Zeitschrift-Artikel: LESER FRAGEN "Kommt eine weltweite Erweckung vor dem Jahr 2000?"

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Titel: LESER FRAGEN "Kommt eine weltweite Erweckung vor dem Jahr 2000?"
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Titel

LESER FRAGEN "Kommt eine weltweite Erweckung vor dem Jahr 2000?"

Vortext

Text

Frage:

"Mich interessiert, wie Sie das Fasten- und Gebetserweckungsbuch von BW Bright beurteilen. Er prophezeit darin eine weltweite Erweckung, die vor dem Jahr 2000 in LISA ausbrechen soll, weil dort 2 Millionen US-Amerikaner 40 Tage ununterbrochen dafür fasten." (B.P. in Friedrichshafen)

Antwort:

Das Buch von Bill Bright "Die kommende Erweckung - Ein Aufruf zu ernsthaftem Gebet und Fasten" wurde im vergangenen Jahr als EXPLO 1997-Sonderausgabe von Campus für Christus in Zürich aufgelegt und kostenlos verbreitet. (In leicht veränderter Form, mit einem Vorwort von Horst Marquardt, wurde dieses Buch in Deutschland unter dem Titel "Gottes Handeln er-warten" von Campus zu einem Preis von DM 19,95 herausgegeben).

Bereits die ersten und die letzten Seiten dieses Buches sprechen Bände: Im Vorwort (Seite 5 und 6) wird diese Schrift von bekannten Evangelikalen und Charismatikern wie R. Winter, Ch. Colson, R. Philipps, 1-1. Marquardt usw. als "eines der offensten, ehrlichsten und gleichzeitig ernsthaftesten Bücher, die Sie je in Händen haben werden" gelobt und empfohlen.

Auf den letzten Seiten werden die Verdienste Bill Brights aufgezählt und mit einem Bild auf der Umschlagseite gekrönt, auf dem der Verfasser im Mai 1996 von Prinz Philip den "Templeton-Preis" überreicht bekommt (1,1 Mio Dollar), die "höchstdotierte Ehrung, die an lebende Personen vergeben wird".

Dieser Preis wurde von dem Bankier John M. Templeton gestiftet, der laut TOPIC 12/97 als einer der "aktivsten Vor-bereiter der Welteinheitsreligion" gilt und "in einem seiner Bücher seine antichristliche und vom Okkultismus geprägte Sehweise" offenbart. Neun Juroren, welche die Weltreligionen repräsentieren, bestimmen den jährlichen Preisträger, zu denen in der Vergangenheit u.a. Mutter Teresa, ein japanischer Buddhist, Rabbi Jakobovits, ein Moslem, Carl Fr. von Weizsäcker und Billy Graham gehörten.

In seiner Dankesrede, die Bill Bright in einer katholischen Kirche in Rom vor höchsten Vertretern des Vatikan hielt, lob te er den Templeton-Preis, weil er die "spirituelle Dimension" im Leben unterstreiche.

Zwischen dem Vor- und Nachwort berichtet Bill Bright von seinen Erfahrungen, die er mit einem 40tägigen Fasten gemacht hat, wozu ihn Gott im Jahr 1964 berufen habe (S. 15). Obwohl jeder Bibelleser sich erinnert, daß der Herr seinen Jüngern in Matth. 6,16-18 befohlen hat, im Verborgenen zu fasten, hängt Bright sein Fasten an die große Glocke und macht es in Form dieses Buches weltweit bekannt.

Die Tatsache an sich könnte man als Schwäche oder Ausrutscher bezeichnen, wenn der Au-tor darin nicht seine angeblichen Gottesoffenbarungen publiziert hätte:

"Nach drei Wochen Fasten erhielt ich eines Morgens von Gott die Gewißheit, daß er Amerika mit seiner verändernden Kraft aufsuchen werde ... Seine Botschaft an mich an diesem Morgen war unmißverständlich und klar. ich wollte meine Begeisterung mit meiner Frau Vonette teilen. Deshalb erhob ich mich von meinen Knien und erzählte ihr, was der Heilige Geist mir gesagt hatte. >Amerika und weite Teile der Welt werden vor Ende des Jahres 2000 eine große geistliche Erneuerung erleben? sprudelte es aus mir heraus. >Und diese Erneuerung wird die größte geistliche Ernte in der Kirchegeschichte hervorrufen..(" (5. 18)

Einige Seiten weiter kann man lesen:

"Dann spürte ich, wie er mir sagte: >Mein Volk hat eine der wichtigsten Übungen des christlichen Lebens vergessen, den Schlüssel für Erweckung.< Und ich wußte, daß er Fasten und Beten meinte ... Als Antwort auf meine Frage, wie ich andere überzeugen sollte zu fasten, machte der Heilige Geist mir klar, daß das seine Verantwortung war und nicht meine. Und, was noch viel verwunderlicher war: er selbst würde die zwei Millionen Menschen dazu bringen, 40 Tage zu fasten, und ihnen den Wunsch und die Fähigkeit dazu geben."

