Zeitschrift: 32 (zur Zeitschrift) Titel: Deserteur des Lebens - Die Bekehrungssgeschichte eines Legionärs (Schluß) Typ: Artikel Autor: Kurt Becker Autor (Anmerkung): online gelesen: 1667 |
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Deserteur des Lebens - Die Bekehrungssgeschichte eines Legionärs (Schluß) |
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Ich hatte bisher falsch gelebt; ich war sehr weit weg; ich hatte zugeschlagen wie ein Wilder und Er rief mir das zu, was Er uns allen zuruft: „Es tut mir weh! Jeder Hammerschlag - jeder Wunsch, jedes Ziel, jedes Wort und jede Tat ohne mich - all das tut mir weh; aber ich habe euch lieb! Ich habe dich lieb, ich möchte dich annehmen!" Wieder kamen mir die Worte Jesu in den Sinn: „Wer an mich glaubt, der hat ewiges Leben." Und wieder sah ich das Kreuz vor mir; dasselbe Kreuz, das uns als Zeichen so gut bekannt, aber als Lebensinhalt verbannt ist. Auf Türmen, an Wänden und am Hals liebt man es, aber in der Tat haßt man es. In Bekenntnissen und Lehrsätzen ist man ein Freund und in der praktischen Lebensgesinnung ein Feind des Kreuzes. Vielleicht ist mit nichts in der Welt eine solche Heuchelei getrieben worden, wie mit diesem Kreuz. Dem einen ist es ein ehernes Götzenbild geworden, dem anderen ein magisches Wunderzeichen, dem dritten ein flammendes Kampfzeichen, dem vierten ein kostbares Schmuckzeichen, dem fünften ein schwarzes Trauerzeichen, dem sechsten ein verhaßtes Ärgernis. Und doch ist es weiter nichts als der Galgen, an dem Christus für mich gestorben ist.
Ich begann in der Bibel zu lesen und zu verstehen, und mein Gebet ist seitdem, daß Gott mich zu einem Mann macht, der an das Leben glaubt und nach dem greift, was Er ihm bietet, jederzeit und nach allem, ohne Hast, aber auch ohne Zögern. Der weiß, daß das,was Er ihm bereithält, gut für ihn ist und der weiß, daß es sinnlos ist, auch nur in Gedanken zu begehren, was nicht für ihn gedacht ist. Ein Mann, der an ein nutzvolles Verstreichen eines jeden seiner Tage glaubt, an eine sich lohnende Mühe, und der sich deswegen dem anvertraut, der den Grund aller Dinge beherrscht. Mein Gebet ist, daß Gott mich zu einem Mann macht, der sich zu beherrschen versteht, in seinen Leidenschaften und Interessen, in seinen Forderungen und in seinen Launen; ein Mann, der es versteht zu kämpfen und der gelernt hat zu leiden für alles Gute, für all das, was uns gegeben ist. Der seine Feinde verabscheut und wenn nötig, gewalttätig gegen sie vorgeht, wohl wissend, daß er selbst und das Übel seine einzigen Feinde sind. |
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Nachtext |
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Quellenangaben |
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