Zeitschrift-Artikel: Lohnt es sich zu beten?

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Titel: Lohnt es sich zu beten?
Typ: Artikel
Autor: William MacDonald Carl T. Knott
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Titel

Lohnt es sich zu beten?

Vortext

Text

Was heißt eigentlich »beten« ?
Beten heißt, mit Gott reden. Das ist eine ein­fache Erklärung, und so einfach und unkompli­ziert sollte auch unser Reden mit Gott sein.

Im Gebet verlassen wir sozusagen diese Erde und kommen vor den Thron Gottes. Weil wir an Ihn glauben, können wir mit Ihm so ver­trauensvoll reden, wie es ein Kind mit seinem Vater tut, den es liebt.

Ist das nicht ein besonderes und schönes Vor­recht? Sollten wir deshalb nicht viel öfter Ge­brauch davon machen?


Welche Arten von Gebet gibt es?

Durch das DANKGEBET und den LOBPREIS können wir Gott für alles danken, was Er für uns getan hat und Ihm sagen, wieviel Er uns bedeutet. Wir können unsere ANBETUNG und Ehrerbietung vor Ihm mit unseren Worten zum Ausdruck bringen.

Im BEICHT- oder BUSSGEBET bekennen wir vor Gott unsere Sünden, unser schuldhaftes Versagen, und nehmen Seine Vergebung in Anspruch, die Er uns fest zusagt (1.Joh.1,9).

Eine weitere Art von Gebet ist die FÜRBITTE, das flehende Einstehen vor dem Gnadenthron Gottes für die Nöte anderer Menschen und auch der eigenen Not. Haben wir gemerkt, welch ein Vorrecht wir haben, daß wir auf so viele Arten mit Gott über alles reden können, was uns bewegt?

Jedenfalls ist das Gebet keine fromme Litanei, die man herunterbetet, und bedeutet auch nicht, mit der "Einkaufsliste" zu Gott zu kommen und fordernd einen himmlischen Großeinkauf zu tätigen. Wir wollen daran denken, daß Gebet eine Unterredung mit Gott bedeutet, die immer von den jeweiligen Um­ständen und Nöten abhängt.


Wie kann ich beten lernen?

Zuallererst müssen wir ein Kind Gottes werden. Die Bibel nennt das Wiedergeburt. Wir über­eignen uns und unser ganzes Leben dem Herrn Jesus; und dann zeigt uns der Heilige Geist, wie wir Gott als unseren Vater ansprechen können (Gal. 4,6). In Matth. 6,9 hat uns Jesus gezeigt, wie wir mit dem Vater im Himmel reden können; aber es ist leider so, daß das "Vaterunser" Sonntag für Sonntag in den Kirchen heruntergebetet wird, ohne daß die einzelnen verstehen, was es wirklich heißt, mit dem liebenden Vater im Himmel zu sprechen. Wir lernen auch beten, indem wir in der Bibel das Gebetsleben Jesu, der Apostel und anderer Beter betrachten. Nur wenige gehen so vor, und doch ist es eine sehr gute und wichtige Methode, um richtig beten zu lernen.

Beten lernt man beim Beten. Wenn wir anderen Christen beim Beten zuhören, lernen wir ganz unbewußt, wie man Gebetsanliegen vor Gott bringen kann. Wenn jemand das Fliegen lernen will, reicht es nicht, wenn er nur Handbücher studiert, die Fachterminologie lernt und erfah­rene Piloten beim Fliegen beobachtet. Er muß selbst unzählige praktische Flugstunden absol­vieren, um ein guter Flieger zu werden, und mit dem Beten verhält es sich nicht viel an­ders - Beten lernt man beim Beten.


Wann wird unser Gebet erhört?


Um ein beständiges und wirksames Gebetsleben führen zu können, müssen wir gläubig oder, wie es in Joh. 9,31 heißt, gottesfürchtig sein, damit unser Gebet erhört wird. Die vielen Zusagen Gottes in der Bibel, daß Er Gebet erhören will, setzen voraus, daß der Beter durch den Glauben an Jesus Christus als seinen persönli­chen Heiland und Retter ein echtes Kind Got­tes geworden ist. Das heißt nun nicht, daß Gott nicht auch das Gebet eines Sünders, ei­nes noch uner retteten Menschen, erhören könnte. Gott hat Sich schon so oft auch ganz ungläubigen Menschen geoffenbart und ihre verzweifelten Gebete erhört. Doch diese Fälle sind eher die Ausnahmen, nicht die Regel.

