Zeitschrift-Artikel: Pensacola - eine echte Erweckung?

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Titel: Pensacola - eine echte Erweckung?
Typ: Artikel
Autor: Wilfried Plock
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Titel

Pensacola - eine echte Erweckung?

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Text

Beobachtungen und Anfragen an eine neue Bewegung in den USA

Theologiegeschichte und Selbstverständnis Nordamerikas

Die USA entwickelten eigentlich nie eine eigenständige Theologie im engen Sinne. Sie übernahmen großenteils das Erbe der Reformation über England, und zwar mit stark calvinistischer Prägung. Die Liebe zur Freiheit verband sich mit der Liebe zum Protestantismus und zum Pragmatismus. Letzterer stellt die Bereitschaft dar, das Evangelium anzunehmen, wenn es funktioniert und sich bewährt. Allerdings suchte sich das geistliche Leben Nordamerikas andere Bahnen als die des Staatskirchentums in Europa. Die meisten amerikanischen Gemeinden beanspruchten von Anfang an den unabhängigen Status der Kirche in vorkonstantinischer Zeit.

Nach der "Großen Erweckung" um 1730 durch Jonathan Edwards und Georg Whitefield entstanden zigtausende freier Gemeinden, vor allem Baptisten- und Methodistengemeinden. Dennoch gehörte um das Jahr 1800 nur jeder zwölfte Amerikaner einer Kirche an. Dann folgten die evangelistischen Kampagnen von Moody, Finney, "Billy" Sunday und Billy Graharn. Heute geben mehr als 50 % der Amerikaner an, irgendeiner christlichen Gemeinschaft anzugehören, und 84 % glauben der Statistik zufolge, daß Jesus Christus Gottes Sohn ist. Man sagt spaßhaft, in den Südstaaten gäbe es mehr Baptisten als Menschen. Trotz des unverkennbaren Einflusses der Säkularisation ist in den USA immer noch eine religiöse Grundstimmung vorhanden. Man betrachtet sich selbst als die einzige christliche Nation, die es je gegeben hat. Das Phänomen von Pensacola ist also zunächst ein Phänomen des durch zahlreiche Segnungen gepflügten und gedüngten Bodens.

Fragwürdiges und Besorgniserregendes

Nach der Sonnenseite möchte ich nun auf die Schattenseite der Pensacola-Vorgänge zu sprechen kommen. Dabei möchte ich zunächst den historischen und kulturellen Zusammenhang beleuchten. Wie sieht der Nährboden aus?

Die Stadt Pensacola

Pensacola wurde 1559 als erste Siedlung Nordamerikas von Spaniern gegründet. Es ist eine alte Hafen- und Marinestadt mit all ihren sozio-kulturellen Begleiterscheinungen. Die Ordnungshüter hatten über Jahrhunderte mit Alkoholismus, Prostitution, Drogensucht und allen Spielarten moralischer Dekadenz zu kämpfen. Heute ist die 150.000 Einwohner zählende Stadt mit dem weißesten Sandstrand der Welt landesweit bekannt als Schwulenparadies und "Gay-Riviera". Pensacola - das "Korinth" Amerikas?

Die "Assemblies of God"Pfingstkirche

Wer sich ein wenig mit der Geschichte der weltweit größten Pfingstdenomination befaßt hat, weiß um ihren massiven Spiritualismus. Die Pfingstkirche umfaßt insgesamt mehr als 12 Millionen Mitglieder. Sie versteht sich selbst als Glied der pfingstlichen Erweckungsbewegung, die 1901 in Topeka, Kansas, begann und sich 1906 über Los Angeles in der ganzen Welt ausbreitete.

In ihrem Glaubensbekenntnis' lehren die "Assemblies of God" die sogenannte "Geistestaufe" als eine von der Errettung getrennte Erfahrung für jeden Christen. Das Reden in Zungen sei der Beweis der Taufe im Heiligen Geist. Diese typische Pfingstlehre, die den Aussagen der Bibel widerspricht, spaltet seit über 90 Jahren weltweit die Gemeinde Jesu in zwei Teile.

