Zeitschrift-Artikel: Wie wir erkennen können, was Gottes Wille ist

Zeitschrift: 34 (zur Zeitschrift)
Titel: Wie wir erkennen können, was Gottes Wille ist
Typ: Artikel
Autor: Bakht Singh
Autor (Anmerkung): übersetzt von Karl Frei

online gelesen: 1750

Titel

Wie wir erkennen können, was Gottes Wille ist

Vortext

Text

Wer nicht versteht, was in seinem Leben Gottes Wille ist, den bezeichnet die Bibel als töricht (Eph. 5,17).

Unser größtes Vorrecht als Gläubige, so glaube ich, besteht darin, Gottes Willen erkennen und befolgen zu können. Daher bezeichnen wir, wenn wir gefragt werden, dies als unser höchstes Verlangen und größtes Vorrecht: Gottes Willen erkennen und tun zu dürfen. Dies ist der Grund unserer Freude, aber auch die Vorbedingung für unsere Brauchbarkeit und unsern Dienst für Gott.

Gottes Willen erfahren und tun zu können, war mir am Anfang meines Christenlebens völlig fremd. So dauerte es dann auch zwei volle Jahre, bis ich diese Lektion ge­lernt hatte. Obschon ich täglich in der Bibel las und Ver­sammlungen besuchte, pflegte ich jeweils lediglich so beiläufig zu sagen: „Herr, laß Deinen Willen geschehen."

Eines Morgens rief mich damals in Kanada jemand an und fragte, ob ich in einer bestimmten Versammlung die Ansprache halten könnte. Ich bat ihn um einige Minu­ten Zeit und schaute in meinem Taschenkalender nach,

ob ich da noch frei war, und sagte ihm dann zu. Ein Freund, mit dem ich das Zimmer teilte und der zugehört hatte, fragte mich darauf: „Betest Du nicht zuerst, um Klarheit zu erlangen, ehe Du eine Einladung annimmst und irgendwohin gehst?" Ich entgegnete ihm: „ Da brauche ich doch nicht erst zu beten! Ich gehe ja nicht in eigener Sache und nicht um eines Vorteils willen, sondern allein um des Werkes Gottes willen."

Ich war dann ob der Frage meines Freundes

derart verärgert, daß ich ihm zwei Wochen lang nicht mehr guten Morgen sagte. Als ich mich dann endlich beruhigt hatte, fragte ich mich: „ Weiß ich überhaupt, wie ich Gottes Willen erfahren kann?" und mußte mir eingestehen, daß ich es nicht wußte. Das beschämte mich derart, daß ich mich entschloß, nirgendwo mehr hinzu­gehen, ehe ich es gelernt habe, wie ich Gottes Willen er­fahren kann. Von da an begab ich mich zwei Wochen lang täglich an den Strand hinaus und betete: „ Herr, lehre mich, wie ich Deinen Willen erfahren kann." Was mich der Herr dann lehrte, das will ich euch nun im fol­genden dartun.

Dazu möchte ich euch bitten, euch dreierlei einzuprägen. Erstens, die sieben wichtigen Gründe, Gottes Willen zu kennen; zweitens, die sieben Vorbedingungen, die erfüllt sein müssen, um Gottes Willen erkennen zu können; und drittens, die sieben Beweise, Gottes Willen erkannt zu haben.

Die sieben wichtigen Gründe

Gottes Willen zu kennen

Es ist unbedingt nötig, sich dessen klar bewusst zu wer­den, wie wichtig es ist, Gottes Willen zu kennen, denn dann wird dies niemand mehr für minderwichtig erach­ten können. Wenn wir irgendeine Amtsstelle aufsuchen, werden wir da Aktenordner vorfinden, die eine rote Eti­kette mit der Aufschrift „Dringend" tragen, was bedeu­tet, daß die darin enthaltenen Akten ohne Verzug zu be­handeln sind. Genauso sollte jeder Leser die sieben wich­tigen Gründe, Gottes Willen zu kennen, als vordringlich erkennen.

1.Damit das Leben unseres Herrn Jesus offenbar wird.

