Zeitschrift-Artikel: Echt cool!

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Titel: Echt cool!
Typ: Artikel
Autor: Klaus Fockert
Autor (Anmerkung):

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Titel

Echt cool!

Vortext

Der lutherische Sprengel Osttriesland gibt sich echt cool. Seinen Jugendtag in Spetzerfehn stellte er unter das Motto: „E-Fun-gelium pur!" Jedem Angehörigen der Spaß-Generation ist natürlich klar, worauf das abzielt: die gute, alte Kirche will ihre Fan-Gemeinde vergrößern – schrill herausgeputzt wie ein Disco-Wagen auf der Love-Parade. Das Zweit-Motto könnte lauten: „Fit for fun, fit for Jesus“! Ob das die alten Evangelisten gut fänden, wenn sie plötzlich die Gelegenheit bekämen, sich als zeitgeistig Wiedergeborene unter das junge Volk zu mischen? Matthäus, Markus und Lukas mutierten zu „E-fun-gelisten" und hießen fortan Matthew, Marky und Lucky-Luke. Ihre damalige, etwas schwerfällige Prosa, die heutzutage kein Raver mehr versteht, müssten sie natürlich kräftig umschreiben und kürzen – auf „Fun“ trimmen, gewissermaßen. Sie könnten auch als rappende Boygroup auftreten und ihr „E-Fun-gelium" im Sprechgesang verkünden. Das käme tierisch gut an. Ab in die Charts! In Spetzerfehn wird es auch eine „Christothek" geben. Vermutlich bringt dort statt eines Discjockeys ein Christjockey die Bässe zum Dröhnen. Die Kirche lässt sich also was einfallen, um die junge Generation bei der Stange zu halten – eine postmoderne Reformation, aber anders als bei Luther. Der nagelte seine Thesen noch an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Heute wäre das Sachbeschädigung. Für so was hat man nun den „Internet-Chatroom“. Vielleicht gibt es in Spetzerfehn auch jenen Aufkleber den eine Kollegin kürzlich an einer Autoheckscheibe entdeckte: „Der kostenlose Draht zum Himmel – das G-Netz.“ Sie wissen nicht, was „G“ bedeutet? Nun, ist doch ganz einfach: „G“ steht für Gebet. Klingt zunächst altmodisch, ist aber im Grunde schon wieder modern – oder hip ... Vermutlich wird dieses „G-Netz“ mal die „e-fun-gelische" Konkurrenz zum world-wide-web. Wegen Überlastung sind dann aber nur noch Stoßgebete möglich. Zu viel Fun. Absturzgefahr. Echt cool! Klaus Fockert

Text

Vor einiger Zeit erschien obige Kolumne in der EMDER ZEITUNG. Klaus Fackert, stellvertretender Chefredakteur, beschreibt jede Woche ein aktuelles Thema im Satire-Stil. Als ich sie erstmals las, musste ich zunächst schmunzeln, wie treffend der Verfasser die Dinge auf den Punkt gebracht hat. Doch musste ich mich fragen, ob zur Verbreitung des Evangeliums alle Mittel recht sind? Es wird schon sehr viel Kreativität von uns Gläubigen abverlangt, um die Botschaft vom Kreuz effizent und effektiv weiterzutragen. Sein Wort gibt uns ausreichend Anschauungsunterricht, wie z. B. unser Herr, Jesus Christus, seine Jünger, ein Apostel Paulus, ein Barnabas usw. das Evangelium weitergetragen haben. Sie waren durchaus kreativ, hatten eine angemessene Me- thodik und waren dabei außerordent- lich erfolgreich. Was war ihr Erfolgsrezept? Zunächst sind sie alle von ihrem Herrn ins Licht gestellt worden und mussten erkennen, wie z. B. Petrus es treffend sagte: „Ich bin ein sündiger Mensch!“ Ein zerbrochenes Herz und eine brennende Liebe zu unserem Erretter und den Verlorenen sind die Voraussetzungen zu einem erfolgreichen und segensreichen Dienst. Martin Luther prägte den Satz: „Man muss den Leuten aufs Maul schauen!“ Menschen in ihrer jeweiligen Situation das passende Wort sagen zu können, ist entscheidend. Das geschieht nicht durch völlige Anpassung an den Zeitgeist oder die neuesten Trends und Mode-Erscheinungen, sondern durch eine durch Gott geprägte Haltung, die auf unseren Herrn Jesus Christus hinweist. Lassen wir uns von der Liebe Christi anstecken. Dann werden wir Möglichkeiten aufgezeigt bekommen, welche Menschen wir ansprechen sollen und wie wir sie erreichen können. Aber achten wir darauf, das sein Wort und unser Herr nicht ins lächerliche herabgezogen werden. Und fragen wir uns, in wie weit wir uns dem System „Welt“ angepasst haben und somit keine Kraft mehr besitzen, gegen solche Strömungen eine klare Stellung zu beziehen. Um von dem gesellschaftlichen Gefälle nicht mitgerissen zu werden, muss man „echt cool" sein.

Nachtext

Quellenangaben