Zeitschrift-Artikel: Leserbriefe

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Titel: Leserbriefe
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

Leserbriefe

Vortext

Text

Sehr geehrter Herr Bühne!

Da ich Ihrem Heft "F+ T" "Irrlehren der kath. Kirche" entnehme, daß Sie überhaupt nicht im Bilde sind, erlaube ich mir, Ihnen ein aufklären­des Buch zu empfehlen: "Das zweite vatikanische Konzil". Sie brauchen dann nicht mehr die Kirchenversammlungen von Trient (1547) und Florenz (1439) zu zitieren.

Die Blöße, die Sie sich mit solchen Zitaten geben, drückt aus, daß Sie und mit Ihnen noch viele "Pseudo-Pastoren" sich überhaupt nicht die Mühe geben, sich zu informieren, was heute in der kath. Kirche gilt! Mißstände gab es in der kath. Kirche, aber gerade von ihrer Größe her kann sie es sich leisten, Fehler zuzugeben. Das tat die Kirche immer, was mich sehr erstaunte, denn wo Menschen am Werk sind, gibt es immer und überall Fehler; nur Gott ist unfehlbar, und anscheinend Sie, Herr Bühne!

Da steht es mit den Freikirchen, Gemein­schaften und Sekten ganz anders. Diese können sich diese Offenheit und Ehrlichkeit nicht lei­sten. Wie schade!!!

Ich weiß, wovon ich rede. Vor ca. 10 Jahren sind wir als Familie aus der kath. Kirche ausgetreten. Bei Evangelikalen, Freikirchen
und Gemeinschaften haben wir "geschnuppert". Sehr viele Enttäuschungen, Mißstände, Auf­geblasenheit, Überheblichkeit, Lieblosigkeit, bis hin zum Futterneid haben uns die Augen geöffnet.

Seit dem 17.12.84 sind wir als Familie wieder offiziell in der kath. Kirche und fühlen uns so richtig daheim. Es brauchte Mut dazu: den hat­ten wir.

Hören Sie doch auf mit Ihren niederreißenden Kritiken. Sie wissen laut Bibel, daß Sie, Herr Bühne, über jedes Wort vor dem höchsten Richter Rechenschaft ablegen müssen. Sie selbst und Sie ganz allein entscheiden dann über Himmel und Hölle! (Als ich früher mal eine Version von Ihnen über die hl. Wandlung und hl. Kommunion las, kriegte ich eine Gänse­haut.)

Bitten Sie den Heiligen Geist, daß Er Ihnen statt des steinernen Herzens ein fleischernes Herz gebe, insofern Sie Ihn in Ihrer Über­heblichkeit nicht ablehnen. Ich kenne genug Pseudo-Pastoren in Ihren Kreisen, die das tun.

Ich hasse Sie keineswegs, aber Sie tun mir ehrlich leid ob ihrer Blindheit. Lassen Sie doch in Zukunft das Bücherschreiben und be­sinnen Sie sich mal auf sich selbst! Es könnte sein, daß Sie sich dann plötzlich in Frage stellen müßten!
Bitte, streichen Sie unseren Namen im Abo-Verzeichnis. Wir möchten "Fest und Treu" nicht mehr.

Wenn Sie genug Mut haben, können Sie diesen Brief abdrucken und im nächsten "F+T" er­scheinen lassen. Mein Mann und ich stehen ganz zu unserer Aussage. Übrigens ist mir aufgefallen, daß Sie keine Briefauszüge mehr drucken. Könnte es sein, daß zu viele Kritiken über Sie eingegangen sind?

Mit freundlichen Grüßen!
P.u.H. 1.H.


Liebe Frau...
 
ich danke Ihnen herzlich für Ihren Brief, den ich mit Interesse gelesen habe.

Da ich Ihr Schreiben für recht aufschlußreich halte, möchte ich von unserer Gewohnheit ab­weichen und in dieser "F+T"-Ausgabe Ihren Leserbrief und den eines ehemaligen röm.-kath. Theologen veröffentlichen.

Wenn wir in den letzten Ausgaben keine Leser­briefe abgedruckt haben, dann lag das daran, daß es schwer ist, aus der Fülle der Briefe einige von allgemeinem Interesse auszuwählen. Ein weiteres Problem besteht darin, daß wir -entgegen Ihrer Vermutung - recht selten nega­tive Zuschriften bekommen und von daher fast nur positive Briefe veröffentlichen könnten, was sicher von manchen Lesern falsch ver­standen würde.

Nun kurz zu Ihren Ausführungen:

Gerne wüßte ich, welches Dogma Ihrer Kirche nach dem Zweiten vatikanischen Konzil ver­worfen oder aufgelöst worden ist. Nach röm.­kath. Lehre können Dogmen wohl erläutert und ergänzt, aber nicht für ungültig oder über­holt erklärt werden. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir das Gegenteil an einem konkreten Beispiel beweisen könnten.

Daß Sie die Mißstände in der röm.-kath. Kirche als "Fehler" bezeichnen und Sie es zudem der Kirche als "Größe" anrechnen, daß sie es sich leisten kann, zu ihren Fehlern zu stehen, hat mich sehr ver­wundert.

Glauben Sie, daß die tausendfachen grausamen Morde, die im Namen Gottes von der röm.­kath. Kirche durchgeführt wurden, nichts weiter als "Fehler" sind, zu denen mon sich großzügig stellen kann? Man muß entweder sehr unwissend oder aber gewissenlos sein, wenn man solche Greuel bagatellisiert.

