Zeitschrift-Artikel: Kurz-Nachrichten aus der Mission

Zeitschrift: 115 (zur Zeitschrift)
Titel: Kurz-Nachrichten aus der Mission
Typ: Artikel
Autor: Viktor Leskow
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 2114

Titel

Kurz-Nachrichten aus der Mission

Vortext

Viktor Leskow - der selbst 17 Jahre in Gefängnissen zugebracht hat, dort zum Glauben kam und seit einigen Jahren mit einem Team ehemaliger „Knackis“ regelmäßig evangelistische Einsätze in den Straflagern Sibiriens durchführt - berichtete uns von der veränderten Situation dieser Missionsarbeit:

Text

Liebe Geschwister,
im Bezirk Novosibirsk gibt es schon seit etwa 14 Jahren evangelistische Einsätze. In den Jahren 1993 – 2004 dienten dort vor allem diejenigen, die selbst Häftlinge gewesen und in den Gefäng- nissen zum Glauben gekommen waren. Die Leitungen der Lager waren positiv eingestellt und haben in keiner Weise den Dienst gehindert. Der Grund für ihre positive Haltung war, dass sie an uns ehemaligen Sträflingen gesehen haben, dass Gott uns verändert hat. Sie erkannten, dass wir, die wir früher gegen jedes Verbot und gegen jede Vorschrift rebelliert haben, nun dem Wort Gottes gehorsam sein wollen und uns auch der Obrigkeit unterordnen.
Deswegen haben die Hauptverantwortlichen aller Lager keine Probleme gemacht in Bezug auf Evangelisation.

Das Misstrauen wächst ...
Nun gehen aber in Russland die Gefängnis-Direktoren früh in Rente und daher ist inzwischen eine neue Generation an ihre Stelle getreten, die leider eine andere Einstellung zu uns zeigt. Diese Män- ner glauben nicht, dass Gott unser Leben verändert hat, weil sie uns früher im Gefängnis nie als Gefangene erlebt haben. Sie argumentieren, dass es so etwas nicht gibt und glauben, dass wir uns nur angepasst haben. Daher sind sie sehr misstrauisch uns gegenüber und vermuten, dass wir die Evangelisation zum Vorwand nehmen, um verbotene Sachen in die Gefängnisse zu schmuggeln.
Das ist der Grund, warum sie ehemaligen Häft- lingen nicht mehr die Erlaubnis geben, in den Gefängnissen zu predigen, sondern nur solchen, die nie kriminell waren.
Allerdings gibt es eine Ausnahme: Eigenartigerweise erlaubt man uns ehemaligen Häftlingen, Jugendgefängnisse zu besuchen, also Minderjährige zu evangelisieren. Zwei Mal im Monat können wir dort ohne Probleme Besuche machen und predigen. Zum „Gottesdienst“ müssen dann alle erscheinen und zuhören – das gehört zur Hausordnung. Im Allgemeinen sitzen dann pro Abteilung etwa 100 junge Männer vor uns.

Neue Aufgaben
In den Straflagern für Erwachsene sitzen noch einige, die in den vergangenen Jahren aus der Finsternis zum Licht gekommen sind. Wir halten den Kontakt zu ihnen und wenn sie entlassen werden, dann helfen wir ihnen, eine Arbeit und Unterkunft zu finden und ihnen natürlich auch ein Zuhause für ihr geistliches Leben zu bieten.
Wir haben bereits in Novosibirsk in Zusammenarbeit mit der Gemeinde eine Gefährdetenhilfe gründen können, wo wir eine Anzahl Ehemaliger aufnehmen konnten. Nun haben wir vor, auch eine Arbeit unter Drogensüchtigen zu beginnen. Es gibt schon einige Brüder, die sich für diesen Dienst zur Verfügung gestellt haben und die den Segen und das Vertrauen der Gemeinde haben. Einige Fragen müssen noch geklärt und einige Voraussetzungen geschaffen werden, aber dann möchten wir mit Gottes Hilfe beginnen.
Wir bitten alle, denen diese Menschen „an den Hecken und Zäunen“ nicht gleichgültig sind, den Herrn um seinen Segen und um Gelingen für dieses Vorhaben zu bitten.

Es grüßt Euch
Euer Viktor Leskow

Nachtext

Quellenangaben