Zeitschrift-Artikel: Mehr Evangelium in unserer Umgebung - "Traurig — aber wahr!" - Erlebnisse bei einem Georg-Danzer-Konzert

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Titel: Mehr Evangelium in unserer Umgebung - "Traurig — aber wahr!" - Erlebnisse bei einem Georg-Danzer-Konzert
Typ: Artikel
Autor: Gerrit Alberts
Autor (Anmerkung):

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Titel

Mehr Evangelium in unserer Umgebung - "Traurig — aber wahr!" - Erlebnisse bei einem Georg-Danzer-Konzert

Vortext

Text

Faltet man eigentlich Traktate besser einzeln oder im Stoß? Über diese Frage hatten wir reichlich Zeit nach­zudenken, als wir am Mittwochnachmittag zu fünft 1500 Danzer-Traktate auf das richtige Format brachten. Nicht nur nachzudenken - auch verschiedene Theorien eifrig zu diskutieren und zu erproben. Der allgemeine Trend ging deutlich zu der Einzelfalttheorie. Nur ein In­dividualist hielt sie für zu einfältig und faltete jeweils einen Stapel auf einmal, um dann jede einzelne Faltlinie bei jedem Traktat noch einmal nachzuziehen. Dieses ökonomische Verfahren war allerdings auch dringend not­wendig, weil es bereits kurz vor halb sieben war. Hel­mut und ich hatten uns um halb acht mit Stefanie, Chri­stine und Christina in Braunschweig verabredet, um vor der Stadthalle den Besuchern des Danzer-Konzertes das "traurig - aber .wahr" Traktat zu geben.

So verladen wir eilig die Traktate in den Passat und fah­ren mit Vollgas über die Autobahn in Richtung Braun­schweig.

Es dauert nicht lange, da tritt eine unangenehme Stö­rung ein. Beim Überholen eines Lastautos wird der Wa­gen plötzlich langsamer. Helmut fährt nach rechts, schließlich auf die Standspur und erklärt, das Gaspedal ließe sich nicht mehr durchtreten. Er läßt den Wagen ausrollen, der schließlich nur noch mit dem Standgas zur nahegelegenen Ausfahrt und von dort aus zur we­nige Meter entfernt liegenden Tankstelle fährt.

Der Tankwart prüft dieses und jenes und stellt schließ­lich fest, daß es der Gaszugvorrichtung an Schmieröl ge­bricht, sprüht alles kräftig ein, bekommt sein Geld und ein "traurig - aber wahr"-Traktat, und wir können wei­terfahren. Eine Viertelstunde haben wir verloren, aber vielleicht schaffen wir es gerade noch rechtzeitig. Un­terwegs beten wir zusammen. Was hat das alles zu be­deuten? Möchte der Herr vielleicht, daß wir erst nach der Veranstaltung die Traktate verteilen? Wir haben noch nicht lange zu Ende gebetet, als dasselbe Malheur von vorne losgeht, glücklicherweise wieder in der Nähe einer Ausfahrt. Wir bringen die Sache notdürftig in Ord­nung, müssen allerdings unsere Hoffnung auf das recht­zeitige Ankommen vollends begraben. Wir nehmen die Tatsache aus der Hand des Herrn an, daß wir nach der Veranstaltung die Traktate verteilen sollen. Das wird uns noch einmal bestätigt, als wir uns in Braunschweig verfahren und uns im Kreis bewegen.

Um 20.15 Uhr treffen wir Stefanie, Christine und Chri­stina, die vor der Stadthalle ausgehalten haben. Wir ge­hen zu Stefanies nahegelegener Wohnung, können noch dies und jenes besprechen und zusammen beten.

Um halb zehn stehen wir wieder auf dem Posten, jeder
mit einem Stapel Flugblätter bewaffnet. Hin und wieder
verlassen einzelne Konzertbesucher das Gebäude, die meisten ärgerlich, als wollten sie einer unangenehmen Atmosphäre entfliehen. Wir geben ihnen mit einigen freundlichen Worten ein Flugblatt. "Traurig - aber wahr", tönt es hinter uns, und es scheint, als ob der Ti­tel den Eindruck der Besucher vom Konzert prägnant zu­sammenfassen würde - jedenfalls derjenigen, die vorzei­tig gehen. Mit einigen führen wir erklärende Gespräche, erzählen von unserem Anliegen, den Herrn Jesus zu be­zeugen.

