Zeitschrift: 143 (zur Zeitschrift) Titel: Eine AT-Trilogie f Typ: Artikel Autor: Rainer Nietzke Autor (Anmerkung): online gelesen: 2829 |
|||||||||||||||||||
Titel |
|||||||||||||||||||
Eine AT-Trilogie f |
|||||||||||||||||||
Vortext |
|||||||||||||||||||
Sowohl das Alte als auch das Neue Testament enthalten jeweils eine Trilogie von Büchern, die sich speziell an junge Leser richten. Während die drei neutestamentlichen Bücher 1Timotheus, 2Timotheus und Titus recht bekannt sind, kann man das von den drei alttestamentlichen Büchern Prediger, Sprüche und Hohes Lied von König Salomo nicht sagen – und es wird auch selten über sie gepredigt. Diese Artikelserie soll eine Einführung in diese drei vernachlässigten alttestamentlichen Bibelbücher sein. Zuerst werden Fragen zum Buch gestellt, die helfen sollen, den Text selbst zu erarbeiten und zu verstehen. Im jeweils zweiten Teil wird ein Überblick über das Buch, seinen Inhalt und seine Bedeutung gegeben. Dies soll zu weiterem Studium anregen. Ich bitte die Leser eindringlich, sich selbst anhand der Fragen mit dem Bibeltext auseinander zu setzen und nicht nur das – von anderen (auch von mir) – „Vorgekaute“ zu „genießen“. So wird Gottes Wort viel lebendiger und kann direkt zu uns reden. Bei der Untersuchung des Bibeltextes wird es vordringlich darum gehen, die direkte Bedeutung und Zielrichtung des Buches zu verstehen und nicht um eine typologische Auslegung (also eine Auslegung, die auf neutestamentliche Wahrheiten hinweist). Eine typologische Auslegung ist auch nur dann sinnvoll, wenn der eigentliche Text selbst verstanden wurde. |
|||||||||||||||||||
Text |
|||||||||||||||||||
Teil 1a – Fragen zum Prediger
dem Thema, einer Zusammenfassung, der beabsichtigten Vorgehensweise und den wesentlichen Ergebnissen. Der erste Hauptteil beinhaltet dann die eigentliche Analyse, gefolgt von ersten Anwendungen der gewonnenen Erkenntnisse im zweiten Hauptteil. Daran schließt sich eine vertiefende Zusammenfassung anhand von drei exemplarisch ausgewählten Themenbereichen an, bevor es über zehn kleine Lebensweisheiten zur Schreibabsicht und zum Endziel der Abhandlung kommt. Fragen zur Texterschließung ❶ Wer ist der Verfasser des Predigers? Bitte begründe dies sorgfältig anhand von Prediger 1. ❷ Welche Besonderheiten (häufige Wiederholungen, ungewöhnliche Worte usw.) fallen Dir auf? ❸ Was ist das Thema von Prediger? Lies den Beginn des Buches und achte dabei auf die beobachteten besonderen Ausdrücke und häufigen Wiederholungen! ❹ Welche Vorgehensweise wählt der Schreiber? Was sagt er ausdrücklich in Kapitel 1? ❺ Welches Ergebnis seiner Analyse formuliert der Schreiber bereits zu Beginn seiner Abhandlung? ❻ Zu welchem Endergebnis gelangt der Schreiber? (Wo steht das Endergebnis wohl?) ❼ An wen ist das Buch in erster Linie gerichtet? (Siehe das Ende des Buches!) ❽ Welche Schreibabsicht verfolgt der Schreiber? Lies die letzten beiden Kapitel! ❾ Der Autor hält siebenmal in seiner Analyse an, blickt zurück und zieht Bilanz. Woran erkennt man dies? ❿ Warum ist es erstaunlich, dass Gott in diesem Buch überhaupt vorkommt (s. Frage 4)? Hast Du eine Erklärung dafür?
Teil 1b – Eine Einführung in den Prediger ❶ Wer ist der Verfasser von Prediger? Salomo, der Sohn Davids, ist der einzige Nachkomme Davids, der in Jerusalem über ganz Israel und nicht nur über Juda herrschte (1,1.12). Probleme zur Verfasserschaft: Einwand: Der Prediger verwendet aramäische Begriffe, die nur aus dem 7. Jahrhundert vor Christus bekannt sind. Also kann der Prediger erst in dieser Zeit entstanden sein. Antwort: Inzwischen wurden fast alle Begriffe schon wesentlich früher nachgewiesen. Die biblische Aussage ist immer vertrauenswürdiger als vorläufige archäologische Befunde. Einwand: Der Prediger berichtet rückblickend auf sein Leben. Wann soll Salomo den Prediger dann geschrieben haben? Von einer Umkehr Salomos wird weder in Könige noch in Chronik berichtet. Antwort: Salomos Umkehr wird nicht berichtet – und sie hatte leider auch keine Auswirkungen mehr auf die Geschichte Israels. Sein Götzendienst leitete den geistlichen Verfall Israels ein. ❷ Welche Auffälligkeiten / Besonderheiten gibt es im Prediger? • „Unter der Sonne“ / „unter dem Himmel“ Bedeutung: Es wird eine Sichtweise beschrieben, die sich auf das beschränkt, was unterhalb der Sonne, des Himmels zu beobachten ist, also eine rein irdische Sichtweise. • „Eitelkeit der Eitelkeiten“ / „Nichtigkeit der Nichtigkeiten“ / „Sinnlosigkeit der