Zeitschrift-Artikel: Olav Hanssen: "Das betrachtende Gebet"

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Titel: Olav Hanssen: "Das betrachtende Gebet"
Typ: Buchbesprechung
Autor: Thomas Schirrmacher
Autor (Anmerkung):

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Titel

Olav Hanssen: "Das betrachtende Gebet"

Vortext

Text

Wie der Titel besagt, behandelt dieses Buch das „betrachtende Gebet". Trotz vieler wertvoller Hinweise zum Thema Gebet scheint dies betrachtende Gebet merk- und fragwürdig.

Mehrfach wird auf lgnatius von Loyla zurückgegriffen: „ Es ist deshalb nicht zufällig, daß die sich im folgenden dargestellte Praxis des betrachtenden Gebets eng an das ignatianische Be­trachtungschema anlehnt, mündet es doch mehr als andere Betrachtungsweisen in eine Erweckung der Leben formenden Willenskräfte ein." (S.15)

Nicht nur auf Ignatius, dessen Exercitien sehr zweifelhaft sind und einen Weg des Menschen zu Gott darstellen, sondern auf weitere katholische Literatur (z.B. S,18-20), auf die Religions­psychologie (S.16-21), sowie auf das Jesusgebet der Ostkirche mit seinen Wiederholungen und Atemübungen wird zurückge­griffen.

„Bildkraft", „Phantasie", „Wünsche" (vom Unterbewußten her)" sollen angeregt und in den Dienst gestellt werden. Dies wird jedoch nicht jedem empfohlen, sondern nur geistig und kör­perlich gesunden Menschen (für andere wäre die Gefahr zu groß!) „Eine letzte Stufe des Gebets ist die unio mystica, die Vereinigung mit Gott. Der Abstand zwischen dem meditierenden Subjekt und seinem Objekt wird immer geringer, ja aufgehoben." (S.20) Auch wenn es kurz darauf heißt (S. 20) : „Es geziemt sich auch für einen Theologen nicht, Realitäten zu verurteilen, die er nicht kennt, möchte ich als Bibelleser warnen, diese „Realität" über­haupt kennenzulernen. Wenn es heißt: „Ich stelle mir das Bild solange vor Augen und betrachte es mit gespannter Aufmerk­samkeit, bis es mir zu einem inneren Erlebnis wird" (S.48) und dieses Erlebnis Folgen haben kann:

„Die Folge dieser Einsicht ist, daß der Beter auf die Dauer un­sicher wird und alles, was früher einfach und klar darstellbar erschien, wird immer deutlicher." (S.72) Ja: „Solche Gebets­erlebnisse führen in eine tiefe Glaubenskrise, ja, können Anlaß zum Abfall werden." (S.73) Dann fragt man sich nur noch, wie ein führender Theologe (Seminarleiter der Hermannsburger Mission) so etwas überhaupt im Namen des Christentums ver­breiten kann.

Ich rate dringend von den im einzelnen beschriebenen Praktiken dieses Buches ab, deren Ausführung sich hier erübrigt!

Nachtext

Quellenangaben

Präsenz Verlag Gnadenthal

100 S.