Zeitschrift-Artikel: Fragenbeantwortung

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Titel: Fragenbeantwortung
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

Fragenbeantwortung

Vortext

Text

Sehr geehrter, lieber Bruder Bühne,

am 26.2.1985 hat Gott meinen lieben Sohn, knapp 16 Jahre alt, völlig überraschend zu sich in Sein herrliches Reich heimgeholt.

Sein junges Leben war ein lebendiges Zeugnis und Licht für JESUS, seinen HERRN, den er in einem nachahmenswerten Missionseifer immer und überall, sogar vor der ganzen Schule und Lehrerschaft im Gymnasium bekannte. Nun bekennt ihn Jesus vor Seinem himmlischen Vater und vor allen Seinen heili­gen Engeln.

Meinem Sohn war während einer Fahrradfahrt ein Gefäß im Gehirn geplatzt, er wurde sofort bewußtlos, verlor dadurch die Kontrolle über sein Fahrrad, stürzte und war wenige Minuten später "Daheim" im Friedensreich Jesu Christi.

Der HERR hat uns überreich getröstet in Sich selbst und in Seinem Wort.

Ich habe die feste Gewißheit, daß er nun bei Christus ist, wie auch Paulus schreibt: Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein (Phil. 1,23).

Es bleiben aber immer noch einige Fragen offen, über die ich bisher noch keine Klarheit habe aus der Schrift und deswegen wende ich mich an Sie, mit der Bitte, ob Sie diese beantworten können.

1.  Wie ist 1.Thess. 4,76 zu verstehen, wenn sie schon bei Christus sind? Oder ruhen sie auf einer Zwischenstation?
2.  Haben die im HERRN Entschlafenen nun Dienste an himmlischen Örtern? Wenn ja, welche?
3.  Können sie von dort aus das Geschehen auf Erden beobachten, auch das an ihrem Heimatort, ja im Elternhaus?
4.  Können sie die Gefühle der Angehörigen sehen?
5.  Können wir sie im Himmel wiedererkennen?

Für ihre Bemühungen danke ich Ihnen herzlich und verbleibe mit herzlichem Segensgruß
J. S.

 

Lieber Bruder,

tiefbewegt habe ich Ihren Brief gelesen und danke Ihnen herzlich dafür! Welch ein Trost, daß wir als Kinder Gottes eine lebendige Hoffnung haben und wissen, daß alle Wege Gottes recht und "Sein Tun vollkommen" ist (5. Mose 32,4), auch wenn wir das Handeln Gottes nicht verstehen.

Wie dankbar werden Sie sein, daß Ihr Sohn schon in jungen Jahren sein Leben dem Herrn geweiht und dieses kurze Leben zum Zeugnis für seinen Heiland eingesetzt hat. Welch eine Herausforderung für jeden jungen Christen, der im Herzen mit dem Gedanken liebäugelt, die besten Jahre seines Lebens für sich zu genie­ßen, um dem Herrn dann später einmal den schalen Rest seines ausgebrannten Lebens anzubieten!

Ich kann gut verstehen, daß die genannten Fragen aufkommen, wenn wir an unsere Lie­ben denken, die der Herr abgerufen hat. Klar ist aber auch, daß unsere Gefühle und unser Wunschdenken es uns schwer machen, nüchtern zu bleiben. Wie viele falsche Lehren über das Jenseits sind entwickelt worden, weil die Aus­sagen der Bibel den Menschen nicht genügten und man mehr wissen wollte, als was die Bi­bel deutlich macht. Dazu kommt noch, daß eine unnüchterne "Liebe" zu den Entschlafe­nen manche Christen sogar zu magisch-okkul­ten Praktiken geführt hat und sie davon be­trogen worden sind.

Bitte hüten Sie sich davor. Wenn der Herr uns etwas nimmt, was wir sehr geliebt haben, dann möchte Er unsere Blicke auf Ihn selbst
lenken und erreichen, daß wir - von den Din­gen der Erde gelöst - den Herrn Jesus selbst mehr lieben und in Ihm alles und genug ha­ben. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, daß die Bibel über den Zustand der ent­schlafenen Gläubigen relativ wenig mitteilt.

