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Zeitschrift: 143 (zur Zeitschrift)
Titel:
Typ: Artikel
Autor: Helmut Mehringer
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1934

Titel

Vortext

Angelika und Helmut Mehringer –sicher vielen „Fest&treu“- Lesern bekannt – sind im Juni nach über 12 Jahren Missionsarbeit in Indonesien nach Deutschland zurückgekehrt.

Während sie bereits mit drei Reisetaschen in ihrer alten Heimat angekommen waren, warteten sie auf all das, was sich an Erinnerungsstücken, Büchern und anderen wichtigen Sachen und Unterlagen in einem Containerschiff befand, welches in Richtung Deutschland unterwegs war.

Die schmerzlichen und gleichzeitig wertvollen Erfahrungen, diese sie während dieser Wartezeit machten, berichteten sie in ihren letzten Rundbriefen, aus denen wir hier Auszüge veröffentlichen, durch welche auch unsere Haltung zu irdischen Gütern hinterfragt wird.

Text

Eine schmerzliche „Trainingseinheit“ nach dem Frühstück


Liebe Freunde,

heute morgen stieß mich der Herr in Seinem Wort auf einen Begriff bzw. ein Charakteristikum, das im Leben seiner wahrhaft Erretteten zu sehen sein sollte und ich fragte mich, inwieweit das bei mir wirklich der Fall ist: Ein „ungeteiltes Herz“, das zuallererst und völlig auf den Herrn gerichtet ist. Kurz danach sollte es dann eine unerwartete und sehr reale „Trainings-Einheit“ dafür geben …

Es ist ein Gebot des Herrn

„… euer Herz sei ungeteilt mit dem HERRN, unserem Gott, um in seinen Satzungen zu wandeln und seine Gebote zu halten“ (1Kö 8,61; vgl. Jak 4,8b). Das Liebesgebot von 5Mo 6,5 (Mt 22,37) ist im Grunde eine der Äußerungen eines ungeteilten Herzens.

Ein ungeteiltes Herz wird von Gott belohnt

„… die Augen des HERRN durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.“ (2Chr 16,9).

Es gibt Vorbilder

Unter den Vorbildern derer mit einem ungeteilten Herzen für den Herrn können wir z.B. König Asa und Paulus studieren: „… doch das Herz Asas war ungeteilt mit dem HERRN alle seine Tage“ (1Kö 15,4).

„Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“ (Phil 3,13)

Die praktische „Trainings“- bzw. „Test-Einheit“ kam nach dem Frühstück mit einer eMail: Das Frachtschiff, mit dem der Container mit unseren Sachen von Indonesien nach Hamburg unterwegs war, ist im Arabischen Ozean bei einem Unwetter in zwei Teile zerbrochen und mit ca. 1.700 Containern gesunken …
In einem der Container waren einige Kisten untergebracht, mit denen wir das, was uns wichtig war, nach Deutschland bringen lassen wollten: meine gesamte dreisprachige Bibliothek einschließlich meiner dicken Studierbibeln mit Notizen der letzten 15 Jahre, Geli’s Küchenutensilien, unsere Bekleidung, Werkzeug, Bürosachen, Bilder und Geschenke der vielen Freunde, usw. usw. – und halt all die Sachen, die sich in zwölf Jahren so ansammeln und einem als kleine Erinnerungsstücke ans Herz wachsen.

Tja, das sollte wohl eine praktische Hilfe sein, um uns bewusst zu machen, woran unser Herz wirklich hängt bzw. ob unser Herz tatsächlich u n g e t e i l t auf den Herrn gerichtet ist. Und damit wohl tatsächlich ein Grund zum Danken (1Thes 5,18) und Freuen (Phil 4,4).

Somit ist jetzt klar:
Vor zwölfeinhalb Jahren reisten wir mit zwei Reisetaschen und zwei Alukisten nach Indonesien aus. Letzte Woche sind wir mit drei Reisetaschen zurückgekommen – weniger als bei der Ausreise. Und wenn wir nach Abschluss der Renovierungs-Arbeiten in unsere Wohnung einziehen können, wird es dort viel übersichtlicher und aufgeräumter aussehen als geplant. Geschwister haben uns inzwischen auch darauf hingewiesen, dass im Internet über „unser“ Containerschiff „MOL COMFORT“ berichtet wird – und Fotos gezeigt werden. Seitens der Reederei wurde inzwischen bestätigt, dass der Container, in dem sich unsere Sachen befanden, im gesunkenen Teil des Schiffes verladen war. Damit können wir dieses Kapitel nun wirklich abschließen und vertrauensvoll-freudig in die Zukunft blicken: „Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“ (Phil 3,13) „Die Augen des HERRN durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.“ (2Chr 16,9)

Mögen wir den Herrn täglich um solch ein ungeteiltes Herz bitten – und dafür, dass Er die nötigen Mittel verwendet, uns dazu zu verhelfen.

