Zeitschrift-Artikel: Mein Zeugnis als ehemaliger Adventistenprediger (Schlu

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Titel: Mein Zeugnis als ehemaliger Adventistenprediger (Schlu
Typ: Artikel
Autor: Horst Georg Sch
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Titel

Mein Zeugnis als ehemaliger Adventistenprediger (Schlu

Vortext

Text

4. Die "drei Engelsbotschaften"

Offenbarung 14,6-12 wird von den STA als Funda­ment für ihr Selbstverständnis und Selbstbewußtsein genommen. Es sind die letzten Warnungsbotschaften an die gefallene Welt. Gleichzeitig werden sie als ein Rückblick auf die Geschichte der STA gesehen.
Die erste Botschaft soll der Miller-Bewegung von 1840-1844 (Erweckungsprediger vor Bestehen der STA) entsprechen.
Die zweite Botschaft sei das Herausgehen aus allen "babylonischen Kirchen" in die entstehende Adventbe­wegung nach der Enttäuschung im Jahre 1844 gewesen.
Die dritte Botschaft wird bis zum Kommen Jesu mit dem Schwergewicht des Malzeichens aus Off. 13, 14-17 gedeutet.
Es wird eindeutig in der Sonntagsheiligung gesehen.
Die Endzeitgemeinde der STA fühlt den Auftrag in einzigartiger Weise, der ganzen Welt zu verkündigen, daß die Entscheidung zwischen Sabbat und Sonntag zu treffen ist. In der Gemeindepraxis redet man heute davon, daß das Volk Gottes überall vorhanden ist, aber der Sabbat ist das Zeichen und der Beweis, daß Gott die Adventisten als sein auserwähltes Volk anerkannt hat.

5. Die "Heiligtumslehre"

Diese Lehre hat in den vergangenen Jahren am mei­sten die Gemüter der STA bewegt und zu Zerreißpro­ben und Austritten in der Vergangenheit und Gegen­wart geführt.
Nach Auffassung der STA spielt die Lehre von dem "himmlischen Heiligtum" eine besondere Rolle. Im Mittelpunkt dafür steht das Jahr 1844. Erst zu diesem Zeitpunkt sei Christus in das Allerheiligste getreten. Ein Untersuchungsgericht aller Lebenden sei dort dann eingeleitet worden.
Das heißt praktisch eine Erlösung in zwei Phasen. In dem Buch "Grundbegriffe von A-Z Lehre und Leben der Siebenten-Tags-Adventisten", herausgegeben von der Gemeinschaft, heißt es auf Seite 305 wörtlich:
"Subjektiv kann jeder Mensch im Augenblick seiner Hinwendung zu Christus durch den Glauben seiner Sündenvergebung gewiß sein. Objektiv erfolgt Verge­bung und Tilgung durch die hohepriesterliche Reini­gung zum prophetisch festgesetzten Zeitpunkt (von 1844 bis zum Ende der Gnadenzeit)."
Durch diese Auffassung wird die Einmaligkeit des Opfers Jesu geschmälert, die Prophetie verdreht und die Heilsgewißheit in Frage gestellt.

6. Der "Seelenschlaf"

Die STA lehnen den Gedanken der Seele-Geist Exi­stenz nach dem Tod als griechisches Denken vollkom­men ab. Für sie ist — wie bei den Zeugen Jehova — mit dem Tode des Körpers die menschliche Existenz erlo­schen, nur der Odem geht zum Ursprung, zu Gott, zurück.
Die Aussagen des Buches Prediger werden verwendet und dadurch wird ein einseitiges Bild vermittelt.
Eine Aufteilung des Totenreichs in Hades oder Para­dies wurde grundsätzlich niemals gelehrt, sondern ver­worfen. Die Textstelle in Luk. 16,19-31 erfährt eine andere Interpretation. Einen Zwischenzustand in War­tehaltung gibt es für sie nicht, da Geist und Seele vom Körper nicht losgelöst existieren können. Deshalb exi­stiere der Mensch nach dem Tod in einem bewußtseins­losen Schlafzustand.

