Zeitschrift-Artikel: Aus der Erdbebenstadt Kobe/Japan

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Titel: Aus der Erdbebenstadt Kobe/Japan
Typ: Artikel
Autor: Gotthold und Minchen Beck
Autor (Anmerkung):

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Titel

Aus der Erdbebenstadt Kobe/Japan

Vortext

Text

Auszug aus einem Brief

Tokio, 26195 -Unsere geliebten Geschwister!

Sicherlich haben viele in neuer Weise an uns gedacht, da die Medien für Schlagzeilen gesorgt haben. Die Stadt Kobe stand im Rampenlicht. Genau 10 Stunden zuvor verließ ich die betroffene Gegend. Drei Tage lang durfte ich dort Sein Wort weitergeben. Insgesamt haben 30 Personen an vier verschiedenen Orten den Namen des HERRN angerufen, weil ER die Herzen bewegen konnte. ER tat Wunder, weil Gläubige geglaubt haben, daß IHM nichts unmöglich ist und im Gebet mit Seinem Eingreifen rechneten. Mehr als Worte es ausdrücken können, sprachen die strahlenden Augen derer, die erleben durften, wie Familienangehörige augenblicklich verändert wurden.

Kobe - ein großes Erntefeld, das war mein Eindruck. Einige Stunden später glich die Stadt teilweise einem Trümmerfeld. Die ersten Nachrichten sprachen von einem größeren Beben auf der vorgelagerten Insel von Kobe, das ein Menschenleben gefordert habe. In Wirklichkeit waren Tausende tot und niemand wußte es.

Der seit vielen Jahren gemietete Versammlungssaal, in dem Stunden vorher noch über 250 Geschwister versammelt waren, stürzte in sich zusammen. Daß alle Geschwister wieder so zusammenkommen können, wird nicht mehr möglich sein. Doch die so Zerstreuten werden in verschiedenen Häusern zusammenkommen. Einige Stadtbezirke sind mit der Bahn nicht mehr zu er-reichen. Kobe ist eine Stadt von 1,4 Mio. Einwohnern. Der Name bedeutet Gottes-Tür. Wer ihr diesen Namen gegeben hat? Zahlreiche Geschwister aus dem Ort Mild, die bisher immer nach Kobe kamen, müssen nun sehen, wo und wie sie sich versammeln sollen. Irgendwie wurden sie innerlich aufgerüttelt und nahmen alles auf als Gottes bewußtes Reden zu ihnen: "Herr rede, ich höre!"-das ist ihr Verlangen. Auch Bruder Tkejima aus Osaka kümmerte sich sehr um die Geschwister. Er bezeichnete Kobe als Sodom und Gomorra und das Beben als Ruf für die eingeschlafenen Gläubigen. Es ist der Herr! ER ist am Handeln, ER hat das alles nicht nur im Griff, sondern ER verfolgt ein ganz bestimmtes Ziel. Das war diesem Bruder schlagartig klargeworden. "Die Stunde ist da, daß ihr (die Glaubenden) aus dem Schlaf aufwacht!" Röm 13,11.

Die Witwe Ishibashi Kimiko wohnte in dem am schwersten getroffenen Gebiet von Kobe. Ein großer Schrank stürzte auf das Klavier und die beiden darunter liegenden Kinder wurden einfach wunderbar geborgen; der HERR hat Seine Hand schützend über sie gehalten.