William Carey (1761 – 1834) – und eine schmerzliche Erfahrung

Im Zusammenhang damit wollen wir euch eine bekannte Begebenheit aus der Kirchengeschichte weitergeben. Ein lieber Bruder hatte sie uns geschickt und uns daran erinnert. Im Vergleich dazu ist unser kleiner Verlust nicht der Rede wert – wohl aber auch eine gute Erinnerung, dass der Herr alle Umstände in seinen Händen hat und immer so lenkt, dass sie seinen guten Plänen dienen müssen. Ihm sei Dank und Lob dafür!

Am 12. März 1812 kam es in Serampore in Indien zu einem großen Brand, durch den innerhalb von wenigen Minuten die jahrelange und mit vielen Opfern verbundene Übersetzungs-Arbeit der Bibel durch William Carey in Flammen aufging. Der Verlust an Papier zum Druck von Bibeln war unermesslich. Der frisch gegossene Tamil-Schriftsatz und die chinesischen Metalltypen wurden vollständig zerstört. Teile von Manuskripten, Grammatiken und Wörterbüchern – von Carey in mühseliger Arbeit zusammengetragen – verbrannten.

William Carey schrieb damals: „Nichts außer der Druckpresse konnte gerettet werden. Dies ist ein schwerer Schlag, weil er das Drucken der Heiligen Schrift auf eine lange Zeit hinaus verzögert. Zwölf Monate harter Arbeit reichen nicht aus, um das Vernichtete wiederherzustellen, vom Verlust der Manuskripte usw. überhaupt nicht zu reden, die wir nie mehr werden ersetzen können.“

Das erwähnte Manuskript bezog sich auf die meisten Teile seiner Schriftauslegungen in indischer Sprache, sein ganzes kanaresisches Neues Testament, zwei Bücher, die das Alte Testament in Sanskrit enthielten, viele Seiten seines Bengali-Wörterbuches, seine ganze Telugu. Dies alles und ein großer Teil der Punjabi-Grammatik

und jede Spur seines weit fortgeschrittenen Sanskrit-Wörterbuches waren durch das Feuer ausgelöscht, die Missionsarbeit war vorerst gestoppt. Warum lässt Gott so etwas zu?

William Careys Reaktion: „Gott wird zweifellos das Beste aus diesem Unglück werden lassen und unsere Interessen fördern.“

Es dauerte nicht lange, da wurde die göttliche Strategie offenbar. „Die Katastrophe öffnete die Ohren der britischen Christenheit. In der Feuersbrunst erkannte sie die Größe des Unternehmens … So erwies sich die Vernichtung als ein Leuchtfeuer, das die Schar der eifrigen Missionsfreunde vervielfältigte. Das Feuer hat eurer Arbeit eine unvergleichliche Berühmtheit gebracht“, schrieb Andrew Fuller in einem seiner treuen Warnbriefe. „Die Öffentlichkeit spart nicht mit ihrem Lob. Achthundert Guineas wurden allein für Carey gespendet.“

Anthony Groves (1795 – 1853) – und ein bitterer Verlust …

Eine weitere kurze, aber bestimmt schmerzhafte Episode und Lektion aus dem Leben von Anthony Norris Groves, der seine langjährige Studierbibel auf See verlor – seinen einzigen irdischen Schatz:

Während der Seereise schrieb Anthony Groves Notitzen in seine Bibel, dorthin, wo noch Platz war und noch keine Kommentare und Anmerkungen standen, die er während der vergangenen Jahre sorgfältig festgehalten hatte. Tag für Tag sammelte er Themen und Verweise für künftige Studien und für Schriften über verschiedene Themen, die er gerne schreiben wollte. Er hatte gerade „alle Grundsätze des Neuen Testaments“ abgeschlossen und alle Prophetien markiert und eingeteilt. Außer einem kleinen Teppich war diese alte Bibel das einzige, was er besaß: „Sie war tatsächlich fast der einzige Schatz, den ich mein eigen nennen wollte. Und sie war mein Begleiter und mein Trost durch viele dunkle und trostlose Jahre.“

Er brachte diese Bibel mit auf Deck, um mit dem Waisenjungen Anundoo darin zu lesen. Plötzlich schlugen die Segel hin und her und das Schiff taumelte. Während Groves den Jungen packte, damit er nicht hinfiel, wurde die Bibel aus seiner Hand geschlagen. Anthony Groves Fazit: „Aber ich weiß, dass der Herr gut ist, sogar in solchen Ereignissen. Er wollte, dass ich wieder und wieder in Seinem Wort grabe, um noch mehr und noch reichere Schätze zu bergen als die, welche ich bis dahin schon entdeckt hatte … Gut, meine Bibel ist fort und ich denke, dass ich nie das Gefühl vergessen werde, das ich verspürte, als sie über Bord fiel und ich sie hinter uns rasch forttreiben sah.“

Nachtext

Quellenangaben