Zeitschrift-Artikel: Leuchten wieHimmelslichter (Fortsetzung) - Das Leben über dem Durchschnitt

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Titel: Leuchten wieHimmelslichter (Fortsetzung) - Das Leben über dem Durchschnitt
Typ: Artikel
Autor: William MacDonald
Autor (Anmerkung):

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Titel

Leuchten wieHimmelslichter (Fortsetzung) - Das Leben über dem Durchschnitt

Vortext

Text

Eine englische Lehrerin hatte ihrer Klasse die Aufgabe erteilt, Invictus von William Ernest Henley auswendig zu lernen und es vor der Klasse aufzusagen. Dieses Gedicht gehört zur klassischen englischen Literatur und sie dachte, ihre Schüler sollten es kennen. Es inspiriert Menschen mit seinem Geist von Kraft, Unabhängigkeit und Tapferkeit. Der Titel des Gedichts ist lateinisch und bedeutet „Unbesiegt.“ Das Gedicht Invictus ist wirklich unchristlich. Es verhöhnt Gott und stellt seine Existenz in Frage. Der Autor prahlt mit seiner eigenen Unabhängigkeit. Er braucht keinen Gott, der sein Schicksal bestimmt und ihm sagt, was er zu tun hat. Er bietet dem Allmächtigen die Stirn. Hier ist das Gedicht: Invictus (Unbesiegt) Aus Nacht und finstrer Wüstenei, pechschwarz, die nirgends Licht verheißt, dank ich den Göttern, wer’s auch sei, für meinen unbezwung’nen Geist. Mich traf das Schicksal grausam schwer, hab nicht gezuckt noch Angst gezeigt; Es knüppelte blind um sich her, mein blutend Haupt blieb ungebeugt. Nach diesem Ort von Zorn und Leid Droh’n leere Stätten ohne Sinn, doch auch der wilde Flug der Zeit soll stets mich finden stolz und kühn. Egal, was einst der Richter spricht, Wie hoch die Strafe, die mir droht; Ich sage ihm ins Angesicht: Ich bin und bleib mein eigner Gott! DieAussage des Gedichtes machte Edith Vail, einem gläubigen Mädchen in jener Klasse, Schwierigkeiten. Das Gedicht vor der Klasse zu rezitieren, wäre eine Verneinung dessen, was sie glaubte. Es würde den verunehren, den sie als Herrn und Meister angenommen hatte. Sie hatte ein Gespür dafür, dass es einer Lästerung Gottes gleichkäme. Für sie kam das nicht in Frage. Sie ging zu der Lehrerin und erläuterte höflich ihre Situation. Dabei war sie weder streitsüchtig noch respektlos. Die Lehrerin erklärte, dass Edith nicht mit den Gefühlen des Dichters übereinstimmen müsse, sondern sie solle das Gedicht als ein großes Literaturwerk betrachten. Es war umsonst. Edith wich keinen Schritt zurück. Wegen ihrer Überzeugung wollte sie keine Kompromisse machen. Die Lehrerin brachte die Sache vor die Schulverwaltung, aber dabei blieb es nicht. Irgend jemand berichtete es der Lokalzeitung und bald prangte es überall auf den Titelseiten: ‘Verbohrte Schülerin verweigert Lehrerin den Gehorsam’. Sofort stempelte man sie zum Mitglied einer rebellischen und staatsfeindlichen Sekte. Die Christen in diesem Landstrich beteten intensiv für Edith. Dann hatte eine Gläubige einen brillianten Vorschlag: Sie erzählte, es gäbe eine christliche Version des Gedichtes Invictus von Dorothy Day. Vielleicht würde die Lehrerin erlauben, dass Edith es statt des anderen Gedichtes aufsagen könnte. Edith zeigte die Version der Lehrerin. Zu ihrem großen Erstaunen war sie einverstanden. Edith stand vor der Klasse und trug folgendes Gedicht vor: Der Sieger Aus hellem Himmelsmorgenrot, aus Licht und mit Gesang dank ich dem ewig treuen Gott, dass Christus meinen Geist bezwang. Weil Er des Schicksals Zügel hält, brauch ich nicht jammern, weil sich zeigt: Nicht Zufall, Gott ist Herr der Welt, Vor Ihm mein Haupt sich dankbar neigt. Nach diesem Ort voll Zorn und Leid Komm ich zu Ihm, des ich hier bin; So bleib ich auch im Flug der Zeit Getrost, vertrauensvoll und kühn. Ich fürcht’ mich nicht vor dem Gericht. Er trug die Strafe, die mir droht’, Ich schaue Ihm ins Angesicht Er ist mein Licht, mein Heil, mein Gott. Gott benutzte die Situation, damit Er gepriesen würde. Er verteidigte ein mutiges junges Mädchen, das Beschimpfungen wegen ihrer Treue zu Christus willig in Kauf nahm. Sie hat durch ihre Ehrfurcht vor Gott sehr viele Menschen daran erinnert, dass Gott alle Ehre zusteht. Man braucht Rückgrat, wenn es gilt, Jesus treu zu sein, während die ganze Welt gegen einen zu sein scheint. Edith Vail war eine