Zeitschrift-Artikel: Billy Graham - wohin? - Gedanken zu »Amsterdam '83«

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Titel: Billy Graham - wohin? - Gedanken zu »Amsterdam '83«
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

Billy Graham - wohin? - Gedanken zu »Amsterdam '83«

Vortext

Text

Nach "Berlin 81", "Straßburg 82", steht nun "Amster­dam 83" bevor, die "Internationale Konferenz für Rei­sende Evangelisten" vom 12. - 21. Juli, zu welcher Billy Graham eingeladen hat.

Waren die "Berliner Bekenntnistage", die aufgrund ei­ner angeblichen Vision V. Spitzers gestartet wurden, trotz allem Aufwand und lautstarker Propaganda eine Enttäuschung, so war das von den Katholiken Frankreichs organisierte charismatische Treffen in Straß­burg, aus der Sicht der Veranstalter, ein voller Er­folg.

Während die Treffen in Berlin und Straßburg für alle zugänglich waren, ist "Amsterdam 83" eine geschlos­sene Veranstaltung.
Der Teilnehmerkreis wird von ei­
nem anonymen Gremium aus der Fülle der Bewerbun­gen ausgesucht. Die Teilnehmerzahl ist auf 3.500 Per­sonen begrenzt, doch liegen bereits über 5.000 Bewer­bungen vor.

Unbehagen empfindet man, wenn man die für die Computerverarbeitung vorbereiteten Anmeldeformula­re besieht, wogegen die inzwischen eingemotteten Fragebögen der verhinderten Volksbefragung direkt harmlos wirken.

Auf vier DIN A4 Seiten werden dem Bewerber Fra­gen gestellt nach der Benutzung von Medien im Dienst, nach veröffentlichten Aufsätzen, erschiene­nen Büchern, befreundeten Evangelisten, Referenzen usw.

Wozu das alles?

Auf dieser Konferenz sollen nicht so sehr (wie in Berlin 66 und Lausanne 74) die theologischen Grundla­gen behandelt, sondern vielmehr die Prinzipien und Methoden eines wirkungsvollen Evangelisten deutlich gemacht werden.

Billy Graham wird in diesem Jahr seinen 65. Geburts­tag feiern. Ist es ihm ein Anliegen, noch einmal der großen Anzahl Multiplikatoren aus über 150 Ländern seine Vorstellungen von Evangelisation zu vermitteln oder spielen auch andere Ziele eine Rolle?

Bevor ich auf "Amsterdam 83" zurückkomme, möchte ich einige Beobachtungen zu bedenken geben:

Zusammenarbeit mit allen Konfessionen
B. Graham hat des öfteren erklärt, daß er in der Evangelisationsarbeit mit allen Konfessionen zusam­menarbeitet, wahrscheinlich mit dem Ziel, auf die­sem Weg viele Menschen zu erreichen.

Viele mit Graham befreundete und in der Evangelisa­tionsarbeit engagierte Brüder waren bereits in den 50er Jahren sehr betroffen, als bekannt wurde, daß seine Kreuzzugskomitees teilweise mit mehr Moderni­sten als Fundamentalisten besetzt waren.
Auch dürfte bekannt sein, daß Billy Graham immer wieder mit Vertretern der röm.-kath. Kirche zusam­menarbeitete und des öfteren bewundernde Worte für den jeweiligen Papst fand.

1963 würdigte er anläßlich seines Adenauer-Besuches in Bonn den verstorbenen Papst, der eine neue Epo­che im Miteinander der Konfessionen eingeleitet habe und beschwor die kath. Welt, einen Nachfolger zu wählen, der diesen Weg fortsetzte. (1)

So ist es auch nicht verwunderlich, daß Graham von dem kath. Belmont Abbey College die Doktorwürde verliehen bekam. Der Vizepräsident dieser Universi­tät schrieb nach Grahams Vortrag begeistert: "Graham hielt eine inspirierte und theologisch gesunde Re­de, die genauso von Bischof S. oder einem anderen kath. Lehrer hätte sein können . . ., ich möchte an­nehmen, daß er Protestanten und Katholiken in einem gesunden, ökumenischen Geist zusammenbringen könn­te". (2)

1978 predigte Graham während seiner Evangelisations­reise durch Polen auch in der Krakauer Kathedrale des damaligen Erzbischofs (und jetzigen Papstes) Kar­dinal Woytijla, den er im Frühjahr 1981 auch in Rom besuchte.

