Zeitschrift-Artikel: Bücher, durch die ich gesegnet wurde

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Titel: Bücher, durch die ich gesegnet wurde
Typ: Artikel
Autor: Kurt Becker
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 2620

Titel

Bücher, durch die ich gesegnet wurde

Vortext

Text

Wenn Kaffee-Lieferanten Zeitungsartikel
veröffentlichen, in denen
zu lesen ist welch eine anregende
Wirkung Kaffee hat, wie wertvoll der
darin enthaltene Niacin-Gehalt ist,
und wie Kaffee die Konzentrationsfähigkeit
steigert, dann ist schnell
klar: Es geht um eine indirekte Werbekampagne.
Wenn fest & treu eine Themenreihe
„Bücher, durch die ich gesegnet
wurde“ publiziert, dann kann es
sein, dass einige Leser denken, diese
Beiträge seien dazu gedacht, den
Umsatz eines Buchhandels oder Verlages
zu fördern. Nun, ich weiß, dass
dem nicht so ist, obwohl ich auch
dafür gerne einen Artikel schreiben
würde, denn der Großteil meiner
Bibliothek sowie der Bücher, die ich
in meinem Leben weitergegeben habe, stammt
daher. Ich bin in all den Jahren immer wieder
dankbar gewesen für das kritische, nützliche
und wertvolle Sortiment, das hier ausgegraben,
gefördert oder selbst aufgelegt wurde. An dieser
Stelle möchte ich mich – und ich glaube auch
im Namen viele Leser – bei Euch allen einmal
herzlich dafür bedanken!
Doch geht es in dieser Themenreihe ja um
die Bücher selbst. Es geht darum, wie das Lesen
der Schrift und das Leben mit dem Herrn mittels
wertvoller Bücher gefördert werden kann.
Bücher durch die ich gesegnet wurde, das sind
Bücher, die mich näher zum Herrn gebracht und
mir die Schrift wertvoller gemacht haben!
„Vom Knast zur Kanzel“
Kurz nach meiner Bekehrung (ich hatte mich
zwei Jahre vorher für fünf Jahre als Söldner in
der französischen Fremdenlegion verpflichtet)
erhielt ich ein Buch, das mir entsprechende
Impulse gab, meine restliche Zeit dort sinnvoll zu
nutzen, wo ich mich gerade befand. Als Soldat
konnte ich damals nicht aussteigen, als Christ
kam eine Fahnenflucht nicht in Frage (Ps 15,4),
und meine veränderte Denk- und Lebensweise
als Christ sollte nicht von meinem Umfeld oder
meinen Umständen abhängig sein. Bei dem
Buch handelte es sich um den Lebensbericht
von Wolfgang Dyck, mit dem Titel: „Vom Knast
zur Kanzel“. Das scheinbare Paradox des Titels erinnerte mich natürlich an meine erst kurz
zurückliegende Umkehr, weil ich mich ja mindestens
ebenso weit von Gott entfernt sah wie
ein Knastbruder von einer Kanzel. Der zweite
Gedanke war sofort: Das Evangelium richtet sich
nicht an die Engel im Himmel sondern an die
Gauner auf Erden. Auch oder gerade an solche,
die ganz am Ende der Erde wohnen. Also warum
nicht jetzt schon, und warum nicht von dem
Ende der Erde, wo ich damals mit 800 Legionären
wohnte.
Weil die einen gut dastehen möchten und
die anderen nicht gut dastehen möchten,
schreibt kein Christ gerne über sich selbst. So ist
es immer hilfreich auch das zu lesen, was andere
über einen schreiben. Für mich war der Eifer
des Autors, gepaart mit der Ehrlichkeit, äußerst
motivierend, meinen Mund aufzutun bevor ich
einen „Heiligenschein“ erhalte. (Und das war
gut, sonst würde ich heute noch schweigen!)
Im Anhang dieses Buches ist zu lesen, dass
Hunderte stehen blieben, wenn Wolfgang Dyck
auf der Straße gepredigt hat, aber kein einziger
Fernstehender folgte der Einladung einer
Wuppertaler Gemeinde, die Wolfgang Dyck als
Redner für eine Evangelisation einlud. Als er
das mitbekam, adressierte er kurzerhand das
Wort an die versammelten Gläubigen dieser
Gemeinde und sprach über die Reformation Hiskias.
Jedoch nicht lange, denn was er sagte war
den Herrschaften wohl doch zu arg, sodass der
Pfarrer dieser Gemeinde ihm Redeverbot erteilte.
Wolfgang Dyck packte dann kurzerhand seine
Sachen zusammen und ging mit seinen Begleitern
in eines der berüchtigtsten Nachtlokale
Wuppertals, wo sie bis nach Mitternacht unter
Verbrechern, Homosexuellen, Prostituierten und
Zuhältern missionierten.
Ich bin dankbar für dieses Buch und die Motivation,
