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Typ: Artikel
Autor: Elisabeth Elliot
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"Aus respektvollem Abstand, ohne daß er etwas ahnte, hatte ich die Gelegenheit, den Charakter Jim Elliots zu beobachten. Ich habe schon berichtet, wie ich ihn in der Schlange im Speisesaal stehen sah, mit seinen Bibelvers- oder Vokabel-Karten in der Hand - er war offensichtlich ein Mann, der sorgsam mit seiner Zeit umging. Ich sah seine Freundlichkeit und seine Begeisterung. Ich merkte, wie er seine Studien betrieb. ich sah ihn im Ringkampf (in vier Staaten gewann er einen Meisterti­tel) und beobachtete ihn, wie er den Arbeitskreis für äußere Mission leitete, hörte ihn beten. Er hatte nichts Arrogantes und auch nichts Muffiges an sich. Ich beobachtete, wie er sich kleidete. Er vergeudete nicht viel Zeit und Aufmerksamkeit darauf. Er trug die gleichen zwei oder drei Hosen, den gleichen Mantel und die gleiche Strickjacke jahrelang. Von Mode oder von Farbkombinationen nahm er kaum Notiz, lief aber auch nicht verlottert umher. Diese Dinge waren mir nicht unbedingt der Beweis dafür, daß er der Mann war, auf den ich gewartet hatte, aber sie gaben mir doch einen Hinweis, daß Kleidung und Äußeres auf seiner Prioritätenliste nicht obenan standen.

Als wir uns im Gespräch näher kennenlernten, bestätigten sich meine ersten Vermutungen. Lange bevor ich Grund hatte zu glauben, daß er möglicherweise an mir interessiert sei, hatte ich ihn zu den Männern eingerechnet, von denen ich mir vorstellen konnte, sie zu heiraten. Küssen und Händ­chenhalten würden diese Überzeugung nicht bestärken (jeder kann küssen und Händchen halten). im Gegenteil, das hätte sie eher geschwächt. Ich wollte nämlich einen Mann heiraten, der auch bereit war, gegen den Strom zu schwimmen.

Ich hielt es für selbstverständlich, daß es auf der INeft noch ein paar Männer gab, die diese Kraft aufbrachten. Und ich ging davon aus, daß diese Männer auch nach Frauen suchen würden, die die gleichen Prinzipien vertraten. Ich wollte nicht zu herabgesetztem Preis auf der Theke liegen - billi­ger, weil leicht angeschmutzt. Da drängen sich die Massen. Dagegen gibt es nur wenige, die den vol­len Preis zahlen wollen. Es heißt aber nicht umsonst: 'Du bekommst das, wofür du bezahlst.'"

Nachtext

Quellenangaben

Aus: E. Elliot: Eine harte Liebe (siehe Buchbesprechung), mit freundlicher Genehmigung des Hänss­ler-Verlages