Zeitschrift-Artikel: Fragenbeantwortung

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Titel: Fragenbeantwortung
Typ: Artikel
Autor: Benedikt Peters
Autor (Anmerkung):

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Titel

Fragenbeantwortung

Vortext

Frage: Was bedeuten die Schwerter in Lukas 22,38? Aber jetzt, wer eine Börse hat, der nehme sie und gleicherweise eine Tasche, und wer keine hat, verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert; denn ich sage euch, das noch dieses, was geschrieben steht, an mir erfüllt werden muss: Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden; denn auch das, was mich betrifft, hat eine Vollendung. Sie aber sprachen: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug (Lukas 22,36-38)

Text

Antwort: Wir fragen uns, wie Jesus seine Jünger dazu auffordern konnte, sich ein Schwert zu beschaffen, wo Ofb 13,10 doch sagt: „Wer mit dem Schwert tötet, muss mit dem Schwert getötet werden.“ Wir dürfen hier wie überall nicht den biblischen Gesamtzusammenhang aus den Augen verlieren. Das Neue Testament lehrt überaus deutlich, dass wir die Sache des Herrn nie mit politischen Mitteln treiben dürfen, d. h. militärische und politische Waffen sind nicht die Waffen des Christen. Das Reich des Herrn ist nicht von dieser Welt, und das hat wichtige Konsequenzen. Der Herr bekennt vor Pilatus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde; jetzt aber ist mein Reich nicht von hier“ (Joh 18,36). In Matthäus 10 sagt der König dieses Reiches, wie sein Reich sich ausbreitet: Durch die Predigt des Wortes. Das ist absolut einmalig. Das hat es in der Geschichte der Menschheit nie gegeben, dass ein Reich sich nicht durch das Schwert ausbreitete. Paulus lehrt unmissverständlich: „Die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern geistlich“ (2Kor 10,4). Diese geistlichen Waffen sind folgende drei Dinge: • Das Wort Gottes (Eph 6,17) • das Gebet (Rö 15,30) • der gute Wandel des Christen. Das alles ist so eindeutig, dass wir Lukas 22,36-38 schwerlich wörtlich ver- stehen können. Die beiden Schwerter, welche die Jünger sich beschafft hatten, können unmöglich die weltliche Macht und die kirchliche Macht repräsentieren, wie das der Papst der Römisch Katholischen Kirche für sich in Anspruch nimmt. Beachten wir nun nach dem biblischen Gesamtzusammenhang auch den unmittelbaren Textzusammenhang: Der Herr gab den Jüngern die genannte Anweisung kurz vor seiner Gefangennahme. Als erstes erinnert er sie daran, dass sie nie Mangel oder Gefahr gelitten hatten, so lange er unter ihnen gewesen war, obwohl sie damals ohne Tasche, Geldbörse und Schwert durchs Land gezogen waren. Warum hatten sie all das nicht gebraucht? Weil der Herr selbst mit ihnen gewesen war. Er hatte immer für sie gesorgt. Er war im Volk so anerkannt, dass niemand gewagt hätte, einen seiner Jünger anzutasten. Das sollte sich aber nach seiner Gefangennahme und Kreuzigung gründlich ändern. Darum sagt der Herr jetzt, die Jünger sollten sich im Gegensatz zu früher eine Geldbörse, eine Tasche und ein Schwert besorgen. Er begründet die Anweisung mit einem denn: „Denn ich sage euch, dass dies, was geschrieben steht, an mir erfüllt werden muss...“ Er sollte unter die Kriminellen gerechnet und zusammen mit ihnen öffentlich hingerichtet werden. Hatte man aber den Meister so behandelt, müsste der Jünger damit rechnen, dass es ihm nicht anders gehen würde: „Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Joh 15,20). Dieses Wort hatte der Herr den Jüngern kurz davor gesagt. Dennoch verstehen die Jünger ihren Meister falsch. Sie fassen die Sache mit den Schwertern wörtlich auf und zeigen dem Herrn die beiden Schwerter, die sie sich schon besorgt hatten. Der Herr zeigt mit seiner Antwort, dass sie ihn nicht verstanden hatten: „Es ist genug“ bedeutet nicht, die zwei Schwerter seien hinlänglich, sondern: „Reden wir nicht mehr davon.“ „Ihr könnt es noch nicht verstehen.“ Wenige Stunden später griff einer der Jünger zum Schwert, aber der Herr verurteilte das sofort: „Einer von denen, die mit Jesu waren, streckte die Hand aus, zog sein Schwert und schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab. Da spricht Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort; denn alle, die das Schwert nehmen, werden durchs Schwert umkommen“ (Mt 26,5152). Erst nach Pfingsten begriffen die Jünger, was der Herr gemeint hatte: Ihr Meister war nicht mehr auf der Erde; er war nicht mehr unter ihnen, aber sie hatten einen großen Auftrag zu erfüllen. Aber die Predigt des Evangeliums stieß überall auf Widerstand. Die Christen wurden angefeindet; bald hatten sie ihren ersten Blutzeugen, Stephanus, und kurz danach entbrannte gegen die ganze Gemeinde eine so heftige Verfolgung, dass die Christen aus Jerusalem ausziehen mussten. Aber die Apostelgeschichte zeigt, dass die Jünger lernten zu kämpfen. Sie gebrauchten das Schwert, von dem der Herr gesprochen hatte: • das Schwert des Wortes Gottes • die Waffe des Gebets • das unerschrockene Bekenntnis und gute Werke. Das waren ihre Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zu Linken (2Kor 6,7), die Waffen des Lichts, mit denen sie den Mächten der Finsternis erfolg- reich widerstehen konnten

Nachtext

Quellenangaben

Diese Rubrik wird fortgesetzt. Echte Fragen bitte an die f+t-Redaktion einsenden. B. Peters versucht zu antworten.