeit brauche, um eine Sprache zu lernen („Fragen“, S. 171). Zu Beginn könne man einfach das Sprachengebet eines anderen nachsprechen (L.F., S. 151). Zungenrede „tritt häufig als Begleiterscheinung auf, wenn Menschen mit dem Heiligen Geist erfüllt werden“, lehrt der Alpha-Kurs („Fragen“, S. 162f). Sie scheint ein direkterer (also besserer?) Weg zu Gott zu sein, denn „sie versetzt uns in die Lage, Gott das auszudrücken, was wir empfinden, ohne den Umweg(!) über unsere Muttersprache nehmen zu müssen“. Das Sprachengebet sei hilfreich in Lobpreis und Anbetung, wenn wir unter Druck stehen (als „Erleichterung!“) und in der Fürbitte. Und es gibt eine praktische Sieben-Punkte-Anweisung, wie man alleine für die Erfüllung beten kann. Darin lesen wir unter anderem: „Wenn Sie die Gabe des Sprachengebets empfangen möchten, dann bitten Sie darum. Öffnen Sie dann Ihren Mund und loben Sie Gott in irgendeiner Sprache außer Ihrer Muttersprache oder einer anderen Sprache, die Sie kennen. Lassen Sie sich von niemandem einreden, Sie hätten das selbst produziert. Geben Sie nicht auf. Es braucht Zeit, diese Gabe zu entwickeln. Nur Mut!“ („Fragen“, S. 170f) Unter dem Titel „Wie führt uns Gott?“ wird zwar zuerst der „Gehorsam gegenüber dem geschriebenen Wort“ angesprochen, dann aber folgen der „gute Gedanken, starke Eindrücke, Gefühle, sowie Prophetie, Träume, Visionen, Bilder, Engel und hörbare Stimmen als Wege, wie Gott uns heute führe („Alpha-Kurs“, S. 34). „Manche bezeichnen dies [das Reden Gottes] als „Eindruck“ oder als etwas, das sie ‘in den Knochen spüren’“ („Fragen“, S. 114). Gemäß Lektion 13 („Heilt Gott auch heute noch?“) sollen „prophetische Worte“ (oder „Worte der Erkenntnis“) dazu ermutigen, Heilung von Gott zu erwarten. Diese bestehen z.B. aus Bildern (man sieht den Körperteil, den Gott bei jemand anderem heilen will), parallel empfundenen Schmerzen („Symphatie-Schmerz: man spürt dort Schmerzen, wo Gott die andere Person heilen möchte; „Alpha-Kurs Jugend“, S. 63), Hören oder Sehen von Wörtern oder dem „Eindruck, bestimmte Wörter sagen zu müssen, die für den Betenden vielleicht gar keinen Sinn ergeben“ („Alpha-Kurs“, S. 65, vgl. L.F., S. 159). Während zu Beginn des Kurses Jesus Christus im Mittelpunkt steht, nimmt im Laufe der Lektionen immer mehr der Heilige Geist diesen Platz ein. Nicht mehr der Herr Jesus Christus steht im Zentrum, sondern die Wirkungen des „Heiligen Geistes“. So wird beispielsweise das gemeinsame Wochenende dazu benützt, die Teilnehmer in Erfahrungen mit dem „Heiligen Geist“ einzuführen, statt ihnen das Evangelium ausführlicher darzulegen. Der Aufruf, die „Taufe mit dem Heiligen Geist“ zu empfangen, verdrängt den biblischen Befehl, Buße zu tun und zur Vergebung der Sünden an den Herrn Jesus Christus zu glauben. 6. Das Evangelium Gottes oder das „Evangelium nach Alpha“? Wie steht es um das „Evangelium“, das in den ersten drei Lektionen des Alpha-Kurses verkündigt wird? Ist es identisch mit dem Evangelium, wie wir es in der Bibel finden? Diese Frage ist wichtig, denn der Apostel Paulus schreibt, dass verflucht sei, wer ein „anderes Evangelium“ verkündige (Gal 1,6-9). Heute wird oft gefragt, mit welchen Methoden wir das Evangelium weitergeben sollen. Aber wissen überhaupt noch alle Gläubigen, was das wahre Evangelium beinhaltet? In der Apostelgeschichte (z.B. Apg 17: Paulus in Athen) finden wir, was die ersten Christen und die Apostel nach der Auferstehung Jesu verkündigte oder mit heutigen Worten: wie sie „evangelisierten“. Im Römerbrief finden wir dann eine ausführliche lehrmässige Abhandlung des Evangeliums. Das Wesen Gottes und unseres Herrn Jesus Christus Der Alpha-Kurs geht ausführlich darauf ein, dass Jesus Christus Gott und