Zeitschrift-Artikel: Die Listen des Teufels

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Titel: Die Listen des Teufels
Typ: Artikel
Autor: Carsten Görsch
Autor (Anmerkung):

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Titel

Die Listen des Teufels

Vortext

„Seine Gedanken sind uns nicht unbekannt“ (2Kor 2,11)

Text

Wenn wir nur wüssten …

Wenn Jürgen Klinsmann bei der WM 2006 gewusst hätte, mit welcher Taktik Marcello Lippi beim Halbfinale der WM in die Verlängerung gehen würde, dann hätte er sich besser auf die „squadra azzura“ einstellen können. Wenn Andreas gewusst hätte, mit welchem Zug Horst ihn ‚Schachmatt‘ setzen wollte, dann wäre der Sieg vielleicht seiner gewesen. Und wenn wir wüssten, welches die Strategien unseres geistlichen Gegners sind, dann würden wir vielleicht die eine oder andere Niederlage weniger kassieren.

Kennen wir den Gegner?

Der Apostel Paulus behauptet in 2Kor 2,11: „Seine Gedanken sind uns nicht unbekannt.“ Aber ist das wirklich so? Kennen wir die Strategien unseres Gegners? Wissen wir Bescheid über ihn und die Mittel, die er benutzt, um uns zu Fall zu bringen?

Jahrtausende lange Erfahrungen

„Und die Schlange war listiger als alles Getier des Feldes, das der Herr Gott gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt … ?“ (1Mo 3,1) Wir sollten uns ins Bewusstsein rufen, dass der Teufel eine Jahrtausende lange Erfahrung im Verführen von Menschen hat. Dagegen gleicht unsere Lebenserfahrung von 30, 40 oder 50 Jahren einem Tröpfchen Weisheit in einem Meer der Bosheit. Wir sind ihm an Erfahrung, Kraft und List weit unterlegen. Wäre nicht die Weisheit Christi und die Macht Gottes über und um uns, es wäre ein schier aussichtsloser Kampf.

Keiner ist vor ihm sicher!

Keine Frage: Er versteht sein Handwerk. Seine Ziele sind Menschen, Gemeinden, Völker. Er hat sie alle zu Fall gebracht: Adam und Eva, David und Bathseba, Ananias und Saphira und wie sie alle hießen. Und er fährt damit fort, immer schneller, immer erfolgreicher, immer heftiger, denn er weiß, dass er nur noch wenig Zeit hat. Keiner ist vor seinen Angriffen gefeit, keine Gemeinde vor ihm sicher. Er ist der Verderber und er verdirbt.

Krieg und Zerstörung

Der Einsturz der Twin-Tower war sein Werk. Er wütet im Iran-Krieg und liefert einleuchtende Gründe dafür, warum zerstückelte Babys in den Nierenschalen unserer Krankenhäuser landen. Er entzweit Ehepaare und langjährige Freunde. Auf sein Konto gehen Attentate und Giftgas-Anschläge. Er sorgt für Amokläufe an Schulen und Hetz-Kampagnen im Internet. Sein weltweites Werk der Zerstörung präsentieren alle Nachrichtensender dieser Welt.

Er hasst echtes Glück!

Seine Vorliebe sind systematisch funktionierende Ordnungen. Er hasst echtes Glück und hat sich vorgenommen, dieses zu zerstören. Es ist ihm ein Dorn im Auge. Er tritt auf den Plan, wenn alles still und sicher scheint. Wenn die Dinge gut laufen. Wenn die Sonne am höchsten steht, dann schleicht oft der Schatten seiner zerstörenden Gegenwart in dein und mein Leben.

Giftige Fragen mit gespaltener Zunge

Er stellt dir Fragen, z.B.: „Hat Gott wirklich gesagt?“ Als höflicher Mensch antwortest du ihm natürlich. Aber das solltest du besser nicht tun. Gift ist unter der gespaltenen Zunge, die zu dir spricht. Nein, er beißt dich nicht, aber er zwickt dich ein wenig. Kleine giftige Fragen, die allerdings das Potential haben, dein Vertrauen zu Gott zu zerstören.

Er hinterfragt biblische Wahrheiten

Er liebt die Verunsicherung. Man könnte ja mal darüber nachdenken: Vielleicht ist die Welt ja doch kein Produkt der Schöpfung, sondern der Evolution? Vielleicht ist die Auferstehung des Lazarus doch nur eine Fabel und sinnbildlich zu verstehen? Kann eine Jungfrau ein Kind gebären und Zimmermänner über Wasser gehen? Und überhaupt Paulus und die Frauen …

Er hinterfragt Gottes Treue

Kann man Gott wirklich vertrauen? Wird Er für mich sorgen? Reicht seine Treue auch bis in mein Alter? Wie sicher ist eigentlich mein Heil? Kann ich vielleicht doch verloren gehen? Einige Christen sagen das. Wie sicher ist das Wort, dass jeder, der glaubt, die Verdammnis nicht sehen wird? Und warum sollte gerade ein Versager wie ich dabei sein?