Ganz sicher ist Fasten und Beten ein sehr vernachlässigtes Thema unter Christen und natürlich schreibt Bill Bright auch eine Menge Nützliches und Bedenkenswertes darüber. Aber die Tendenz dieses Buches zeigt, daß der Gründer und Leiter von Campus für Christus sich außer-biblischen Offenbarungen geöffnet hat und sich deutlich dazu bekennt.

Im Gleichschritt mit zahlreichen falschen Propheten unserer Tage prophezeit er eine globale Erweckung, die sich - wie ich überzeugt bin - für jeden, der noch mit einem Auge klar sehen kann, als allgemeiner, großer Abfall vom biblischen Christentum offenbaren wird, wie er in den Briefen des NT deutlich vorhergesagt wird.

Nach all dem wundert man sich dann auch nicht mehr sonderlich, wenn der Autor einerseits von sich behauptet: "Ich habe in allen 51 Jahren nicht einmal je in Betracht gezogen, irgendwo theologische Kompromisse zu machen" (5. 90), sich andererseits aber mit einem Charismatiker wie Pat Robertson solidarisiert und folgende Worte von ihm zitiert:

"Gott besucht diese Erde. ich habe nie eine solche Reaktion auf das Evangelium erlebt, wie in diesen Tagen." (5. 80)

Wenn schließlich dann noch auf Seite 99 als Literaturhinwies auf einen falschen Propheten wie Rick Joyner hingewiesen wird, dann bekommt man Angst um sich selbst und denkt an Prediger 4,13.

"Besser ein Junge, arm aber weise, als ein König, alt aber töricht, der es nicht versteht, sich warnen zu lassen."

Bill Bright ist vielen Menschen weltweit durch seinen persönlichen Dienst, seine Publikationen und durch sein Missionswerk ein Wegweiser zu Christus gewesen. Ich kenne eine Anzahl Brüder und Schwestern, die als Studenten durch Campus für Christus zum Glauben gekommen sind. Sein Eifer und Einsatz, das Evangelium in die hintersten Winkel der Erde zu bringen beschämt mich und ich habe große Achtung davor. Aber wenn dieses Buch die heutige Tendenz und Zielrichtung seines Dienstes und von Campus für Christus andeutet, dann kann man nur große Sorge um jeden haben, der sich im Einflußbereich dieser Bewegung befindet.

Die Sorge festigt sich, wenn man bedenkt, wer auf der von Campus für Christus veranstalteten EXPLO 1997 am Ende des letzten Jahres zu den ca. 10.000 meist jugendlichen Teilnehmern gesprochen hat: Neben Bill Bright und einigen bekannten evangelikalen und charismatischen Rednern auch der "Beichtvater" des Papstes, Pater Rainiero Cantalamessa, Weihbischof Martin Gächter und der Leiter der katholischen Erneuerung in der Schweiz, Urban Camenzind-Herzog, der dem ehemaligen Priester Gregor Dalliard bei seiner Exkommunikation beschuldigt hatte, die "Sünde wider den Heiligen Geist" begangen zu haben, weil er sich von der Marienverehrung distanziert hatte.

Fazit: Dieses Buch dokumentiert die Marschrichtung einflußreicher Evangelikaler, die - sicher mit guten Motiven und vielleicht unbewußt - mithelfen, das wahr zu machen, was sich der Papst für den 25.12.2000 vorgenommen hat: Zum angeblich 2000. Geburtstag unseres Herrn eine geeinte Christenheit und eine christliche Welt als "Geschenk" zu präsentieren.

Vielleicht wäre es besser gewesen, Bill Bright hätte nach 20 Tagen sein Fasten abgebrochen.

 

Wir brauchen Salz, denn "die Christenheit" ist:

die Fäulnis des Christentums, "eine christliche Welt" ist:

der Abfall vom Christentum.

Seren Kierkegaard

Nachtext

Quellenangaben