Bitte lesen Sie das Buch von Josef Chambon: "Der französische Protestantismus", um einen kleinen Eindruck von der Blutschuld Roms, allein in Frankreich, zu bekommen.

Hier ein Beispiel von vielen (es gibt weitaus schlimmere, wenn ich an die Bartholomäus­nacht usw. denke!):

"Die Anklage lautet auf gemeinsame Abend­mahlsfeier und Teilnahme an Bibelverlesun­gen in der Landessprache durch Leclerc. Allein vierzehn unter ihnen werden zum Feuertode verurteilt wegen "Ketzerei, ver­ruchter Gotteslästerung, Konventikelwesen und verbotener Versammlungen, Schisma und fehlbarer Handlungen."
Die zum Tode verurteilten Vierzehn, an ih­rer Spitze Leclerc und Mangin, verteilt man zunächst in verschiedene Klöster, wo sie widerrufen sollen - doch ohne jeden Erfolg. Dann schafft man sie wieder nach Meaux zur Hinrichtung. Auf dem Wege am Walde von Livry, im Dorfe Couberon läuft ihnen ein Weber nach und ruft ihnen zu: "Brüder denkt an Den, Der im Himmel ist", worauf die begleitenden Bogenschützen ihn packen und in den Karren der Delinquenten hin­einwerfen "pour leur grande consolation" -"was diese gar sehr tröstete".
Am nächsten Tag, dem 6. Oktober, werden sie dem Henker übergeben. Etienne Mangin schneidet man die Zunge ab, was ihn nicht hindert, laut zu rufen: "Der Name Gottes sei gepriesen!" Dann bindet man die Vier­zehn auf dem Marktplatz an vierzehn Pfähle, die im Kreise aufgestellt sind, so daß sie einander in die Augen sehen und einander ermutigen können, Gott mit lauter Stimme lobend bis zum letzten Seufzer, während das Wutgeschrei des aufgehetzten Pöbels sich an den alten Häusern bricht und das "Salve Regina Coeli" der rasenden Priester sich mit dem Prasseln der brennenden Holzstöße tosend vermählt.
Am Tage darauf erscheint Picard, der als eine Säule der Sorbonne geachtet wird, mit einer prunkvollen Prozession auf dem Marktplatze, wo die Scheiterhaufenreste noch schwelen, und hält unter einem Bal­dachin die abschließende Festpredigt zur Feier des vollzogenen Gerichtes; doch klingt eine heimliche Unsicherheit durch seine Worte, als er die nun erstickte Botschaft von der Heilsnotwendigkeit der Gnade durch das schauerliche Wort ersetzt, daß der Glaube an die ewige Verdammnis der le­bendig verbrannten Vierzehn Bedingung der Seligkeit sei - ja, daß man auch einem Engel vom Himmel widersprechen müsse, wenn er das Gegenteil sage. Denn "Gott ist nicht Gott, wenn Er jene nicht auf ewig verwirft!"

Bedenken Sie bitte, daß Sie einer Religi­onsgemeinschaft angehören, die bis heute keine Buße über die ungezählten Hinrich­tungen treuer Männer Gottes getan hat und von der die Bibel sagt, daß sie "trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu ist" (Offb. 17,6).

Ich weiß sehr wohl, daß ich vor dem Rich­terstuhl Christi für meine Worte und Taten zur Rechenschaft gezogen werde, und wenn ich nicht wüßte, daß der Richter auch gleichzeitig mein Heiland ist, müßte ich verzweifeln. Was allerdings meine Äuße­rungen über die Irrlehren der röm.-kath. Kirche betrifft, habe ich ein gutes Ge­wissen, es sei denn, daß ich in meiner Beurteilung noch zu milde und vorsichtig gewesen bin.

Daß Sie bei den "Evangelikalen" derartige Mißstände angetroffen haben, hat mich sehr traurig gemacht. Ich kann Ihre Ent‑
täuschung gut nachempfinden, und wir werden uns für die aufgezählten Sünden vor Gott zu verantworten haben. Dennoch wäre es besser gewesen, Sie hätten weiter nach demütigen, treuen Christen gesucht, die es schließlich auch in Österreich gibt, oder hätten sich keiner offiziellen Gemeinschaft angeschlossen. Nun fühlen Sie sich in einer Religionsge­meinschaft "so richtig daheim", die in
Gottes Augen - davon bin ich felsenfest überzeugt! - eine "Behausung von Dämo­nen und ein Gewahrsam jedes unreinen Geistes" (Offb. 18,2) ist.

Mit Ihrem Aufruf, mein Bücherschreiben zu beenden, stehen Sie eigenartigerweise nicht alleine. Ich will mich da gerne prüfen, denn es ist bestimmt richtig, jeden Dienst für den Herrn in der Stille vor Ihm zu prüfen, damit wir nicht Opfer einer falschen Selbsteinschätzung wer­den und das Urteil von Offb. 3,17-18 auf uns zutrifft

Vielleicht darf ich noch richtigstellen, daß ich weder "Pastor" noch "Pseudo­pastor" bin, sondern schlicht und ein­fach ein Kind Gottes, "Priester" aus Gottes Gnaden sein darf (1. Petr. 2,5; Offb. 1,6).

Ich wünsche Ihnen von Herzen, daß Gott Ihnen durch Sein Wort etwas von der Größe und Herrlichkeit des Herrn Jesus und Seines Opfers auf Golgatha offen­bart, damit Sie einen untrüglichen Maß­stab für alle Lehren und Praktiken der röm.-kath. Kirche bekommen.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr
W.B.

Nachtext

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