Der Herr Jesus Christus lebte sein ganzes Leben in der Erfüllung des Willens Gottes. (Joh. 4,34; 5,30; 6,38; 8,29; Math. 26,39). Selbst in den kleinsten Dingen ge­horchte er dem Willen Gottes. Am Hochzeitsfest zu Ka­na sagte seine Mutter zu ihm: „Sie haben keinen Wein", worauf er ihr antwortet: „Weib . . . meine Stunde ist noch nicht gekommen." Doch dann, nach einigen Minuten, wirkte er das Wunder und verwandelte das Wasser in Wein. Aber er tat es erst, als Gottes Zeit gekommen war. Die­ses Vorrecht, so zu leben, gilt auch uns.

2.  Damit wir erkennen, ob die Lehre von Gott ist.

Joh. 7, 17. Unser Verstehen der Abichten Gottes und
seines ganzen Errettungsplanes ist vom Tun des Willens

des Vaters abhängig. Obschon der Herr in Gegenwart des Volkes viele Wunder wirkte, waren diese Menschen doch unfähig, Gottes Willen zu erkennen. Darum sagte der Herr zu ihnen, daß sie, ohne Gottes Willen zu tun, weder ihn noch seine Werke verstehen werden. So werden wir die tieferen Geheimnisse im Worte Gottes erst dann bes­ser verstehen und uns ihrer erfreuen können, wenn wir auch Gottes Willen erkennen und tun.

3.  Damit unser Gebetsleben wirksam wird.

1. Joh. 5, 14. Ein wirksamens und fruchtbares Gebetsle­ben ist ebenfalls vom Erkennen und Tun des Willens Gottes abhängig. Das Tun seines Willens bewahrt uns vor vielen Verlusten und verleiht uns viel Freude und Freimütigkeit in der Gegenwart Gottes. Andernfalls wird uns unsere Gebetszeit beschwerlich und überdrüssig.

4.Damit wir uns der Liebe Gottes erfreuen können.

Math. 12, 48-50. Sich der Liebe Gottes erfreuen zu kön­nen, ist ebenfalls vom Erkennen und Tun des Willens Gottes abhängig. Als die Brüder und Schwestern des Herrn Jesus Christus gekommen waren, um ihn zu sehen und mit ihm zu reden, und dies ihm mitteilen ließen, da antwortete er: „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? ... wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter." Wenn wir uns in Gottes Willen bewegen, empfinden und erfahren wir seine Liebe in einer stets tieferen Weise und erfreuen uns auch stets seiner Gegenwart.

5.  Damit wir zu geistlicher Reife heranwachsen

Röm. 8, 14. In seinem Brief an die Römer braucht der Apostel Paulus zweierlei Worte für die Gläubigen, — „Söh­ne" und „Kinder". Mit „Söhne" sind reife Gläubige ge­meint. Unser geistliches Wachstum ist wiederum vom Tun des Willens Gottes abhängig. Wir wachsen geistlich weder durch unser Bibelwissen noch durch unsere Betriebsam­keit, sondern durch das Tun des Willens Gottes.

6.  Damit wir uns der Kraft Gottes erfreuen können

Ps. 29, 3-9. Indem wir Gottes Stimme hören, wird uns seine Kraft zuteil. In unseren Tagen rühmen sich viele, die Kraft Gottes zu empfangen und zu haben. Ob wir die Kraft Gottes empfangen, ist davon abhängig, ob wir Gottes Stimme zu vernehmen vermögen. Und wenn wir wissen, daß wir uns in Gottes Willen bewegen, erfahren wir, wie in seiner Gegenwart selbst Berge fliehen müssen. Darum müssen wir uns täglich auf die Knie begeben, um auf seine Stimme zu hören (1. Kön. 19, 12). Elia war ein Mann Gottes, ein Prophet, ein Mann des Gebetes und voller Glauben. Und doch hatte er dann wegen der Königin Isebel den Mut verloren. Er hatte erwartet, Gott würde Isebel mit Feuer bestrafen, aber dem war nicht so. Darob ganz entmutigt lief er weg und setzte sich unter einen Ginsterstrauch. Darauf führte ihn Gott auf einen Berg. Als dort der Herr an ihm vorüberging, folgte ihm ein großer und starker Wind, dann ein Erdbeben und schließlich ein Feuer. Aber in keinem von diesem ver­nahm er Gottes Stimme. Zuletzt hörte er die Stimme eines sanften stillen Säuselns. Es war die Stimme

