Zeitschrift-Artikel: Halber Christ - ganzer Unsinn

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Titel: Halber Christ - ganzer Unsinn
Typ: Artikel
Autor: Martin Heide
Autor (Anmerkung):

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Titel

Halber Christ - ganzer Unsinn

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Text

Viele von uns quälen sich in einem recht „normalen" Christenleben ab: man geht gewohnheitsmäßig in die Gottesdienste, erkennt weder Veränderungen in seinem Le­ben, noch daß man Segen erkennbar empfängt und weitergibt, Gebetserhörungen und besondere Erlebnisse mit dem Herrn stehen nicht auf der Tagesordnung - man weiß auch gar nicht so recht, was eigentlich anders und besser werden sollte; das Leben nimmt seinen Lauf, man schlab­bert so dahin …
„Ihr seid das Salz der Erde; wenn nun das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gesalzen wer­den? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden". (Mt. 5,13)
Nur wer dem Herrn Jesus tatsächlich nachfolgt, kann Salz der Erde sein, kann zeugnishaft leben und Menschen zum Nachdenken und Umdenken bringen, kann selbst von Ihm verändert werden und dann in einer verlorenen und sterbenden Welt zum Segen sein.
Menschen mit ganzer Hingabe wie Elia oder Jesaja, Petrus und Paulus oder auch Luther, Darby, Spurgeon und Bodelschwingh werden gesucht!
Nachfolge geschieht nicht automatisch durch Wiedergeburt oder geistliches Wachstum, sie ist auch eine Willensentscheidung! „Wer irgend mir nachfolgen will, verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach" (lies Luk. 14,25-35 und Mark. 8,34 ff). Wer sich von „ganzem Herzen, mit seiner ganzen Kraft" für die Nachfolge entscheidet, dem wird der Herr be­wußt machen, was dies eigentlich bedeutet; Er wird ihm einiges zu bedenken geben: Überlege dir, was es kostet, Mein Jünger zu sein, entscheide in dieser Sache nicht leichtfertig oder impul­siv.
Sicherlich hört der Herr auch unser Gebet, wenn wir uns in einer gewissen Form von Enthusias­mus oder Übereifer für die Nachfolge entscheiden - aber dann wird Er uns bewußt machen, was die Nachfolge kostet, damit wir nüchtern an Seiner Hand weitergehen. Er will keine Marionetten oder gefühlsduseligen Pseudo
-Jünger, sondern Menschen, die gewillt sind, ihre natürlichen bzw. eigenwilligen Lebensziele von Gott durchkreuzen zu lassen, damit die Person Jesu in ihrem Leben Gestalt gewinnt.

Ja aber… sagen einige und schütteln weise ihr Haupt, sagt denn Paulus im Philipperbrief nicht (Kap. 2,13):
„Denn Gott ist es, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach Seinem Wohlgefallen!" Diese Aussage wird oft falsch verstanden - von unserem gefallenen Wesen her neigen wir dazu, uns „hängen" oder vom „Lustprinzip" leiten zu lassen und sind weitgehend unfähig, unseren Willen zu gebrauchen. Gott weigert sich, für uns zu wollen, aber Er bewirkt in uns das Wollen, d.h. daß wir wieder fähig werden, selbständig unseren Willen für Entscheidungen zu be­tätigen. Gott möchte, daß wir unseren freien Willen gebrauchen, und wir haben damit die Mög­lichkeit, uns für oder gegen Seinen Willen zu entscheiden — Er will keine passive Fügung Seiner Kinder, sondern aktiven Gehorsam!

Wenn wir auf uns sehen.

Der Herr Jesus sieht in der Nachfolge noch ein Problem: Das ist unsere Person, unser Charakter, unsere ganze Persönlichkeit, die am liebsten immer im Vordergrund steht, ihre eigenen Leistun­gen hervorhebt, sich selbst verherrlichen und Gott die Ehre rauben und Karriere oder sich einen Namen im Reich Gottes machen will. Gottes Antwort darauf: SELBSTVERLEUGNUNG! Petrus mußte da manch harte Lektion lernen, z.B. als er sich als „guter Berater" des Herrn ver­suchte und der Herr Jesus ihn energisch zurechtwies (Mt. 16,22-25). Was Selbstverleugnung ei­gentlich bedeutet, wird uns oft dann erst bewußt, wenn wir mit Verachtung, Verfolgung, ja so­gar - wie z.B. Jim Elliot, der ermordete Auca- Missionar, - mit dem Tod konfrontiert werden. Menschlicherweise denken wir in solchen Situationen an nichts anderes, als die eigene Haut zu retten, so wie Petrus, der den Herrn lieber dreimal verleugnete, als verachtet oder vielleicht so­gar getötet zu werden. Zur Selbstverleugnung sind wir am allerwenigsten bereit, denn sie wider­strebt total unserer Natur. Es ist also umsomehr geboten, daß wir uns verbindlich zur Nachfolge entscheiden; der Herr wird uns dann auch Gnade zur Selbstverleugnung geben.

Laßt uns deshalb auf den Herrn sehen und auch von Ihm erwarten, daß Er unsere Hand weiter­hin fest in der Seinen hält. Hat uns Seine Liebe nicht oft schon zu Entscheidungen und Taten bereit gemacht, die wir von unserer Natur aus nie gewagt hätten?