Hinzu kommt die in Pfingstkreisen durchgängig vorhandene Vorstellung, daß die in Joel 3 verheißene Geistausgießung noch im jetzigen Gemeindezeitalter stattfinden wird. Darum verwundert es nicht, daß man in Pensacola hofft, die dortige "Erweckung" werde sich über die Ostküste hinauf über den gesamten amerikanischen Kontinent ausbreiten. Das soll übrigens Pastor David Yonggi Cho, Seoul, bereits 1990 in einer prophetischen Vision klar vor Augen gesehen haben.' Wolfgang Simson, Leiter der charismatisch-orientierten Gruppe "Discipling A Whole Nation" (DAWN) verbreitete diese Schau Cho's ebenfalls.' Falsche eschatologische Erwartungen gepaart mit unbiblischen Lehren waren in der Geschichte wiederholt der spirituelle Nährboden für seltsame kirchengeschichtliche Phänomene."

 Was geschieht in Pensacola?

Am 18. Juni 1995 predigt Evangelist Steve Hill auf Einladung in der "Assemblies of God"-Pfingstgemeinde im Stadtteil Brownsville der 150.000-Einwohner-Stadt Pensacola im nord-westlichen Florida. Als er die Zuhörer fragt, wer sich nach einer "geistlichen Erfrischung" sehnt, strömen etwa tausend Menschen nach vorne, um mit sich beten zu lassen. Der Pastor der Gemeinde, John Kilpatrick, fällt zu Boden und liegt mehrere Stunden regungslos da. Hill predigt auch am Abend. Wieder treten die selben Phänomene auf. Spontan werden weitere Abende anberaumt. Hill verspricht zu bleiben, solange die Leute kommen. Die Leute kommen weiter. In immer größeren Zahlen. Bald muß die Veranstaltung in Nebenräume übertragen werden. Der 2.300 Personen fassende Saal ist zu klein geworden. Menschen bekehren sich; auch solche aus völlig zerrütteten Verhältnissen. Christen tun Buße und bereuen beim täglichen Ruf zum Altar weinend ihre Sünden. Gebetskreise in Schulen sind entstanden. Die Kriminalitätsrate in der Umgebung sei deutlich gesunken. Seit mehr als 30 Monaten finden von Mittwoch bis Sonntag "Revival-Gottesdienste" statt. Angeblich sollen bereits 2.200.000 Menschen die Veranstaltungen besucht und 125.000 sich bekehrt haben.'

Während einer Amerika-Studienreise hielt ich mich Ende März für einige Tage in Pensacola auf. Ich habe mit Gottes Hilfe versucht, gründlich zu recherchieren. Ich verurteile die dortigen Vorgänge nicht pauschal, kann sie aber auf gar keinen Fall so einseitig positiv sehen wie Pastor Wolfram Kopfermann in seinem Spektrum-Bericht vom 26.2.97 oder wie Gerhard Bially in der hundertsten Ausgabe seiner Zeitschrift "Charisma".2

Was mich beeindruckt hat

Bei vielen pfingstlich orientierten Christen ist ein echter Hunger nach einem kraftvollen Leben aus Gott zu beobachten. In die westliche Christenheit hat sich wohl zuviel Sattheit und Wohltemperiertheit eingeschlichen. Oft sind es gerade charismatisch-orientierte Christen, die Paulus Herausforderung "Werdet voll Geistes!" ernst nehmen wollen.