Bruder Yamashina schwang sich gleich nach dem Beben aufs Motorrad, da mit dem Auto nirgends mehr durchzukommen war und durchkämmte die Stadt auf der Suche nach seinen Geschwistern. Er bezeugt, daß ihm in Deutschland das Einssein der Gläubigen so ungemein wichtig geworden sei. Er hat gewußt: es sind ja meine Geschwister, wir gehören zusammen! Als er das Chaos sah, war er innerlich erschüttert. Der HERR hat zu uns geredet. ER möchte unsere innere Erneuerung, er möchte Buße schenken, um neu segnen zu können. Das alles wurde ihm unterwegs gezeigt. Bangen Herzens ließ ihn seine Frau ins Ungewisse losfahren. Das Wort aus 1Jo 3,16 stand ihr vor Augen: "Hieran haben wir die Liebe erkannt, daß er für uns sein Leben dargelegt hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben darzulegen." Diese Familie Yamashina hat dann die oben erwähnte Witwe mit ihren Kindern bei sich aufgenommen. Sie hatten das Verlangen, die in Deutschland erlebte Gastfreundschaft nun auch ausüben zu dürfen. Dann war es Familie Morishima, deren nebenstehendes Elternhaus zerstört wurde, ebenso das Haus des älteren Bruders auf demselben Grundstück. Das Gebäude unserer Geschwister steht, doch die meisten Ge-genstände innerhalb des Hauses wurden schwerstens demoliert. Auch haben sie weder Wasser, noch Gas, noch Strom. Sie berichteten, daß alles so hin und her schwankte, als wenn das Ende der Welt gekommen wäre. Mit ihren beiden Kindern haben sie sich zusammen vor dem Herrn gebeugt; sie durften wie nie zuvor gemeinsam als Familie Buße tun. Sie bezeugten: Wir erlebten Seine Gegenwart. Eine ihrer Töchter hat das Elternhaus verlassen und lebt mit einem Freund zusammen. Sie möchte bewußt nichts mehr mit dem frommen Elternhaus zu tun haben. Es bestand keinerlei Kontakt mehr zu ihr, doch sie hat sich von selbst gemeldet, weil sie in der Angst lebte, die Eltern seien umgekommen. Bruder Morishima sagte mit Hiob: "Der HERR hat gegeben, und der HERR hat genommen, der Name des HERRN sei gepriesen!" Lachend meinte er: "Jetzt geht es ans Hinauswerfen, alles was wir nicht unbedingt brauchen, fliegt raus". Seine Frau Kuniko sagte: "Der HERR hat uns beschenkt, noch nie waren wir als Familie so eins. IHM vertrauen ist alles. Wir haben viel verloren, wurden aber mit Freude überschüttet. Alles dürfen wir aus Seiner Hand nehmen. IHM sei die Ehre. Sie zitierte dann Röm 11,36: 'Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.'"

Die Geschwister haben wohl äußere Verluste hinnehmen müssen, aber es wurde niemand verletzt. Eine Anzahl wurden evakuiert und wohnen z.T. bei Geschwistern oder Verwandten, doch wissen sich alle im Herrn geborgen. Ihre Haltung ist: Jetzt erst recht! Mehr denn je IHM zur Verfügung zu stehen, das ist ihr sehnlichstes Verlangen.

Bisher hat wohl niemand die Stadt Kobe mit Erdbeben in Zusammenhang gebracht. In Kobe wohnten die reichsten und bekanntesten Leute; es war eine wunderschöne und sichere Stadt. Der Hauptstoß dauerte 5 Sekunden und der zweite nur ganze 4 Sekunden. Als Folge davon starben über 5000 Men schen und Unzählige stehen vor einem Nichts. Was für eine Kraft hat sich da entfaltet! Wenn diese Kraft sich in uns, den Glaubenden offenbaren könnte, es würden Wunder über Wunder geschehen. hin unserem HERRN ist nichts unmöglich. In Mt 17,20 heißt es: "Er aber spricht zu ihnen: Wegen eures Unglaubens; denn wahrlich, ich sage euch, wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berge sagen: Werde versetzt von hier dorthin! und er wird versetzt werden; und nichts wird euch unmöglich sein."

Das Erdbeben hat aufgerüttelt! Innere Erneuerung, neue Buße und bewußte Hingabe waren nötig. In der betroffenen Gegend weiß wohl jeder: einen sicheren Ort gibt es nicht. Niemand kann mehr von sicheren Bahnen oder Straßen sprechen. Keiner weiß, ob er nicht Stunden später bettelarm ist. Wir haben hier keine bleibende Stadt! Unsere Geschwister in Kobe bekennen: Seine Gegenwart ist uns beglückend! Wie überreich sind doch Menschen, die den Herrn Jesus kennen dürfen und das Vorrecht haben, für die Ewigkeit zu leben!

Es werden Revolutionäre gesucht, die nicht mehr sich selbst leben wollen, sondern Dem, der sie mit Seinem eigenen Blut erkauft hat. Als der Lebendige will ER sich durch solche mächtig erweisen.

Nachtext

Quellenangaben