Sinnlosigkeiten … und ein Haschen nach Wind“ Bedeutung: Die Sichtweise „unter der Sonne“ führt zu dem Schluss, dass nichts wirklich andauert, nichts wirklich einen Sinn macht. Alles ist so wenig greifbar wie der Wind. ❸ Was ist das Thema von Prediger? Nichts auf dieser Erde und nichts unter der Sonne macht Sinn, wenn man Gott ausblendet (1,1-3)! ❹ Wie geht der Schreiber bei seinen Überlegungen vor? Seine Vorgehensweise nennt man Methodischen Atheismus. Dabei wird versucht, das Weltgeschehen zu erklären, ohne Gott ins Spiel zu bringen (1,12.13) Zur Beschreibung naturwissenschaftlicher Gesetzmäßigkeiten ist diese Vorgehensweise durchaus sinnvoll, nicht jedoch zur Erklärung von Herkunft und Sinn der Welt. ❺ Ergebnis der Analyse des Predigers Begrenzt man die Sicht auf das, was unter der Sonne geschieht, so bleibt alles Geschehen vollkommen sinnlos. Nichts ist wirklich greifbar (1,14). Darüber hinaus zeigt sich, dass es völlig unhaltbar ist, Gott auszuklammern (1,13). ❻ Zu welchem Endergebnis gelangt der Prediger? Der Leser soll dazu geführt werden, dass er gottesfürchtig wird und auf Gottes Worte hört. Denn Gott existiert und wird den Menschen zur Rechenschaft ziehen (12,13.14). Der Prediger ist damit eine gute Evangeliums-Vorbereitung. Das NT geht natürlich weit über den Prediger hinaus! ❼ Wer ist die (vorrangige) Zielgruppe des Predigers? Junge Menschen, die das Leben noch vor sich haben (11,1-12,7.12). ❽ Was ist die Schreibabsicht des Predigers? Der Prediger tritt als Hirte auf. Seine Worte sind als Treibstacheln gedacht, die den jungen Menschen zu Gott treiben und ihm Umwege ersparen sollen (12,9-12) ❾ Der Autor hält sieben Mal in seiner Analyse an, blickt zurück und zieht Bilanz. Woran erkennt man dies? Er verwendet jeweils den Ausdruck „ich wandte mich …“, wenn er ein Resümee einleitet: Resümee 1 Das Lustprinzip ist sinnlos 2,11 Resümee 2 Irdische Weisheit ist sinnlos 2,12-16 Resümee 3 Nihilismus führt nur zur Verzweiflung 2,20-23 Resümee 4 Tote sind besser dran als Lebende 4,1-3 Resümee 5 Beziehungen sind besser als Reichtum 4,7-12 Resümee 6 Kein Mensch lebt so, wie er sollte 7,25-28 Resümee 7 Alles irdische Leben ist vergänglich 9,11.12 ❿ Warum ist es erstaunlich, dass Gott in diesem Buch überhaupt vorkommt? Der Prediger hat angekündigt, dass er den Methodischen Atheismus als Untersuchungsmethode verwendet. Dass er dennoch von Gott redet, macht deutlich, dass sich Wissenschaft ohne Gott letztlich nicht durchhalten lässt. Folgende Gottes-Exkurse enthält der Prediger: Exkurs 1 Nicht einmal Essen geht ohne Gott 2,24-26 Exkurs 2 Der Mensch kann gar nichts ohne Gott 3,13-15 Exkurs 3 Ohne Gottes Gericht ist Unrecht unerträglich 3,17.18 Exkurs 4 Alle Menschen sind Gott verantwortlich 5,1-9 Exkurs 5 Gott muss selbst zum Genuss ermächtigen 5,18b-6,2 Exkurs 6 Die Schöpfung ist ohne Gott unverständlich 7,13.14 Exkurs 7 Gottesfurcht bewahrt vor Extremen 7,18 Exkurs 8 Gott ist schuldlos an der Sünde 7,29 Exkurs 9 Die Schöpfung verlangt nach einem Schöpfer 8,16.17 ⓫ Schlussfolgerungen des Predigers • Du kannst ganz so leben, wie du möchtest, so als ob Gott nicht existieren würde. Aber du musst wissen, dass Gott dich dafür eines Tages zur Rechenschaft ziehen wird (11,7-10). • Deshalb triff deine Entscheidung rechtzeitig, wenn du noch jung bist, denn von dem Alter ist außer Altersbeschwerden und Tod nichts mehr zu erwarten (12,1-8). ⓬ Schwierigkeiten in Prediger Der Prediger hat seinen Ansatz – den Methodischen Atheismus – mit verschiedenen Zielsetzungen und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln bis zum bitteren Ende selbst durchexerziert. Das jeweilige Ergebnis macht er rückblickend („da wandte ich mich …“) deutlich. Hier zieht Salomo Bilanz und präsentiert ein Resümee aus den vorangegangenen Untersuchungen. Immer wieder kommt er zu dem Schluss, dass ein Leben „unter der Sonne“, „unter dem Himmel“ – also ohne Gott – völlig sinnlos ist. Aus diesem Grund ist seine Absicht zu zeigen, dass der von ihm gewählte Zugang ohne Gott niemals Erfüllung bringen kann. Deshalb tauchen auch immer wieder Exkurse auf, in denen er die Notwendigkeit eines Schöpfer- Gottes für den Menschen aufzeigt. Alle Aussagen in Prediger sind also wahr, wenn man berücksichtigt, dass Gott weitgehend ausgeklammert wird. Dann besteht z.B. tatsächlich kein Unterschied mehr zwischen Mensch und Tier. Teil 1c – Überblick über den Prediger
|
|||||||||||||||||||
Nachtext |
|||||||||||||||||||
Quellenangaben |
|||||||||||||||||||