Er sät Zweifel

Ist mein Mann mir treu und sagen meine Kinder die Wahrheit? Hat mein Chef mich auf dem Kicker? Werde ich irgendwann zu denen gehören, die gemobbt werden? Alle Politiker lügen doch nur und wer garantiert mir eigentlich, dass die Verantwortungsträger, denen ich vertraue, dieses Vertrauen wert sind?

Antworte ihm nicht!

Antworte der Schlange nicht auf ihre tausend hinterhältigen Fragen! Schweige, wie der Herr schwieg, als er von Herodes nach einem Wunder gefragt wurde. Schweige, wie das Volk schwieg, als der Rabsake zu Zeiten der Belagerung Jerusalems einen Dialog anfangen wollte. Nimm den Faden des Gespräches nicht auf, den die Spinne Dir zuwirft, um Dich in ihrem Netz zu fangen.

Man muss nicht immer über alles diskutieren.

Dialoge mögen an ihrem Platz gut sein, nicht aber, um den Diabolus zu überzeugen. Wenn dein Glaube fest werden soll, dann sprich mit Gott. Aber auf Gedanken des Zweifels musst du nicht eingehen. Denn der Zweifel hat das Potential, Verzweiflung in Dir zu wecken.

Er liebt die Lüge

Nein, Gott hatte nicht gesagt: „Ihr sollt nicht essen von jedem Baume des Gartens!“ (1Mo 3,1). Er hatte vielmehr gesagt: „Von jedem Baume des Gartens darfst du nach Belieben essen; aber von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon ißt, wirst du gewisslich sterben.“ (1Mo 2,16) Die Lüge des Teufels klingt ähnlich wie die Wahrheit Gottes. Nur das geübte Ohr kann das eine vom anderen unterscheiden.

Babylonische Sprachverwirrung in der Kirche

Fegefeuer klingt ähnlich wie ewiges Feuer, ist es aber nicht! Die Wiedergeburt des einen ist die Taufe des anderen. Du redest von der Gnade Gottes, die den Sünder rettet und dein Gegenüber denkt an den Gnadenschatz der Heiligen. Du redest von Anbetung und dein Gesprächspartner verehrt Maria. Nirgendwo herrscht soviel „Babylon“ wie in der Kirche!

Prüfet alles …

Man muss es schon genau nehmen mit den Wahrheiten der Schrift! Die Beröer jedenfalls prüften alles an dieser präzisen Richtschnur des Wortes Gottes. „Der Teufel steckt im Detail“, sagt man. Deshalb lies genau, was geschrieben steht. Lass Dir kein „X“ für ein „U“ vormachen und denk daran, dass nur bei Nacht alle Katzen grau sind.

Mache Dir ein genaues Bild!

Deshalb hör genau hin, wenn man Dir etwas erzählt, was fromm klingt, aber böse schwingt. Frage ernsthafte Fragen, bevor Du eine Stellung beziehst. Ist die Sache wirklich so schlimm gewesen? Hat sie sich wirklich so ereignet? Gibt es Zeugen dafür? Kannst Du mir das genauer erklären? Die Wahrheit ist oft ein „vielgeschundenes Ross“.

Sei der Wahrheit verpflichtet!

Stelle immer wieder klar, wie es wirklich war. Jephtah musste dieses tun, als die Ammoniter eine Falschdarstellung der Geschichte Israels auftischen wollten. Der Herr tat es vor seinen Verklägern. Sogar Zeitungen stellen Details klar, die missverstanden werden könnten und Du solltest es tun, wo die Wahrheit es erfordert.

Die häufigste „Sekundär-Sünde“

Keine Sünde wird so strapaziert wie die Lüge. Sie ist die häufigste „Sekundär-Sünde“, denn wer sündigt, der muss auch lügen. Es gibt nur wenige Menschen mit Rückgrat, die auch unter Sünden einen aufrechten Gang pflegen. Die Hand des Lügners und des Vaters derselben lastet schwer auf dem gefallenen Geschlecht Adams.

Er hasst Unterordnung

Er fragte nicht Adam, er fragte Eva und brachte sie dadurch zur Rebellion. Er musste den Himmel verlassen, weil er sich nicht unterordnen wollte und er hasst jede Form von göttlicher Unterordnung. Sein Stolz und sein Hochmut brachten ihn zu Fall.

Er zerstört Frieden

Neben dem Unglück ist der Unfrieden sein zweites großes Ziel. Er zerstört Beziehungen, Familien, Gemeinden, Staaten. Er demontiert Eltern durch antiautoritäre Erziehung, Älteste und Pastoren durch Lügen und dauernden Widerspruch, Politiker durch Hetzkampagnen und „politcal correctness.“ Jedes Mittel ist ihm Recht, wenn nur die Ordnung des Friedens zu Fall kommt. Denn im Chaos ist gut arbeiten und im Dunkeln ist gut munkeln.