7. Die Lebensreform

Darunter versteht man eine gesunde Lebensweise, die zum Schlagwort der STA geworden ist. Die Visionen und zahllose Hinweise der Frau White haben über die vielen Jahrzehnte eine tiefe Spur hinterlassen und die­sen Gedanken fast zu einem Dogma erhoben. Prediger und Laien versuchen in öffentlichen Seminaren und Vorträgen die Menschen mit diesem Gedanken zu er­reichen.
Häufig geschieht das in neutralen Räumen und Schu­len und mit anderen Bezeichnungen, um nicht sofort auf die Gemeinschaft hinzuweisen. An solchen Aben­den geht es um Speisezubereitung, um Proben für ge­sunde Kost, auch um die Raucher und Alkoholabhängi­gen, um Schweinefleisch, Vegetarismus usw.
Es ist sicher nichts gegen Gesundheitsbestrebungen zu sagen, im Gegenteil. Nur der Stellenwert, den man dieser Sache einräumt, ist zu hoch. Die christliche Ethik spielt bei weitem nicht eine so große Rolle, abgesehen davon, daß auch der Weg, den man mit Suchtgefährde­ten beschreitet, oft nur wenig mit der Kraft des Kreuzes zu tun hat. Um so mehr aber mit rein menschlichen Mitteln wie z.B. dem sog. "5 Tage Plan", Psychologie, Aufklärung über die Vorgänge im Körper, Statistik usw. Die Ergebnisse sind dem entsprechend, ähnlich wie in der Medizin, recht minimal.
Es wird deutlich, wie zweitrangige Fragen zu den wichtigsten gemacht werden. Das Wort Gottes aber zeigt uns, was wichtig ist und worauf es ankommt: auf die Übergabe und Veränderung des Herzens.

Zusammenfassung

Zusammenfassend muß gesagt werden, daß neben der Visionärin E.G. White die sechs angeführten Markstei­ne adventistischen Glaubens verbindlichen Charakter haben. Dieses Sondergut unterscheidet die STA von allen Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften. Im Gegensatz zu früheren Zeiten wird zwar der eine oder andere Punkt von den Mitgliedern der Gemeinschaft nicht unbedingt ganz ernst genommen. Wer aber be­wußt und prinzipiell eines dieser sechs Merkmale ver­neint, der ist im wahren Sinn des Wortes kein STA mehr.
Das größte Problem sehe ich darin, daß sich die mei­sten Gläubigen in der Gemeinschaft zu wenig mit die­sen Fragen auseinandersetzen. Oftmals haben nicht ein­mal die Verantwortlichen der Gemeinden die Frage des Seelenschlafes, des 2-Phasen Dienstes, die Biographie von E.G. White usw. studiert und überprüft. Zur Ent­schuldigung für viele möchte ich sagen, daß es keine leichten Themen sind und daß oft entsprechende Infor­mationen fehlen, um sich ein richtiges Bild zu machen.
Unsere Hoffnung ist, daß der Geist Gottes, der in alle Wahrheit führt, noch viele von Sünde überführt und reinigt und die Augen für die Wahrheiten des Neuen Testamentes öffnet zur Ehre Seines Namens.
Die STA sehen sich selbst niemals als Sekte, aber auch verschiedene Veröffentlichungen der letzten Jahre gehen mehr und mehr dazu über, den STA eine Sonder­stellung unter den klassischen christlichen Sekten der vergangenen 150 Jahre einzuräumen. Es ist eine bedauerliche, aber typische Entwicklung.
Wie kommt es dazu?
Die Mormonen, die Zeugen Jehovas, Christliche Wissenschaft u.a. sondern sich von den übrigen Chri­sten ab und sind in ihrem Lehrgut — häufig sogar mit okkulten Elementen — eindeutig als Sekte erkennbar. Die STA Gemeinschaft dagegen geht heute aus Verun­sicherung und Diplomatie einen anderen Weg. Sie zeigt sich nach außen weltoffener, beherbergt in ihren Reihen — dort, wo Frau White überbetont wird — Konservatis­mus, aber andererseits auch Liberalismus und öffnet sich auf hoher Ebene der Ökumene.
Von den Leitungsgremien wird das falsche Lehrge­bäude nicht gesehen oder nicht zugegeben und so bleibt nur ein Weg der Anpassung, Verharmlosung und Retu­schierung. Alle Zugeständnisse zum reformatorischen Erbe Luthers können nicht darüber hinwegtäuschen, daß die STA aufgrund des geringen Spielraumes an den falschen Lehren festhält, auch wenn sie evangelikal zugeschnitten sind. Nur der Einzelne kann durch die Gnade Gottes Veränderungen erleben, wenn er ernst macht mit seinem Erlöser Jesus Christus.

Das Lösen von einer Sekte ist nicht leicht, das habe ich selbst erfahren, aber wer eine Unruhe über die Lehrfragen und über die oberflächliche Lebenspraxis verspürt und wirklich nach der Wahrheit sucht, dem wird geholfen werden. Auch die Frage: "Wohin soll ich gehen?" wird der Herr beantworten. Mit Hebr. 12,1­3.18-24 möchte ich jedem Leser Mut machen und die­sen Bericht abschließen.

Nachtext

Quellenangaben