Zeitschrift-Artikel: Wir brauchen Erweckung Was Gott denen schenken kann, die sich danach ausstrecken (Wolfgang Kopfermann)

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Titel: Wir brauchen Erweckung Was Gott denen schenken kann, die sich danach ausstrecken (Wolfgang Kopfermann)
Typ: Buchbesprechung
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

Wir brauchen Erweckung Was Gott denen schenken kann, die sich danach ausstrecken (Wolfgang Kopfermann)

Vortext

Text

Der Autor behandelt in diesem Buch ein Thema, dass ernsthaften Christen unter den Nägeln brennt: Erweckung! Es geht u.a. um die Fragen „Was ist Erweckung“, „Welche Voraussetzungen sind nötig?“, „Erweckung und Gebet“, „Auswirkungen von Erweckungen“ usw. Einige Erweckungen der vergangenen Jahrhunderte werden untersucht, darunter die Erweckung in Herrnhut, die „Große Erweckung“ in England und Amerika, die Erweckung in Wales und auch einige lokale Erweckungen, die durch Männer wie Spurgeon, Goßner, Boos, Hennhöfer usw. ausgelöst wurden. Erstaunlich ist, dass Kopfermann als ehemals führender Charismatiker in Deutschland (inzwischen hat er eine eher kritische Haltung zu dieser Bewegung) die Theologie und Praxis des von vielen Charismatikern und Evangelikalen geschätzten und viel zitierten Charles Finney sehr kritisch beurteilt: „Wer allerdings der These des berühmten Erweckungstheoretikers folgt, dass jederzeit Erweckung erleben könne, wer die von Gott dafür vorgesehenen Mittel gebraucht, der sollte nicht vergessen, auf welchem humanistischen Grund diese These gewachsen ist. Ist man einmal dieser brüchigen Basis ansichtig geworden, so bekommt man ein waches Auge für viele Erweckungs-Praktiken, die bis in unsere Zeit benutzt werden.“ (S. 25). Andererseits hat der Autor keine Mühe, die Ereignisse in „Azusa Street“ (1906) und Pensacola (ab 1995) als Erweckung zu bezeichnen. Das ist für sog. „Nichtcharismatiker“ besonders dann schwer nachzuvollziehen, wenn man seine beherzigenswerten Ausführungen über die Herrnhuter, John Wesley, George Whitefield und Jonathan Edwards gelesen hat. Viele Sätze kann man allerdings nur unterstreichen: „Als besonders beunruhigend empfinde ich die innere Verfassung der Gruppen und Kreise, die sich selber als „evangelikal“ oder „charismatisch“ bezeichnen... Man kann aufs Ganze gesehen nicht davon reden, dass bei uns viel Furcht sichtbar wird“ (S. 145) Andere Ausführungen wie z.B. über Evan Roberts und Bill Bright scheinen mir dagegen etwas einseitig und blauäugig. Beim Lesen dieses Buches wurde mir einerseits bewusst, wie nahe uns nüchterne, selbstkritische und nachdenkende Charismatiker in der brennenden Sehnsucht nach geistlicher Erweckung stehen, andererseits aber trotzdem Grenzen der Kooperation gezogen werden müssen, wie Kopfermann selbst sehr richtig schreibt: „Wenn theologische Überzeugungen nicht beliebig sind, kön- nen wir nicht immer mit allen, denen es ebenfalls um Erweckung geht, aktuell zusammen arbeiten. Es gibt Grenzen für die praktische Kooperation – sogar beim Thema Erweckung. Die Ernsthaftigkeit, mit der Männer wie Zinzendorf, Wesley und Whitefield zu ihren Überzeugungen standen, erscheint zumindest mir gesünder als ein theologisches Wischiwaschi“ (S. 150). Diese klaren Sätze harmonieren zwar nicht mit den Einheits-Parolen der heutigen führenden Evangelikalen und Allianz-Vertreter in Deutschland, sollten aber von allen ernsthaften Christen überdacht werden. Dieses Buch wird für solche Leser lesenswert sein, welche ein Interesse an den geistlichen Entwicklungen und Einflüssen in unserem Land haben.

Nachtext

Quellenangaben

Brockhaus, Pb., 160 S., € 9,90