Zeitschrift-Artikel: Die Christen und das Geld (Schlu

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Titel: Die Christen und das Geld (Schlu
Typ: Artikel
Autor: J.G. Fijnvandraat
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 2199

Titel

Die Christen und das Geld (Schlu

Vortext

"Geld, das stumm ist, macht recht, was krumm ist."

Text

Die reich sind ...

Aber was nun, wenn du reich bist oder reich geworden bist, ohne nach Reichtum getrachtet zu haben? Wie muß dann deine Haltung sein? Ein Reicher hat sich drei wichtige Punkte zu fragen: Zuerst, ob er "reich ist in Gott" (Luk.12, 20). Er muß bedenken, daß der irdische Reichtum zeitlich ist - er kann auf die eine oder andere Weise zunichte werden. Wir dürfen nicht darauf aus sein Schätze auf der Erde zu sammeln, sondern im Himmel'. Darum geht es im Leben der Jünger des Herrn in Mt.6, 19-21. Die Gefahr ist nämlich, daß ein Reicher "sein Herz auf seinen Reichtum richtet", wie Ps.62, 10 das ausdrückt. Selbstkritik ist darum wohlangebracht und eventuell auch Selbstgericht. Zum anderen muß der, der reich ist, aufpassen, daß ernicht hochmütig wird. Das ist eine sehr spezielle Gefahrfürreiche Menschen. Die Bibel warnt sehr eindringlich davor. Zu Timotheus sagt Paulus: "Den Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein, noch auf die Ungewißheit des Reichtums Hoffnung zu setzen" ( l.Tim 6, 17). Achte auf das Wort "gebiete"! Es ist nicht einfach nur eine Ermahnung, sondern eine Vorschrift, die den Reichen eingeprägt werden muß. In diesem Text wird auch der erste Punkt angesprochen, nämlich daß irdischer Besitz unsicher ist und man nicht sein Herz darauf setzen soll. Auch Spr.11, 28 spricht eine deutliche Sprache: "Wer auf seinen Reichtum vertraut, der wird fallen." Wenn jemand glaubt, Gott nicht nötig zu haben als Hilfe und Beistand, sondern glaubt, sich selbst retten zu können mit Hilfe seines Geldes, der ist hochmütig, und Hochmut kommt vor dem Fall. Ein Reicher ist nicht besser und nicht mehr als ein Armer. Der Unterschied zwischen ihnen ist nicht groß, besonders dann nicht, wenn beide Christen sind. Man muß auch dagegen arbeiten, daß Reiche und Arme in der Gemeinde Jesu Christi zwei verschiedene Parteien formen. Spr. 22, 2 ist in dieser Hinsicht wichtig: "Reiche und Arme begegnen sich - der Herr hat sie alle gemacht." Das Wort gilt für die Menschen im allgemeinen und für die Gläubigen gilt noch zusätzlich: "Ihr Erlöser ist der Herr." Arme und Reiche sind eins in Christus. Das mehr oder weniger Besitzen von Geld darf keinen Keil in die Gemeinschaft treiben. Der Reiche darf sich nicht erheben über den Armen und der Arme braucht keine Minderwertigkeitskomplexe zu züchten hinsichtlich des Reichen.

Um zu genießen ...

Der dritte Punkt betrifft den Gebrauch des Geldes. Was tun wir mit unserem Reichtum? Aufs neue gibt 1. Tim. 6 eine wichtige Anweisung. In Vers 18 steht, daß Gott uns reichlich gibt, um zu genießen. Das bedeutet nicht, daß wir mit unserem Geld die Blümchen schnell nach draußen setzen sollen. Damit will ich nicht sagen, daß wir nie ausgehen dürfen, um zu essen, schöne Ferien zu machen oder dergleichen. Es ist notwendig, den Vers in seinem ganzen Zusammenhang zu lesen, und dann ist viel darüber zu sagen, daß das Genießen des Reichtums in erster Linie darin besteht, Gutes zu tun, reich zu sein in guten Werken, freigiebig zu sein, worüber das folgende spricht. Wir haben auch hiervon herrliche Vorbilderinder Bibel. Im Alten Testament lesen wir von einem sehr reichen Mann, Barsillai, der David und die Seinen versorgte, als dieser flüchten mußte vor Absalom (2.Sam 19, 31+32). Was für ein Gegensatz entsteht hier zu dem reichen Narren Nabal, der den zukünftigen König "nach Gottes Herzen" nichts abgeben wollte (l.Sam. 25, 10+11). Im Neuen Testament lesen wir das warnende Beispiel des reichen Mannes, der nur für dieses Leben lebte und nichts übrig hatte für den armen Lazarus (Luk.16, 19-31), demgegenüber steht das Vorbild der Nachfolge von Maria Magdalena, Johannna und Susanna, die dem Herrn dienten mit ihrer Habe (Luk.8,3 ), sowie das Vorbild von Joseph von Arimathia, der sein Grab dem Herrn Jesus Christus überließ. Unseren materiellen Reichtum mögen wir gebrauchen, um Opfer des Wohltuns und des Mitteilens zu bringen (Hebr.13, 16), die dem Herrn wohlgefällig sind.

