Zeitschrift-Artikel: Alles außergewöhnlich! - oder: Leuchten wie Himmelslichter

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Titel: Alles außergewöhnlich! - oder: Leuchten wie Himmelslichter
Typ: Artikel
Autor: William MacDonald
Autor (Anmerkung):

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Titel

Alles außergewöhnlich! - oder: Leuchten wie Himmelslichter

Vortext

„Was hast Du, das Dein Nachbar nicht hat? Nichts, wenn das Leben, das Du führst aus Dir erklärt werden kann. Das Leben, das Dein Nachbar führt, kann aus ihm heraus erklärt werden. Aus seiner Sicht ist der einzige Unterschied: Du bist religiös – aber er ist es eben nicht. Das Christsein mag Dein Hobby sein, aber eben nicht seines, und die Art, wie Du lebst, rührt ihn überhaupt nicht. Nichts an Dir läßt ihn aufhorchen, und es gibt nichts erstrebenswertes in Deinem Leben, wozu er sich nicht auch befähigt fühlt – ohne die Unbequemlichkeit, Christ zu werden.“ Major Ian Thomas

Text

Frage dich in allen Lebenslagen: „Was würde Jesus tun?“ Nach einer Gebetsnacht auf einem Berg wählte Jesus zwölf Jünger aus. Er nannte sie Apostel, weil er sie aussenden wollte, damit sie das Evangelium verkündigen sollten. Das Wort Apostel bedeutet „Gesandter“. Als sie vom Berg herunter kamen, fing Jesus an, sie für ihre Aufgabe auszubilden. Als erstes ging es um ihren Lebensstil. Sie sollten opferbereit leben, ihre Berufung ernst nehmen und um seinetwillen Ablehnung und Verfolgung erdulden. Dann begann er mit einer Beschreibung, wie sie sich benehmen sollten. „Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch fluchen; betet für die, welche euch beleidigen. Dem, der dich auf den Backen schlägt, biete auch den anderen dar; und dem, der dir den Mantel nimmt, wehre auch den Leibrock nicht. Gib jedem, der dich bittet; und von dem, der dir das deinige nimmt, fordere es nicht zurück. Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, tut auch ihr ihnen gleicherweise. Und wenn ihr liebt, die euch lieben, was für Dank ist es euch? denn auch die Sünder lieben, die sie lieben. Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für Dank ist es euch? denn auch die Sünder tun dasselbe. Und wenn ihr denen leiht, von welchen ihr wieder zu empfangen hofft, was für Dank ist es euch? denn auch die Sünder leihen Sündern, auf dass sie das gleiche wieder empfangen. Doch liebt eure Feinde, und tut Gutes, und leiht, ohne etwas wieder zu hoffen, und euer Lohn wird groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein ... Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lk 6,27-36). Wie reagierst du auf diese Anordnungen unseres Herrn? Sagst du: „Ja, das glaube ich. So leben wir Christen.“ Wenn du meinst, dass wir so leben, dann schlage ich vor, dass du den Abschnitt noch mal liest, und dich von dem Inhalt schockieren läßt. Was der Herr hier lehrt, ist ein Leben aus einer anderen Welt. Es ist keine natürliche Lebensführung – sie ist außergewöhnlich. Es ist eine Haltung, die sich über Fleisch und Blut erhebt, ein Leben auf einer höheren Ebene. Jesus besteht darauf, dass mein Leben sich von dem meiner Nachbarn unterscheidet. Wenn ich nicht konsequent bin, sage ich zu ihnen: „Nur keine Angst. Ich bin genau so wie du.“ Wenn da kein Unterschied besteht, warum sollten sie dir dann zuhören, wenn du versuchst, ihnen die Ansprüche Christi zu erklären? Gerade der Unterschied ist wichtig. Es ist ein Leben, das über dem Durchschnitt liegt. Wenn sie andererseits einen großen Unterschied in meinem Leben zu dem ihren bemerken, suchen sie nach dem Grund und so wird die Tür aufgetan, dass ich ihnen das Evangelium erklären kann. Major Ian Thomas sagt dazu: „Nur wenn deine Lebensqualität die Nachbarn verblüfft, kannst du sie beeindrucken. Es muss anderen völlig klar sein, dass das Leben, das du führst, nicht nur empfehlenswert ist, sondern dass es alle menschlichen Erklärungen übersteigt. Es liegt über dem, was ein Mensch aus eigener Kraft nachmachen kann, und so wenig sie das verstehen, ist es doch deutlich die Folge davon, dass Gott sich in dir wiederspiegelt. Kurz gesagt bedeutet das, dass deine Nachbarn überzeugt sein müssen, dass der Herr Jesus Christus, von dem du sprichst, in deinem Leben Mittelpunkt ist.