Nun zu Ihren Fragen:

1) Aus 1. Kor. 15,48-54, Römer 8,11 und Phil. 3,21 wird deutlich, daß es sich in 1. Thess. 4,16 um die Leiber der entschlafenen Heiligen handelt, die bei der Entrückung auferweckt und zur "Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit" umgestaltet werden. Dann wird die Errettung von Geist, Seele und Leib abgeschlossen sein, wenn auch unser Körper "erlöst" (Römer 8,23) sein wird.

2-4) Die im Herrn entschlafenen Heiligen sind "bei Christus", wo es "weit besser" (Phil. 1,23) ist. Dort werden sie Seine Herrlichkeit schauen (Joh. 17,24).

Paulus, der in das Paradies entrückt wurde, hörte dort "unaussprechliche Worte, welche der Mensch nicht sagen darf" (2. Kor. 12,4). Es wird dort also unaussprechlich herrlich sein und es kann daher unmöglich von einem "See­lenschlaf" oder dergleichen die Rede sein. Von Lazarus lesen wir, daß er nach seinem Tod in den Schoß Abrahams (ein anderes Wort für "Paradies") getragen und dort getröstet wurde (Luk. 16,25).

Über weitere Einzelheiten schweigt die Bibel und wir sollten damit zufrieden sein. Wer an dieser Stelle zu philosophieren beginnt, kann sehr schnell in Irrtümer und okkulte Ver­strickungen geraten, wie es die röm-kath. Kirche deutlich in ihren Lehren und Praktiken über den "Dienst der verstorbenen Heiligen" usw. zeigt.

Ist es nicht genug zu wissen, daß Ihr Sohn in unvorstellbarer Glückseligkeit bei seinem Herrn und Heiland ist, der ihn mehr und inniger ge­liebt hat und liebt, als wir Eltern zu lieben vermögen?

5) Das wir uns im Himmel wiedererkennen werden, ist für mich selbstverständlich. Die Jünger erkannten auf dem Berg der Verklärung Mose und Elia. Der Herr Jesus wurde nach Seiner Auferstehung von Seinen Jüngern er­kannt und ich bin sicher, daß in der Ewigkeit auch unsere Gemeinschaft untereinander nicht mehr mit menschlichen Mängeln behaftet, sondern vollkommen sein wird. Wie freue ich mich darauf, Geschwister dort zu sehen und zu sprechen, die ich bisher nur aus Büchern kenne! Wie werden wir dort über die Wege Gottes staunen!

Aber das Schönste und Wichtigste wird sein: wir werden Ihn sehen, der uns liebt! Nicht dieGläubigen, nicht die Engel, nicht der Lohn, sondern Er selbst wird unser Herz ganz aus­füllen.

Mich hat oft erfreut, was der gesegnete Er­weckungsprediger George Whitefield (1714 -1770) kurz vor seinem Heimgang in einer Pre­digt gesagt hat:

"Es tröstet mich sehr, das versichere ich euch, daß mich Engel in Abrahams Schoß tragen werden, wann immer Gott mich ruft, Aber der Gedanke ist mir noch größerer Trost, daß meine erste Frage an sie sein wird, wenn sie mich ergreifen: Wo ist mein Jesus? Und dann werden sie mich nach all meinen Stößen und Stürzen hier zuletzt dahin gebracht haben, wo ich Sein Angesicht sehe ..."
(aus: 0. Riecker: "Ruf an alle", S. 219)
Gerne singen wir:

"Dort wird Ihn mein Auge sehen, dessen Lieb' mich hier erquickt, dessen Treue mich geleitet,
dessen Gnad' mich reich beglückt".

Bis dahin wollen wir "fest, unbeweglich, alle­zeit überströmend in dem Werk des Herrn" sein (1. Kor. 15,58).

Möge Gott Sie weiterhin getrost und froh in der Erwartung der baldigen Wiederkunft Jesu erhalten.

Das wünscht Ihnen von Herzen Ihr
W. Bühne


Nachtext

Wenn sie einst naht, die von Gott festgesetzte, 
die Sterbestunde, da gilt es zu scheiden,
bin ich getrost: Der Tod ist nicht das Letzte.
Darum will ich, anstatt ihn zu erleiden,
empfangen ihn wie einen Gast, mit Freuden,
daß er mich weiterführe eine Stufe —
hinab, so scheint es, doch hinauf zugleich.
Nur Diener ist er, folgend SEINEM Rufe,
der Leben löscht zu höherem Behufe,
der Pförtner, welcher weist in Gottes Reich.

Walter Rose

Quellenangaben