Gottes. Nun wurde ihm bewußt, daß er keineswegs entmutigt zu sein brauchte, hatte Gott doch noch sie­bentausend übriggelassen, die ihre Knie nicht vor Baal gebeugt hatten. Das hatte ihm wieder mächtig Mut ge­macht. Im Hören der Stimme Gottes liegt Kraft.

7. Damit wir ein furchtloses Leben führen können.

Jes. 46, 10. Das Erkennen des Willens Gottes befreit uns von Furcht und Angst. Wenn wir Gottes Absicht für un­sere Zukunft kennen, fürchten wir uns nicht, was immer dann auch kommen mag, weil ER den Ausgang von allem Anfang an kennt. Daher müssen und dürfen wir mit al­lem vor Gott kommen.

Die sieben Vorbedingungen,

um Gottes Willen erkennen zukönnen.

Damit kommen wir nun zu den sieben Vorbedingungen, die erfüllt sein müssen, um Gottes Willen erkennen zu können.

1.  Bereitwilligkeit zu lernen

Ps. 143, 10. Wir müssen bereit sein, zu lernen, wie wir Gottes Willen erkennen können. Gott wird uns weder zwingen noch drängen, seinen Willen zu tun. Gott hat uns allen einen freien Willen gegeben, Es ist daher an uns, im Glauben zu sagen: „Herr, lehre mich Deinen Willen zu erkennen."

2.  Bereitschaft, dem eigenen Willen abzusterben.

Math. 26, 39. Wir müssen bereit sein, unseren eigenen Willen in den Tod zu geben. Oftmals fassen wir in irgend­einer Angelegenheit einen eigenen Entschluß und erwar­ten dann von Gott, daß er ja und Amen dazu sagt. Wir halten es ähnlich, wie es in vielen Büros zu und her geht. Da schreiben Angestellte, was immer es zu schreiben ge­ben mag und legen es dann dem Chef vor, der gewohnh­heitsmäßig sein Zeichen darunter setzt, ohne das Ganze einer genauen Prüfung zu unterziehen. So haben auch vie­le Leute ihre Entschüße bereits gefaßt und beten dann nur noch der Form halben: „Nun Herr, ich möchte, daß es so und so geht, bitte erfülle es mir." Nein, so geht das nicht. Auch wir haben zu sagen: „Herr, nicht mein, sondern dein Wille geschehe." Dazu müssen wir täglich die Kraft seines Todes in uns wirken lassen. Wir müssen seinen Tod für uns in Anspruch nehmen, indem wir der Kraft seines To­des in uns Einlaß gewähren und durch sie all unseren ei­genen Wünschen und Plänen absterben.

3.  Gottes Willen gerne tun wollen.

Ps. 40, 9. Wir sollen Gottes Willen nicht nur halbherzig, sondern bereitwillig, freudig und mit ganzem Herzen tun. Gottes Plan ist auch für uns der beste Plan. Es besteht da­her kein Anlaß, nur halbherzig auf ihn einzugehen. Dazu ein Beispiel. Paulus wollte nach Asien gehen, aber Gott verwehrte es ihm (Apg. 16, 6). Darauf gab ihm der Herr die klare Weisung, nach einem weit entfernten Ort zu ge­hen. Paulus sagte nicht, das sei sehr weit weg, dazu brau­che er schon noch etwas Zeit, um alles vorzubereiten. Er gehorchte bereitwillig und augenblicklich. Ein weiteres Beispiel gibt uns Philippus. Gott hieß ihn auf dem Wü­stenweg nach Süden zu gehen(Apg. 28, 26). So vielbeschäf tigt er auch zu jener Zeit war, ließ er doch alsbald seine Ar­beit liegen und gehorchte Gott froh und freudig und nicht nur zaghaft.