Eine zweite Bedingung für erhörliches Gebet ist, daß wir alle Sünden, soweit sie uns bewußt sind, vor Gott bekannt und um Vergebung ge­beten haben (Ps. 66,18). Ein Beter ist jemand, der nicht nur beim Beten in Gemeinschaft mit dem Herrn lebt, sondern immerzu in der Ge­genwart Jesu bleibt (Joh. 15,7). Durch Sünde und Ungehorsam wird aber die Gemeinschaft mit dem Herrn zerstört. Wenn uns Gott durch Sein Wort schon etwas klargemacht hat, wir aber nicht gehorchen, dann können wir nicht in Ihm bleiben. Einige Beispiele für Sünden, die eine Erhörung unseres Gebets verhindern, sind mangelnde Bereitschaft zu Vergeben (Matth. 5,23; 6,15; Mark. 11,25), selbstsüchtiges Beten, Disharmonie in der Ehe (1. Petr. 3,6.7), jeder Ungehorsam (1. Joh. 3,22), Hartherzigkeit den Armen gegenüber (Spr. 21,13), oder auch Göt­zendienst (Hes. 14,3), der manchmal auch Be­gierde in der Bibel genannt wird, eine schlei­chende Sünde unter vielen Christen heutzutage. Und es gäbe noch andere zu nennen! Ein ge­heiligtes Leben hat ein wirksames und segens­reiches Gebetsleben zur Folge.

Sodann müssen wir in zuversichtlichem Glauben beten (Matth. 9,28; 21,22). Wir müssen glauben, daß Gott bereit und fähig ist, unser Gebet zu erhören, und daß nichts zu schwierig für Ihn ist. Wir sollten das nicht nur allgemein glau­ben, sondern ganz speziell für unsere besonde­ren Anliegen, die wir vor Gott bringen. Wir müssen glauben, daß Gott das tun wird, was Er zugesagt hat, und daß Er die belohnt, die Ihn eifrig suchen (Hebr. 11,6).

Wir sollten immer ehrlich vor Gott sein; ein aufrichtiges Herz ist nötig, um sich Ihm nähern zu können (Hebr. 10,22). Es ist z.B. unaufrich­tig, Gott um etwas zu bitten, das wir selbst tun können. So ist es auch nicht ganz aufrich­tig, um mehr Gehorsam oder um ein beständi­geres Gebetsleben zu bitten. Des weiteren ist es nicht aufrichtig, so zu beten, daß ein Mit­beter dadurch eine Botschaft von uns erhält. Zuweilen versuchen Leute, durch ein beein­flussendes Gebet Streit zu schlichten, die Mei­nung anderer zu manipulieren oder das letzte Wort zu behalten_ Solche Gebete steigen wirk­lich nur bis zur Zimmerdecke, und wir sollten froh darüber sein! Bloße Lippengebete sind unaufrichtig. Eine letzte Bedingung ist, im Namen Jesu zu beten (Joh. 14,13.14; 16,23).


Was bedeutet es »in Jesu Namen« zu beten?

Es bedeutet auf jeden Fall mehr, als nur die Worte "in Jesu Namen" an das Gebet anzu­hängen. Vielmehr bedeutet es, für die Dinge zu beten, die in Übereinstimmung sind mit dem Wesen Jesu. Und es bedeutet, in Seiner Vollmacht zu beten, in Übereinstimmung mit Seinem Willen (1. Joh. 5,14). Im Gebet soll­ten wir so eins sein mit Jesus, als wäre Jener Selbst vor Gott der Bittende. In Jesu Namen zu beten heißt, vom Herrn selbst "bei der Hand genommen" und im Gebet geleitet zu werden; es bedeutet sozusagen, daß Er Selbst neben uns kniet und Seine Anliegen unser Herz durchfluten, die wir dann Gott weitersagen. Die wichtigste Bedingung für erhörliches Gebet ist, daß wir es in Jesu Namen, in Übereinstimmung mit Seinem Willen und mit dem, was der Hei­lige Geist und lehrt, vor Gott bringen. Ohne eine echte Selbstprüfung, ohne Selbstverleug­nung und Nachdenken, kurz gesagt, ohne die Hilfe des Heiligen Geistes, werden wir nicht in Jesu Namen beten können.

Der Name einer Person steht für das Wesen einer Person. "In Jesu Namen" beten heißt, in Übereinstimmung mit Seinem Willen beten. Worum ich bitte, sollte wirklich ein Ausdruck der Übereinstimmung mit Jesu Wesen sein. Kann ich so beten? Ja, wir sollten in der Kraft des Heiligen Geistes beten, in der Ge­sinnung Jesu Christi, Seinen Wünschen und Zie­len gemäß für uns und andere. Der Herr lehrt uns mehr und mehr, in Seinem Namen zu be­ten. Wenn wir unser Gebet in Seinem Namen beschließen, soll es ganz durchdrungen sein von Jesu Wünschen und Gesinnung.

