Was ist mit der Qualitätskontrolle in den Naturwissenschaften passiert ?
Fälschungen sind die Todsünden der exakten Wissenschaft. Worauf soll Wissen ruhen, wenn „Befunde“ frei erfunden werden? Wie groß ist der Anteil an „Frisier-Versuchen“ und Fälschungen in den Labors und Denkfabriken? Ein paar spektakuläre Fälle sollten uns skeptischer machen. Denn Fälschungen gibt es nicht nur bei den Bilanzen der Banker, oder bei Kunstwerken von Kujau – Schwindel und Betrug gibt es nachweislich genauso in der Wissenschaft. Hier ein paar ernüchternde Beispiele:
1. Der Fall Hauser – Skandal an der Elite-Uni Harvard
Dem prominenten Wissenschaftler Marc Hauser wurde gravierendes wissenschaftliches Fehlverhalten in mindestens acht Fällen nachgewiesen. Der Dekan der Harvard-Universität bestätigte, dass seit 2007 Untersuchungen gegen Marc Hauser, Professor der Psychologie, evolutionären Biologie und biologischer Anthropologie, laufen. Die Ungereimtheiten wurden aber drei Jahre lang verborgen gehalten. Das wahre Ausmaß der Affäre Hauser sollte verschleiert werden. Hauser galt als gefeierter Experte in Sachen Evolution von kognitiven Eigenschaften. Die Massenmedien schätzen ihn als Star seiner Zunft. Seine kurzen, prägnanten Statements machten ihn zum Bestseller-Autor. Hauser brachte nämlich „Belege“, dass Affen schon mit einer „biologischen Moralfähigkeit“ auf die Welt kommen. Im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL wurde in Ausgabe 35/2010 gefragt: „Welche seiner spektakulären Erkenntnisse zur Evolution des Menschen stimmen noch?“ Acht wissenschaftliche Veröffentlichungen Hausers mussten zurückgezogen werden. Marc Hauser hat inzwischen seinen Betrug eingestanden. Aber seine angeblichen Befunde stehen weiterhin unwidersprochen in den Bibliotheken! Wohlmeinende Kollegen fürchten: „Es ist eine Katastrophe. Wir wissen nicht, was an den vielen Publikationen erfunden ist, und was nicht. An dieser Sache wird unsere Zunft noch Jahre zu knacken haben.“ Sie sehen für die Vorkommnisse nur zwei Erklärungsmöglichkeiten: Schlamperei oder mutwillige Fälschung.
2. Der Fall Protsch von Zieten – ein Datierungs-Desaster!
Prof. Dr. Dr. rer. nat. Reiner Protsch von Zieten, Professor im Institut für Anthropologie und Humangenetik in Frankfurt, löste einen Skandal aus. Verschwundene Urmenschen-Knochen, Unterschlagungen und absurd falsch datierte Skelette eines selbstherrlichen Anthropologie- Professors ließen 2004 die Kripo ermitteln. Der anerkannte Fachmann für Primaten-Entstehung war befreundet mit dem Erfinder der C-14-Methode, dem Nobelpreisträger Willard Libby. Doch seine Traumkarriere zeigt Risse: Bei seinem 2. Doktortitel hatte Protsch offenbar gemogelt. Er wurde zu 27.000 Mark Strafe verurteilt. Fachkreise befürchten: „Die Causa Protsch könnte sich zu einer Katastrophe für die Wissenschaft auswachsen. Wurde die deutsche Paläoanthropologie von einem Hallodri geführt?“ Der altgediente Uni-Gelehrte darf sein Büro nicht mehr betreten. Hausverbot! Seit 1973 leitete er das C-14 Datierungs-Labor und bestimmte das Alter berühmter Fossilfunde. Etliche prähistorische Knochenfunde wurden von ihm offenbar in die falschen Jahrtausende eingetütet. Immer mehr absurde Fehldatierungen kamen ans Tageslicht! Hier eine Kostprobe: • Ein Neandertaler: nachgeprüftes, echtes Alter 7.500 Jahre – statt 36.300 Jahre. • Frauenfund von Speyer: 1.300 vor Christus – statt 21.300 Jahre. • der älteste Westfale: ein Opa aus dem Rokoko (um die 1750!) – statt 27.400 Jahre.