 

4. Sich nicht auf den Verstand verlassen

Spr. 3, 5. „Verlaß dich nicht auf deinen Verstand." Auf unseren Verstand ist kein Verlaß. Wir müssen vielmehr sa­gen: „Herr, Du bist mir zur Weisheit gemacht worden, ich will mich nicht auf meine eigene Weisheit stützen." Und wir können dies in vollem Vertrauen tun. Wenn wir Gottes Willen erkennen und tun wollen, müssen wir uns von allen unseren eigenen Überlegungen lösen und uns auf seine gött­liche Weisheit verlassen.

 

5.    Volles Vertrauen zu Gottes Willen haben.

Spr. 3, 6. „Erkenne ihn auf allen deinen Wegen." Wir müssen Gott selbst in den kleinsten Dingen fragen. Wir mögen uns sagen: „Dies ist etwas so Unbedeutendes; wo­zu sollten wir da Gott bemühen und ihn fragen, ob wir es tun dürfen?" Aber dieser Vers sagt uns klar, daß wir ihn in allen unseren Wegen erkennen müssen. Wir müssen ihn um Erlaubnis fragen, bevor wir etwas kaufen oder verkau­fen oder sonst etwas tun wollen. Manchmal juckt uns das Geld in der Tasche, als würde es sagen: „Ich will fort, ich will auf den Markt gehen." Die Frauen sagen: „Meine Freundin hat ein neues Kleid gekauft, da muß ich doch auch eines kaufen." Wenn wir geistlich wachsen wollen, müssen wir auch in den kleinsten Dingen Gottes Willen er­fragen, denn wir gehören nicht uns selbst (1. Kor. 6, 19-20). Der Herr hat uns um einen hohen Preis erkauft. Unsere Zeit und Kraft und Geld gehören ihm allein. Wir haben keinen Anspruch auf irgend etwas. Selbst wenn wir ein Stück Seife kaufen müssen, sollten wir seine Erlaubnis haben. Wir sollten ihn fragen: „Herr, darf ich dieses Geld brauchen, um eine Seife zu kaufen?" Und genauso sollten wir es mit unserer Zeit und allen anderen Dingen halten.

6.    Bereitschaft, unsere Leiber rein zu erhalten.

Röm. 12, 1-2. Wir sollen unseren Leib von jeglicher Sün­de rein und unbefleckt bewahren. So wird er als ein leben­diges Opfer Gott wohlgefällig sein. Wir sollten es in Sa­chen Kleidung, Haarschnitt und Redensart nicht der Welt gleichtun, noch uns mit weltlicher Literatur Lind Musik unterhalten, denn dadurch werden wir tief befleckt. Wir sind ein himmlisches Volk und haben unser Leben abge­sondert zu leben. Unser Leib ist der Tempel des heiligen Geistes. Ohne heilig und rein zu sein, werden wir Gott nicht schauen (Math. 5, 8; Hebr. 12, 24).

7.    Bereitschaft zur Erneuerung unseres Sinnes.

Röm. 12, 2. Wenn wir Gottes Willen zu erkennen wün­schen, müssen wir auch eine neue Gesinnung annehmen und dürfen nicht auf unseren eigenen Wegen beharren. Die Kinder Israels verlangten z.B. einen König. Der Pro­phet Samuel warnte sie vor dem, was sie unter einem Kö­nig alles auf sich nehmen müßten. Sie beharrten aber den­noch darauf, einen König haben zu wollen; da gab ihnen Gott was sie wollten. Wenn wir irgend etwas haben wollen und darauf beharren, mag Gott es uns gewähren, aber die Verlierer sind dann am Ende doch wieder wir. Unser Sinn bedarf unbedingt der Erneuerung, denn unser menschlicher Sinn ist von Natur aus störrisch und eigensinnig.

 

Es gibt sieben Beweise, die uns bestätigen, daß wir in Wahr­heit Gottes Wollen erkannt haben.

1.   Friede

Jes. 32, 17; Hebr. 13, 20-21. Unser Gott ist der Gott des Friedens. Wenn immer Gott uns seinen Willen offenbart,

Nachtext

Quellenangaben