Eine zweite Feststellung: Die Verkündigung in Pensacola ist im besten Sinne "erwecklich". Der Evangelist Steve Hill und der Lehrer Dr. Michael Brown knüpfen inhaltlich ganz bewußt an die anglo-amerikanische Erweckungsbewegung an. Sie nennen Sünde beim Namen - auch fromme Sünden -, und predigen Gottes Gericht über den Sünder, der nicht umkehren will. Sie prangern die Unsittlichkeit und religiöse Oberflächlichkeit der säkularisierten Gesellschaft schonungslos an. Sie rufen zur Buße, fordern zur Lebensübergabe an Christus auf, bzw. zur Neuhingabe des Lebens an den erhöhten Herrn.

Noch etwas fällt auf: Es geht den Verantwortlichen nicht in erster Linie um Heilungen. Es findet kein "Powerevangelism" statt. Alles zielt auf Buße und "Taufe mit dem Heiligen Geist" ab. Heilungen sollen vorgekommen sein. Auch mir wurde in Gesprächen davon berichtet. Aber sie stehen nicht im Mittelpunkt. Soweit, so gut.

 Nimmt man die o.a. Faktoren zusammen, so wird deutlich, daß die "Assemblies of God"-Pfingstgemeinde in Pensacola den idealen Rahmen für einen solchen Aufbruch darstellt. Kurz zuvor hatten einige Gemeindeglieder, darunter Pastor Kilpatricks Frau Brenda und der Musikpastor Lindell Cooley, die Airport Vineyard Gemeinde in Toronto besucht (Ausgangspunkt des sogenannten "Toronto-Segens"). Nachdem in der Brownsville Assemly of God jahrelang um Erweckung gebetet wurde, fehlte nur der Funke, der die Sache in Gang bringen konnte. Dieser Funke kam in Gestalt des Vollblutevangelisten Stephen Hill, der in Auftreten und Stimmgewalt Reinhard Bonnke in nichts nachsteht. Am 18. Juni 1995 "zündete das Gemisch".

Der Rahmen der Veranstaltung

Das Abend-Meeting beginnt mit lauter, stark rhythmischer Musik. Sie eröffnet den "Worship"-Teil, der mit allen emotionalen Komponenten abläuft, die man sich nur vorstellen kann. Die Leute müssen zur "Anbetung" von der Empore in die unteren Gänge gerufen werden, weil die Statik das Gehüpfe und Gestampfe nicht aushalten würde. Danach folgt allerdings eine überaus ernste Verkündigung. Tränen der Buße fließen. Gegen Mitternacht endet alles in einem großen Happening. Während mehr als zweitausend Menschen zu lauter Musik klatschen, hüpfen und tanzen, stürzen sich die drei Hauptakteure mit weiteren Mitgliedern des "Prayerteams" in die wartende Menge. Überall fallen Menschen nach empfangener Handauflegung zu Boden. Sie gelten als "slain in the spirit", erschlagen im Geist. Es sind überwiegend Frauen. Nach einer halben Stunde liegen Dutzende von Menschen wie Leichen in den Gängen und sogar im Foyer. Hier zeigt die "Erweckung" ihr wahres Gesicht. Wiederholt sagten mir Pensacola-Pilger im Gespräch, daß sie alles daransetzten, um auch etwas von der "Salbung" abzubekommen. Manche waren mehr als zwölf Stunden gefahren und noch einmal ebenso lange in der Warteschlange vor dem Hauptgebäude gestanden. Kann man die Sucht nach religiösen Erlebnissen noch erfolgreicher fördern? Hollenweger, ein ausgesprochener Kenner der Pfingstbewegung, schreibt dazu: "Es ist bekannt, daß es heute viele Mitglieder der Assemblies of God gibt, die die Geistestaufe nicht erlebt haben. Diese Glieder stehen unter einem fortwährenden psychischen Druck."9

Tendenzen der Manipulation

Auffällig ist, wie in jeder Veranstaltung die etwaigen Kritiker mundtot gemacht werden. Unter dem Jubel der Menge liest Dr. Brown, einer des Dreigestirns, einen Brief vor. Ein ehemals kritischer Pastor teilt mit, daß er inzwischen Buße getan habe und die Pensacola-Bewegung als echte Erweckung einstufe. Browns als Lehrvortrag über Erwekkung angekündigter Dienst am Freitagmittag gerät zu einer zweistündigen Rechtfertigung des Geschehens in Brownsville.