Um halb elf ergießt sich dann ein Strom von Besuchern durch die Ausgänge, und wir können kaum schnell genug die fordernden Hände bedienen, die sich uns im Vorbei­gehen entgegenstrecken. Wenn tatsächlich die Nachfra­ge einmal ein wenig schwächer wird, genügt ein kurzer Ausruf: "Flugblätter über Georg Danzer" oder etwas Ähnliches, um eine neue Hochkonjunktur zu provozieren. Einige stellen sich abseits, fangen an zu lesen, stellen Fragen, nachdem der große Andrang etwas abebbt.

Schließlich kommt uns die Idee, dem Rockmusiker Dan­zer ein Traktat zu geben. Ich bediene noch einige Nach­zügler. Helmut erkundigt sich beim Pförtner nach dem Seitenausgang, den der "Star" benutzt. Als ich zum Aus­gang komme, steht er bereits vor der Tür, umgeben von einer Traube von Fans. Stefanie, Christina, Christine und Helmut haben wieder reißenden Absatz.

Georg Danzer sieht sich plötzlich umringt von ihm entgegengestreckten Flugblättern mit der Aufschrift "Trau­rig - aber wahr - Georg Danzer". Die Fans erkennen die Chance, die Blätter als Autogrammzettel zu benutzen und bitten um die Unterschrift ihres Idols. "Die werden ihre Flugblätter jedenfalls so schnell nicht wegschmei­ßen", meint Stefanie. Ich gehe auf Danzer zu und frage ihn, ob er selber schon ein Flugblatt bekommen habe. Ja, meint er. Er hätte bereits eins in Rosenheim bekom­men. "Seid ihr eine bundesweite Organisation?", möchte er wissen. Ganz so schlimm wäre es nicht, meine ich. "Ein Freund von uns hat dieses Flugblatt geschrieben, durch den haben wir es auch bekommen." Ich frage ihn, was er von dem Inhalt hält. "Das finde ich ganz in Ord­nung", antwortete er. "Du kannst deinem Freund sagen, daß das okay ist." "Wie, das erstaunt mich aber", ent­gegnete ich. Mittlerweile ist es ziemlich ruhig um uns geworden. Die Fans hören zu.

"Wie denkst du denn über Jesus Christus?"
"Du kannst mit mir über alles reden", äußerte er sich. "Wir können
über Kernkraftwerke diskutieren und über alles mögli­che, aber über Glauben diskutiere ich nicht in der Öf­fentlichkeit. Entweder man hat ihn oder man hat ihn nicht." Spricht's und dreht sich um, um in den Bus zu steigen.

Im Weggehen ruft er noch: "Allerdings für die Mensch­heit kreuzigen lassen würde ich mich nicht. Die Mensch­heit besteht nämlich zu 90% aus A……“

Schade, daß er so schnell verschwunden ist. Ich hätte ihn gerne noch gefragt, ob er sich zu den 10% oder zu den 90% zählt.

Gegen zwölf Uhr fahren wir nach Hannover zurück. Der Passat läuft gut wie eh und je. Was der Herr im Einzel­nen dadurch bewirken wollte, daß wir erst nach der Ver­anstaltung verteilen konnten, wissen wir nicht genau. Vielleicht ist der eine oder andere um so nachdrückli­cher auf das Flugblatt aufmerksam geworden.

"Gleichwie du nicht weißt, welches der Weg des Windes ist, wie die Gebeine in dem Leibe der Schwangeren sich bilden, ebenso weißt du das Werk Gottes nicht, der alles wirkt. - Am Morgen säe deinen Samen, und des Abends ziehe deine Hand nicht ab; denn du weißt nicht welches gedeihen wird: ob dieses oder jenes, oder ob beides zugleich gut werden wird." (Prediger 11,5 u. 6).

 

 

Nachtext

Quellenangaben