Zeitschrift-Artikel: Alexander Strauch: Gut, dass wir einander haben (Biblische Prinzipien für den Umgang mit Konflikten)

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Titel: Alexander Strauch: Gut, dass wir einander haben (Biblische Prinzipien für den Umgang mit Konflikten)
Typ: Buchbesprechung
Autor: Rudolf Ebertshäuser
Autor (Anmerkung):

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Titel

Alexander Strauch: Gut, dass wir einander haben (Biblische Prinzipien für den Umgang mit Konflikten)

Vortext

Text

Der amerikanische Bibellehrer und erfahrene Gemeindeälteste Alexander Strauch hat ein Buch geschrieben, das sich ausführlich mit den Grundsätzen beschäftigt, die uns in der Bibel zur
Lösung von Konflikten in der örtlichen Gemeinde gegeben sind.
Strauch geht zunächst einmal davon aus, dass Konflikte an sich nicht unbedingt etwas Schlimmes sind: für Kinder Gottes, die immer noch das Fleisch in sich tragen, sind sie in gewisser Weise unvermeidlich. „Wir sollten uns bewusst machen, dass es völlig normal ist, wenn Christen unterschiedlicher Meinung sind und leidenschaftlich ihre jeweilige Position verteidigen. […] Konflikte können uns helfen, unsere Charakterschwächen aufzudecken, falsche theologische Auffassungen zu korrigieren, unseren Glauben und unser Gebetsleben zu stärken, unsere Pläne zu überdenken, weiser zu werden, Lebenserfahrung zu sammeln und Gott in schwierigen Zeiten zu vertrauen.“
Wichtig ist, wie wir mit Konflikten umgehen, und hier nennt Strauch zehn geistliche Grundsätze, die er im Buch konkret erläutert und anwendet: „Im Geist handeln; in der Liebe handeln; in Demut handeln; den Ärger unter Kontrolle halten; die Zunge zügeln; Kritik zügeln; nach Versöhnung streben; nach Frieden trachten; Irrlehrer konfrontieren; mit Streitfragen auseinandersetzen.“
Den größten Raum nehmen die Konflikte ein, die auch im Gemeindealltag am häufigsten vorkommen: Konflikte zwischen Gläubigen, die in untergeordneten Fragen unterschiedlicher Auffassung sind und dabei Gefahr laufen, in fleischlicher Weise durch Ärger, Unterstellungen, Polemik, Vorurteile usw. die Gegensätze zu verschärfen, anstatt sie zu lösen. Hier gibt Strauch
sehr beherzigenswerte Anleitungen, wie wir sanftmütig, freundlich, liebevoll und verstehend mit anders gesinnten Geschwistern umgehen können, um unter der Leitung des Geistes und auf der Grundlage des Wortes Gottes eine konstruktive Lösung zu finden, der alle zustimmen können.
Zwei Kostproben: „Es ist erstaunlich, wie schlecht wir zuhören und wie schnell wir überreagieren, wenn Menschen anderer Meinung sind als wir selbst. Wir fangen sofort an, uns zu rechtfertigen und unsere Meinung zu verteidigen, damit wir den Streit gewinnen. Wenn die andere Person redet, hören wir gar nicht richtig zu, sondern überlegen schon, was wir darauf antworten könnten. Wie dumm von uns! ‚Wer Antwort gibt, bevor er zuhört, dem ist es Narrheit und Schande‘ (Spr 18,13).“ Der langjährige Leiter der China-Inland-Mission, D. E. Hoste, wird zitiert: „Wenn man mich fragen würde, was im Werk Gottes in den vergangenen 50 Jahren mehr Schaden, mehr Leid und mehr Spaltung verursacht hat, dann würde ich antworten: das Verbreiten von verleumderischen Geschichten.“
Strauch verschweigt aber auch nicht, dass es Konflikte gibt, in denen es nötig ist, zerstörerischen Einflüssen entschieden entgegenzutreten – zum Beispiel im Umgang mit Irrlehren, oder beim Vorliegen von Sünde, die aufgedeckt und notfalls mit Gemeindezucht beantwortet werden muss. Er wehrt sich gegen die populäre Meinung, man dürfe in geistlichen Dingen nicht klar Stellung beziehen:
„Die weit verbreitete Haltung des ‚Nichtrichtens‘ in der westlichen Gesellschaft lässt uns glauben, dass jegliches Richten in Bezug auf die biblische Lehre falsch ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Evangelium für die Welt verloren gehen und die Gemeinde sich an die weltliche Gesellschaft anpassen würde, wenn wir nicht mehr angemessen über Gut und Böse, über Moral und die Glaubenslehre urteilen würden.“
Strauch stellt fest: „In den vergangenen 40 Jahren gab es unter bibeltreuen Christen eine wahre Explosion absonderlicher Lehren – angefangen von der Lehre des Wohlstands-Evangeliums
bis zum Verfälschen der Bibel, um die gleichgeschlechtliche Ehe zu legitimieren. Wir dürfen nicht in so naiver Weise tolerant sein, wenn es um derartige Irrlehren geht. Wenn wir uns um Gottes Kinder richtig kümmern wollen, müssen Irrlehrer entlarvt und aus der Gemeinde herausgehalten werden. Christen können in ihrem Glauben furchtbar verführt werden. Jeder Hirte hat die gottgegebene Pflicht, die Herde vor Schaden zu beschützen.“
Strauchs Buch ist wohltuend praktisch und fordert den Leser heraus, seine ganz persönlichen Haltungen und Reaktionen zu überprüfen und neu am Wort Gottes auszurichten. Seine biblisch begründeten Ratschläge können auch festgefahrene Konflikt-Situationen in Gemeinden konstruktiv lösen helfen.
Auch für dieses Buch gilt natürlich: „Prüft alles, das Gute behaltet!“ Einigen Aussagen wird sich nicht jeder anschließen können.
So scheint Strauch die Brisanz charismatischer Lieder und Lehren zu unterschätzen und führt gelegentlich fragwürdige modern-evangelikale Vorbilder an. Aber alles in allem ist dieses Buch wirklich empfehlenswert, weil es einen Bereich anspricht, in dem auch in bibeltreuen Gemeinden leider oft fleischliches Verhalten vorherrscht. Hier könnte dieses Buch, wenn seine Ratschläge
beherzigt werden, vielfach sehr positive Veränderungen bewirken.

Nachtext

Quellenangaben

CVD, 208 S., € 14,90