Er immunisiert seine 1200 Zuhörer förmlich gegen jede Kritik von außen, die ihnen in ihren Heimatgemeinden entgegen kommen könnte. Zitat: "Was die Welt verrückt nennt und die Christenheit extrem, das nennt Gott normal." Dieser Frömmigkeitsstil funktioniert offenbar nur, wenn jedes kritische Reflektieren ausgeschaltet wird.Die Veranstaltung endete damit, daß (fast) alle Anwesenden nach vorne strömten und mit ausgestreckten Händen in herzzerreißender Weise zwanzig Minuten lang um das Feuer der Erweckung schrien. In seinem Buch "Vom Heiligen Lachen zum Heiligen Feuer - Amerika im Zeitalter der Erweckung" warnt der Autor ein ganzes Kapitel lang vor der Verurteilung einer möglicherweise göttlichen Bewegung." Brown, der im Mai 1996 nach Pensacola kam, wurde übrigens stark von Leonhard Ravenhill geprägt. Dieser Mann zählte zur modernen Prophetenbewegung im Umfeld von John Wimber und Paul Cain, die ebenfalls eine baldige weltweite Erweckung propagiert.12 Als der amerikanische Sektenfachmann Hank Hanegraaff in seinem Buch Cunterfeit Revival einen Teil der Vorgänge in Pensacola als Show bezeichnete, überreagierte Hauptpastor Kilpatrick mit einer scharfen Prophezeiung: "Der Heilige Geist wird dich innerhalb von 90 Tagen zur Strecke bringen." Für diese Entgleisung mußte sich Kilpatrick später entschuldigen.

Auch Evangelist Hill nimmt an den Abenden regelmäßig die Kritiker der "Erweckung" aufs Korn. Die anwesenden Pastoren aus aller Herren Länder haben es ihm besonders angetan. Apropos Steve Hill. So zentral seine Botschaften inhaltlich sind, so fragwürdig sind doch die eingebauten dramaturgischen Effekte. Die Lautstärke seiner Stimme bewegt sich knapp unterhalb der Schmerzgrenze. Bei Spitzensätzen stampft er mit dem Fuß auf das Podium wie weiland Whitefield und Moody. An einem Abend spannt er eine "dead line" über die Bühne. Sie soll das Ende von Gottes Geduld mit dem Zuhörer veranschaulichen. Als er über Gottes Gnade spricht, schneidet er das Band durch, um es während des fast halbstündigen Altarrufes erneut in dramatischer Weise Fuß für Fuß auszurollen. An einem anderen Abend spricht er über die Kreuzigung Jesu, über die dreistündige Finsternis und das Erdbeben. Dabei läßt er das Licht im Saal auf ein Minimum herunterfahren. Durch die Lautsprecher ertönt minutenlang ein simuliertes Erdbeben. Hollywood läßt grüßen. Dann fällt Hill auf die Knie wie der Hauptmann unter dem Kreuz und predigt eine Zeit lang auf Knien weiter. Wenn er die Zuhörer zum Altar ruft, wird seine Stimme zum Befehlston. "Hurry, hurry, hurry", brüllt er in die Menge.

"I give you 60 seconds!" Nochmals tönt das Erdbeben durch den Saal. Wer darum weiß, wie viele Menschen im Umfeld von Pfingstgemeinden seelisch instabil sind, kann sich leicht ausrechnen, wie hysterieerzeugend eine solche Verkündigung wirkt.