Während die Bibel deutlich die Trennung von mora­lisch und theologisch Bösem fordert (2. Kor. 6,14-18) und den Menschen der "großen Hure Babylon" (ein Bild der Kirche Roms) zuruft: "Gehet hinaus, mein Volk, auf daß ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet . . . denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum Him­mel" (Off b. 18,4), gibt Graham ins Fragen gekomme­nen Katholiken den Rat: "Vor allem, verlaßt nicht die (rk.) Kirche. Bleibt in ihr, bleibt in der Nähe des Herrn und gebraucht diese Erfahrungen als eine gün­stige Gelegenheit, um eurer Kirche zu helfen mit dem, was Gott beabsichtigt und was die Welt braucht". (3)

Es ist tragisch zu sehen, daß ein Evangelist sich der­art verantwortungslos über die klaren Aufforderungen der Bibel hinwegsetzt und die abscheulichen Irrlehren Roms übersieht oder verharmlost.

Evangelist oder Außenminister?
Es ist bekannt, daß Graham mit vielen Regierungsprä­sidenten, zumindest mit Johnson, Nixon und Carter, freundschaftliche Beziehungen pflegte.

Eigenartig aber ist, daß Graham, der 1951 im Kom­munismus den erklärten Feind Gottes, der Bibel und der Kirche sah, in den letzten Jahren den Kontakt zu kommunistischen Führern des Ostblocks suchte und fand.

Es spricht für sich, daß Billy Graham der Einladung zur Moskauer Abrüstungskonferenz folgte und in ei­nem Gottesdienst der Baptisten in Moskau die Hörer aufforderte, dem Staat gehorsam zu sein. Die Enttäu­schung vieler Gläubiger war groß, als Graham in ver­schiedenen Interviews betonte, daß er in der UdSSR eine viel größere Religionsfreiheit vorgefunden habe, als dies im Westen vermutet werde.

Das KGB wird sich bei dieser Propaganda die Hände gerieben haben!

Weitere Hintergründe und Einzelheiten können in dem ausgezeichneten Artikel von P. Beyerhaus nach­gelesen werden. (4)

Als in Ost und West Empörung und Enttäuschung über diesen "Verrat" Grahams zu hören war, wurde alles getan, um diese Eindrücke zu verwischen.

Da zu dieser Zeit bekannt wurde, daß die Westdeut­sche Allianz Billy Graham für 1985 zu einer Groß­evangelisation eingeladen hatte, veröffentlichte das deutsche B. Graham-Büro einen Brief des Evangeli­sten, in welchem er die Pressemeldungen über sei­nen Besuch in Moskau für teilweise positiv, negativ oder falsch erklärte und bekannte, daß der Besuch in Moskau zu den bemerkenswertesten Erlebnissen sei­nes Predigtdienstes gehöre. Bezeichnenderweise erin­nert er am Ende des Briefes an den Empfang des Templeton-Preises aus der Hand Prinz Phillips und drückte schließlich seine Sorge über den Rückgang der Spenden aus.

 

»Amsterdam '83« mit Yonggi Cho, Pat Robertson und weiteren Charismatikern

Wer den Weg Grahams in den letzten Jahren ein we­nig verfolgt hat, wird wissen, daß er aus der Zusam­menarbeit mit dem Show- und Heilungsevangelisten Oral Roberts, dem Leiter der "Geschäftsleute des vol­len Evangeliums", Demos Shakarian, Pat Robertson ("Club 700"), David du Plessis ("Mister Pentecost"), Norman V. Peal (Autor von "Kraft des positiven Den­kens") und weiteren "Charismatikern" keinen Hehl machte.

Daß Graham aber nun ausgerechnet Yonggi Cho, Ko­rea (Pastor der angeblich größten Kirche der Welt), nach Amsterdam eingeladen hat, läßt vermuten, daß es auf diesem Kongreß um mehr geht als um evange­listische Impulse.