“1 Nicht lediglich „Gutmenschen“, sondern Abbilder Jesu Christi Ungläubige vollbringen oft heldenhafte Taten. Sie spenden Nieren für Nierenkranke. Sie bemühen sich außergewöhnlich um ihre alt gewordenen Eltern. Sie spenden freigiebig an Hilfsvereine. Aber wir sind berufen, weiterzugehen als das, was für einen Ungläubigen normal ist. Nach all dem müssen wir hinzufügen: Wenn ein Christ wirklich den Herrn vorlebt, ist es nicht immer eine Garantie dafür, dass die Verlorenen für den Herrn gewonnen werden können. Wir haben die Verantwortung, so zu leben, wie es der Herr getan hätte, aber Ungläubige haben die Verantwortung, ihr Vertrauen auf ihn zu setzen. Es werden sich immer welche abkehren. Aber das ist noch nicht alles. Wenn du den Mantel Christi richtig trägst, werden manche meinen, dass du eine Schraube locker hast oder nicht ganz richtig tickst. Du kannst kaum erwarten, dass man dich besser behandelt als ihn. „Der Jünger ist nicht größer als sein Meister!“ (Matthäus 10,24; Lukas 6,40) Der Russe Fjodor Dostojewski schrieb ein Buch, in dem er versuchte, den Prinz Mischkin als einen perfekten Menschen zu beschreiben. Die Menschen konnten den Prinzen nicht verstehen. Sie hielten ihn für verrückt. Der Titel des Buches lautet „Der Idiot“. Je mehr wir in das Bild Christi umgeformt werden, desto größer ist das Risiko, als Idiot eingestuft zu werden. Deshalb hatte der Apostel Paulus recht. Den einen sind wir ein Geruch des Todes zum Tode, den anderen aber ein Geruch des Lebens zum Leben. Entweder bewirken wir durch ein heiliges Leben bei ihnen Erstaunen oder Verwirrung. In beiden Fällen erweisen wir uns als Söhne des Höchsten, indem wir ihn nachahmen. Ein Beispiel von einem echten Nachahmer Christi Henrich Suso, ein deutscher Mystiker aus dem 14. Jhdt., schrieb ein Buch darüber, wie man als Christ das Leiden Christi nachahmen solle. Erst nach und nach gelangte er zu der Überzeugung, dass nicht eine Selbstkasteiung sondern Selbstverleugnung dem Weg Jesu entspricht. Er und einige weitere ergebene Gläubige waren als „die Freunde Gottes“ bekannt. Es waren Männer, die „unter dem Schirm des Höchsten“ wohnten. Sie waren wie der Mann, der uns in Psalm 1 beschrieben wird: Sie hatten ihre Lust am Gesetz des Herrn und sannen über sein Gesetz Tag und Nacht nach. Ihr Bürgerrecht war im Himmel. Die Heiligkeit ihres Lebens war sprichwörtlich. Der Freund Gottes in der Feuerprobe Eines Tages klopfte es an Susos Tür. Als er aufmachte, stand da eine Frau, die er noch nie gesehen hatte. Sie hielt ein Baby im Arm. Ohne Vorwarnung überreichte sie ihm das Baby und sagte: „Hier haben Sie die Frucht Ihrer Sünde.“ Dann verschwand sie. Suso war verwirrt. Diese unbegründete Anklage traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Da stand er mit einem winzigen Wesen in seinen Armen. Ohne Zweifel war es die Frucht ihrer Sünde aber nicht der seinen. Heutzutage hätte man das Baby in eine Plastiktüte gesteckt und in den Müll geworfen. Aber es schien der Frau besser, die Schande auf jemand anderen abzuwälzen. Die Nachricht dieses Vorfalls verbreitete sich schnell in der ganzen Stadt und Suso wurde als religiöser Schwindler abgestempelt. Er konnte sich nur zurückziehen und zum Herrn schreien. „Was soll ich tun, Herr? Du weißt, dass ich unschuldig bin!“ Er erhielt eine klare und deutliche Antwort: „Tue, was ich getan habe; leide für die Sünden anderer und sage nichts.“ Suso bekam eine neue Sicht des Kreuzes und sein Herz war voller Frieden. Er zog das Kind auf, als wenn es sein eigenes wäre und verteidigte sich nie gegen die vielen herablassenden Anschuldigungen. Nach etlichen Jahren kam die verleumderische Frau wieder in die Stadt und gestand den Leuten, das Suso unschuldig sei und sie ihn fälschlicherweise angeklagt habe. Das Unrecht war zwar geschehen, aber Gott benutzte es zum Guten. Suso war bei alledem Christi Bild ähnlicher geworden. Er hatte einen großen Sieg errungen. „Nein, Danke!“ – oder: „Ja, Vater!“? Erinnern wir uns, wie Josef die Ungerechtigkeit einer falschen Anklage zu tragen hatte. Die Verführerin bezichtigte ihn der Vergewaltigung und bewies dies sogar mit seinem Umhang. Er legte die Sache dem Herrn hin und verließ sich auf ihn zu seiner Rechtfertigung. Auch der Herr Jesus wurde zu Unrecht verklagt. Seine Feinde behaupteten, er sei unehelich gezeugt. Sie meinten, er habe seine Wunder durch die Kraft Satans getan. Sie beschuldigten ihn des Hochverrats und der Lästerung. Und doch konnte er in den schwierigsten Situationen sagen: „Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir.“ An seinem Beispiel lernen wir, dass wir uns nicht selbst rechtfertigen oder öffentlich um unser Recht kämpfen müssen. Gott erlaubt der Sünde zwar auszureifen, aber er wird die Ankläger entlarven und zu seiner Zeit den Überwinder ehren. Laßt uns doch danach streben, wahrhaft geistliche Gläubige in unserer Generation zu sein! ?

Nachtext

Quellenangaben