Zeitschrift-Artikel: Hast du auch STEINE auf deinem Weg?

Zeitschrift: 100 (zur Zeitschrift)
Titel: Hast du auch STEINE auf deinem Weg?
Typ: Artikel
Autor: Paul Humburg
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1356

Titel

Hast du auch STEINE auf deinem Weg?

Vortext

„Und der Herr sprach zu Abram, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte: Erhebe doch deine Augen und schaue von dem Ort, wo du bist, nach Norden und nach Süden, nach Osten und nach Westen. Denn das ganze Land, das du siehst, dir will

Text

Das sind Stunden des tiefsten Glücks für einen Pilger Gottes, wenn er sich hat verachten und verlachen lassen müssen, wenn er um des Unsichtbaren willen auf manches Sichtbare verzichtet hat und sein Herz in der Einsamkeit verzagen will: da spricht der Herr mit ihm, da teilt er sich mit und lässt ihn seine Gemeinschaft genießen. Da steigen aus der Stille die Lobgesänge empor: er ist mein und ich bin sein! Lot nahm sich, was er wünschte, und es zerrann ihm danach alles unter den Händen. Zu Abram sprach der Herr: „Erhebe doch deine Augen ... das ganze Land, das du siehst, dir will ich es geben.“ Gerade in jener Stunde, als er, von Lots Knechten heimlich verlacht, nicht zugreifen wollte, da wurde Kanaan „das gelobte Land“. Es ist ein ganz anderes Ding, ob wir uns etwas aneignen nach unserem selbstsüchtigen Wunsch und unserer Begierde, oder ob Gott uns etwas zuspricht als seine Gabe. Ich habe sie gesehen, die Männer, die dem Herrn vertrauen, und die mitten im Geschäftsleben, beim Fallen und Steigen der Konjunktur, im Drängen des Angebots, beim Locken des Gewinns, innerlich die Hände falten und fragten: „Herr, darf ich, soll ich zugreifen?“ Die Kinder dieser Welt können und mögen nehmen, was sie und wie sie es nur irgend ergreifen können. Gottes Kinder können sich nur freuen über das, was Gott ihnen schenkt. Und wie ging dieser Weg für Abram aus? Abram zog nach Mamre und „baute dort dem Herrn einen Altar“. Auf den Höhen bei Hebron war nicht so gute Weide, nicht so viel Gras, wie in den Tälern der Jordan-Aue. Aber viele Steine waren da. Und die Steine auf den Weiden waren Abrams Ärger, waren die Not in seinem Beruf und Geschäft. Denn er brauchte Gras für seine großen Herden, viel Gras. Was machte Abram mit den Steinen? Er nahm die Steine und baute daraus einen Altar. Hast du auch Steine auf deinem Weg, Schwierigkeiten im Beruf, hast du Ärger und Verdruss? Komm, mach dich nicht müde, zerreibe deine Kraft nicht im Murren und im Kampf gegen die Steine. Nimm die Nöte, die Schwierigkeiten deines Lebens, trage sie hin vor Gottes Angesicht und baue daraus dem Herrn einen Altar und opfere deinen Willen, dich selbst darauf und sprich es nach, was du so oft gesungen hast: „Da liegt mein eigner Wille, den geb ? ich in den Tod, auf das mich ganz erfülle dein Wille, Herr, mein Gott.“ Bau einen Altar, danke dem Herrn, wie Abram ihm dankte. Als zum ersten Mal nach jener Scheidung von Lot die Rauchwolke eines Opfers emporstieg von dem Altar, den Abram gebaut hatte von den Steinen bei Hebron, da brach wohl sein Herz in einen Lobgesang aus, wie ihn später einmal der Psalmist gesungen hat: „Alle meine Quellen, Herr, sind in dir.“ Abram hatte den Herrn. Er hatte reiche Quellen, auch auf dem „untersten Weg“ – ja gerade auf dem „untersten Weg“. Mein Friede strömt nicht aus der Harmonie meiner Seele, meine Freude strömt nicht aus der Fülle meiner Güter – ich muss um Jesu willen oft entsagen und auf vieles verzichten. Mein Friede und meine Freude strömen aus anderen Quellen. Seid ich ihn gefunden habe, den Heiland meiner Seele, führt er mich den Weg des Sterbens. Aber da ist er mir ein und alles geworden. Da – auf dem „untersten Weg“ – da habe ich singen gelernt: „Alle meine Quellen, Herr, sind in dir.“ Der unterste Weg, den Abram um Gottes willen ging, endet im Lobgesang an Gottes ewigen Quellen.

Nachtext

Quellenangaben

Aus: Paul Humburg „Allerlei Reichtum“, leicht gekürzt.