Nicht mitnehmen, sondern voraussenden

Der Herr Jesus hat seine Zeitgenossen ernstlich gewarnt vor dem Hang nach Geld und Reichtum. Er hielt ihnen vor, daß man nicht Gott und dem Mammon dienen kann. Die Pharisäer, die geldliebend waren, ärgerten sich darüber (Luk.16, 13+14 ). Der Ausdruck "Mammon" für Geld kann den Eindruck erwecken, daß Geld an sich etwas Böses ist. Mit Mammon wird jedoch nicht das Geld an sich bezeichnet, sondern die Macht des Geldes und seine üblen Einflüsse. Das Geld kann zu einem Abgott für dich werden und dann wird es zum ungerechten Mammon. Dabei müssen wir das Adjektiv "ungerecht" nicht überbetonen. Das Geld an sich ist nicht ungerecht, sondern Menschen mißbrauchen das Geld für ungerechte Taten. Daß wir das Geld an sich nicht für etwas Böses halten müssen, ist aus Luk.16, 9 ersichtlich. Da lesen wir, daß wir uns Freunde machen sollen mit dem ungerechten Mammon, auf daß, wenn er zu Ende geht, man uns aufnehme in die ewigen Hütten. Bei Gott heiligt der Zweck nicht die Mittel. Das bedeutet, daß wir das Geld nicht vergöttern sollen, sondern im Dienste Gottes gebrauchen.

Mammon

Indem wir Gutes tun mit unserem Geld, machen wir uns Freunde für die Ewigkeit. Wir können unseren Besitz gebrauchen, um das Evangelisationswerk zu unterstützen. Die auf diesem Wege Bekehrten stehen, bildlich gesprochen, im Himmel, um auf uns zu warten. Wir können das Geld gebrauchen, um Gläubigen oder dem Werk Gottes im allgemeinen Sinn damit zu dienen. Denen, die dadurch Segen empfangen, werden wir bald im Himmel begegnen. Man hat einmal gesagt: "Du kannst dein Geld nicht mitnehmen, wenn du stirbst, aber du kannst es wohl voraus senden." Das ist ein wahres Wort. In 1.Tim.6, 19 wird gesagt, daß, wenn wir freigiebig und mitteilsam sind, wir uns selbst eine gute Grundlage auf die Zukunft sammeln, auf daß wir das wirkliche Leben ergreifen. Das ewige Leben ist natürlich nicht käuflich, das ist nicht die Bedeutung. Die Schrift macht deutlich, daß das ewige Leben allein auf Grund des Glaubens empfangen wird. Aber der Glaube wird durch unsere Werke sichtbar. Das wird darin deutlich, wie wir mit unserem irdischen Besitz umgehen. Wenn wir ihn gebrauchen für den Herrn, zeigen wir dadurch unseren Glauben. Wir dienen entweder Gott oder dem Mammon. Wenn wir mit unserem Geld dem Herrn dienen, werden wir im Himmel den Lohn dafür empfangen.

Und wenn du nun nicht reich bist?

Im Durchschnitt sind wir hier im Westen allemal reich im Vergleich zu unseren Voreltern und im Vergleich zu den Bewohnern der dritten Welt. Unsere Eltern mußten oft jeden Pfennig zehnmal umdrehen, bevor sie ihn ausgaben. Wir laufen nicht mehr mit gestopften Kleidern herum wie sie. Die Küchen stehen voll mit den Errungenschaften der Technik. Der Vorratsschrank ist meistens gut gefüllt. Und Tassen ohne Henkel verschwinden ohne weiteres im Mülleimer. Sind wir auch nicht steinreich, so haben wir es doch, im Durchschnitt gesehen, gut. Deshalb können wir mit dem, was wir besitzen, dem Herrn dienen. Selbst die arme Witwe tat das. Sie warf sage und schreibe alles, was sie hatte, in den Schatzkasten. Von den Reichen steht geschrieben, daß sie viel einwarfen und das war gut, denn von den zwei Pfennigen der Witwe konnte der Tempel nicht unterhalten werden, aber Gott schätzte die zwei Pfennige mehr, als die forschen Beträge der Reichen, die in der Schatzkiste deponiert wurden. In 2.Kor.8, 12 steht ein wichtiges Wort, nämlich, daß man annehmlich ist nach dem, was man hat, und nicht nach dem, was man nicht hat. Es gibt eine Erzählung von zwei griechischen Christen, die mit dem Thema Freigiebigkeit beschäftigt waren. Der eine, Theophilos genannt, sagte zu seinem Kameraden: "Sag, Christophorus, wenn du zwei Pferde hättest, würdest du dann eins dem Herrn geben?" Christophorus nickte überzeugend: "Ja". Daraufhin ging sein Freund weiter: "Wenn du nun vier Kühe hättest, würdest du dann zwei dem Herrn geben?" Auch diese Frage wurde bejahend beantwortet. Darauf fuhr Theophilos fort: "Und wenn du nun sechs Schafe hättest, würdest du dann drei dem Herrn überlassen?" "Das ist gemein!" begehrte Christophorus auf, "denn du weißt, daß ich sechs Schafe habe." Annehmlich nach dem einer hat und nicht nach dem er nicht hat.