die es mir vermittelte. Als ich die Legion
verließ, konnte ich mich freuen, dass der Herr mir
während dieser Zeit ein halbes Dutzend Legionäre
zur Seite gestellt hatte, die Jesus Christus
ebenfalls ihr Leben anvertrauten. Und bis heute
hat er nicht aufgehört, weitere aus diesem Haufen
zu erretten.
Als ich vor zwei Jahren in der Kaserne auf
Besuch war, lernte ich einen der heute fünf
ranghöchsten Offiziere als Bruder kennen. Er hat
sich 2005 bekehrt und wurde in der Meeresbucht
von Calvi getauft. Gerne würde ich noch auf viele andere Bücher
hinweisen, durch die ich gesegnet wurde. Doch
anstatt einzelne Bücher anzuführen, möchte
ich ein ganz bestimmte Kategorie auswählen,
zusammenfassen und Mut machen danach zu
greifen und sie zu lesen. Es handelt sich dabei
um die Art von Büchern, die immer seltener in
den Bibliotheken der Christen stehen, obwohl
sie unglaubliche Schätze zum Verständnis der
Schrift enthalten und das Lesen mit einem überaus
großen Segen verbunden ist. Ich möchte sie
die „Philippus“-Edition nennen.
Die „Philippus“-Edition
Die Bücher, durch die ich gesegnet wurde,
könnte man zusammenfassend als „Philippus“-
Edition bezeichnen, denn Philippus war der
Mann im Neuen Testament, der sich nicht nur
darüber gefreut hat, dass jemand in den Heiligen
Schriften las, sondern ihm ging es vor allem
darum, dass der Lesende das Gelesene auch verstand.
Er war es, der den Mann aus der Fremde,
dem die Zeilen des Propheten Jesajas nicht nur
wegen der schlecht gefederten Achsen seines
Pferdewagens vor den Augen auf- und absprangen,
schließlich die erlösende Frage stellte:
„Verstehst du auch was du liest?“ (Apg 8,30) Die
Antwort war kurz und ehrlich: „Wie denn, wenn
mich niemand anleitet!“
Geht es uns nicht oft ähnlich, wenn wir
beginnen in der Bibel zu lesen? Doch anstatt uns
über die zu freuen, die der Herr begabt und seiner
weltweiten Gemeinde zu allen Zeiten immer
wieder geschenkt hat, um uns (auch mittels
Bücher) auf die Zusammenhänge und Bedeutungen
der Schrift hinzuweisen, runzeln wir die
Stirn und legen die Schrift beiseite.
Wir reisen heute mehr als damals und um ein
Vielfaches bequemer und entspannter als der
Kämmerer. Wir haben digitalisierte Bibeln und
elektronische Geräte mit Hintergrundbeleuchtung
zum Lesen derselben. Dank modernster
Technik und immer kleiner werdender Speicherund
Wiedergabegeräte können wir alle Bücher
der Bibel samt Erklärung überall wo wir gerade
sind abrufen oder abspielen, aber wir nutzen
diese Möglichkeit kaum.
Ich habe noch nie jemanden in kilometerlangen
Staus stehen sehen, der die Bibel mit
verdutztem Gesicht las, und dessen Augen dabei
verzweifelt nach einer Erklärung suchten. Dabei
wäre es wesentlich effektiver, im Stau „verstanden“
als nur gestanden zu haben! Wer aber das
Gelesene nicht versteht, hört bald auf zu lesen.
Bücher zum Abwinken
Nun treffe ich immer öfter gläubige Christen die
behaupten, sie hätten es nicht nötig Bücher von
Menschen zu lesen. Sie beziehen sich dabei auf Bibelstellen wie z.B. 1Joh 2,20.27: „Ihr habt die
Salbung von dem Heiligen und wisset alles …
ihr bedürfet nicht, dass euch jemand belehre …“
Diese Bibelstelle nimmt aber Bezug auf die
Lehre, nicht auf die Lehrer. Die Aussage ist hier:
Wir benötigen kein zusätzliches Wissen zu dem
was uns Gott in seinem Wort geschenkt hat.
Wohl aber bedürfen wir Lehrer, denn der Herr
hat solche der Gemeinde gegeben. „Und so hat
Gott etliche in der Gemeinde gesetzt … als Lehrer“
(1Kor 12,28; Eph 4,11).
Ein weiteres Argument, das vor allem gläubige
Lesemuffel gerne verwenden, lautet: „Und
außerdem lass dich warnen, mein Sohn! Des
vielen Büchermachens ist kein Ende, und viel
studieren ermüdet den Leib“ (Pred 12,12) Oder:
„Erkenntnis bläht auf“ (1Kor 8,1). Das letzte Zitat
ist aber unvollständig, denn es heißt weiter
„aber die Liebe erbaut“. Was also gesagt wird ist,
dass Wissen alleine keinen Wert hat, wenn keine
Anwendung stattfindet, und zwar in Liebe und
Achtung.
Und was das Zitat aus Prediger 12 betrifft,