Toronto-Phänome und andere Merkwürdigkeiten

In Pensacola begegnen einem auf Schritt und Tritt seltsam anmutende Erscheinungen. Da ist eine Frau, die sich beim Lobpreis nicht mehr auf den Beinen halten kann. Zuckend und zusammengerollt liegt sie auf dem Boden. Zwei Plätze neben mir sinkt eine Kanadierin erschöpft auf die Bank. Als ein End-zwanziger in sehr auffälligem, torkelndem Gang an mir vorüber schleicht, erfahre ich: "Das ist der Jugendpastor, der war auch in Toronto!" Draußen neben der riesigen Warteschlange sehe ich tumultartige Szenen. Eine Gruppe von Jugendlichen hat die "Lachsalbung" empfangen. In regelrechten Lachkrämpfen wälzen sich die jungen Leute auf dem geteerten Boden, während sich um sie herum ein Kreis von Zuschauern gebildet hat, die singen und klatschen.

Als am Freitagabend ca. 25 Täuflinge durch Untertauchen getauft werden, sind die Manifestationen am heftigsten. Einige Täuflinge können während ihres kurzen Zeugnisses nicht aufrecht stehen. Mehrere müssen nach der Taufe wegen starker Zuckungen von drei bis vier Männern aus dem Taufbecken getragen werden.

Dazu kommt die Tatsache, daß täglich Menschen nach empfangener Handauflegung nach hinten umfallen. Wenn zu biblischen Zeiten Gläubige Gott begegneten, fielen sie immer auf ihr Angesicht. Neben mir sitzt eine Pastorenfrau aus New Mexico. Sie erzählt mir, daß am Abend zuvor ohne Handauflegung für sie gebetet wurde. Plötzlich sei sie von einer Kraft zu Boden geworfen worden.

In weiten Teilen der Christenheit hat man sich inzwischen an solche Phänomene gewöhnt. Im pfingstlich-charismatischem Umfeld werden sie gar als äußere Zeichen einer besonderen Geistwirkung gewertet. Fragt man nach der biblischen Legitimation, so werden die Erscheinungen meistens mit umstrittenen Bibelstellen des Alten Testaments begründet (z.B. Saul in Verzückung - 1Sam 10, etc.). Ich sehe darin schwärmerische Einflüsse, die nichts mit Gottes Geist zu tun haben.

Abschließende Beurteilung

Von Pensacola gehen ambivalente Signale aus. Ohne Zweifel ist dort ein gewisses Wirken Gottes zu verzeichnen. Menschen werden errettet, weil Buße und Glaube in er-staunlicher Klarheit gepredigt wird. Berücksichtigt man aber den Nährboden und nimmt man all die fragwürdigen und unbiblischen Phänomene hinzu, so wird man sehr nachdenklich. Ich persönlich vermag in Pensacola keine echte, von Gott gewirkte Erweckung zu sehen, selbst wenn sich das der Veranstalter noch so sehr wünscht. Nach meinem Eindruck hat man "Revival" herbeigeredet. Der Wunsch war Vater des Gedankens. Es ist mir fast unerklärlich, wie ein so kluger und begabter Mann wie Wolfram Kopfermann zu einer solch fatalen Fehleinschätzung kommen konnte (vgl. idea Spektrum Nr. 9 vom 26.2.97).

Wieviel Erscheinungen geistlicher, psychologischer, seelisch-fleischlicher Natur sind oder gar von einem falschen Geist herrühren, vermag ich nicht zu sagen. Gott allein weiß es. Er ist der Herzenskenner. Er wird es zu seiner Zeit offenbar machen. Aber bis dahin wird sich der pseudocharismatische Wallfahrtsrummel steigern; und damit verknüpft die falsche Sicht, daß man an bestimmten Orten durch bestimmte Leute schlagartig mehr Vollmacht bekommen könne. Schon bieten Kopfermann und Bially eine "Erweckungs-Studienreise" zur Pastorenkonferenz in Pensacola an, wo man via Handauflegung im Schnellverfahren zum geisterfüllten, kraftstrotzenden Christen avancieren kann. Auf der Strecke bleiben wird die gesunde biblische Sicht vom kontinuierlichen Wachstum der Frucht des Geistes durch regelmäßiges Schriftstudium, Gebet und Bewährung in anvertrauten Aufgaben.