Mensch war (selbstverständlich ist er es immer noch!). Diese Erkenntnis ist zum Heil unbedingt notwendig (vgl. Joh 8,24: „lch bin“ mit 2Mo 3,14: „Ich bin, der ich bin“; 1Jo 4,2+3). Im übrigen enthält der Alpha-Kurs jedoch relativ wenig Belehrung über das Wesen Jesu Christi, geschweige denn des Vaters. Kaum etwas davon, dass er der Schöpfer und Erhalter des Menschen ist, von seiner Allmacht, seiner Herrlichkeit. Sein Wesen wird einseitig als Liebe dargestellt. Ja, Gott ist Liebe. Er ist aber auch heilig und gerecht. Im Kurs wird betont, dass Jesus ein Mensch war wie wir, nicht aber, dass Er im Gegensatz zu uns völlig sündlos war. (Diese Tatsache findet man nur beiläufig im Buch „Fragen“, S. 37+67). Vollständige Verdorbenheit des Menschen Der Alpha-Kurs zeigt zwar die Sünden des Menschen ansatzweise auf, sagt aber nichts über die Sündhaftigkeit der menschlichen Natur. Der Mensch sündigt aber nicht nur, sondern ist ganz und gar von der Sünde durchdrungen. Als Ungläubiger steht er unter dem Zorn Gottes (Joh 3,36; Röm 1,24-28: „dahingegeben“; Röm 2,5.6). Der gänzlich verlorene Zustand des Menschen wird nicht in der Ernsthaftigkeit verkündet, wie die Bibel es tut. Die Apostel konfrontierten die Menschen direkt mit ihren Sünden (Apg 2,23.36; 3,14-15; 7,52- 53; 14,15). Jesus Christus ist „nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße“ (Lk 5,31-32; vgl. Mt 18,1 1). Wo geschieht dies im Alpha-Kurs? Das Werk auf Golgatha Angehörige der röm.-kath. Kirche werden gelehrt, dass Jesus Christus in jeder Messe erneut zur Vergebung der Sünden geopfert werden muss. Gerade ihnen sollte man in aller Deutlichkeit verkünden, dass das Opfer auf Golgatha „ein für allemal“ geschehen ist (Heb 9,28; 10,10. 14). Die Erlösung am Kreuz ist vollendet (Joh 19,30). Gumbel erwähnt diese Tatsache zwar im Zusammenhang mit den alttestamentlichen Opfern („Fragen“, S. 236f). Indem er aber im gleichen Abschnitt das „Heilige Abendmahl“, welches an das einmalige Opfer Jesu erinnere, mit „Eucharistie“ gleichsetzt, erweckt er bei Katholiken den Eindruck, ihre Messe sei etwas Biblisches. Damit die biblische Botschaft klar und unmissverständlich ausgerichtet werden kann, muss man sie von den falschen Lehren abgrenzen. Wo dies, wie im Alpha-Kurs, nicht geschieht, wird die Botschaft verwässert. Das Wirken des Heiligen Geistes und des Wortes Gottes In unserer Zeit betonen wir allzusehr unsere Möglichkeiten und Methoden, und vergessen dabei, dass es unser Herr ist, der „wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, nach seinem Wohlgefallen“ (Phil 2,13; vgl. Heb 12,2). Der Glaube ist „ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht“ (Hebr 11,1). Der souveräne Gott, in der Person des Heiligen Geistes, überführt von Sünde (Sündenerkenntnis!), Gerechtigkeit und Gericht (Joh 3,8; 16,8) und bewirkt durch Sein Wort die Wiedergeburt (Röm 10,17; 1Petr 1,23-25). Denn nicht unser Reden, sondern Sein Wort ist „lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ (Heb 4,12). Es ist auch der „gute Same“ (Lk 8,11; 1Petr 1,23) und „wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert“ (Jer 23,29). Das Wort Gottes soll nicht die Gefühle, sondern das Gewissen des Sünders treffen (Apg 2,37), damit er dem Evangelium gehorcht (Röm 10,16; 2Thess 1,8). Ewige Verdammnis – Hölle Mit Ausnahme des Hinweises, dass der Ungläubige wegen seiner Sünde von Gott getrennt ist (S. 17) sagt der „Alpha-Kurs“ nichts über deren ewige Folgen. Im Büchlein „Jesus?!