Zeitschrift-Artikel: Heute bin ich die glücklichste Kasakin der Welt. DER LEBENSBERICHT EINER BEKEHRTEN SCHAMANIN

Zeitschrift: 95 (zur Zeitschrift)
Titel: Heute bin ich die glücklichste Kasakin der Welt. DER LEBENSBERICHT EINER BEKEHRTEN SCHAMANIN
Typ: Artikel
Autor: KORLAN TSARTSEN
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1238

Titel

Heute bin ich die glücklichste Kasakin der Welt. DER LEBENSBERICHT EINER BEKEHRTEN SCHAMANIN

Vortext

Text

Ich bin als Waisenkind in Kasachstan aufgewachsen und wurde in einem Internat erzogen und unterrichtet. Besonders auf die musikalische Ausbildung legte man hier großen Wert und so lernte ich Dombra spielen. Die Fortschritte auf diesem Instrument waren so gut, dass ich mit 14 Jahren auf einem Festival auftreten konnte, das im Fernsehen ausgestrahlt wurde. In Tschimkent konnte ich dann Musik studieren und 1974, im Alter von 21 Jahren, hei- ratete ich. Damit war meine musikalische Karriere zu Ende - ich wurde Hausfrau. Mein Schwiegervater war ein islamischer Mullah, der 4 Frauen und 11 Kinder hatte. Da wir in den ersten Jahren unserer Ehe keine finanziellen Mittel besaßen, lebten wir im Haus meines Schwiegervaters. Ausbildung zur Schamanin Drei Jahre später wendete sich das Blatt, mein Mann Serik bekam Arbeit und wurde bald Leiter einer Brauerei. Wir verdienten gut, aber mein Mann begann zu trinken und die Ehe zu brechen. Für mich folgten 15 furchtbare Jahre. Als dann noch meine Schwiegermutter ihrem Sohn empfahl, sich eine jüngere Frau zu suchen, war ich der Verzweiflung nahe. Um meinen Mann wiederzugewinnen ging ich zu Wahrsagern, Kartenlegern und Zauberern. Ihnen mußte ich z.B. ein Unterhemd oder eine Unterhose meines Mannes bringen, die dann besprochen wurden. Damals habe ich viel Geld für solche Praktiken ausgegeben. Schließlich ging ich zu einem Imam, der als Exorzist einen Ruf hatte. Neun Tage lang hat er täglich bis zu drei Stunden über mir gebetet, Geister bei mir ausgetrieben und Geister zu Serik ausgeschickt, welche die Liebe meines Mannes wecken sollten. Jeden Tag betete ich fünfmal auf dem Gebetsteppich, verrichtete vor jedem Gebet die rituellen Waschungen, las regelmäßig den Koran und suchte Kontakt zu den Geistern meiner Vorfahren. Schließlich war ich bereit, mich als Schamanin ausbilden zu lassen. Es war eine lange Prozedur. Am Ende wurden neun Schafe an neun verschiedenen Orten geschlachtet und dann sollte ich abschließend des Nachts bei Kerzenlicht auf einem Schamanentreffen zur Schamanin geweiht werden. Unter großem Geschrei und mit Peitschenhieben sollten dann die bösen Geister verjagt werden – aber das habe ich nicht mehr miterlebt, es wurde mir zu unheimlich. Gott liebt mich? Zu diesem Zeitpunkt brachte mir ein Kollege meines Mannes ein Evangelium und das Buch „Wie kann man Gott erkennen?“ Ich wagte nur des Nachts bei Kerzenlicht in diesen Büchern zu lesen. Zum ersten Mal las ich, das Gott alle Menschen liebt. Als Waisenkind, das im Leben bisher keine Liebe erfahren hatte, konnte ich das nicht glauben. Gott liebt mich? Dann las ich in dem Evangelium: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich will euch Ruhe geben.“ Diese Worte trafen mein Herz! Die Schamanen hatten mir keine Ruhe gegeben. Sie schrien und forderten Schafe von mir. Und jetzt las ich, dass Jesus, der Sohn Gottes, alles umsonst gibt! Dann kam der 24.12.1996. Ich wagte zum ersten Mal, die kleine Baptistengemeinde zu betreten – sie bestand aus 12 Frauen und drei Männern. Dort sah ich nur freundliche Gesichter, man umarmte und küsste mich und ich fragte mich, ob diese Menschen keine Probleme hatten. Waren das Fanatiker? Dann wurde gepredigt: Du mußt dich bekehren! War das so einfach? Würde mein Mann mich dann endgültig verlassen? Am nächsten Tag besuchte ich wieder die Gemeinde. Dort sang man das Lied: „Jesus ist das Opfer für meine Sünde.“ Wieviele Schafe hatte ich schon geopfert - für meinen Mann und für mich. Und jetzt begriff ich, dass diese Opfer alle umsonst waren. Jesus ist das Opfer! An diesem Tag habe ich mich bekehrt und eine große Freude und tiefer Friede kam in mein Herz. Ich konnte nur noch jubeln. „Bist du verrückt geworden?“ Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt bereits vier Jahre arbeitslos. Er hatte einen Wagen Bier schwarz verkauft und wurde fristlos gekündigt. Dementsprechend war die Stimmung in unserem Haus. Am 31.12.1996 wurde bei uns gefeiert. Während mein Mann und unsere Kinder Champagner tranken, rührte ich keinen Tropfen an. Mein Mann schimpfte und schrie: „Nimm deinen Koffer und geh zu deiner Mama!“ Aber Gott gab mir Kraft freundlich zu sein. Als Serik am nächsten Tag mit einem heftigen Kater aufwachte, trat ich an sein Bett und fragte, ob ich ihm Tee machen sollte, oder eine Suppe. Er traute seinen Ohren nicht und fragte verwundert: „Bist du verrückt geworden?“ „Nein, Gott sagte mir, dass ich meinen Mann lieben und achten soll!“ Zwei Tage lag Serik krank im Bett und am 2.1.1997 stand er auf und sagte: „Ich gehe jetzt mit dir in die Kirche und sehe mir deinen Gott an!“ Alle Brüder redeten mit ihm und am selben Abend bekehrte sich Serik und hat seitdem keinen Gottesdienst und keine Bibelstunde versäumt. Die Brüder nahmen ihn mit zu Hausbesuchen und zu Evangelisations-Einsätzen und nach zwei Monaten ermutigte man ihn, die erste Predigt zu halten. So wuchs mein Mann rasch im Glauben. Serik ist inzwischen Ältester in der Gemeinde in Tschimkent und die Gemeinde ist auf 138 Geschwister angewachsen, alles ehemalige Moslems. Während mein Mann evangelisiert und sich um die Gläubigen kümmert, arbeite ich unter den Frauen und versuche Hauskreise für Frauen im ganzen Land einzurichten. Heute bin ich die glücklichste Kasakin der Welt. Ich war eine großer Sünderin, aber jetzt bin ich ein Gotteskind. Wie wunderbar ist der Herr, dem wir dienen dürfen!

Nachtext

Quellenangaben