Wenn man eine starke Hand braucht, ist sie nicht da!

Hätte Eva Adam gefragt, wäre es vielleicht nicht zum „Supergau“ der Menschheit gekommen. Aber der war anscheinend nicht da. So wie die meisten Menschen nicht da sind, wenn man sie dringend braucht. Der Vater, der ständig in der Firma ist, der Gemeindeleiter, der zu beschäftigt ist, die Mutter, die eher dem kleinen Tyrannen nachgibt, als sich grün und schwarz zu ärgern. Sie alle machen sich rar, wenn sie da sein sollten …

„Schau hin, was Dein Kind macht!“

Dieser Werbespot des ZDF soll Eltern dazu anregen, sich mit dem Fernsehkonsum der eigenen Kinder auseinanderzusetzen: „Schau hin, was Dein Kind macht!“ Da wird der kleine Liebling zum Frühstückseier schlachtenden Tyrannen, weil er ganz einfach zu viel Terminator geschaut hat. So kann’s gehen.

Präsent sein!

Das Gebot der Stunde heißt präsent sein. Die Stellung halten, wenn die Attacken hart gefahren werden. Egal, wo Du stehst, egal wie es Dir geht. Deine Frau sollte immer sagen können: „Da möchte ich gerne erst mit meinem Mann drüber sprechen“, und deine Tochter: „Dazu möchte ich gerne meinen Papa fragen.“ Und warum nicht zuerst mal den Klassenlehrer selbst fragen, bevor man sich das Maul zerreißt.

Der Kluge ordnet sich unter …

Es mag nach Schwäche aussehen, einen anderen fragen zu müssen. Es mag übertrieben scheinen, sich bestehenden Autoritäten zu beugen. In Wirklichkeit aber ist es klug und nimmt eine Menge Stress. Denn Autoritäten wie Lehrer, Polizisten, Vorgesetzte sind von Gott zum Erhalt der Ordnung gegeben und eingesetzt. Sie tragen die letzte Verantwortung – wenn Du sie ihnen überlässt.

Verzerrte Dimensionen!

Wir würden staunen, wie reichhaltig und doch einfach das Instrumentarium des Feindes ist. Mit welcher Bravour er aus Mücken Elefanten macht – und umgekehrt. Wie er Großes klein und Kleines groß erscheinen lässt. Wie er Gemeinden spaltet, indem er sie über den Stachel im Fleisch des Paulus, die Kopfbedeckung der Frau oder die Farbe des Schaukastens streiten lässt. Wer mehr wissen will, sollte die „Dienstanweisungen an einen Unterteufel“ von C.S Lewis lesen.

Die Waffe Überheblichkeit

Es sollte uns erschauern lassen, wie er David über seinen Größenwahn stolpern lässt, als dieser in einem Moment der Ruhe eine Heereszählung anzettelt, die ihn beinahe Kopf und Kragen kostet. Wie überhaupt jeder, der steht, zusehen sollte, dass er nicht fällt. Denn Stolz und Überheblichkeit waren wohl die Hauptgründe, weshalb der oberste Engel den Himmel verlassen musste. Es lohnt sich, diesen Wahn im „Verlorenen Paradies“ von Milton zu studieren.

Die Waffe der Lust

Dann wäre noch die Lust zu erwähnen, mit der er David und viele andere Männer Gottes damals und heute versucht und in Leid und Verderben versenkt. Wie er immer wieder unsere Augen benutzt, um unser Herz Gott gegenüber rebellisch oder schwach zu machen. Wie er Herodes die schwingenden Hüften der Salome wichtiger erscheinen lässt, als das Haupt Johannes des Täufers. Wie er Heilige und Starke wie z.B. Simson in der Sex - Falle zum Straucheln bringt.

Gib ihm nicht mehr Beachtung als unbedingt nötig!

Das Studium des Wesens und Wirkens der Schlange, des großen Drachens, Teufels, Satans, Verklägers der Brüder – und wie er sonst irgend genannt werden mag – das Studium wäre unerschöpflich, Furcht einflößend, verunsichernd und lehrreich. Aber es wäre ihm wahrscheinlich gerade recht, dass man sich viel mit ihm und wenig mit Gott beschäftigt.

Gott sei Dank!

Doch Gott sei Lob, Dank und Ehre! Denn Er hat die Werke des Teufels zunichte gemacht, als Christus am Kreuz starb. Sein Wort ist ein Licht auf unserem Weg und vermag uns vor jeder Falle des Bösen zu bewahren. Seine Weisheit ist der List des Widersachers weit überlegen und sein Schutz ist mächtiger als alle Gefahr und Anfechtung.

Nachtext

»Mit uns‘rer Macht
ist nichts getan …
es streit‘ für uns
der rechte Mann,
den Gott selbst hat erkoren!«

Martin Luther

Quellenangaben