Zeitschrift-Artikel: Was für eine Wildnis!

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Titel: Was für eine Wildnis!
Typ: Artikel
Autor: John Newton
Autor (Anmerkung): (1785-1807)

online gelesen: 1236

Titel

Was für eine Wildnis!

Vortext

Text

Was für eine arme, unsichere, sterbende Welt! Was für eine Wildnis! Wie dunkel, wie verödet ohne das Licht des Evangeliums, ohne das Wissen von Jesus! Weil wir uns in einem Zustand der Verzauberung befinden, erscheint uns das in unserem natürlichen Zustand jedoch anders – wir werden wie von einer magischen Laterne mit einer glanzvollen Täuschung geblendet! Es ist ein großes Erbarmen, wenn wir die Täuschung rechtzeitig erkennen; und obwohl unsere heiteren Träume dann einer Realität weichen, die uns anwidert und schockiert, so sehen wir doch eine Straße durch die Öde, einen mächtigen Beschützer und einen unfehlbaren Führer an unserer Hand um uns hindurchzuleiten. Es ist uns möglich, in der Ferne hinter den Grenzen der Wildnis, ein besseres Land wahrzunehmen, wo wir zur Ruhe kommen und zu Hause sein werden. Was haben dann die Schwierigkeiten, denen wir unterwegs begegnen, für eine Bedeutung? Die Erinnerung an sie wird nur bleiben um unser Empfinden der Liebe, Fürsorge und Macht unseres Retters und Führers zu verstärken. O wie werden wir ihn dann bewundern, anbeten und preisen, wenn er sich herablässt um uns die Schönheit, Angemessenheit und Harmonie aller seiner Verordnungen uns gegenüber zu offenbaren und uns eine klare Rückschau auf alle Wege und Wendungen unserer Pilgerreise zu geben! Bis dahin ist die beste Methode, unseren Stand zu zieren und Frieden in unseren Seelen zu genießen, ihm einfach zu vertrauen und uns und alles was wir haben ihm und seiner Leitung völlig zu übergeben. Indem wir unsere Lasten auf ihn werfen, wird unser Geist leicht und heiter; wir werden befreit von tausend Ängsten und Unruhen, die für unseren Verstand mühselig und die - im Hinblick auf Ereignisse – unnötig, ja nutzlos für uns sind. Aber obwohl es leicht ist, über dieses Vertrauen zu sprechen und es nach unserem Urteil auch absolut richtig und vernünftig ist, erweist sich das tatsächliche Vollbringen nicht als Kleinigkeit. Dem Herrn zu vertrauen – nicht nur dann und wann, nicht an einem Tag sich ihm übergeben und am nächsten schon wieder einen Rückzieher machen, sondern in der Übergabe zu verharren und ständig vertrauend durch alle Veränderungen, die uns begegnen, hindurchgehen, in dem Wissen, dass seine Liebe, seine Absichten und seine Versprechen keinen Änderungen unterworfen sind. Wahrscheinlich ist niemand von einigen kraftlosen Momenten befreit. Aber ich glaube, dass wir – aufgrund der Verheißung – die Kraft zu einem ordentlichen Maß an dauerhaftem Vertrauen und der Fähigkeit, ruhig im Schatten seiner Flügel zu leben, erwarten dürfen – wenn wir sie durch anhaltendes Gebet suchen. Wenn nicht auf einmal in einem Augenblick, dann aber doch durch allmähliches Zunehmen. Möge dies unsere Erfahrung sein.

Nachtext

Quellenangaben

Selected Letters of John Newton, S. 225.226; Banner of Truth Trust, Edinburgh, 2011; Original aus Cardiphonia, 1781; Übersetztung: Christoph Grunwald