"Dies ist das erste Buch, das sich kritisch und vorurteilsfrei mit den Charismatikern auseinandersetzt."
So lautet der anspruchsvolle Werbetext für dieses Buch, das sich tatsächlich kritisch vor allem mit der "Geistlichen Gemeinde-Erneuerung" in Deutschland beschäftigt und sehr interessante Praktiken, Hintergründe und Querverbindungen aufdeckt.
Ob das Buch allerdings vorurteilsfrei geschrieben wurde, bezweifle ich stark. Vielmehr bekam ich beim Lesen den Eindruck, daß hier ein gezielter Schlag vor allem gegen den Repräsentanten der "Geistlichen Gemeinde-Erneuerung", Pastor Kopfermann, ausgeteilt wird, dessen Gottesdienste und Seminare der Autor oft besucht hat.
Kritisiert werden neben wirklich gefährlichen Lehren und Praktiken aber auch Grundsätze, die - wenn sie wirklich von den Charismatikern vertreten würden - im Grunde ein Kompliment beinhalten: Ablehnung der historisch-kritischen Bibelexegese, "Weltflucht", biblische Ethik, Ablehung politischer Aktionen, Betonung der Bekehrung usw.
Da diese Vorwürfe - wären sie nur berechtigt! - jeden bibelgläubigen Christen und damit auch mich treffen, setze ich mich in diesen Punkten neben Kopfermann auf die Anklagebank - angeklagt von einer theologischen Strömung, die offensichtlich Hermann Hesse und Ernst Käsemann mehr achtet als die Autorität des Wortes Gottes.
Die Kritik an der charismatischen Bewegung ist ganz gewiß ein Gebot der Stunde, aber nicht von diesem Standpunkt aus und nicht in dieser Form, sondern mit der Bibel "in der Hand" und in einer geistlichen Gesinnung.
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