Das vollkommene Vorbild

Das vollkommene Vorbild für Geben haben wir in dem Herrn Jesus. Paulus schreibt an die Korinther über eine Kollekte für die Armen in Judäa. Das ist ein prosaisches Thema, würden wir sagen. Nicht besonders geistlich. Aber der Apostel läßt auf einmal das Licht des Evangeliums darauf fallen. Er weist auf Christus, der reich war, aber um unseretwillen arm geworden ist, damit wir durch seine Armut reich würden (2.Kor.8, 9). Paulus weist hier nicht auf das Kreuz, was die Versöhnung anbetrifft. Nein, er weist auf die Opfergesinnung, in welcher der Herr das große Vorbild für uns ist. Er, dem das ganze Erdreich gehört und alle himmlischen Reichtümer, kam auf diese Erde und hatte keinen Ruheplatz, wo er sein Haupt hinlegen konnte. Für seinen Unterhalt war er abhängig von anderen „. seine größte Armut wurde sichtbar am Kreuz, wo er seiner Kleider beraubt hing. Und das alles tat er für uns, um uns arme Sünder reich zu machen. Wenn wir das Vorbild gut zu uns sprechen lassen, dann werden wir davor bewahrt, unsere Herzen auf irdische Besitztümer zu setzen. Dann werden wir im Gegenteil gerne unseren Besitz, viel oder wenig, gebrauchen wollen, um dem Herrn zu dienen.

Verständige Verwaltung

Noch einige Worte als Warnung vor Übertreibung. Die Frauen, die Christus dienten mit ihrer Habe, haben natürlich nicht alle ihre Güter zu Geld gemacht, sodaß sie danach abgebrannt waren. Dann hätten sie dem Herrn nur kurze Zeit dienen können. Nein, sie dienten dem Herrn mit dem, was ihre Besitzungen aufbrachten. Man muß nicht die Quelle beseitigen, sondern mit dem, was die Quelle hervorbringt, dem Herrn dienen. Wenn akute Not besteht, wie zu Anfangszeit der Gemeinde in Jerusalem, dann kann es nötig sein, Äcker zu verkaufen (Apg.4, 32-37). Doch dann ist man das Produktionsmittel los. Normalerweise soll es so sein, daß wir das, was der Acker aufbringt, dem Herrn geben. Natürlich kann der Herr bestimmte Menschen berufen, alles, was sie besitzen, in seinen Dienst zu geben. Aber das ist nicht die allgemeine Regel.

Das Geben des Zehnten?

Eine zweite Übertreibung besteht darin, daß das Geben zur Auflage gemacht wird. So gibt es Gemeinschaften, wo das Geben des Zehnten als Pflicht vorgestellt wird. Ist das Geben des Zehnten denn nicht eine gute Gewohnheit? Es wäre zu wünschen, daß alle Christen den Zehnten gäben. Was würde dann alles getan werden können! "Ja, aber das Geben des Zehnten lesen wir allein im Alten Testament" sagte jemand zu Evangelist Fink. Daraufhin antwortete dieser: "Wenn Sie eine neutestamentliche Anweisung wünschen, nehmen Sie dann das Vorbild des Zachäus, der gab die Hälfte seines Besitzes an die Armen." Oder um eine anderes Vorbild zu nehmen. Ein Christ in Spanien sagte zu einem amerikanischen Evangelisten, der zu Besuch war: "Unser Prediger sagt, daß wir als Christen eigentlich den Zehnten geben müssen, aber das muß doch nicht sein, das ist doch 'gesetzlich'?" Der Amerikaner sagte lakonisch: "Wenn ich Sie wäre, würde ich mich durch meinen Prediger nicht in meinem Geben einschränken lassen."

Nachtext

Quellenangaben

Aus "Bode van het heil in Christus" - übersetzt von Dorothea de Blaauw