Zeitschrift-Artikel: 30 Jahre Pille in Deutschland

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Titel: 30 Jahre Pille in Deutschland
Typ: Artikel
Autor: Mathias Nietzke
Autor (Anmerkung):

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Titel

30 Jahre Pille in Deutschland

Vortext

Was Christen über schwangerschaftsverhütende Maßnahmen wissen sollten.

Text

1956 wurde in den USA die erste "Pille" in den Handel gebracht. Enovid-10 (R) war der Anfang einer großen Zahl hormonaler Kontrazeptiva (=Schwangerschaft verhindernde Mittel).
Zur Zeit sind in Deutschland mehr als 60 verschiedene Kontrazeptiva erhältlich.
Schon 1986 nahmen mehr als 30% der Frauen im gebärfähigen Alter diese Medikamente ein (1). Nach einer EMNID-Umfrage bestehen keine konfessionellen Unterschiede: katholische und protestantische Anwenderinnen greifen mit der gleichen Häufigkeit zur "Pille" (2), obwohl seitens der katholischen Kirche von Anfang an eine strikte Ablehnung der "Pille" besteht. Die Anwendung der "Pille" scheint selbstverständlich zu sein. Trotzdem gibt die katholische Kirche ihr Verbot nicht auf. Ist dies nur Starrsinn, oder bestehen nach wie vor ethische Bedenken gegen diese Hormonpräparate zur Schwangerschaftsverhinderung? (Gegen die Anwendung zur Aknebehandlung, wenn eine mögliche Befruchtung ausgeschlossen werden kann, bestehen wohl keine Bedenken.) Um obige Frage stichhaltig zu beantworten, muß man sich mit der Wirkungsweise dieser Präparate befassen. Bei Markteinführung von Anvolar (R), der ersten "Pille" auf dem deutschen Markt, wies die Packungsbeilage nur am Rande auf die kontrazeptive Wirkung hin. Heute werden diese Präparate häufig als Ovulationshemmer bezeichnet. Ovulationshemmung bedeutet, daß die Heranreifung der Eizelle verhindert wird. Die Befruchtung wird dadurch ausgeschlossen, daß sich kein befruchtungsfähiges Ei entwickelt.
Die Tatsache, daß es trotz der Einnahme dieser Präparate zu einem gewissen Prozentsatz zu einem Eisprung kommt, wird im allgemeinen verschwiegen. Es gibt keinen Ovulationshemmer, der mit 100%iger Sicherheit eine Ovulation (Eisprung) verhindert. Selbst Anvolar (R), dessen Hormondosis die der heute gebräuchlichen Präparate um ein Mehrfaches übertraf, hatte nur bei ca.93 % eine ovulationshemmende Wirkung (3). Laut Professor Hilgers (Prof. für Gynäkologie, St.Louis- Universität, USA) wird von heute handelsüblichen Präparaten nur in 50% der Fälle der Eisprung verhindert (4). (Die Wirkung der sogenannten Minipille beruht überhaupt nicht auf einer Ovulationshemmung (5).)

Trotz dieser unzureichenden Ovulationshemmung kommt es nicht zu einer Schwangerschaft, da diese Präparate noch weitere Wirkungen haben. Zum einen verdicken sie die Schleimflüssigkeit im Gebärmutterhals (Zervix-Schleim). Dadurch können die Samenzellen nicht in die Gebärmutter vordringen und eine Befruchtung kann verhindert werden. Auch dieser Effekt ist nicht immer ausreichend. Nach Guillebaud macht die Verdickung des Zervix-Schleims ca 20% der verhütenden Wirksamkeit aus (6).

Somit kommt es manchmal trotz Pilleneinnahme zur Befruchtung eines Eies und dem Beginn neuen Lebens. Dieser Keim (siehe Psalm 139,16) wird durch 2 Faktoren daran gehindert, sich in der Gebärmutter einzunisten:
1. Veränderung der Tubenmotilität (der Keim gelangt nicht zum richtigen Zeitpunkt aus dem Eileiter in die Gebärmutter)
2. Hemmung bzw. Verhinderung des Wachstums der Gebärmutterschleimhaut (7).
Dadurch stirbt das neue Leben ab.
Prof.Beller (Direktor der Universitätsfrauenklinik Münster) wies 1979/80 darauf hin, daß man sowohl die Pille als auch die Intrauterin-Pessare (Spirale) als frühes Abortivum (Abtreibungsmittel) bezeichnen könnte (8).
Die Wirkung der Spirale beruht häufig nur auf einer Einnistungsverhinderung (9).
Nach Prof. P. Marx (Washington) werden allein in den USA "jährlich Millionen unbemerkter Schwangerschaftsabbrüche" durch Pille und Intrauterin-Pessar verursacht (10).
All dies geschieht in vielen Fällen, ohne daß die Anwenderinnen ahnen, was sie bei der Anwendung dieser Präparate auslösen.
Wie ich oben andeutete, werden diese Fakten derart verschwiegen, daß man selbst im Pharmazie- bzw. Medizinstudium unter Umständen nichts davon erfährt. Ich selbst habe erst einige Zeit nach meinem Pharmaziestudium davon erfahren und kenne andere Christen, denen es ähnlich erging.
Als angestellte(r) Apotheker(in)/PTA muß man in fast allen Apotheken (mir sind nur ganz wenige bekannt, die keine Kontrazeptiva abgeben) entweder diese Präparate abgeben oder den Arbeitsplatz wechseln.
Für Fälle, in denen eine Schwangerschaft verhindert werden muß, gibt es Alternativen zu hormonalen Kontrazeptiva bzw. Intrauterin-Pessaren. Zu diesem Thema verweise ich auf das Buch von Dr. med. O. Windecker
(11)

Nachtext

Quellenangaben

(1) Teichmann, Kontrazeption, WVG Stuttgart 1991, S.69
(2) PTA-Heute 1991 Nr.10
(3) Häussler, Die Pille - das drohende Unheil, Jestetten 1976, S.4 (zit. nach W. Neuer, Faktum %/85 S.46)
(4) nach W. Neuer, Faktum 5/85
(5) Teichmann a.a,O. S.155
(6) Guillebaud, Die Pille, Reinbeck 1982, S.34
(7) Teichmann a.a.O. S.69
(8) nach W. Neuer, Faktum 5/85
(9) Teichmann a.a.O. S.172/173
(10) nach W. Neuer, Faktum 5/85
(11) Windecker, Geburtenregelung für Christen, Telos Nr.2529