Zeitschrift-Artikel: Kleinode im Alten Testament 1. Teil

Zeitschrift: 42 (zur Zeitschrift)
Titel: Kleinode im Alten Testament 1. Teil
Typ: Artikel
Autor: Benedikt Peters
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1268

Titel

Kleinode im Alten Testament 1. Teil

Vortext

Text

"Und der Herr sprach zu Mose und sagte: Rede zu den  Kindern Israel und sprich zu ihnen, daß sie sich eine  Quaste an den Zipfeln ihrer Oberkleider machen, bei ih­ren Geschlechtern, und daß sie an die Quaste des Zip­fels eine Schnur von blauem Purpur setzen; und es soll  euch zu einer Quaste sein, daß ihr, wenn ihr sie anse­het, aller Gebote des Herrn gedenket und sie tuet, und  daß ihr nicht umherspähet eurem Herzen und euren Au­gen nach, denen ihr nachhuret; damit ihr aller meiner  Gebote gedenket und sie tuet, und heilig seiet eurem  Gott." 4.Mose 15,37-40


Was wollte der Herr den Kindern Israel mit dieser An­ordnung sagen? Warum sollten sie sich eine Quaste an den Zipfel des Oberkleides machen? Und welche Bezie­hung hatte diese Quaste zu den Geboten Gottes?

Als ich vor einiger Zeit obiges Bibelzitat in der hebrä­ischen Bibel nachlas, kam ich, wie ich meine, der Sache auf die Spur:

Das hebräische Wort für Quaste ist hier tsitsit (1 = lan­ges i). Das leitet sich vom Wort tsits = Blume, Blüte, ab. Ich wurde dabei an Jes. 40,8 erinnert: "Das Gras ist  verdorrt, die Blume (tsrts) ist abgefallen; aber das Wort  unseres Gottes besteht in Ewigkeit." Auch hier stellen wir eine Beziehung zwischen der tsits und Gottes Wort fest. Die Blume des Feldes ist hier genau das Gegenteil von Gottes Wort. Sie ist vergänglich. Die Blume ist doch ein Musterbeispiel dafür, was für die gesamte ge­fallene Schöpfung gilt: sie ist der Nichtigkeit unterwor­fen (Röm. 8,20), auch wenn sie noch so schön ist. Aber gerade darum kann sie uns umso eindrücklicher und viel­leicht auch schmerzhafter in Erinnerung rufen: "Die Ge­stalt dieser Welt vergeht" (1. Kor. 7,31). Ja, "die Welt  vergeht und ihre Lust" (1. Joh. 2,17). Alles in unseren Augen so Prächtige, Attraktive und Reizende trägt den unauslöschbaren Stempel: "Der Tod herrscht" (Röm. 5,14). Daß wir das doch glaubten! Aller Reichtum und aller Glanz wird, wie die herrlichste Blume, verwelken (Jak. 1,11). Betrachten wir doch einmal, wie der Herr uns heißt, die Lilie des Feldes. Heute blüht sie in ihrer ganzen Pracht, aber morgen wird sie in den Ofen geworfen! (Matth. 8,30).

Aber was will uns die Quaste, die tsitsit, sagen? Es gibt wahre Schönheit, wahre Pracht, die nie vergeht. Es gibt wahrhaft Liebliches, das "in der Kraft eines unauflösli­chen Lebens" (Hebr. 7, 16) besteht. Ist es nicht unser Herr Selbst, "welcher den Tod zunichte gemacht, aber  Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat" (2. Tim. 1,10) ? Und wo begegnet Er uns, wenn nicht in Sei­nem ewigen Wort (Matth. 24,35). Dort sehen wir Ihn, Der "schöner ist als die Menschensöhne". Dort erfahren wir: "Holdseligkeit ist ausgegossen über seine Lippen"

(Ps. 45,2). Wir erkennen, daß auf Ihm Seine Krone ewig blüht (jatsits) (Ps. 132, 18).

In dieser Welt spricht so vieles unsere Sinne an; da sind unzählige Dinge, nach denen wir "umherspähen" und de­nen wir "nachhuren". Durch die Quaste will Gott uns daran erinnern, daß nur das Himmlische (darum mußte die Quaste mit einer Schnur von blauem Purpur, der Farbe des Himmels, versehen sein) ewig bleibt: unser Herr aus dem Himmel (1. Kor. 15,47,48; Joh. 3,31; 8,23) und Sein Wort. Möchten wir es lernen, gleich Paulus, die Dinge anzuschauen, die ewig sind (2. Kor. 4,18), um zu erkennen: "Mein Geliebter ist ausgezeichnet vor  Zehntausenden . . .. Sein Gaumen ist lauter Süßigkeit,  und alles an ihm ist lieblich" (Hohel. 5,10,16). Wir wer­den dann auch das tiefe Verlangen bekommen, in dieser Welt für die Ewigkeit zu leben.

Wem das ein ernstes Anliegen ist, seien ganz herzlich die Büchlein "Wahre Jüngerschaft" und "Denk an deine Zukunft" von William McDonald und "Unterwegs zum Ziel" (verschiedene Autoren) empfohlen.

Eine wichtige Stelle im NT, wo die Quaste am Gewand vorkommt, dürfen wir nicht unerwähnt lassen: Lk. 8,44 (vgl. auch Matth. 9,20-22 und Mk. 5,25-34).

Wir lesen von der blutflüssigen Frau, die von nichts und niemandem hatte geheilt werden können und sich schließ­lich an den Herrn Jesus wendet. Sie "kam von hinten  herzu und rührte die Quaste seines Kleides an; und als­bald stand der Fluß ihres Blutes." Laut 3. Mose 17,11 ist das Leben im Blut. Blutfluß bedeutet deshalb, daß ei­nem das Leben langsam aber sicher ausgeht. Seit dem Sündenfall sind wir alle "Blutflüssige". Wir werden gebo­ren um zu sterben. Unser physisches Leben steht unter dem Urteil des Todes. Als die Frau die Quaste berührte, da berührte sie himmlisches, ewiges Leben. An ihr ge­schah, was der Apostel in 1. Kor. 15,54 sagt: "Verschlun­gen ist der Tod in Sieg." Das steht am Ende eines lan­gen Kapitels, das von der Auferstehung Jesu Christi und der Seinigen mit Ihm handelt. Die blumenähnliche Qua­ste spricht also von Auferstehung. Das finden wir im 4. Buch Mose bestätigt, und zwar im Kapitel 17. Aarons toter Holzstab war vor dem Herrn niedergelegt worden, "und siehe, da hatte der Stab Aarons, vom Hause Levi, gesproßt: er hatte Sprossen getrieben und Blüten (tsits) gebracht und Mandeln gereift" (V. 8). Aus dem toten Holz war Leben hervorgekommen. Das ist Auferstehung. Dieses Bild zeigt uns, daß dieses Leben nicht nur stär­ker ist als der Tod, sondern daß es auch herrlich ist. Es ist schön wie eine frische Blume. Es ist etwas, daß das Auge Gottes erfreut und auch uns, wenn wir dafür ge­öffnete Augen bekommen. Das gebe Gott!

"DU ABER, 0 MENSCH GOTTES,
. . . ERGREIFE DAS EWIGE LEBEN!"

1.Tim. 6,11,12

 

 

Nachtext

Quellenangaben