so sind damit die unzähligen, angeblich weise
machenden Bücher dieser Welt gemeint, die
Salomo erst verschlungen, dann aber verworfen
hat, weil sie ihm bei den existenziellen Fragen
des Lebens nicht weiterhalfen („ich richtete
mein Herz darauf, die Weisheit zu befragen und
mich bei ihr zu erkundigen über alles, was unter
dem Himmel getan wird. Das ist eine leidige
Mühe … alles eitel und ein Haschen nach Wind“
Pred 1,13.14). In der Tat, es ist wirklich ermüdend all die zahlreichen Bücher zu lesen, die Gott ausgrenzen
und uns zu unserem Glück ohne Gott
verhelfen wollen.
Schade ist auch, dass viele meinen, Bücher,
die zum besseren Verständnis der Schrift beitragen
möchten, seien naturgemäß auch schwer
verständlich geschrieben. Als ob alles was mit
der Lehre der Bibel zusammenhängt kompliziert,
fragwürdig, und nicht mit letzter Gewissheit zu
behaupten sei. Doch wer die Bibel beim Wort
nimmt, der hat eigentlich mit den vielen Passagen,
die er versteht, mehr Mühe, als mit den
wenigen, die er noch nicht versteht.
Diese sollten jedenfalls niemals dazu führen,
dass wir aufhören die Bibel zu lesen, oder anfangen,
über ganze Kapitel und Bücher hinweg zu
lesen.
Die häufigste Frage des Herrn: „Habt ihr nicht gelesen?“
Wer die Evangelien aufmerksam liest und einmal
darauf achtet, welche Frage der Herr den Menschen
seiner Zeit am häufigsten gestellt hat,
wird feststellen, dass es die vorwurfsvolle Frage:
„Habt ihr nicht gelesen?“ war (z.B. Mt 12,3; 12,5;
19,4; 21,16; 21,42; 22,31).
Ein Software-Hersteller wirbt mit dem Slogan:
‚Lesen ist Out – Telefonieren ist In‘. Allein in
der BRD wurden in den letzten drei Jahren mehr
als 100 Millionen Handys verkauft, mit denen
im Jahr für rund 4 Milliarden € telefoniert wird.
Überall auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln,
bei persönlichen Besuchen oder Einkäufen
in Geschäften wird man – ohne es zu wollen
– Zeuge von Unterhaltungen, die immer wieder
eins bestätigen: Wir leben im Zeitalter der Kommunikation,
aber wir haben nicht wirklich etwas
zu sagen.
Telefonieren mag wohl „In“ sein, aber das,
was wir der Schrift – auch mit Hilfe von biblisch
fundierten, helfenden und erklärenden Büchern – entnehmen können, wird uns immer unvergleichbar
mehr bleibenden Nutzen bringen,
als die unzähligen pseudowissenschaftlichen
Weisungen des Prof. Dr. Dr. Plasma-Bildschirm,
und die zahlreichen selbstgestrickten Erfahrungen
und Antworten der psychologisierten
Coachs und Mentoren, die kreuz und quer durch
den Äther funken. Ganz zu schweigen von dem
milliardenschweren Müll der Esoterik, Engelsbücher,
Sterbeerlebnisse usw. Man neigt selbst
unter Christen heute mehr dazu, den Kaffeesatz
zu lesen als ein gutes Buch. Der Schaden, der
dadurch im persönlichen Leben entsteht, wird
meistens erst dann wahrgenommen, wenn es
leider schon sehr spät ist. Jemand hat einmal
treffend gesagt: Die Menschen glauben alles. Es
darf nur nicht in der Bibel stehen!
Doch Bibellesen ist unersetzlich – es macht
aber erst dann Sinn, wenn man versteht was man
liest und im Leben umsetzt was man verstanden
hat. Damit wir besser verstehen und zügiger
vorankommen, hat der Herr u.a. Lehrer befähigt,
die ihre Gabe einsetzen und der Gemeinde Gottes
damit dienen sollen. Ihre Schriftkenntnisse,
sowie ihre Hinweise und Erklärungen beschränken
sich nicht auf Vorträge, sondern wurden und
werden auch immer wieder schriftlich festgehalten
und als Bücher herausgegeben, um sie möglichst
vielen Gläubigen zugänglich zu machen.
Wer das Lesen solcher Bücher unterlässt, achtet
damit nicht wirklich, was der Herr uns in seiner
Gnade und Vorsorge gegeben hat (1Thess 5,20).
Zum Abschluss möchte ich eine kleine Auswahl
solcher Bücher bzw. Buchreihen nennen,
die zu meiner eigenen „Philippus“-Sammlung
gehören:
• Die fünf Bücher Mose (C.H. Mackintosh)
• Studien des AT (Warren W. Wiersbe)
• Kommentar zum NT (William McDonald)
• Was die Bibel lehrt (Kommentarreihe verschiedener
Autoren zu allen Büchern des NT)

Nachtext

Quellenangaben