Es ist, als würde sich unser Gebet so eng mit dem Willen Gottes verbinden, daß der Herr gern Seine Unterschrift unter unser Gebet setzen und Sein "Amen" dazu sprechen würde, und somit unser Gebet auch zu Seinem wird.


In welcher Haltung sollten wir beten?

Dafür gibt es keine feste Regel. In der Bibel finden wir Beispiele für verschiedene Gebetshaltungen. So standen Abraham (1. Mo. 18,22) und Hanna (1. Sam. 1,26) vor dem Herrn, Sa­lomo (1. Kön. 8,54) und Daniel (Dan. 6,10) knieten vor Ihm. Mose und Aaron fielen auf ihr Angesicht (4. Mo. 16,22), wie es auch Je­sus tat (Matth. 26,39). König Salomo und der Apostel Paulus hoben beim Beten die Hände, was ihr Flehen und auch ihre Bereitschaft, von Gott etwas zu empfangen, ausdrückt. Wir soll­ten so beten, wie es unserer augenblicklichen Situation entspricht. Beten wir z.B. in einer Versammlung, dann wird man uns am besten hören, wenn wir stehen. Die Haltung des Zöll­ners in Lukas 18,13 spiegelte deutlich seine innere Reue und Buße wieder.


Wie können wir uns Gott im Gebet richtig nähern?

Gemäß der Aussage in Epheser 2,18 nähere ich mich normalerweise
       Gott, dem Vater
       durch den Herrn Jesus Christus
       durch den Heiligen Geist.
Leider gibt es die Lehre, daß man nur auf diese Weise beten könne. Dennoch gibt es eine Reihe von Beispielen im Neuen Testament, in denen direkt zu Jesus Christus gebetet wird (Luk. 24,51.52; Apg. 1,24; 7,59; 9,5.6; 10,14; Offbg. 22,20). Auch wir dürfen uns im Gebet direkt an den Herrn Jesus wenden, wie es die ersten Christen taten. Allerdings findet sich in der Bibel kein Beispiel dafür, den Heiligen Geist im Gebet anzusprechen.


Was lehrt die Bibel im Blick auf das Beten in der Öffentlichkeit ?

Die wichtigste Aussage zu diesem Thema finden wir in 1. Tim. 2,1-8. Dort heißt es, daß es Gottes Wille ist, daß Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen und für die Obrigkeit getan werden sollen.

Nach 1. Kor.14,34 liegt die Verantwortung für das Beten in der Öffentlichkeit ganz eindeutig bei den Männern (1. Tim. 2,8), nicht bei den Frauen. Gott hat es so angeordnet, und man sollte diese Ordnung nicht schmälern oder auf­lösen, indem man den Text durch die Brille der "damaligen Kultur" sieht, wie es manche leh­ren.

In der Öffentlichkeit leitet ein Mann das Ge­bet, während die anderen leise mitbeten und so sein Gebet zu ihrem eigenen machen. Mit dem abschließenden "Amen" bekunden sie ihre Zustimmung zu dem Gesagten (1. Kor. 14,16).

In der Bergpredigt sagte Jesus: "Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir es vergelten." Doch wir sollten nicht denken, daß dieser Vers das Beten in der Öffentlichkeit ausschließt. Wäre das der Fall, dann hätte ja Jesus Selbst Sein eigenes Prinzip durchbrochen (Joh. 11,41.42!). Der Herr warnt uns hier vielmehr davor, in der Öffentlichkeit Gebet zu heucheln, um vor den Menschen gut dazustehen. Daraus folgt, daß es nicht richtig ist, unsere Gebete so zu gestalten, daß sie den anderen um uns herum gefallen und ihrem "Stil" angepaßt sind. Das sollten wir vermeiden und uns, auch nicht über kanaanä­ische Ausdrucksformen die Köpfe heiß disku­tieren.


Wieviel Zeit sollten wir täglich im Gebet verbringen?

Auch dafür gibt es keine festen Regeln. Das Gebet ist nicht etwa ein Ausdauertest oder Marathonlauf. Entscheidend ist nicht, wie lange wir gebetet haben, sondern wie ernsthaft.

Es hängt von vielem ab, wieviel Zeit wir täg­lich im Gebet verbringen wollen und können - von unseren Bedürfnissen, der angemessenen Dringlichkeit, der Priorität, die wir  einzelnen Dingen zumessen, von der Vielfalt unserer In­teressen und dem Grad unserer geistlichen Reife. Manchmal legt uns der Herr für längere Zeit eine Last auf, manchmal beten wir weni­ger. Wenn Jesus Christus manchmal ganze Nächte im Gebet verbracht hat, dann, weil Er Sich der großen geistlichen Nöte und Konflikte um Sich herum sehr bewußt war. Darum tun auch heute diejenigen, die ein Auge für die aktuellen Probleme haben, gut daran, viel Zeit im Gebet zu verbringen.

