Zeitschrift: 34 (zur Zeitschrift) Titel: Elihu — Vorbild eines Dieners (2. Teil) Typ: Artikel Autor: J. Ph. Fijnvandraat Autor (Anmerkung): online gelesen: 1876 |
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Elihu — Vorbild eines Dieners (2. Teil) |
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11. Keine Generationen-Kluft! Bevor wir uns weiter mit dem Auftreten Elihus beschäftigen, möchte ich gerne noch auf eine wichtige Tatsache hinweisen. Aus dem Umgang dieser fünf Menschen miteinander, wovon mindestens drei bedeutend älter waren als Elihu, geht klar hervor: Es gab zwischen ihnen keine "Generationenkluft". 1. Ein Modewort Es ist eins der ungesunden Symptome unserer Zeit, daß der Begriff "Generationenkluft" ein Modewort geworden ist. Das Nichtverstehen, der Mangel an Kontakt und die Unmöglichkeit eines wirklichen Gespräches zwischen der älteren und jüngeren Generation ist bedauernswert. Es ist ein Kennzeichen von Lieblosigkeit und Verfall. Leider offenbaren eine Anzahl gläubiger Kreise in dieser Hinsicht eine beschämende Weltgleichförmigkeit. Denn wir dürfen dabei nicht den Fehler machen, daß wir die Ursache davon nur bei einer Seite suchen, jedenfalls sicherlich nicht nur bei den Jüngeren! 2. Die Gefahr für die Älteren Wenn in einer Gemeinschaft von Gläubigen eine Generationenkluft besteht, liegt die Ursache zunächst bei den Älteren. Sie lebten eher, die Jüngeren stammen von ihnen ab, und sie haben sie erzogen. Die Älteren sind geformt durch die Kultur ihrer Zeit, auch als Gläubige. Man kann das natürlich in Abrede stellen, aber das ist "Versteckspielen" mit sich selbst! Ein einziger Beweis: In dem vorigen Jahrhundert gingen die Männer in der Welt dazu über, sich ihren Bart abrasieren zu lassen. Anfangs wurde dies durch bibelgläubige Christen als "Weltgleichförmigkeit" getadelt und unterlassen. Die Brüder "aus der Versammlung" haben dies nahezu am längsten festgehalten, so daß man in der Welt sogar anfing, "von den Menschen des Bartglaubens" zu sprechen. Zum Schluß gingen auch sie dazu über, sich dieser Kulturveränderung zu beugen. Und warum auch nicht? Christen tun gut daran, nicht durch ihr Äußeres die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu richten, sondern vielmehr durch ihr Verhalten die Aufmerksamkeit auf den Herrn zu lenken! Vor einigen Jahrzehnten veränderte sich das Kulturbild wieder.
a) Reaktionäre, anstatt streitbare Haltung Die genannte Kulturveränderung wurde eingeführt durch die "alternative Bewegung". Diese Bewegung wollte abrechnen mit den bestehenden Gesellschaftsformen. Man suchte dabei nach äußerlichen Merkmalen, die als Kennzeichen für den Protest gegen die Gesellschaft dienen konnten. So entstand die nachlässige, ausgefranzte Jeanshosen-Mode und das tragen von Bärten. Nach ungefähr 15 Jahren wurden diese Dinge jedoch mehr und mehr von vielen übernommen, zweifellos sehr zur Unzufriedenheit der ursprünglichen Vertreter dieser Bewegung, die dadurch doch ihre äußere Protestform dahinschwinden sahen, während die Gesellschaft nicht oder nur kaum in ihrem Sinn verändert wurde.
b) Konservativismus In dem Maße, wie wir älter werden, droht unser Geist seine Beweglichkeit zu verlieren. Wir sind dann geneigt, alles was "früher" waf, für "besser" zu halten. Kritiklos halten wir daran fest, was uns "eigen" geworden ist, und haben die Tendenz, allerlei Dinge als Symptome eines guten geistlichen Lebens anzusehen, die ihrer Natur nach nichts damit zu tun haben. Wir gelangen dann zu einer starren konservativen Haltung, die in eine gesetzliche Gesinnung mündet und in eine "Berühre-nicht, Koste-nicht, Betaste-nicht" —Haltung. Diese Haltung gehört nach der Heiligen Schrift ebenso zu den Elementen der Welt (vgl. Kol. 2,20-23). 3. Die Gefahr für die Jüngeren a) "Neu", ein betrügliches Modewort In einer Zeit schneller, wissenschaftlicher und technischer Entwicklungen, zusammen mit einem System umfangreicher Wissensvermittlung durch die allgemeine Schulpflicht, gibt es viele Jüngere, die mehr Kenntnisse besitzen als der Durchschnittsmensch der letzten Generation. In diesem Sinne haben wir es mit vielen Kenntnissen zu tun, die die vorige Generation noch nicht kannte. Die Werbung bedient sich dieser Tatsache, indem alles, was sie anpreisen will, durch das Wort "neu" gekennzeichnet wird. "Neu" und "modern" sind dabei Ausdrücke, die als Umschreibungen für "besser" gebraucht werden. Viele junge Menschen lassen sich hierdurch an der Nase herumführen. Sie durchschauen nicht, daß "technisch neu" und wissenschaftlich neu" etwas ganz anderes ist als "wesentlich neu". Was verbessert wurde, ist nur die Bewaffnung unserer Sinne (durch technische Beobachtungshilfsmittel) sowie die Schnelligkeit und Kraft unseres Handelns (z.B. durch Datenverarbeitung und Maschinen). Aber immer noch können wir nichts anderes, als was der Mensch schon immer konnte, nämlich: "hören, riechen, schmecken, tasten und sehen", und aufgrund dessen gehen, stehen und handeln. Im Wesen ist nichts verändert. b) Gewaltige Möglichkeiten Daß die Menschheit über ungeahnte Möglichkeiten verfügt, berichtet das erste Buch der Bibel schon seit tausenden von Jahren: "Und Jehova sprach: Dies haben sie angefangen zu tun. Und nun wird ihnen nichts verwehrt werden, was sie zu tun ersinnen" (1. Mose 11,6). c) Doch "nichts Neues unter der Sonne" Alle Entwicklungen beweisen die Richtigkeit der Worte Salomos: "Es gibt nichts Neues unter der Sonne!" Junge Menschen dürfen sich darum nicht irreführen lassen durch den Zeitgeist, der darauf gerichtet ist, die Herzen der Väter von den Herzen der Kinder zu entfremden. Nimm nicht alles widerspruchslos an, was als "neu", "befreiend" und "fortschrittlich" gepriesen wird. In der Welt müssen die Christen die wohl kritischsten Menschen sein: "Prüfet alles . . . !" (1. Thess. 5,22) d) Von der Zeit Abstand nehmen Eine Generationenkluft entsteht nicht nur, wenn Ältere keinen Abstand nehmen können von der Zeit und der Kultur, worin sie groß geworden sind, sondern auch, wenn Jüngere keine kritische Distanz haben zu der Zeit und der Kultur, worin sie aufgewachsen sind! Hier wird oft auf beiden Seiten derselbe Fehler gemacht! 4. Das Vorbild der Freunde Hiobs
In dieser Hinsicht ist es das Schöne am Buch Hiob, daß es uns alte und jünge Menschen zeigt, die befreundet sind, die einerseits mit Wertschätzung und anderseits mit Respekt miteinander umzugehen wissen, die freimütig miteinander sprechen und kein Blatt vor den Mund nehmen, aber dabei nicht aus den Augen verlieren, was sich geziemt. |
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Nachtext |
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Quellenangaben |
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