derjenigen, die diese Standhaftigkeit hatten. Ein Freund der Ausgestoßenen Jack Wyrtzen (der Begründer des Freizeitlagers von Wort des Lebens in Schroon Lake, New York) war ein geistlicher Leiter und ein menschliches Kraftwerk. Seine Tage waren vollgepackt mit Aufgaben in der Verwaltung, Predigtvorbereitungen, Gesprächen und allen anderen Aufgaben, die bei einem glatt laufenden Lager anfallen. In einem Jahr kam ein Christ mit einer unangenehmen Behinderung zu einer Konferenz. Man merkte es besonders, wenn er im Speisesaal war. Bevor man anfing zu essen, musste jemand eine Zeitung nehmen, sie unter seinem Kinn einklemmen und seine Brust und den Schoß damit bedecken. Wenn er das Essen in den Mund schob, konnte er nur einen kleinen Teil davon schlucken. Weil er seinen Mund nicht mehr unter Kontrolle hatte, floss der Rest des Essens heraus und fiel auf die Zeitung. Er konnte es nicht ändern. Und doch schätzte der bemitleidenswerte Heilige das Wort Gottes und wollte an der Konferenz teilnehmen, um es zu hören. Die anderen Gäste vermieden es, an seinem Tisch Platz zu nehmen. Offensichtlich ging es hier nicht besonders appetitlich zu. Demzufolge saß dieses wertvolle Kind Gottes ständig allein an einem Tisch. Wegen seiner Arbeitsbelastung kam Jack selten rechtzeitig in den Speisesaal. Meistens hatten die Gäste schon mit dem Essen begonnen, und der Raum war erfüllt von angeregter Unterhaltung. Wenn die Gäste ihn schließlich hereinkommen sahen, winkten sie ihm aufgeregt und wollten ihn an ihren Tisch rufen. Aber Jack ging zu dem Tisch, an dem der einsame Bruder allein aß. Das war genau das, was Jesus getan hätte. Ohne Worte erinnerte er die anderen, dass der Erlöser sich zu den Geringsten, den Letzten und den Niedrigsten wandte – und dass auch wir uns für Geringe nicht zu schade sein sondern die Unerwünschten aufsuchen sollten (Röm 12,16; H.f.a.). Die Leute betrachteten es als Statussymbol, Jack an ihrem Tisch sitzen zu haben. Immerhin war er ein durch den Rundfunk berühmter Evangelist und Direktor einer wachsenden christlichen Organisation. Es bedeutete etwas, den Freunden zu erzählen, dass sie Jack Wyrtzen kannten. Aber weil Jack ein demütiger Gläubiger war, der Christus lebte, ging diese Ehre und dieses begehrte Privileg an die am wenigsten begehrte Person im ganzen Speisesaal. Er bot die andere Backe dar Am Ende des 2. Weltkrieges traf Dr. J. Stuart Holden (britischer Prediger) einen Sergeant in Ägypten, der ein ganz hingegebener Christ war. Als Holden ihn fragte, wie er zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen sei, erklärte der Sergeant, dass er, bevor er nach Ägypten kam, in Malta stationiert war. In seiner Kompanie war ein einfacher Soldat, der gläubig war und sich nicht schämte, den anderen Zeugnis zu geben. Es machte ihnen Spaß ihn zu piesacken, aber das schien ihn nicht zu stören. Der Sergeant erzählte: „Eines Nachts kamen wir alle zur Kaserne zurück, völlig durchnässt vom Regen und sehr müde. Bevor dieser Soldat in seine Koje kroch, kniete er nieder und betete. Da habe ich’s ihm gegeben! Meine Stiefel waren schwer vom Dreck und mit einem der Stiefel schlug ich ihn auf die eine Backe. Dann nahm ich den anderen Stiefel und schlug ihn damit auf die andere Backe. Er betete einfach weiter.“ „Am nächsten Morgen“, fuhr der Sergeant fort, „fand ich diese Stiefel neben meiner Koje ganz sauber poliert. Das war die Antwort des Soldaten auf meine Grausamkeit. Es brach mir das Herz. Am selben Tag wurde ich errettet.” Die Reaktion des Soldaten auf die Verfolgung durch den Sergeanten war eine lebendige Verdeutlichung der Worte des Herrn: „Dem, der dich auf den Backen schlägt, biete auch den anderen dar“ (Lk 6,29). Der Herr ließ seine Sanftmut nicht unbelohnt. Es ist allerdings keine Zwangsläufigkeit, dass auf ein deutliches Zeugnis für Christus immer auch körperliche Misshandlung folgt. Ich glaube, häufiger haben Ungläubige Achtung vor einem Gläubigen, der eine Überzeugung hat und dafür gerade steht. Wenn ein Christ misshandelt wird, kommen ihm manchmal sogar Ungläubige zu Hilfe. Der Herr macht ‘den Wind passend für das geschorene Lamm’. Er wird uns nicht mehr auferlegen, als wir in einer bestimmten Situation ertragen können. ?

Nachtext

Quellenangaben