Cho, einer der Hauptredner bei "Berlin 81", ist nicht nur extremer Pfingstler, sondern bietet mit seinen Büchern und Vorträgen über die "4. Dimension" ein Gemisch von okkult-spiritualistischen Thesen und Praktiken, Kräften des positiven Denkens und christli­chem Gedankengut an.

"Mache dir die Bibelsprache zu eigen, sprich 'das Wort des Glaubens' und füttere dein Nerven-System mit einem Vokabular von konstruktiven, fortschrittli­chen, produktiven und siegreichen Worten. Sprich die­se Worte aus und wiederhole sie immer wieder, so daß sie über deinen ganzen Körper Kontrolle haben. Dann wirst du siegreich werden . . . und Erfolg ha­ben".

"Durch Visionen und Träume können wir die Mauern der Begrenzungen beseitigen und können uns ins Uni­versum ausstrecken. Darum sagt Gottes Wort: 'Wo keine Vision ist, da geht das Volk zugrunde' . . . Vi­sionen und Träume sind die Sprache der vierten Di- mension, denn der Heilige Geist teilt sich durch sie mit". (5)

Wie werden die Evangelikalen reagieren?

1981 wurde sowohl von der Bekenntnisbewegung als auch von verantwortlichen Brüdern der Westdeut­schen Allianz eindeutig vor "Berlin 81" gewarnt.

Im Frühjahr dieses Jahres hat die Bekenntnisbewe­gung eine sehr deutliche Stellungnahme zur Charisma­tischen Bewegung veröffentlicht, um vor der Teilnah­me und Mitarbeit an charism. Veranstaltungen zu warnen.

Werden diese Brüder den Mut aufbringen, bezüglich B. Graham und "Amsterdam 83" deutlich die Posaune zu blasen?

Die Mehrzahl der in dieser Frage diplomatischen und von der Anerkennungssucht gezeichneten Freikirchen­führer werden erfahrungsgemäß die Augen vor den Tatsachen verschließen, um die zweifelhafte Gunst der Masse zu behalten. Zu befürchten ist auch, daß die "Gnadauer" sich hinter Graham stellen und wieder einmal den Spott der Charismatiker herausfordern, die den Pietisten mit Recht Unaufrichtigkeit vorwer­fen: man kann nicht die Charismatische Bewegung verurteilen und Billy Graham bejahen.

Ich bestreite nicht, daß die Botschaften Grahams ein weitgehend biblisches Evangelium enthalten, wenn sie auch in den letzten Jahren etwas dünner geworden sind. Auch kann ich Graham keine unlauteren Motive vorwerfen; der Herr allein kennt sein Herz.

Aber als äußerst unbiblisch und für die Evangelikalen verhängnisvoll, beurteile ich jedoch mit allem Nach­druck, daß Graham sich der Ökumene gegenüber auffallend freundlich verhält (6), mit Katholiken, Pfingstlern und Charismatikern zu­sammenarbeitet,sich der Politik bedient, um Brücken der Verständigung zwischen den Völkern der Welt zu schaffen.

"Die Weltbevölkerung, einschließlich der religiösen Arbeiter, muß alles tun, um die Atomkatastrophe zu verhindern. Dies muß heute die höchste Priorität haben" (B.G. in Moskau 1982).

Man hat den Eindruck, daß aus diesem anfänglich ge­segneten Bußprediger durch irgendeine bewußte oder unbewußte falsche Weichenstellung ein Samt- und Sei­denevangelist geworden ist, der das weltoffene, lao­dicäische Christentum repräsentiert.

Wir sollten inständig beten, für Billy Graham, für sei­ne Gefolgsleute, aber auch für uns selber, daß wir dem Rausch der Masse nicht erliegen und uns fest an Den klammern, für Den die Welt keinen Doktorhut, keinen Orden, sondern nur. das Kreuz auf Golgatha, das Zeichen der äußersten Verachtung, hatte. 

Nachtext

Quellenangaben

1)  "Rhein-Zeitung" vom 29./30.6.63

2)  C.E. Allen, O.S.B., 19.3.65

3)  "The Greenville NEWS", 6.1.73

4)  "Diakrisis" 2/82

5)  Y.Cho: "Die vierte Dimension", Seite 61+34

6)  vgl. W. Künneth/P.Beyerhaus:

"Reich Gottes oder Weltgemeinschaft", S. 294-313