Aber nicht nur das. Offensichtlich versuchen namhafte deutsche Charismatiker ganz bewußt, einen Zusammenhang zwischen dem Ausbruch der sogenannten Pfingstbewegung 1906 in der Azusa-Straße von Los Angeles und den Vorgängen in Pensacola herzustellen. Damals war die "Erweckung" von der amerikanischen Westküste über Norwegen nach Hamburg und Kassel ge-kommen. Gerhard Bially nennt das 7. Kapitel seines Pensacola-Buches Eine neue "Azusa Street".'4 Die ebenfalls von Bially herausgegebene Zeitschrift Charisma titelte "Vom Feuer erfaßt: Wolfram Kopfermann und die Anskar-Kirche".15 Auch Walter Heidenreich hat inzwischen die Brownsville-Gemeinde besucht und einen uneingeschränkt positiven Bericht darüber geschrieben." Bei aller Anerkennung der guten Früchte, die in Pensacola zu sehen sind, muß doch wegen der unbiblischen Vermischung mit eindeutig schwarmgeistigen Elementen laut und vernehmlich gewarnt werden (2Tim 3,10-4,8; 1Petr 4,7).

"Vitaminmangel" in der Gemeinde Jesu?

Eines noch. Ich bin davon überzeugt, daß jedes Aufkommen einer fragwürdigen oder falschen Strömung auf "Vitaminmangel" in der Gemeinde Jesu zurückzuführen ist. Was fehlt dem Leib Christi? Fehlt nicht weithin das Erschrecken vor Gottes Heiligkeit, Buße über Lauheit und Kompromisse mit der Sünde, klare Abgrenzung zum materialistischen Lebensstil, verbunden mit inniger Liebe zu Christus? Fehlt nicht weithin ein authentisches Christentum in der Kraft des Heiligen Geistes? Fehlen nicht geisterfüllte Gläubige und biblisch ausgerichtete Gemeinden? In christlichen Häusern werden heute teilweise Dinge akzeptiert, derer sich unsere ungläubigen Großeltern vor zwei Generationen noch geschämt hätten. Bevor wir den Aufbruch von Pensacola eilfertig abhaken, sollten wir es als eine Anfrage an unser eigenes geistliches Leben sehen und an das geistliche Leben unserer Gemeinden.

Diese Stellungnahme wurde auch ins Englische übersetzt und kann unter folgender Anschrift kostenlos bezogen werden:

Biblischer Gemeinde-Dienst Edisonstr. 14

D-68309 Mannheim

Fax: 0621 / 4962-225

eMail: Flock KFG@ T-Online.de

 

 

 

Nachtext

Quellenangaben

Conroy, Michael: Why Pensacola, Gemein

deinternes Flugblatt, Brownsville Assembly of God, Pensacola

Assemblies of God - Who we are and what we believe, Gospel Publishing House,

Springfield, Missouri 1983, S. 19-22

vgl. Hollenweger, Walter: Enthusiastisches Christentum, Theol. Verlag Brockhaus,

Wupp. 1969, S.15

Conroy, Michael: Why Pensacola, Gemeindeinternes Flugblatt, Pensacola, Florida

DAWN Freitags-Fax, Ausgabe 08/97 vom 28.2.97

' Http://www.brownsvilie-revivaLorg vom 28.1.98

2 Zeitschrift "Charisma", Düsseldorf, Nr. 100, S.1-6

' Zeitschrift "factum", CH-Berneck, Nr. 9/97, S.21

Bially, Gerhard: Wenn Warten sich lohnt -Erweckung in Pensacola, Asaph Verlag, Lüdenscheid 1997, 5.123ff

1" Zeitschrift "Charisma", Düsseldorf, Nr. 102, 5.1 -2

I" Heidenreich, Walter: Erweckung in Pensacola, Protektion 1, Wiesbaden 1997