“ kommentiert Gumbel Röm 6,23: „Gemeint ist der geistliche Tod – für immer und ewig von Gott abgeschnitten zu sein“ (S. 17). Dies ist richtig. Aber die Konsequenzen sind noch viel schlimmer. Die Bibel redet von ewiger Qual, von Feuer, das nicht erlischt (Mt 13,42; Offb 21,8). Welches sind nun die Konsequenzen der oberflächlichen Evangeliumsverkündigung durch den „Alpha-Kurs“. Es ist zu befürchten, dass die meisten Menschen, die in diesem Buch aus ihrem Leben erzählen, eine spezielle Erfahrung oder angebliche „Gaben des Heiligen Geistes“ mit der Bekehrung verwechseln und deshalb noch genauso verloren sind wie vorher. Kaum jemand erzählt, wie er seinen sündigen und verlorenen Zustand vor dem heiligen Gott erkannte und in Jesus Christus seinen Herrn und Erlöser fand. Ein in manchen Bereichen verändertes Leben ist nicht unbedingt die Folge der Wiedergeburt. Es ist bemerkenswert und typisch, dass die meisten Menschen in ihren Zeugnissen erwähnen, dass sich ihr Leben seit dem Wochenende über den „Heiligen Geist“ verändert habe. Also nicht nach den Lektionen 2 und 3 über Jesus Christus und sein Werk am Kreuz. Nicht die Person des Herrn Jesus Christus, nicht sein Erlösungswerk war ihnen groß geworden. Dies sollte uns aufhorchen lassen. 7. Nachwort Viele Christen meinen, immer auf die neuesten Methoden angewiesen zu sein, die den Gemeinden Erfolg und Wachstum versprechen. Nach Bill Hybels und seinem Konzept wird bereits ein nächstes angepriesen. Dabei muss man anerkennen, dass sowohl das Modell „Willow-Creek“ wie auch der „Alpha Kurs“ aus dem großen Wunsch entstanden sind, Menschen für Jesus zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten wir uns aber nicht den Menschen und ihren Wünschen anpassen, sondern zur kompromisslosen Verkündigung zurückkehren, wie sie von den ersten Christen und den großen Erweckungspredigern angewandt wurde. Ihre Methode war biblisch fundiert und hat sich jahrhundertelang bewährt. Sind wir davon überzeugt, dass man Gott fürchten muss? Oder fürchten wir uns vor Menschen? Haben wir die Bereitschaft, in dieser Welt verachtet zu werden, verloren, und suchen stattdessen die Anerkennung der Welt? Würden wir den Spott der Menschen ertragen, wenn wir sie auf den Straßen und in unseren Gesprächen zur Umkehr aufriefen (Gal 1,10; Lk 6,26)? Die Heilige Schrift fordert uns auf, zu prüfen (Apg 17,11; Röm 12,2; l.Thess 5,21), für die Wahrheit zu kämpfen (Jud 3b), uns von falschen Lehren und Lehrern abzuwenden (Röm 16,17; 2Kor 6,14-18) und öffentlich vor solchen zu warnen (Eph 5,11). Zur biblischen Verkündigung gehört auch, das Richtige vom Falschen abzugrenzen. Wie kann man die Wahrheit – und damit den Herrn Jesus Christus – lieben, ohne sich von allem abzuwenden, was IHM nicht gefällt (Ps 97,10; 2Tim 2,19)?

Nachtext

(Dieser Artikel stützt sich zum Großteil auf die Broschüre „Alpha- Kurs: ein neuer Weg zum Menschen von heute?“ von Patrick Tschui, Heuweidlistr. 12, CH-8340 Hinwil; ptschui@bluewin.ch; 4. Aufl., Nov. 2000. Bei ihm können neben der vollständigen Broschüre auch andere wertvolle Schriften zu verschiedenen Themen bezogen werden.

Quellenangaben

1 „AlphaNews International“, Nr. 22, Aug-Nov 2000, S. 1 2 Zeitschrift „Report“, Ausgabe 4/96, S. 14 3 „Trainingsheit für Leiter und Helfer“, S. 25 4 Peter Aschoff, Vorwort zum L.F., S. 11 5 „Alpha Copyright Statement“ vom 28.6.1999; vgl. auch L.F., S. 223 6 Dominik Reifler, Pfarrer Winterthur-Seen im Einladungsprospekt für die Schweizer Alpha-Konferenz 1999 7 Florian Bärtsch, Kingdom Ministries, Einladungsprospekt, s.o 8 Heinz Strupler, Leiter IGW, Prospekt, s.o. 9 „Alpha-News“, Febr. 1997, S. 29; zitiert in „Falling short? The Alpha Course examined“, Chris Hand, S. 13 10 Video III, Talk 8; zitiert in „Alpha: New Life...?“, E. McDonald 11 „Fragen“, S.155, Anm. 45; S.167f; „Leitfaden,“ S. 144-145 12 „Trainingsheft“, Kapitel 3; „Leitfaden“, Kapitel 11 13 „Trainingsheft“, S. 24+25, „Leitfaden“, S. 134f+153