Zeitschrift-Artikel: Ein Brief aus Novosibirsk

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Titel: Ein Brief aus Novosibirsk
Typ: Artikel
Autor: Viktor Leskow
Autor (Anmerkung):

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Titel

Ein Brief aus Novosibirsk

Vortext

In den vergangenen Jahren haben wir ab und zu von Viktor Leskow berichtet, der viele Jahre kriminell und drogensüchtig war und nach seiner Bekehrung im Jahr 1991 seine Aufgabe darin sah, die Gefängnisse aufzusuchen, in denen er 13 Jahre als Gefangener zugebracht hatte, um dort das Evangelium zu verkündigen. (Seine Bekehrungs-Geschichte kann man in dem Buch „Zum Leben befreit“ nachlesen.) Einige f+t-Leser haben in der Vergangenheit für Viktor gebetet und gelegentlich seinen Dienst und seine Familie auch finanziell unterstützt. Der vorliegende Brief gibt einen kleinen Einblick in seine Erfahrungen in der Nachfolge Jesu.

Text

Friede deinem Haus, lieber Bruder Wolfgang! In der Liebe Christi grüße ich euch alle, Brüder und Schwestern der Gemeinde! Viktor Leskow beunruhigt dich wieder, obwohl ich weiß, du wirst dich freuen, von mir etwas zu hören. Schon fast drei Jahre weiß ich nicht, wie du lebst und du weißt nichts von mir. Ich lebe, Bruder, im Glauben an meinen Erretter Jesus Christus. Jemand sagte: „Leben im Glauben ist ein Leben in der Sphäre der Wunder.“ Ich freue mich, dass du mit diesen Worten einverstanden bist, weil du weißt, dass es wahr ist. Ich lebe, wie bisher, mit dem großen Verlangen Menschen zu retten, die in den Tod gehen und bitte den Herrn, dass das Feuer in meinem Herzen nie erlischt. Arbeit im Werk Gottes gibt es genug. Ich besuche immer noch die Gefängnisse und predige über die Liebe Christi, sein Opfer und den Plan der Errettung. Eine große Hilfe sind da die Bücher von Euch. Zum Ersten sind es sehr viele Bücher – vielen Dank! – und zum Zweiten sind es sehr wertvolle Bücher. Die Gefangenen nehmen diese Bücher sehr gerne auf. In der letzten Zeit sind zwei neue Gefängnisse dazugekommen. Von einem möchte ich ein wenig erzählen. Ein Beamter, der unmittelbar für uns zuständig ist, ist ein alter Geheimdienstler. Er erzählte von sich aus, dass er in der Zeit der Verfolgung in Barnaul gearbeitet hat. Er sagte, dass er persönlich die Gläubigen an den Haaren aus den Häusern gezerrt hat, als die Gottesdienste aufgelöst wurden. Er ist sehr betrübt darüber, das Gewissen quält ihn. Aber er ist uns sehr zugetan, wir sind seine besten Freunde. Er wartet auf uns, sucht Gemeinschaft mit uns und alles, was wir ihm an Büchern geschenkt haben, hat er gelesen. Der Herr beschenkt uns mit seinem reichen Segen und es gibt Fortschritte in der Arbeit. Der Herr sei gepriesen für seine Barmherzigkeit und Gnade. Im persönlichen Leben gibt es auch Segen: Wir haben unser fünftes Kind bekommen! Vier Jungen und ein Mädchen, der Herr belohnt. Was unsere Wohnung betrifft, haben sich unsere Verhältnisse nach russischen Maßstäben etwas verbessert. Materielle Lücken werden mit geist- lichem Reichtum ausgefüllt. Unter dem Strich ist alles normal. Ich wünsche Euch allen Gottes Führung und Segen. Ich grüße mit Titus 2,7-8: „...indem du in allem dich selbst als Vorbild guter Werke darstellst...“ Möge Gott in seiner Liebe und Barmherzigkeit uns alle segnen, bewahren und weise machen zum Dienst am Nächsten. Friede Euch! Euer Viktor Leskow

Nachtext

Quellenangaben