Zeitschrift: 100 (zur Zeitschrift) Titel: Vergebung für Johannes Calvin? Nachtrag und Ergänzung eines Lesers Typ: Artikel Autor: Autor (Anmerkung): Zu f+t Nr. 99; S. 8-10 online gelesen: 1624 |
|
Titel |
|
Vergebung für Johannes Calvin? Nachtrag und Ergänzung eines Lesers |
|
Vortext |
|
Text |
|
Zum obengenannten Artikel schrieb uns Pfarrer Reinhard Möller aus Aesch (Schweiz) einen interessanten Leserbrief, der neues Licht auf die Hinrichtung Michael Servets wirft. Wir zitieren hier auszugsweise aus diesem Brief: „Nach dem Schuldspruch des Rats der Stadt Genf (an dem Calvin gar nicht beteiligt war, weil das Sache der Stadtregierung, nicht aber der reformierten Kirche war) hat Johannes Calvin bis zuletzt versucht zu bewirken, dass Servetus nicht verbrannt werden sollte. So schreibt der Reformator noch am 26. Oktober 1553 an den Reformator Farel in Neuchatel: „Doch erfolgte ohne Diskussion die Verurteilung. Morgen wird er zur Hinrichtung geführt. Die Art der Todesstrafe suchten wir zu ändern, doch umsonst. Weshalb wir nichts erreichten, das verschieb ich aufs mündliche Erzählen...“ Der französische Theologe und Calvin-Biograph J. Cadier zitiert in seiner Biographie „Calvin. Der Mann, den Gott bezwungen hat“ von Rilliet die Worte: „Die rechtlichen Gepflogenheiten von damals, an welche sich schon die Richter von Viennes gehalten haben, waren stärker als Calvins Bitte. Dennoch hat man immer ihm diesen Scheiterhaufen wie ein schweres Verbrechen vorgeworfen, obschon gerade er nicht wollte, dass man ihn errichte.“ Cadier schildert auch die Begegnung zwischen Servetus und Calvin kurz vor der Hinrichtung. Servetus bat Calvin um Vergebung, dieser gewährte sie ihm – verwies ihn aber zugleich auf die Notwendigkeit der Vergebung durch Jesus Christus. Vor seinem Tod seien die letzten Worte von Servetus – der Anti-Trinitarier und Pantheist war! – dann gewesen: „Sohn des ewigen Gottes, erbarme dich meiner!“ Manchem ist die Tatsache vielleicht unbekannt, dass Servetus schon einige Wochen vorher (1553) von der röm.-katholischen Inquisition zum Tod durch Verbrennen verurteilt worden war – aber dann gewissermaßen im letzten Moment aus dem Gefängnis geflohen war. So verbrannte man dann – mangels des Angeklagten – dessen Bildnis auf fünf Ballen Stroh in Viennes...“ Ohne Ihre Grundaussage irgendwie zu schmälern, sollte dieser Sachverhalt wieder einmal richtig gestellt werden, zumal einige Lexika weiterhin die alte Mär verbreiten, dass Johannes Calvin für die Verbrennung von Servetus verantwortlich sei. Da Ihnen an Sorgfalt gelegen ist, wie Leser immer wieder feststellen können, könnten Sie vielleicht im nächsten Heft eine historische Klärung anbringen – oder? Mit brüderlichem Gruß Pfarrer Reinhard Möller |
|
Nachtext |
|
Quellenangaben |
|