Zeitschrift-Artikel: τεκμηριον

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Titel: τεκμηριον
Typ: Artikel
Autor: William Kaal
Autor (Anmerkung):

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Titel

τεκμηριον

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Unter dem Motto „Taupunkt – auftauchen, auftauen, auftanken“ fand im Freizeithaus Schoppen dieses Jahr am Pfingstwochenende erstmalig ein Wochenende für über 200 junge Leute zwischen 15 und 25 Jahren statt. Eine Freizeit in dieser Größe gab es bislang in Schoppen noch nicht und war daher allein organisatorisch ein besonderes Wagnis. Viele Fragen, wie alles laufen würde, blieben bis zum Schluss spannend – aber tatsächlich fanden alle aufgetauchten Teilnehmer einen Schlaf-, Park- und Sitzplatz. Gott schenkte drei Tage Sonnenschein bei wolkenfreiem Himmel und ersparte es uns damit, in der Realität erfahren zu müssen, dass unser naiver Schlechtwetterplan nicht funktioniert hätte. Der Sportplatz fungierte mit einem großen Gemeinschaftszelt als Speisesaal und wurde zum ‚Reinhau- und Verdaupunkt‘. Die Teilnehmer schliefen im Freizeithaus selbst, teils in großen Zelten auf dem Gelände oder im benachbarten Hardenberg. Die Jugendlichen nahmen die teilweise wenig komfortable Unterkunft und die sich daraus ergebenden Unannehmlichkeiten (die Duschen wurden zum Staupunkt) mit großer Gelassenheit und Disziplin hin. Dank des einfachen Rahmens und vielfältiger und tatkräftiger Unterstützung von verschiedensten Seiten konnte der Preis mit umgerechnet nur 6 McDonald-Menüs dafür äußerst jugendgerecht gehalten werden. In diesen Taupunkt-Tagen wollten wir bewusst auf große Aktionen und aufwändige Events verzichten und einfach das lebendige Wort Gottes in den Mittelpunkt stellen und die Gemeinschaft untereinander genießen. Wir waren beeindruckt, dass das Angebot trotzdem bei den jungen Leuten so große Zustimmung gefunden hat und viele bezeugt haben, geistlich erfüllt und neu motiviert nach Hause gefahren zu sein. In den sechs Vorträgen der drei Referenten Alois Wagner, Wolfgang Bühne und Andreas Fett ging es um die Zeit zwischen Auferstehung und Himmelfahrt Jesu – der Zeit zwischen Erde und Himmel. Es begann mit der Auferstehung, die Jesus selbst mit einem Tempelbau vergleicht, und die gleichzeitig Grundsteinlegung für den Bau der Gemeinde darstellt. Dann ging es um die über 10 Begegnungen mit dem Auferstandenen zwischen Ostern und Himmelfahrt, die Lukas in der Apostelgeschichte als „sichere Kennzeichen“, als „Beweise“ oder als Tatsachen erwähnt. Das griechische Wort dafür –τεκμηριον (tekmerion) – stand dann auch als geheimnisvoll anmutende Aufschrift auf den Taupunkt-T-Shirts und wird hoffentlich noch den ein oder anderen Gesprächseinstieg ermöglichen. Während dieser 40 Trainingstage gab Jesus seine letzten Instruktionen an seine Jünger und eröffnete ihnen dabei besonders das Verständnis für die Schriften. Wie bei einem Staffellauf nahm sich Jesus Zeit für die Staffelübergabe und begleitete seine Jünger bei den ersten Schritten auf dem neuen Weg. Die Himmelfahrt selbst wird dann in der Bibel mit einem Triumphzug verglichen, einem Ereignis, das den Menschen zur Zeit des Neuen Testamentes von heidnischen römischen Feldherren geläufig war. Die Himmelfahrt, die schon im Alten Testament an vielen Stellen vorausgeschattet wird, endete dann mit der Thronbesteigung des Lammes, das im Himmel in Ewigkeit von den Erlösten angebetet wird. Jesus, der Triumphator von Golgatha, hat sich zur Rechten der Majestät gesetzt. An Pfingsten schließlich sandte Jesus den Heiligen Geist auf die Erde und vollzog damit die Testamentseröffnung – der Heilige Geist wohnt seitdem in den Gläubigen, er ist der Troubadour, der in uns den Lobgesang Gottes anstimmt, der Tröster in unserer Schwachheit und der Trainer auf der Teststrecke unserer Bewährung. Wir alle konnten von diesen Themen sehr profitieren und für unser Leben als Christen zwischen Erde und Himmel kräftig auftanken. Neben den Vorträgen konnten die Teilnehmer aus einem breiten Angebot an Workshops auswählen – mit vielen aktuellen und praxisnahen Themen wie z.B. „Erfolgs- und Karrierehetze, Boden- oder Himmelsschätze?“, „Braucht Twen und Teen noch Disziplin?“ oder „Dienen oder Dösen – ich und meine Gemeinde“. Hier konnte man in kleineren Runden die Bibel zu den verschiedenen Fragen studieren und sich darüber austauschen. Trotz der großen Teilnehmerzahl war viel Raum für Spontaneität – etliche eifrige Helfer stürzten sich nachmittags voller Einsatzfreude in den Schoppenteich, um ihn von angestautem Schlamm und Unrat zu befreien – zur Begeisterung zahlreicher Schaulustiger. Der Sportplatz wurde zum Tau-Punkt der besonderen Art, als die Teilnehmer mit einem über 30m langen Tau im Tauziehen gegeneinander antreten konnten. Letztlich siegte hier Technik gegen Temperament und Alter gegen jugendlichen Eifer – und wir lernten praktisch, was es heißt, gemeinsam in eine Richtung zu ziehen. Ein echtes Highlight war sicherlich auch der spektakuläre Fackellauf am letzten Abend, der „ganz unpolitisch und ohne Proteste“ stattfinden konnte. Das folgende große Lagerfeuer mit dem gemeinsamen Singen vieler alter Lieder war für die meisten ein besonders beeindruckendes Erlebnis und einer der Taupunkt- Höhepunkte. Physikalisch gesehen ist der Taupunkt die Temperatur, bei der die relative Luftfeuchtigkeit 100% erreicht und es daher zum Niederschlag aus der Luft – dem Tau – kommt. Tagsüber kann die warme Luft viel Wasser aufnehmen, das dann nachts bei niedrigen Temperaturen in Form des Taus ausfällt und so für den Boden und die Pflanzen zum Nutzen wird. So konnten auch wir über Pfingsten viel Gutes auftanken und hoffen, dass der eigentliche Taupunkt, an dem das Aufgenommene zum Nutzen und Segen für andere wird, im Alltag (bei „tiefen Temperaturen“) noch erreicht wird. In diesem Sinne war Taupunkt hoffentlich kein Schlusspunkt, sondern ein Doppelpunkt …

Nachtext

Mehr Infos, Fotos und die Vorträge zum kostenlosen Download unter:
www.taupunkt.org

Quellenangaben