Wieso unterlaufen Gelehrten solche Schnitzer? Ein Insider behauptet: „Der hat hundertfach im Labor phantasiert! Sein Motto war: ‚Die Regeln mache ich!‘ Der Mann hat massiv Daten gefäscht.“
3. Der Fall Hwang Woo Suk – der Klon-Fälscher
Über Jahre galt der Südkoreaner Hwang als Shootingstar der Wissenschaft. Der Stammzellenforscher wurde von der koreanischen Regierung hofiert. Zu seinen Ehren erschien sein Konterfei auf einer Briefmarke. Fast zwei Jahre lang hat der Professor die Wissenschaft genarrt. Ihm war angeblich als erstem gelungen, menschliche Embryonen zu klonen und aus ihnen Stammzellen zu gewinnen. Die Meldung ging in Windeseile um die Welt. Neuartige Therapien zur gezielten Bekämpfung von Erbkrankheiten schienen zum Greifen nahe. Doch eine Untersuchungskommission überführte 2006 Hwang Woo Suk des Betrugs. Sein Menschen-Klon war eine grobe Fälschung!
4. Der Fall Ernst Haeckel – und das Biogenetische Grundgesetz
Das von dem Zoologen Ernst Haeckel 1866 behauptete Biogenetische Grundgesetz besagt, der Mensch durchlaufe in seiner Embryonal- Entwicklung die Stammesgeschichte des Tierreichs noch einmal im Zeitraffer. Mit anderen Worten: der Embryo werde erst innerhalb seiner Entwicklung mehr und mehr zum Menschen. Er beginne zunächst als ein ungeordneter Zellhaufen, danach sei er ein fischähnlicher Organismus mit Kiemen und zeige erst über einen allgemeinen Säugertypus allmählich charakteristische menschliche Merkmale. Lange ging man davon aus, die von Haeckel behaupteten ‚Befunde‘ wie Kiemen, Flossen und Schwimmhäute, Schwanz usw. beim Menschen seien unumstößliche Realität. Zum Glück wurden diese Behauptungen jedoch von Professor Blechschmidt aus Göttingen überprüft. Dabei stellte er fest, dass beim Menschen gar keine Kiemen, Flossen oder ähnliche Organe ausgebildet werden! Das vermeintliche Biogenetische Grundgesetz war ein grandioser Irrtum! Ein 4,2 mm großer Embryo (gegen Ende der 4. Woche) ist gekrümmt. Das Köpfchen beugt sich über den Herzwulst. Zwischen Herzwulst und Stirn, im Anlagebereich des Gesichtes, ist eine Reliefbildung deutlich. Es sind Falten, die bei der Beugung des Köpfchens entstanden sind. Diese Beugefalte deutete man als Kiemen und glaubte, durch sie unsere Abstammung aus niederen Tieren beweisen zu können.
Fazit
Es kann zu fatalen Irrtümern führen, wenn man aus Ehrfurcht vor akademischen Autoritäten und wissenschaftlichen Würdenträgern alles kritiklos übernimmt und keine Bedenken mehr hegt. Also – seien wir doch nicht ganz so „wissenschaftsgläubig“! Jeder Wissenschaftler, der auf internationalem Niveau gehört und anerkannt werden möchte, steht unter einem enormen Anpassungs, Leistungs- und Erfolgsdruck. Nicht selten sind die Finanzierungen ihrer Arbeitsplätze an die Ergebnisse ihrer Forschungen gekoppelt – wer wenig veröffentlich, verdient wenig. Das hier an manchen Ecken und Enden nicht mehr ganz so „wissenschaftlich“ gearbeitet wird, scheint fast verständlich. Darüber hinaus versinken unpopuläre Gegenmeinungen derer, die nicht im Mainstream schwimmen, in der populärwissenschaftlich getriebenen Öffentlichkeitsarbeit in der Versenkung oder verlieren die finanzielle Unterstützung!
Das bedeutet aber auch, dankbar für jede neue zuverlässige Erkenntnis und gerade auch für Fehlerkorrekturen zu sein. Fehler beinhalten eine Chance. Denn jeder erkannte und behobene Fehler bedeutet: der Wahrheit näher zu kommen! Diesen Weg der Korrektur und Überprüfbarkeit dürfen wir uns nicht verbauen. Darin könnten uns aufrichtige Wissenschaftler zum Vorbild werden: Wirkliche Größe zeigt sich darin, dass man Fehler zugeben und korrigieren kann und dabei „keinen Zacken aus der Krone bricht“!
Funktionieren unsere Qualitätskontrollen in Fragen des Lebens und der Lehre?
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