Wir sollten aber auch täglich feste Gebetszei­ten haben (Ps. 55,17; Dan. 6,10). Gleichzeitig sollten wir es lernen, immer dann mit dem Herrn zu reden, wenn es nötig wird und sich die Gelegenheit dazu bietet. Nehemia ist uns da ein Vorbild. Bevor er (Neh. 2,4) auf die Frage des Königs antwortete, sandte er ein Gebet zu dem Gott des Himmels. Paulus lehrt, daß wir "ohne Unterlaß" beten sollten (1. Thess. 5,17: Eph. 6,18), und die Schrift be­weist uns, daß er selbst auch nach dem gelebt hat, was er predigte (Röm. 1,9; Eph. 1,16; Kol. 1,3.4.9; 1. Thess. 1,2.3; 2. Tim. 1,3).

Plagt uns etwa die Schlaflosigkeit, dann können wir die Zeit gut zum Gebet nutzen (Ps. 63,6). Als General Stonewall Jackson am Virginia Mi­litary Institute unterrichtete, meinte er einmal: "Ich habe mir das Beten so zu eigen gemacht, daß ich nicht einmal ein Glas Wasser trinke, ohne Gott dabei um Seinen Segen zu bitten.
Wenn ich einen Brief zuklebe, dann tue ich es mit einem Gebet, und wenn ich einen Brief aus dem Briefkasten nehme, dann richte ich meine Gedanken auch nach oben. Wenn ich eine neue Unterrichtsstunde beginne, dann bete ich für die Schüler, die ich gerade verlassen habe, und für die neuen, die gerade hereinkommen."

Haben wir einen ungewöhnlich geschäftigen Tag vor uns und meinen wir, in der Hektik keine Zeit zum Gebet zu haben, dann sollten wir uns an Martin Luther erinnern, der sagte, er habe gerade so viel zu tun, daß er es nicht schaffen würde, wenn er nicht täglich drei Stunden im Gebet verbringen würde. Wir sollten uns daher nicht die Frage stellen: "Kann ich es mir lei­sten, zu beten?", sondern vielmehr: "Kann ich es mir leisten, nicht zu beten?". Wir sollten es als ein angemessenes Opfer vor Gott be­trachten, morgens früh genug aufzustehen, um genügend Zeit zum Gebet zu haben.

Welch ein Freund ist unser Jesus,
oh, wie hoch ist er erhöht.
Er hat uns mit Gott versöhnet
und vertritt uns im Gebet.
Wer mag sagen und ermessen,
wieviel Heil verloren geht,
wenn wir nicht zu ihm uns wenden,
und ihn suchen im Gebet.


Wann sollten wir beten?

Die Bibel unterstützt uns darin, feste Gebets­zeiten im Tagesplan zu haben und sie auch einzuhalten. In Ps. 55,17.18 erkennen wir, daß David einen Gebetsplan hatte: "Ich aber will zu Gott rufen, und der Herr wird mir helfen. Abends und morgens und mittags will ich kla­gen ...". David hatte sich diese Zeiten für das Gebet reserviert, und wir können von diesem Mann nach dem Herzen Gottes lernen. Daniel, der auch Gottes Wohlgefallen hatte und der "von Gott Geliebter" genannt wird (Dan. 10,19), hatte auch feste Gebetszeiten, wie wir es in Dan. 6,10 nachlesen können. Im Gebet am Morgen befehlen wir den Tag dem Herrn an und erbitten Seine Hilfe für die vor uns lie­genden Aufgaben. Das Mittagsgebet kann als eine Art "Verschnaufpause" angesehen werden, wo wir uns erholen und unsere Aufmerksamkeit auf den Herrn richten können, Dem wir dienen. Im Gebet am Abend können wir Rückschau halten auf unsere Arbeit, Sünden bekennen, Fürbitte tun für neue Probleme und uns Gott für die Nacht anbefehlen.

Paulus spricht in 1. Thess. 5,17 vom "bestän­digen Beten". Damit ist gemeint, daß wir im­mer dann, wenn es tagsüber nötig wird, zu Gott beten können. Es ist hilfreich, gleich damit zu Gott zu kommen und der Versuchung zu widerstehen, es aufzuschieben. Wenn wir so handeln, sind wir auch für die Kinder und Er­wachsenen um uns herum ein Vorbild. Es war auch Jesu Art, Seine Jünger durch Sein Beispiel zum Gebet anzuleiten.

(Fortsetzung folgt)

Nachtext

Quellenangaben