Lieblingsausreden im Blick auf die Nachfolge sind schon immer die gleichen gewesen - man kann sie in der Bibel nachlesen, z.B. sagt Jeremia (Jer. 6,1): „Ich bin zu jung" und Mose (2. Mose 4,13): „Ach, Herr! sende doch, durch wen du senden willst!"; manche verkünden auch übereifrig, so wie Petrus (Joh. 13,37): „Mein Leben will ich für dich lassen" und verleugnen Ihn dann später.

Alle diese Männer Gottes waren zunächst nicht zur Nachfolge bereit oder haben die „Kosten nicht überschlagen", aber sind dem Herrn später umso eifriger nachgefolgt, weil der Geist Got­tes in ihnen das „Wollen und Vollbringen" entgegen ihren natürlichen Neigungen gewirkt hat (lies Hebr. 12,3).

Wenn du willst, fange heute an, dem Herrn nachzufolgen. Wenn du z.B. betest: „Ja, Herr, ich will, daß Du mein ganzes Leben bestimmst, mich als Dein Werkzeug gebrauchst und keine Rücksicht auf mein ICH nimmst, ich will zuallererst Dir dienen" - dann wird Er dein Gebet erhören und anfangen, dich in die „hohe Schule Gottes" zu nehmen.
Er sagt dir, wer du wirklich bist, Er sagt dir die Wahrheit über dich selbst, hält dir deine abgrün­dig-sündige Natur vor Augen, damit du dich von dir selbst abwendest und Seine Person suchst.
Der Herr Jesus zeigt dir dann aber auch, wo und wie du dich in Seinem Reich gebrauchen lassen kannst, Er wird dich darin üben, anderen zu dienen und ein Seelengewinner zu sein.

Frage deinen Herrn: „Was soll in meinem Leben geändert werden, womit kann ich Dir dienen?" Beginne damit, das, was dir klar ist, zu tun. Fange heute an, praktische Gemeinschaft mit Ihm zu haben, Sein Wort zu studieren, im Gebet für Seine Sache einzutreten und ein Zeugnis für Ihn zu sein. Du wirst dann bald merken, mit welchen Fähigkeiten dich der Herr ausgerüstet hat; ge­brauche sie zu Seiner Ehre. Warte nicht darauf, bis es andere tun!

Laß dir vom Herrn zeigen, welche Lieblingsgewohnheiten du fahren lassen sollst, wie du deine Zeit besser einteilen kannst, wie du deinen Geschwistern dienen und Verlorenen Christus bezeu­gen kannst.

 

Unser ganzes Leben sollte mehr und mehr von dem Ausspruch des Herrn Jesus geprägt sein: „Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, alles andere wird euch hinzugefügt werden" (Mt. 6,24-33). Bete um Geschwister, die geistlich mehr Erfahrung haben als du, damit du von ihnen lernen kannst, Väter in Christo, die sich Zeit nehmen, dich die Jüngerschaft zu lehren.
Denke dabei aber nicht an Übermorgen (wie soll ich das alles schaffen?) sondern tue das Nächst­liegende und gehe dann Schritt für Schritt konsequent weiter, das Ziel, den Herrn Jesus, fest im Auge behaltend.
Was ist eigentlich der „Gegenwert" bzw. Segen der Nachfolge?
Petrus sagt einmal auf die Frage des Herrn, ob er denn auch wie die Übrigen weggehen wolle: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und er­kannt, daß du der Heilige Gottes bist" (Joh. 6,68).
Sicherlich hast du schon einmal Menschen getroffen, in deren Leben d a s Wirklichkeit ist —Arbeiter im Reiche Gottes, die nicht träge, nicht in „gutbürgerlicher Mittelmäßigkeit", nicht in Hektik und Streß erschöpft, sondern ausgefüllt leben, mit einer klaren Zielrichtung und einer Lebensführung, die sich auf eines konzentriert: „ … damit ich Christum gewinne…"
„Der ist kein Tor, der das hingibt, was er sowieso nicht behalten kann, um das zu gewinnen, was er nicht verlieren kann" (Jim Elliot).
Der Sohn des lebendigen Gottes muß uns faszinieren und in Seinen Bann ziehen; wer die Einzig­artigkeit Jesu, unseres Herrn, schon etwas kennt, den muß es weiter in Seine Gegenwart drän­gen.
Christum gewinnen — mehr kann dir niemand bieten, nichts hält einem Vergleich stand: Die schönsten Errungenschaften der Menschen und die Liebe zu den Künsten, Wissenschaften, Reichtum, Ehre und Macht verblassen vor einer ganzen Hingabe an diesen einzigartigen Herrn. „Wer Christus hat, hat das Leben" und zwar im Überfluß!
Dies alles will der Geist Gottes in unserem Leben bewirken; entscheidend ist aber, inwiefern wir Ihm durch eine verbindliche Willensentscheidung und ständiges Selbst-in-Frage-stellen Raum und Möglichkeit dazu geben.
Wer Christum in seinem Leben nur einen „Neben"- oder „Not" -sitz anbietet, lebt an d e m Leben vorbei!
„ ... ich jage ihm aber nach, ob ich es auch ergreifen möchte, indem ich auch von Christo er­griffen bin . . ." (Phil. 3,12).

Nachtext

Quellenangaben